Depotabsicherung: 4 Strategien für die Absicherung gegen fallende Kurse

Lesedauer 11 Minuten

Langfristig steigen die Kurse von Aktien bzw. Aktien-ETFs. Doch kurzfristig können sie auch jederzeit fallen. Da stellt sich die Frage, ob und wie Privatanleger ihr Depot dagegen absichern können?

Die beste Depotabsicherung gegen fallende Kurse ist ein langfristiger Anlagehorizont.

Wenn du noch über 10, 20 oder 30 Jahre Vermögen aufbauen wirst, brauchst du dir über eine Depotabsicherung keine Gedanken zu machen.

Denn dann sitzt du vorübergehende Kurseinbrüche einfach aus.

Denn eine Depotabsicherung kostet extra und das Geld kannst du dir in diesem Fall bedenkenlos sparen.

Wenn du dagegen in absehbarer Zeit über dein Geld oder einen Teil davon verfügen möchtest, solltest du dir Gedanken darüber machen, wie du eine Depotabsicherung vornehmen kannst.

Möglichkeiten dazu gibt es mehrere und alle haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile.

Und alle kosten Geld, das deine Nettorendite mindert.

Doch wenn du aufs Rentenalter zugehst und einen Teil deines angelegten Geldes zur Sicherung deines Lebensstandards benötigst, dann wäre eine kurz- bis mittelfristige Depotabsicherung schon sinnvoll.

Welche Möglichkeiten es gibt und welche Vor- und Nachteile diese jeweils haben, wollen wir uns im Folgenden etwas genauer anschauen.

Überblick über Instrumente zur Depotabsicherung

Überblick über Instrumente zur Depotabsicherung

Geld an der Börse kann man nicht nur durch im Zeitablauf steigende Kurse verdienen, sondern auch, wenn die Kurse fallen.

Doch das hört sich einfacher an als es tatsächlich ist.

Denn auf lange Sicht steigen die Kurse im Zeitablauf – zumindest galt dies für die letzten 150 Jahre – und abwärts geht es meistens nur über kürzere Phasen.

So sind in den letzten 150 Jahren die Aktienkurse inflationsbereinigt im Durchschnitt  um rund 7 Prozent pro Jahr gestiegen.

Da aber alle Instrumente zur kurzfristigen Depotabsicherung Geld kosten, mindern diese Kosten deine langfristige Nettorendite an der Börse.

Für Privatanleger kommen folgende Instrumente zur kurzfristigen Depotabsicherung infrage:

  • Put-Optionsscheine
  • Put-Optionen
  • Hebel-Zertifikate
  • Short-ETFs.

Diese Instrumente stelle ich im Folgenden vor und erläutere  ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.

Depotabsicherung: Put-Optionsscheine

Optionsscheine sind Wertpapiere, die das Recht verbriefen, bei Fälligkeit eine bestimmte Menge des Basiswertes (z. B. deiner jeweiligen Aktie(n)) zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put).

Handelt es sich bei dem Basiswert um einen Index (der nicht ge- oder verkauft werden kann), erfolgt die Ausübung durch einen Barausgleich.

In den meisten Fällen werden Optionsscheine jedoch nicht ausgeübt.

Aufgrund ihrer Hebelwirkung werden sie vielmehr eingesetzt, um von einer zu erwartenden Kursbewegung zu profitieren.

Call-Optionsscheine steigen im Wert überproportional stark, wenn der Kurs des Basiswertes steigt.

Dagegen steigen Put-Optionsscheine im Wert überproprtional, wenn der Kurs des zugrundeliegenden Basiswertes fällt.

Deshalb lassen sich Put-Optionsseine gut zur Depotabsicherung einsetzen.

Vor- und Nachteile von Put-Optionsscheinen auf einen Blick

Lob & Kritik zu Optionsscheinen zur Absicherung eines Depots

Vorteile

  • Die Absicherung kann mit einer gängigen Formel leicht berechnet werden.
  • Optionsscheine sind einfach über die Börse handelbar.
  • Die Auswahl an Put-Optionsscheinen ist groß.
  • Der erforderliche Kapitaleinsatz ist überschaubar.
  • Bei steigender Volatilität (Schwankungsbreite) legen Put-Optionsscheine in Crash-Phasen überproportional zu.

