Überblick über Kriterien zur Bewertung eines ETFs

Lesedauer 5 Minuten

Wer sich ETFs ins Depot legen möchte, hat die Qual der Wahl. Bei weltweit mehr als 7.000 verschiedenen Indexfonds fällt die Auswahl schwer. Anhand welcher Kriterien sollte man also einen ETF beurteilen und auswählen?

Allein an der Frankfurter Börse werden mehr als 1.300 verschiedene ETFs gehandelt.

ETFs sind der Anlagetrend unserer Zeit und die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger.

Die ETF-Anbieter bedienmen also diesen Trend und kreieren laufend neue ETFs.

Weltweit werden mehr als 7.000 verschiedene Indexfonds angeboten, in die rund 6.000 Milliarden US Dollar investiert sind, davon über 700 Milliarden in Europa.

Da stellt sich natürlich für einen Investmentanfänger die Frage, anhand welcher Kriterien zur Bewertung eines ETFs dieser beurteilt und auswählt werden sollte?

Überblick über Kriterien zur Bewertung eines ETFs

Computer: Bewertung eines ETFs

Der Index

An erster Stelle steht natürlich der Index, den der auszuwählende ETF abbilden soll.

Zwar gibt es weltweit mehr als 243.000 verschiedene Indizes, doch sollte ein Investmentanfänger sich einen marktbreiten ETF aussuchen und sich hier als ETF-Investor nicht auf Experimente einlassen.

Mit einem ETF auf Indizes wie zum Beispiel dem MSCI World Index oder dem Euro Stoxx 600 liegen Privatanleger schon mal ganz richtig.

Beispielsweise sind im MSCI World Index über 1.600 verschiedene Unternehmen aus 23 Industrieländern und den größten und wichtigsten Branchen enthalten.

Damit hat man schon einmal eine hervorragende Risikostreuung.

Mit dem Index entscheidet man sich auch für eine Anlageklasse, also

  • Aktien,
  • Anleihen,
  • Immobilien,
  • Rohstoffe,
  • Währungen oder den
  • Geldmarkt.

Währung

Aus der Wahl der Währung kann ein Wechselkursrisiko entstehen.

Diese entstehen für Anleger immer dann, wenn diese in einen anderen Währungsraum investieren als in ihren heimatlichen.

Dabei ergeben sich Wertschwankungen eines nicht in Euro notierenden internationalen Investments aus zwei Kompoenenten:

Bei einem Investment in ETFs sind das erstens die Wertschwankungen der im ETF enthaltenen Wertpapiere und zweitens die Entwicklung des Euros zur fremdländischen Währung.

Gewinnverwendung

Ein weiteres Kriterium ist die Gewinnverwendung des jeweiligen ETFs.

Dabei gibt es zwei Arten der Gewinnverwendung:

Einmal ETFs, die ihre laufenden Erträge ausschütten und zum anderen ETF, die ihre Erträge einbehalten, was in der Investmentfachsprache thesaurieren heißt.

Für jemanden, der langfristig Vermögen aufbauen möchte, sind also am ehesten thesaurierende ETFs geeignet.

Oft gibt es mehrere ETFs für einen Index, so dass man sich den mit der gewünschten Gewinnverwendungsart aussuchen kann.

Domizil

Das Domizil gibt an, in welchem Land der ETF aufgelegt ist.

Dabei macht es steuerlich einen Unterschied, wo der ETF beheimatet ist (Inland oder Ausland) und ob er seine Gewinne ausschüttet oder thesauriert:

„Der Umfang der steuerpflichtigen Erträge eines ETFs ist abhängig davon, ob es sich um einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF handelt.

Im Hinblick auf die Frage, ob die Kapitalertragssteuer an der Quelle erhoben wird oder der Anleger zur Veranlagung verpflichtet ist, kommt es auch darauf an, ob es sich um einen in- oder ausländischen ETF handelt, ob der Anleger sein Depot bei einer in- oder ausländischen Depotbank führt, ob die Erträge ausgeschüttet oder thesauriert werden und welche Erträge der ETF in Abhängigkeit von seiner Replikationsmethode des zugrundeliegenden Index erwirtschaftet.

Die laufenden Erträge eines inländischen ausschüttenden ETFs unterliegen der Abgeltungssteuer, wobei diese von der depotführenden Bank abgeführt wird.

Bei einem thesaurierenden inländischen ETF besteht eine Steuerpflicht für sogenannte ausschüttungsgleiche Erträge wie Zinsen und Dividenden. Der Steuerabzug erfolgt hier ebenfalls durch die depotführende Bank.

Handelt es sich um einen im Ausland aufgelegten ausschüttenden ETF, ist die Regelung in Bezug auf die laufenden Erträge identisch mit der für inländische ETFs.

Nur im Fall einer Thesaurierung der Erträge im ETF gilt eine abweichende Regelung:

Da weder der ausländische ETF noch die depotführende Bank zum Zeitpunkt der Thesaurierung Abgeltungssteuer einbehalten, muss der Anleger die Erträge in seiner Einkommenssteuererklärung gegenüber dem Finanzamt angeben.“

Quelle: Wie muss man ETFs versteuern?

Allerdings tritt 2018 eine Reform des Investentsteuergesetzes in Kraft und diese Regelungen ändern sich dann.

Informationen zu dieser Reform findest du hier.

