ETF-Dachfonds: Pro und Contra im Widerstreit

Lesedauer 3 Minuten

Mittlerweile gibt es auch aktiv gemanagte ETFs in Form von Dachfonds. Was spricht für und was gegen sie? Sind ETF-Dachfonds eine empfehlenswerte Geldanlage?

Dachfonds investieren das Kapital ihrer Anleger in andere Fonds.

Mittlerweile gibt es auch Dachfonds für Exchange Traded Funds (ETFs), also börsengehandelte Indexfonds.

Damit können Anleger gleichzeitig in unterschiedliche ETFs investieren.

Doch welche Chancen und Risiken haben ETF-Dachfonds?

Wie ETF-Dachfonds funktionieren

ETF-Dachfonds

Vereinfacht gesagt, sind ETF-Dachfonds Fonds, die in mehrere verschiedene ETFs investieren.

Auf diese Weise steckt der Anleger sein Kapital über den Dachfonds in mehrere ETF-Töpfe.

Diese bilden nun verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen ab.

Dabei mischen ETF-Dachfonds je nach Anlagestrategie die Indexbausteine mit unterschiedlichem Gewicht.

Aufgrund dieser Mischung handelt es sich um eine doppelte Risikostreuung:

Einmal auf Ebene des einzelnen ETFs und einmal durch den Mix im Dachfonds.

ETF-Dachfonds verfolgen eine aktive Anlagestrategie

Auch ein ETF-Dachfonds bildet den Verlauf von Indizes ab.

Wenn der Kurs steigt, steigt auch der Wert des Dachfonds und umgekehrt.

Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied:

ETF-Dachfonds haben in der Regel einen Fondsmanager, der sie üblicherweise aktiv managt.

Er entscheidet, welches Gewicht jeder einzelne Indexfonds und damit eine bestimmte Anlageklasse erhält.

Gleichzeitig liegt darin die größte Gefahr eines ETF-Dachfonds:

Ein Fondsmanager trifft leider nicht immer die richtigen Entscheidungen.

Hinzu kommt:

Die Anleger müssen die Kosten des Fondsmanagement tragen.

Was spricht für ETF-Dachfonds?

Für Experten liegt ein Vorteil in der sehr breiten Risikostreuung eines Dachfonds.

Doch sollten Anleger genau darauf achten, welche Indexfonds im Portfolio des ETF-Dachfonds enthalten sind.

Denn je nachdem, welche Anlageklassen mit welchem Gewicht im Dachfonds enthalten sind, verändert sich das Verhältnis von Rendite und Risiko.

So müssen Anleger bei aktienlastigen Fonds mit stärkeren Schwankungen rechnen als bei Produkten, die Anleihen höher gewichten.

Informationen über die Zusammensetzung des jeweiligen Fonds kann man meist den Internetseiten des jeweiligen Emittenten entnehmen.

Einen Überblich über verschiedene Anlageklassen liefert auch folgendes Video:

Und was spricht gegen Sie?

Verbraucherschützern sind die Kosten der Dachfonds ein Dorn im Auge.

So können ETF-Dachfonds bis zu 1,4 Prozent p. a. an Verwaltungsgebühr kosten.

Das ist deutlich mehr als normale ETFs kosten, nämlich im Schnitt nur 0,37 Prozent p. a.

Damit sind sie von den Kosten her durchaus mit klassischen Investmentfonds vergleichbar.

Zusätzlich fordern einige dieser Fonds ein ertragsabhängiges Zusatzentgelt:

Eine sogenannte Performance Fee.

Dadurch wird das ETF-Prinzip völlig auf den Kopf gestellt.

Ein Beispiel aus der Praxis

Im folgenden möchte ich einen ETF-Dachfonds vorstellen, der gerade auf dem Markt gekommen ist und der nicht aktiv gemangt wird.

Bisher hatte ComStage seinen Kunden einzelne ETFs als Bausteine für ein idividuelles Portfolio zur Verfügung gestellt.