Nachteile

  • Optionsscheine bergen durch das Emittentenrisiko das Risiko eines Total-Verlustes.
  • Die Preisbildung ist mitunter intransparent.
  • Der Emittent kann den Kurs zu deinen Ungunsten beeinflussen.
  • Die begrenzte Laufzeit erfordert eine zeitlich zutreffende Kursprognose und ggfs. einen erneuten Kauf von Optionsscheinen, wenn die Depotabsicherung fortgesetzt werden soll.

Depotabsicherung mit Put-Optionen

Eine weitere Möglichkeit, dein Aktiendepot gegen Kursrückgänge abzusichern, sind Put-Optionen.

Während man ETFs, Zertifikate und Optionsscheine ganz einfach wie Aktien über die Börse kaufen kann, werden Optionen am Terminmarkt gehandelt.

Dabei ist eine Option ein sogenanntes bedingtes Termingeschäft.

Wie bei einem Optionsschein hat der Besitzer das Recht, aber nicht die Pflicht, eine Aktie oder einen Index zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vorab vereinbarten Preis zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put).

Das heißt, über eine Option kann eine Aktie ge- oder verkauft werden. Dadurch bedingt ist der erforderliche Kapitaleinsatz bei einer Depotabsicherung oft höher als bei Optionsscheinen.

Optionen eignen sich deshalb eher für professionelle Investoren oder Privatanleger mit hohem Depotvolumen.

Anders als Optionsscheine oder Zertifikate sind Optionen keine von einem Emittenten herausgegebenen Inhaberschuldverschreibungen und beinhalten daher auch kein Emittentenrisiko.

Zusätzlich bringt der Handel an einer Terminbörse einen weiteren Vorteil mit sich:

Der Preis einer Option wird durch Angebot und Nachfrage sowie durch die Kursentwicklung des jeweiligen Basiswertes bestimmt. Bei Optionsscheinen werden die Preise dagegen durch die Emittenten gestellt.

Trotz einiger Vorteile kommen Optionen als Instrument zur Depotabsicherung für Privatanleger nur bedingt in Frage.

Beispiel zur Depotabsicherung mit Put-Optionen

Um zum Beispiel ein Portfolio im Wert von 50.000 Dollar zu hedgen, das in Aktien angelegt ist, müsste man drei Puts kaufen.

Unter Hedging versteht man übrigens die Absicherung von Wertpapierpositionen gegen eine negative Kursentwicklung durch den Kauf bzw. Verkauf von Derivaten (Futures, Optionen, Swaps), die geeignet sind, von derselben Kursentwicklung zu profitieren.

Wieso?

Nehmen wir an, du hättest Ende März drei S&P-Kontrakte mit Basispreis 150 Dollar gekauft, die im Juni fällig werden und jeweils 449 Dollar gekostet haben. Das ergibt 1.347 Dollar plus Gebühren ( 449 Dollar mal drei Kontrakte), das sind die Kosten für drei Monate Schutz. Wenn der Markt vor dem 22. Juli einbricht, begrenzen die Puts deine Verluste.

Dein Risiko:

In diesem Beispiel kannst du höchstens 1.347  Dollar verlieren, also die Kosten der drei Puts.

Und warum drei Put-Kontrakte?

Jeder von ihnen steht für 100 Anteile. Da du das Recht hast, 300 Anteile zum Stückpreis von 150 Dollar zu verkaufen, ergibt das Anteile im Wert von 45.000 Dollar, also genug, um 90 Prozent deines 50.000 Dollar schweren Portfolios abzusichern.

Vor- und Nachteile von Put-Optionen auf einen Blick

Put-Optionen zur Depotabsicherung

Vorteile

  • Die Absicherung ist leichter zu berechnen.
  • Es gibt kein Emittentenrisiko.
  • Der Preis kann nicht vom Emittenten beeinflusst werden.
  • Durch steigende Volatilität legen Put-Optionen in Crash-Phasen überproportional zu.

Nachteile

  • Anleger brauchen Zugang zum Terminmarkt.
  • Der erforderliche Kapitaleinsatz ist oft höher als bei Put-Optionsscheinen.
  • Auch hier erfordert die begrenzte Laufzeit eine zeitlich zutreffende Kursprognose und ggfs. den Kauf neuer Optionen zur Fortsetzung der Depotabsicherung.

Depotabsicherung: Hebel-Zertifikate

Mit diesem Instrument können Anleger ebenfalls auf fallende Aktien oder Indizes setzen, wie zum Beispiel den DAX oder einen anderen Index.

