Warum massive Altersarmut ein Thema für die Generation Y ist

Lesedauer 4 Minuten

Altersarmut ist ein Thema, das zukünftige Rentnergenerationen verstärkt beschäftigen wird. Schon heute gelten in Deutschland rund 2,85 Millionen Rentner als arm. Besonders betroffen wird hiervon aller Voraussicht nach die Generation Y sein.

Ursachen für massive Altersarmut

Massive Altersarmut bedeutet, pro Monat weniger als 987 EUR an Rente zur Verfügung zu haben.

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Gebrochene Erwerbsbiografien aufgrund von längerer Krankheit und Arbeitslosigkeit.
  • Außerdem arbeiten heute mehr als 20 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor. Darauf ist das deutsche Rentensystem nicht vorbereitet.
  • Zu viele Menschen verdienen zu wenig, um sich mit einer privaten Altersvorsorge fürs Alter absichern zu können. Dazu gehören Geringverdiener, Alleinerziehende oder Einzelunternehmer, die sich alle meist keine private Altersvorsorge leisten können.
  • Oft betroffen sind vor allem Frauen, die erstens meist schlechter bezahlt werden als Männer und zweitens eine Zeit lang zuhause bleiben und Kinder groß ziehen. Vor allem nach einer Scheidung geraten sie oft in die Armutsfalle.

Geringverdiener zahlen deshalb nur wenig in die gesetzliche Rentenversicherung ein.

Und in private Rentensparverträge so gut wie gar nicht.

Die Folge:

Der Staat muss ihnen später mit Grundsicherung (Sozialhilfe der Rentner) das Existenzminimum sichern.

Das Rentenniveau sinkt

Hinzu kommt, dass das Rentenniveau aufgrund der Rentenreform von Rot-Grün im Jahre 2001 absinkt.

Von deutlich über 50 Prozent vor ein paar Jahren ist es bereits auf heute noch knapp 48 Prozent gesunken und es wird weiter auf 43 Prozent im Jahre 2030 absinken.

Und wenn nach der Bundestagswahl keine Rentenreform kommt, wird es bis 2040 noch weiter auf 41,6 Prozent absinken.

Und durch den demografischen Wandel steht der Generationenvertrag auf wackligen Beinen:

Massive Altersarmut durch demografischen Wandel

Die Alten werden immer älter und bezahlen müssen dies die Jungen.

Während heute drei Erwerbstätige einen Rentner finanzieren, werden es 2050 voraussichtlich nur noch zwei sein.

Warum die Generation Y besonders betroffen ist

Massive Altersarmut bedroht diese Generation

Bei der Generation Y – den zwischen 1980 und 1995 Geborenen – ist manches anders als in früheren Generationen.

Sie steigen oft mit befristeten Arbeitsverträgen in den Job ein und haben deutlich weniger Planungssicherheit als frühere Generationen.

Zudem sind die Anfangsgehälter oft niedrig.

Zwei Faktoren, die dazu führen, dass Millennials oft keine private Altersvorsorge haben.

So sind nach dem ZDF-Politbarometer vom 25.11.2016

  • nur etwa 20 Prozent der jungen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren gut abgesichert und
  • nur 40 Prozent der Menschen zwischen 30 und 40 Jahren.

Generationenforscher wie Klaus Hurrelmann kommen aufgrund der gesamten Entwicklungen zum Thema Generationenvertrag und Rente deshalb zu dem Schluss, dass die Milennials für zwei Generationen vorsorgen müssen:

  • Zum einen für die heutigen Rentner und
  • zum anderen für sich selbst.

Vor allem, weil ihr die die Nachkommen fehlen werden, die einmal für ihre Rente sorgen könnten.

Was gerade vom Bundestag beschlossen wurde

Gegen massive Altersarmut kann nur die Politik etwas unternehmen

Knapp 47 Prozent der Arbeitnehmer mit weniger als 1.500 Euro Verdienst im Monat zahlen nach Angaben der Bundesregierung weder in eine Betriebsrente noch in eine staatlich geförderte Riester-Rente ein.

Damit ist massive Altersarmut vorprogrammiert.

Als Reaktion auf diese Entwicklungen hat die Koalition aus CDU und SPD sich auf ein Gesetzespaket verständigt, um die betriebliche und private Altersvorsorge zu stärken.