Doch nun wird erstmals ein Portfolio-Indexfonds angeboten.

Dabei kombinieren die Fondsmanager der Commerzbank einzelne ETFs aus dem eigenen Haus zu einer fertigen Vermögensstrategie.

Der ComStage Vermögensstrategie UCITS ETF (WKN: ETF701) ist ein passiver ETF-Dachfonds in Form eines Portfolio-ETF und einer Gesamtkostenquote von 0,49 Prozent p. a.

Dabei folgt dieser Dachfonds festen Allokationsregeln und wird nicht aktiv durch Markteinschätzungen eines Fondsmanagement gesteuert.

Die Allokation entspricht zu

  • 60 Prozent Aktien (global),
  • 30 Prozent Anleihen (Deutschland, Europa. USA) und
  • 10 Prozent Rohstoffen (Edel- und Industriemetalle sowie Energie).

Das kann man als ausgewogene Portfolio-Allokation bezeichnen.

Dabei beitet dieser ETF-Dachfonds ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio mit einem leichten Schwerpunkt auf den deutschen bzw. europäischen Heimatmarkt.

Einmal jährlich im Frühjahr wird das Portfolio an die Ursprungsgewichtung angepasst.

Dieser Dachfonds eignet sich für Anleger, die sowohl Zeit als auch Aufwand herunterfahren möchten und die Bausteine ihres Portfolios nicht selbst konfigurieren möchten.

Da der Fonds neu auf dem Markt ist, ist derzeit noch nicht klar, welche Direktbanken ihn als ETF-Sparplan anbieten werden.

Fazit: Lohnen sich ETF-Dachfonds?

Der Ratingagentur Morningstar zufolge ist die Rendite von Dachfonds selten besser als bei vergleichbaren Indizes.

Das liegt vor allem daran, dass das Managment das Portfolio häufig umschichtet, was sich negativ auf die Kosten auswirkt.

Verbraucherschützer empfehlen sogar, eher in einzelne ETFs als in Dachfonds zu investieren.

Schließlich schneiden auch diese nicht schlechter ab als der Markt und das zu niedrigeren Kosten.

 

6 Gedanken zu „ETF-Dachfonds: Pro und Contra im Widerstreit“

  1. Hallo Jürgen,
    aus meiner Sicht ist ein ETF Dachfond ein neuer Versuch der Banken und Broker, den Geldanlegern möglichst viel Geld über die Kosten abzuziehen. Das darf man denen aber auch nicht verübeln 🙂
    Trotzdem: ein Dachfond kann breit aufgestellt sein wie er will – diversifizierter als ein MSCI World mit 1.600 Unternehmen im Bauch wird er kaum werden. Denn dort sind die mittleren und auch viele „kleine“ Unternehmen schon mit drin. Die will man jetzt über „Small Caps“-ETFs oder Dachfonds wieder den Anlegern für teuer Geld verkaufen.

    Antworten
    • Natürlich ist ein Dachfonds wie der Comstage Vermögensstrategie etwas teurer und er ist auch nicht breiter aufgestellt als ein MSCI World.

      Aber er hat als Dachfonds das Domizil Deutschland – das macht ihn relativ einzigartig und bedeutet für viele passive Anleger einen unglaublichen Vorteil.

      Schliesslich muss ich bei einem ausländischen Thesaurierer nach 25 Jahren bei monatlicher Besparung nur schlappe 400 Dokumente für die korrekte Versteuerung vorlegen (12×25 Kaufbelege, 25 Steuererklärungen, 25 x KAP, 25 Thesaurierungsbescheinigungen, 25 Bankbescheinigungen); und da mich das Studium des Bundesanzeiger auch nicht gerade reizt, wirken die Zusatzkosten eines Dachfonds (wie hier beim Comstage Vermögensstrategie von 0,25%) im Vergleich zu Einzel-ETFs auf mich recht attraktiv.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.