Wie bei Optionsscheinen oder Optionen können Anleger damit gehebelt, also überproportional, von der Entwicklung eines Basiswertes, also einer Aktie oder eines Index, profitieren.

Allerdings wird hier eine Schwelle festgesetzt, bei deren Erreichen das Hebel-Zertifikat wertlos verfällt.

Damit haben Hebel-Zertifikate eine sogenannte Knock-out-Schwelle:

Wird diese während der Laufzeit erreicht oder unterschritten, verliert der Investor sein eingesetztes Kapital.

Je näher sich der Kurs an diese Schwelle bewegt, desto größer sind das Risiko, aber auch der Hebel des Zertifikats.

Vor- und Nachteile von Hebel-Zertifikaten auf einen Blick

Zertifikate zur Depotabsicherung

Vorteile

  • Die Absicherung ist einfach zu berechnen.
  • Hebel-Zertifikate sind einfach über die Börse handelbar.
  • Es gibt eine große Auswahl an Zertifikaten.
  • Die Preisbildung ist transparent.
  • Als Open-End-Wertpapiere ermöglichen Hebel-Zertifikate eine lange Haltedauer.

Nachteile

  • Hebel-Zertifikate bergen ein Emittentenrisiko.
  • Es besteht ein hohes Risiko, die Knock-out-Schwelle zu erreichen oder zu unterschreiten.
  • Der Basispreis bleibt nicht konstant, was eine stetige Beobachtung notwendig macht.
  • Diese Form der Depotabsicherung ist recht teuer; teurer jedenfalls als mit Put-Optionsscheinen.

Depotabsicherung mit Short-ETFs

Bei einem klassischen ETF investiert der Anleger in einen Indexfonds, der die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index exakt abbildet.

Demgegenüber spiegelt der Short-ETF die Entwicklung des Aktienmarktes in umgekehrter (inverser) Form wider:

Fällt der Index um zehn Prozent, steigt der Short-ETF um zehn Prozent – und umgekehrt.

Short-ETFs bieten Anlegern damit die Möglichkeit, von fallenden Kursen zu profitieren oder zumindest eine Strategie zur Depotabsicherung zu verfolgen.

Absicherung des Depots mit Short-ETFs

Einen Short-ETF zu kaufen, verursacht erhebliche Risiken:

Anleger spekulieren nämlich gegen den langfristigen Trend.

Denn Aktienindizes wie der Dax, S&P 500 oder der Nasdaq konnten auf lange Sicht deutliche Wertzuwächse verzeichnen.

Short-Anleger wären also über die Jahre wesentlich schlechter gefahren als sogenannte Long-Investoren, die auf steigende Kurse an den Märkte setzten.

Besonders riskant wird die Wette auf fallende Kurse, wenn eine zusätzliche Hebelwirkung im Spiel ist.

Wer Short-ETFs mit Augenmaß einsetzt, kann diese Produkte aber durchaus für eine taktische Depotabsicherung verwenden.

Short-ETFs eigenen sich also eher für die kurzfristige Absicherung von Aktien-, Anleihen- oder Rohstoffinvestments.

Entwicklung eines DAX-ETFs und eines Short-DAX-ETFs

Depotabsicherung mit Short-ETFs

Der Chart stellt die Entwicklung eines DAX-ETFs vs. eines Short-DAX-ETFs dar.

Um die Wertentwicklung eines Short-ETFs genau zu berechnen, reicht es allerdings nicht aus, die Entwicklung des Index mit minus Eins zu multiplizieren.

Die Wertentwicklung ist auch noch von anderen Faktoren wie zum Beispiel dem Geldmarktsatz (EONIA) abhängig, denn die Entwicklung des Short-Index setzt sich aus der inversen Performance des Long-Index und zweimal dem EONIA-Zinssatz (Geldmarkt) zusammen.

Die doppelte Zinsgutschrift resultiert daraus, dass der Anleger Geld in den ETF investiert, dieser dann die Aktien im Index verkauft und dafür ebenfalls Geld gutgeschrieben bekommt.

Diese zwei Geldgutschriften werden dann zum Geldmarktsatz verzinst.

Davon müssen noch die Kosten für den Leerverkauf abgezogen werden

Die Wertentwicklung von Short-ETFs ist deshalb nicht immer leicht nachvollziehbar.