Zusätzliche Einnahmen zur gesetzlichen Rente aus Betriebs- und Riesterrenten sollen im Alter ein ausreichendes Auskommen sichern.

Das Gesetzespaket sieht vor, ab 2018 die staatlichen Zulagen zur Riester-Rente zu erhöhen und bei der Grundsicherung im Alter einen Freibetrag einzuführen.

So soll die jährliche Grundzulage des Staates für Riester-Verträge um 21 Euro von 154 auf 175 Euro steigen.

Und für Betriebsrenten gibt es ein neues Sozialpartnermodell, bei dem Arbeitnehmer erstmals keine Garantie mehr für die aus ihren Beiträgen zu erwartende Rente erhalten.

So erhalten Arbeitgeber einen Zuschuss von 30 Prozent für Geringverdiener bis 2.200 Euro im Monat, wenn sie 240 bis 480 Euro pro Jahr zusätzlich zum Lohn in die betriebliche Altersvorsorge einzahlen.

Den Förderbetrag in Höhe von 72 bis 144 EUR können sie von der Lohnsteuer einbehalten.

Zudem werden Arbeitgeber generell zu einem Zuschuss verpflichtet, wenn ihre Beschäftigten einen Teil ihres Lohns sozialabgabenfrei in einen Beitrag für eine Betriebsrente umwandeln.

Der Zuschuss beträgt 15 Prozent des Sparbeitrags der Arbeitnehmer, soweit der Arbeitgeber durch die Entgeltumwandlung Sozialbeiträge spart.

Für Neuverträge wird dies ab 2019 gelten, für bestehende Verträge ab 2022.

Außerdem können zukünftig ganze Belegschaften automatisch in eine betriebliche Altersvorsorge einbezogen werden.

Nur auf eigenen Wunsch können einzelne Arbeitnehmer dies ablehnen.

Arbeitnehmer können zudem mehr Lohn steuerfrei in Vorsorgebeiträge umwandeln.

Der Höchstbetrag steigt von vier auf acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung (West) von derzeit 76.200 Euro jährlich.

Der Höchstbetrag läge also bei etwas über 6.000 Euro.

Und in der Grundsicherung im Alter, die Hartz IV für Erwerbsfähige entspricht, wird ein Freibetrag für Einkommen aus Betriebs- und Riesterrenten neu eingeführt.

Fazit: Massive Altersarmut durch Vorsorge abwenden

Massive Altersarmut durch private Vorsorge abwenden

Die letzte Rentenreform ist eine ganze Weile her und seitdem sinkt das Rentenniveau.

Während das Rentenniveau in Europa bei im Durchschnitt 60 Prozent liegt, sinkt es in Deutschland in Richtung 41,6 Prozent im Jahre 2040.

Zusätzliche Altersvorsorge – betrieblich und privat – ist deshalb unerlässlich, wenn nicht massive Altersarmut dein Schicksal werden soll.

Das gilt besonders für die Generation Y, die für zwei Generationen vorsorgen muss:

Für die Rentner von heute und für sich selbst.

Deshalb stärkt die Bundesregierung die betriebliche und private Vorsorge.

Die staatlichen Zulagen für die Riester-Rente steigen und werden dieses mehrfach totgesagte Instrument der privaten Altersvorsorge wiederbeleben.

4 Gedanken zu „Warum massive Altersarmut ein Thema für die Generation Y ist“

  1. Hallo Jürgen,

    ich möchte etwas gegen meine zu erwartende Altersarmut tun, ich möchte mir eine Eigentumswohnung kaufen, in der ich dann im Rentenalter leben kann.
    Ich bin Jahrgang 1964, alleinerziehend mit drei Kindern, das Jüngste ist 6 Jahre alt, bekomme Unterhalt und arbeite zur Zeit 20 Stunden wöchentlich. Mehr kann ich derzeit mit drei Kindern nicht arbeiten, ohne diese zu vernachlässigen.

    Alleinerziehend bin ich seit 4 Jahren, habe nebenbei meine Prüfung zum Bilanzbuchhalter gemacht und einen neuen Job gefunden.
    Mein Einkommen setzt sich aus eigener Tätigkeit, Unterhalt für mich, Unterhalt für die Kinder, Kindergeld, Mieteinnahmen aus einem unbelasteten Immobilienanteil und Dividenden zusammen. Ich komme derzeit auf ein Nettoeinkommen von 4600 EUR.