Indexabbildung und Bewertung eines ETFs

Indexabbildung

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Art und Weise, wie ein ETF seinen Referenzindex abbildet. Dabei gibt es drei verschiedene Methoden:

  • Physische Replikation
  • Sampling
  • Synthetische Nachbildung.

Bei der physischen Replikation kauft der ETF alle Aktien, die im Index enthalten sind und berücksichtigt dabei auch die Marktkapitalisierung.

Das geht gut bei kleineren Indizes, wie zum Beispiel dem DAX, der lediglich 30 Werte umfasst.

Da bei größeren Indizes die erforderlichen Verwaltungsaktivitäten bei der physischen Replikation schnell ausufern, kommt hier häufig die Sampling-Methode zum Einsatz.

Dabei werden nicht alle Aktien eines ETFs gekauft, sondern nur eine statistisch relevante repräsentative Auswahl.

Beispielsweise enthalten ETFs, die den MSCI All Country World Index mit über 2.400 verschiedenen Werten abbilden, zum Teil nur ca. 800 ausgewählte Aktien.

Und die dritte Methode funktioniert vollkommen anders:

Bei der synthetischen Nachbildung kauft der jeweilige ETF x-beliebige Wertpapiere, die oft nichts mit denen des Index zu tun haben und holt sich die Wertentwicklung über einen Swap (Tauschgeschäft) mit seiner Depotbank.

Vorteil dieser Methode: geringere Kosten als bei der pysischen Replikation und genauere Ergebnisse als mit der Sampling-Methode.

Nachteil: Das sogenannte Kontrahentenrisiko, dass darin besteht, dass der Swap-Partner ausfallen und dadurch ein Verlust entstehen kann, dem in der Praxis durch eine Übersicherung Rechnung getragen wird.

Total Expense Ratio (TER)

Die TER gibt die Höhe der jährlichen Verwaltungskosten eines Indexfonds an.

Diese sind deutlich geringer als die TER aktiv gemanagter Fonds, da ETFs u. a. kein teures Fondsmangement benötigen.

Werden zu einem Index verschiedene ETFs angeboten, sollte man also einen Blick auf die Höhe der TER werfen.

Die TER sind eines der wichtigsten Kriterien zur Bewertung eines ETFs.

Tracking Error

Da die TER nicht alleine die Abweichnung eines ETFs von seinem Referenzindex bestimmen, gibt es als Maß für die Güte eines ETFs noch den Tracking Error.

Dieser gibt die Gesamtabweichung eines ETFs von seinem Index an.

Je näher der ETF mit seiner Performance an der Wertentwicklung seines Index liegt, desto besser.

Beispielsweise ist in den TER noch nicht enthalten, welche Ergbenisse ein Indexfonds mit der Wertpapierleihe erzielt, die meist die Abweichung des ETFs vom Referenzindex reduziert.

Fast alle Fonds verleihen gegen eine Gebühr ihre enthaltenen Wertpapiere, was der Rendite dieser Fonds zugutekommt.

Letztlich gibt also der Tracking Error darüber Auskunft, wie stark der jeweilige ETF von seinem Index abweicht.

Spread

Beim ETF-Handel fallen wie beim Aktienhandel Spreads an.

Dabei liegt der Verkaufspreis stets über dem Kaufpreis und diese Differenz geht an den sogenannten Market Maker.

Jeder ETF-Anbieter hat mindestens einen Market Maker an der Deutschen Börse, der sich verflichtet, jederzeit Kauf- und Verkaufskurse zu stellen.

Damit sorgt der Market Maker dafür, dass jeder ETF jederzeit ge- und verkauft werden kann.

Je geringer der Spread – auch Geld-Brief-Spanne genannt – desto geringer sind die Handelskosten für den Anleger.

Ist der ETF sparplanfähig?

Für viele Privatanleger ist es ein wichtiges Kriterium, ob ein ETF auch sparplanfähig ist.

Das ist nicht bei jedem ETF gegeben und ist wichtig, wenn sich Anleger mit regelmäßigen Sparbeiträgen ein privates Vermögen aufbauen wollen.

Weiterhin ist in diesem Zusammenhang wichtig, ob der Kauf des jeweiligen ETFs Transaktionskosten – auch Ordergebühren genannt – verursacht, oder ob diese aufgrund von Rabattaktionen entfallen.

Ist dies der Fall, fließen tatsächlich 100 Prozent der Spararte in den jeweiligen ETF.

Bewertung eines ETFs

Fazit

Es gibt also eine ganze Reihe an Kriterien zur Bewertung eines ETFs.

Auf den ersten Blick mögen diese vielleich ein wenig verwirren.

Doch nach ein wenig Beschäftigung mit diesem Thema wird dir als Privatanleger schnell klar, worauf du achten solltest, wenn du in ETFs investieren willst.

Denn die Kriterien zur Bewertung eines ETFs sind überschaubar.

3 Gedanken zu „Überblick über Kriterien zur Bewertung eines ETFs“

  1. Hallo und guten Tag.
    Was ist denn von den Überlegungen zu halten, die aufgrund der inflationären Geldmenge, die zur Zeit unter anderen von der EZB ins System gepumpt wird, davon ausgehen, dass die Blase unweigerlich platzen muss. Und die jetzt eingezahlten Gelder pulverisiert werden?
    MfG
    BSt

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