Im späteren Verlauf erfährst du außerdem, dass auch die reine Mathematik Short-Anleger einen Strich durch die Rechnung machen kann.

Damit ist die sogenannte Pfadabhängigkeit gemeint.

Auch wichtig:

Bei Short-ETFs gibt es keine zuvor festgelegten Knock-Out-Schwellen.

Ein plötzlicher Totalverlust des Investments bei Erreichen einer bestimmten Grenze ist bei Short-ETFs ausgeschlossen.

Der Kapitaleinsatz lässt sich durch einen Short-ETF mit einem hohen Hebel reduzieren.

Beispiele für die Entwicklung eines Short-ETFs

Szenario 1: Short-ETFs in einem fallenden Markt

Krisenherde ziehen auf, die Lage der Weltwirtschaft trübt sich merklich ein. Der Dax mit seinen exportorientierten Unternehmen knickt um 40 Prozent ein.

Ein herkömmlicher Dax-ETF-Investor würde binnen weniger Wochen einen beträchtlichen Teil seines Vermögens verlieren.

Experten raten in einem solchen Szenario zur Gelassenheit und vor allem zu Geduld.

Wer in diesem Szenario auf Short-ETFs gesetzt hat, der wurde reichlich belohnt.

Aus 10.000 EUR wären nicht 6.000 EUR, sondern 14.000 EUR geworden.

Szenario 2: Short-ETFs in einem steigenden Markt

Internationale Gefahren lösen sich in Luft auf, das Investitionsklima ist plötzlich viel besser als gedacht. Der Dax bekommt derart Rückenwind, dass er um 40 Prozent steigt.

Unser Short-ETF-Anleger fährt nun Verluste ein. Denn die Zahlenreihe sieht nun ganz anders aus:

Aus 10.000 EUR werden plötzlich 6.000 EUR und das obwohl mit einem ETF auf den Dax 14.000 EUR drin gewesen wären.

Und sieht man sich die Renditeentwicklung des Dax an, ist dieser Fall, wenn auch deutlich abgeschwächter, wesentlich wahrscheinlicher.

So konnte der Dax in den vergangenen 30 Jahren ganze 22 Mal zum Jahresende einen Kursanstieg vorweisen.

Kursrücksetzer konnten so immer wieder aufgeholt werden.

Risiken von Short-ETFs bei der Absicherung deines Depots

Risiken von Short-ETFs

Diese Rechenbeispiele und die Tatsache, dass Aktienmärkte sich in aller Regel langfristig positiv entwickeln, zeigen, dass sich Short-ETFs in keiner Weise für langfristigen Vermögensaufbau eignen.

Zu groß sind hier die Risiken, schmerzhafte Verluste einzufahren.

Viele Finanzexperten raten deswegen vor allem Privatanlegern, mit Short-ETFs sehr vorsichtig umzugehen.

Die wichtigsten Erkenntnisse einer Studie hierzu lauten:

Die Reduktion der Haltedauer und/oder der investierten Volumina wird von den Investoren so eingesetzt, dass das Risiko gehebelter ETFs minimiert wird.

Je niedriger der Hebel ist, desto mehr investieren die Anleger.

Um das Risiko bei doppelt gehebelten Produkten zusätzlich zu minimieren, sinkt die Haltedauer und/oder das investierte Volumen.

Die Studie dokumentiert also, dass sich Anleger beim Einsatz dieser Produkte scheinbar des Risikos bewusst sind und dementsprechend ihr Verhalten hinsichtlich Haltedauer und  Investitionsvolumen dem gestiegenen Risiko gegenüber anpassen.

Die Bedeutung der Pfadabhängigkeit

Wer in Short-ETFs investiert, sollte die daraus resultierende Pfadabhängigkeit kennen.

Denn die inverse Indexabbildung gilt bei Short-ETFs in der Regel nur auf Tagesbasis und bei einem längeren Haltezeitraum kann es hier zu erheblichen Abweichungen kommen.

Diesen Sachverhalt möchte ich anhand eines Beispiels verdeutlichen.