    Ich verfüge über Bar- und Bankguthaben in Höhe von 80.000 EUR, der Wert meines nicht belasteten Immobilienanteils beträgt auch ca. 80.000 EUR, ich habe Lebensversicherungen die mit ca. 50.0000 EUR zum Tragen kommen werden. Schulden habe ich keinen einzigen Cent.

    Jetzt möchte ich eine Immobilie im Wert von 160.000 EUR plus ca. 12,5 % Kaufnebenkosten kaufen, um später als Rentnerin darin leben zu können, bis dahin tragen die Mieteinnahmen die Zinsen von 1,6% und Tilgungen in Höhe von 4%.

    Die Finanzierung und Tilgung ist im Vergleich zu den Mieteinnahmen ein Nullsummenspiel.

    Allerdings verweigern mir die Banken ein Darlehen in Höhe von 140.000 EUR. Begründung, ich könnte die Anschlußfinanzierung nicht tragen. Ich hätte zu hohe Kosten, wenn meine Kinder ausziehen, dann bekäme ich weniger Unterhalt.

    Aber: Niemand bedenkt, dass ich zukünftig natürlich mehr arbeiten werden, dadurch dann ein höheres Einkommen erzielen werde, dass ich weniger Wohnraum benötigen werde (weniger Mietkosten), wenn die Kinder aus dem Haus sind.
    Das ich mit Auszahlung der Lebensversicherungen oder dem Verkauf meiner unbelasteten Immobilie, die Finanzierung ablöse, dass ich Zwischentilgen möchte. Es gibt so viele Varianten, die alles positiv beeinflussen können, aber die Banken – dank Basel II und III, denken nur noch negativ.

    NIEMAND honoriert, dass ich ganz gezielt etwas gegen meine Altersarmut tun möchte. Aber alle, inklusive die Politik, sorgen dafür, dass ich praktisch gezwungen werde, in der Altersarmut zu landen.

    Jeder soll etwas für sich selbst tun, aber alle anderen tun alles, damit ich dort lande. Nicht ich, sondern die Banken, die Institutionen, die Gesellschaft und die Politik sind dann dafür verantwortlich, dass ich als alte Frau in den Mülltonnen herum wühlen muss, weil ich mir weder Miete noch sonst etwas leisten kann.

    Ich habe am Ende meines Lebens drei Kinder groß gezogen, habe gearbeitet und gespart, mit dem Ergebnis, dass ich daran gehindert werde, substantielles Vermögen aufzubauen, in Form einer Eigentumswohnung.

    Vielleicht sollten Sie dies zum Thema machen. Und nicht nur darauf hinweisen, dass man sich um seine Altersvorsorge selbst kümmern soll.

    Hinzu kommt, dass ich als Alleinerziehende auch keine günstige Wohnung bekomme. Für eine Sozialwohnung habe ich zu viel Geld, und für eine gute Wohnung in guter Wohnlage zu einem vernünftigen Preis habe ich zu viele Kinder.

    Arrogante und geldgierige Vermieter, Menschen in Wohnungsverwaltungen ohne soziale Kompetenz und Banken, die mit den Forderungen nach nicht zu erbringenden Unterlagen einen Kredit für den Kauf einer Immobilie verunmöglichen. Das macht ein Gefühl, Deutschland ist nur noch ein Erben-Lobbyland. Wer hat der bekommt dazu und wer schwächelt und alleine dasteht, insbesondere Alleinerziehende, die nicht in die Altersarmut rutschen wollen, denen wir nur ‚geholfen‘, damit sie wirklich dort landen.

    Ich bin eine liberal und demokratisch denkende Person, aber etwas ist doch gehörig schief in diesem Land, dass Exfrauen und Alleinerziehende, die dafür sorgen, dass es überhaupt noch Kinder gibt, die für die späteren Renten etwas einzahlen können, so bestraft werden, dass sie trotz aller Bemühungen sich selbst zu retten, in Altersarmut landen werden.