Beispiel zur Pfadabhängigkeit eines Short-ETFs

Tag Indexstand Änderung ggü. Vortrag Änderung ggü. Tag 0 Short-ETF Änderung ggü. Tag 0
0 7.500 100 €
1 7.200 – 4,00 % – 4,00 % 104 € +4,00 %
2 7.600 + 5,56 % + 1,33 % 98,22 € – 1,78 %
3 7.800 + 2,63 % + 4,00 % 95,64 € – 4,36 %
4 7.300 – 6,41 % – 2,67 % 101,77 € + 1,77 %
5 7.500 + 2,74 % 0,00 % 98,98 € – 1,02 %
6 7.400 – 1,33 % – 1,33 % 100,30 € + 0,30 %
7 7.600 + 2,70 % + 2,70 % 97,59 € – 2,41 %
8 7.500 – 1,32 % 0,00 % 98,88 € – 1,12 %
9 7.450 – 0,67 % – 0,67 % 99,54 € – 0,46 %
Quelle: Anlegen wie die Profis mit ETFs, Claus Hecher

Gehen wir zunächst davon aus, dass ein Anleger bei einem Indexstand von 7.500 Punkten mit fallenden Kursen rechnet und davon mit einem Short-ETF profitieren möchte. Er wählt dazu einen Short-ETF ohne Hebel. Der Anleger zahlt für einen Short-ETF-Anteil 100 Euro.

An Tag 1 fällt der Index um vier Prozent, der Wert seiner ETF-Anteile erhöht sich erwartungsgemäß um vier Prozent, auf 104 Euro. Am Folgetag erholen sich die Märkte deutlich. Der Index steigt um 5,56 Prozent auf 7.600 Punkte. Vergleicht man nun die Indexentwicklung seit dem Starttag in Höhe von + 1,33 % mit der Entwicklung des Short-ETF, würde man zunächst eine Entwicklung in Höhe von – 1,33 % erwarten. Tatsächlich notiert der Short-ETF aber bei 98,22 Euro und damit ein Minus von 1,78 Prozent erwirtschaftet. Dies liegt an der höheren Basis (104 Euro) von der die Indexentwicklung berechnet wird. Dieser Effekt ist auch in den folgenden Tagen zu beobachten.

Formel: 104 Euro x 5,56 % = 5,78 Euro. 104 Euro – 5,78 Euro = 98,22 Euro.

Nach einem munteren Auf und Ab notiert der Index an Tag 8 wieder auf dem Ausgangsniveau von 7.500 Punkten. Der Short-ETF notiert aufgrund der Pfadabhängigkeit allerdings bei 98,88 Euro und ist damit mit 1,12 Prozent im Minus.

Obwohl sich der Index letztendlich nicht verändert hat, hätte ein Short-Anleger gut ein Prozent verloren.

An Tag 9 notiert der Index bei 7.450 Punkten und damit tatsächlich unter dem Ausgangsniveau.

Dennoch hat der Short-ETF dem Anleger mit – 0,46 % einen ansehnlichen Verlust beschert.

Das Beispiel ist bewusst so gewählt, denn die Probleme, die sich aus der Pfadabhängigkeit ergeben, treten besonders bei stark schwankenden Märkten auf.

Bei einer konstanten Abwärtsbewegung begünstigt die Pfadabhängigkeit allerdings den Ertrag des Anlegers.

Vor- und Nachteile von Short-ETFs auf einen Blick

Vor- und Nachteile von Short-ETFs zur Depotabsicherung

Vorteile

  • Short-ETFs bergen kein Emittentenrisiko.
  • Sie können einfach über die Börse gehandelt werden.
  • Short-ETFs sind recht kostengünstig.

Nachteile

  • Der negative Zinseszinseffekt durch die Pfadabhängigkeit kann sich bei großen Kursschwankungen auf längere Sicht erheblich auswirken.
  • Der erforderliche Kapitaleinsatz zur Depotabsicherung ist hoch, vor allem bei ungehebelten Short-ETFs.

Instrumente zur Depotabsicherung in der Praxis

Depotabsicherung in der Praxis

Die bisher vorgestellten Instrumente zur Depotabsicherung haben alle ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.

Übrigens kann der erforderliche Absicherungsbedarf leicht anhand folgender Formel errechnet werden:

Anzahl der Put-Optionsscheine = (Depotwert / (Indexstand x Bezugsverhältnis) )

Angenommen, du besitzt für 10.000 EUR einen Indexfonds, der bei 12.000 Punkten notiert.

Du suchst dann im Internet einen Put-Optionsschein auf diesen Index mit einem Basispreis von 12.000 Punkten und einer Laufzeit von 12 Monaten.

Ein Put-Optionsschein mit einem Basispreis 12.000 erlaubt dir, den Index am Tag der Fälligkeit für 12.000 Punkte zu verkaufen. Auch, wenn der Index dann deutlich tiefer notieren sollte.

Die Anzahl der erforderlichen Put-Optionsscheine kann leicht rechnerisch ermittelt werden:

Du teilst einfach den Depotwert, also 10.000 EUR durch den Indexstand mal dem Bezugsverhältnis, also 12.000 mal 0,01.

Als Ergebnis erhältst du den Wert von 83,33 Stück, gerundet 83.

Wenn du also 83 dieser Put-Optionsscheine kaufst, hast du eine Depotabsicherung für deine Indexanteile abgeschlossen.

Optionsscheine sind wegen der deutlich günstigeren Absicherungskosten und des fehlenden Knock-out-Risikos meist die bessere Wahl.

Wer sein Depot zum Beispiel für ein Jahr absichern möchte, wird wahrscheinlich mit Put-Optionsscheinen das beste Ergebnis erzielen.

Wer dagegen nur für wenige Tage einen Versicherungsschutz benötigt, fährt wohl mit Short-ETFs am besten, wobei deren Konstruktion allerdings einen längerfristigen Einsatz zur Depotabsicherung ausschließt.

Dennoch ist eine ständige Depotabsicherung über einen Zeitraum von mehreren Jahren eher nicht sinnvoll.

In der Praxis werden die Kosten der Depotabsicherung bei etwa 5 bis 15 Prozent pro Jahr liegen, was sich sicherlich in Crash-Phasen lohnen kann, nicht aber langfristig.

Denn diesen Kosten stand in der Vergangenheit eine inflationsbereinigte durchschnittliche  Rendite von 7 Prozent p. a. entgegen.

Wer sehr langfristig investiert, dürfte besser beraten sein, auf eine Depotabsicherung zu verzichten und stattdessen mögliche Rückschläge durch eine Baisse einfach auszusitzen.

Wirklich interessant ist eine Strategie zur Depotabsicherung nur, wenn du weißt, dass du dein Depot oder einen Teil davon in absehbarer Zeit (in ein bis zwei Jahren) auflösen möchtest.

Um zum Beispiel deine gesetzliche Rente aufzustocken und so deinen monatlichen Lebensstandard im Alter zu sichern.

Wenn du das Thema Depotabsicherung übrigens vertiefen möchtest, dann kann ich dir folgendes Büchlein sehr empfehlen:

Judith Engst / Rolf Morrien:

Depot-Absicherung leicht gemacht – Wie Sie das eigene Portfolio absichern und sogar von Kursschwankungen profitieren, FinanzBuch Verlag, München 2019, 160 S., EUR 14,99.

4 Gedanken zu „Depotabsicherung: 4 Strategien für die Absicherung gegen fallende Kurse“

  1. Hallo Herr Dr. Nawatzki,

    eine in ihrer Kürze sehr instruktive Übersicht. Vielen Dank dafür. Bei den Optionsscheinen führen Sie als Nachteil auf, daß deren Preise intransparent und vom Emittenten beeinflußbar seien, weil dieser die Kurse stelle. Letzteres tun die Börsenbroker bei den Aktienkursen auch. Oder gibt es da Unterschiede?

    mfG

    Joachim

    Antworten
    • Hallo Joachim,

      die Kursfeststellung bei Optionsscheinen und durch Market Maker bei ETFs ist nicht ohne Weiteres miteinander zu vergleichen. Man kann das sehr schön nachlesen in dem Buch von Dr. Markus Thomas: Das ETF Anlegerbuch: Alles über börsengehandelte Indexfonds. So funktionieren ETFs, Börsenhandel und Sparpläne mit ETFs, XENIX Media, Berlin, o. J., Seite 77 ff.

      Leider habe ich nicht die Zeit, das hier kurz zusammenzufassen. Das Buch ist übrigens sehr lesenswert!

      Viele Grüße

      Jürgen

      Antworten
  2. Hallo Jürgen,

    danke für deinen sehr lehrreichen und informativen Artikel über die Depotabsicherung. Wir fanden ihn sogar so gut, dass wir uns beim Schreiben unseres Beitrags an deinem orientiert haben.

    Viele Grüße
    Lucas von Erfolgsquelle

    Antworten

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