    Viele Grüsse Manuela

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  2. Geplante Verschlimmbesserung von Riester/bAV
    Danke Juergen fuer die Besprechung der „geplanten“ Aenderungen … bist einer der ersten Blogger dazu?!
    Die Verschlimmbesserungen sind noetig, da die Nachteile der Sparer (Schutz vor Grundsicherung, Kosten/Nachteile der Garantiezusage, Minderung der Sozialabgaben/Steuern der Arbeitgeber) zu offensichtlich wurden.
    Leider bleibt es trotzdem beim Konjunkturprogramm fuer Kapitalanlagegesellschaften/Versicherungen, Sicherung von Verwaltungsstellen im oeffentl. Dienst, Entlastung der Arbeitgeber,
    Einlullung der (meisten) uneingeweihten Buergern („wenn es alle machen, kann es doch nicht schlecht sein, oder?“…)

    Meiner Meinung nach aendert sich dadurch naemlich kaum etwas:
    – unflexible, langatmige Ansparphase unter moderat bis horrender Gebuehrenbelastung (je nach Vehikel), meist laecherlicher Rendite nach Kosten, fast alles frisst die Inflation …
    bleiben nur die Verlockungen der Zulagen, Steuerersparnis, Sozialversicherungsersparnis … als tragische Sirenenklaenge …
    – eingekerkerte, renditelose (da zins-/sicherheitsorientiert), inflationsexponierte (keine Anlage in Unternehmensanteile) Auszahlphase
    hier wird m.E. das meiste Geld verbrannt!/entsteht der hoechste Oportinitaetsverlust fuer den Anleger!
    Ab 62-67 wird’s doch spannend: jetzt ist eine mittlere-hoehere Summe angespart, aber diese liegt fest, unattraktiv verzinst, jeglicher Gebuehren-/Steuer-/Sozialversicherungswillkuer ausgesetzt
    (eine Diskussion hierzu zB hier: https://www.finanzwesir.com/blog/riester-ruerup-garantie bzw hier: https://www.finanzwesir.com/blog/was-spricht-gegen-riesterrente)

    Da sorge ich lieber privat vor: als Privatanleger laufen meine Aktien-ETFs auch im Alter (trotz Entsparung) immer weiter und holen durch die durchschnittliche (ca. 7%) Rendite auf Aktien bei weitem alle „verpassten“ steuerlichen Geschenke/Zulagen wieder herein …
    Ich bleibe flexibel, kann jederzeit mit dem Geld abhauen, alles vererben, verschenken, spenden oder einen draufmachen :-).
    Privat angespartes Vermoegen dagegen unterliegt (noch nicht?) der Sozialversicherungspflicht und muss auch nicht versteuert werden (nur Gewinne).

    Die einzige Ausnahme vielleicht: nicht/kaum berufstaetige Frauen mit moeglichst viel Kinderzulagenanspruch (>=2), dann zB in https://www.fairr.de/ mit ETFs ansparen, die Zulagen alle mitnehmen und
    wenn Kinderzulagenanspruch endet (= letzte Kinder kein Kindergeld mehr) Vertrag sofort beitragsfreistellen und 30% Kapitalwahlrecht bei Ruhestandseintritt waehlen.
    Dann hat man seine Einzahlungen wieder raus und bleibt mit den bescheidenen Auszahlungen aus Zulagen und Ertrag vermutlich unter dem Radar fuer Steuer/Sozialversicherung/etc.

    Disclaimer: das Ganze geht nur, wenn du bereit bist dich selbst um dein Geld zu kuemmern (bis ins hoehere Alter). Wenn dir Geld unwichtig ist: dann einfach riestern, ruerupen und bAVlern …
    Immerhin bist du schon mal auf Juergens Blog gelandet, da bist du zumindest interessiert …
    LG
    Joerg

    Antworten
    • Hallo Jörg,

      vielen Dank für dein ausführliches Statement!

      Man muss schon genau hinsehen, welche Riester-Vertragsform sich lohnt und unter welchen Bedingungen – zum Beispiel, wenn der AG sich beteiligt – sich eine Direktversicherung im Rahmen der bAV lohnt.

      Aber wer mit einem ETF-Sparplan fürs Alter sorgt, macht m. E. nicht viel falsch, sondern eine Menge richtig.

      Dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Geldanlagen.

      Viele Grüße

      Jürgen

      Antworten

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