Warum die Regression zum Mittelwert für Anleger wichtig ist

Lesedauer 3 Minuten

Für Börsenkurse gilt die Regression zum Mittelwert. Was versteht man darunter und warum ist sie für Anleger wichtig? Wichtige Informationen zu einem realen Börsenphänomen.

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Was sich hinter der Regression zum Mittelwert verbirgt

Regression zum Mittelwert

Was verbirgt sich hinter diesem wenig anschaulichen Begriff aus der Theorie der Statistik?

Es ist eine faszinierende Gesetzmäßigkeit, die sich auf die langfristige Entwicklung der Rendite von Kapitalanlagen auswirkt.

Die mächtige Tenden zum Durchschnitt bewirkt, dass die Bruttorendite (Rendite vor Kosten) deines Wertpapierdepots irgendwann zu einem langfristigen Marktdurchschnitt zurückpendelt.

Egal, ob die Ausgangsrenditen nun positiv oder negativ waren.

Mit anderen Worten:

Es existieren nur wenige Portfolios, die 20 Jahre oder mehr deutlich über dem Durchschnitt ihrer Risikoklasse (Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe etc.) liegen und genauso wenige, die 20 Jahre oder mehr eine unterdurchschnittliche Performance aufweisen.

Schon die Anzahl der Portfolios, die nur 5 Jahre ununterbrochen über oder unter diesem Mittelwert („Durchschnitt“) liegen, ist erstaunlich gering.

Dieses Phänomen bezeichnet die Statistik – ein eigenständiger Zweig der Mathematik – als Regression zum Mittelwert.

Warum Regression zum Mittelwert für dich wichtig ist

Langfristige Regression zum Mittelwert kann inbesondere für Unternehmensgewinne nachgewiesen werden, denn auf lange Sicht werden Aktienkurse von diesen – genauer von den Dividenden – bestimmt.

Dieses Phänomen wird vom Wettbewerbsprinzip in der Marktwirtschaft ausgelöst:

Markte und Unternehmen, die besonders hohe Renditen erzielen, locken andere Unternehmen – also neue Wettbewerber – an, die damit von der Tendenz her zu einer Senkung dieser Renditen beitragen.

Regression zum Mittelwert

Ursache dafür ist also der Konkurrenzdruck.

Und da, wo besonders niedrige Renditen erzielt werden, verlassen Unternehmen tendenziell den Markt und verursachen damit von der Tendenz her eine nachfolgende Erholung der Renditen.

Als langfristig orientierter Anleger lässt dich der Effekt der Regression zum Mittelwert ruhiger schlafen und du kannst mit diesem Wissen kurzfristige Schwankungen an der Börse – und auch einen eventuellen Crash – besser aussitzen.

Was bedeutet Regression zum Mittelwert für die Praxis?

Sowohl unterdurchschnittliche als auch überdurchschnittliche Renditen von

  • Wertpapierportfolios,
  • Investmentfonds und
  • Wertpapierindizes

nähern sich langfristig tendenziell wieder dem für die jeweilige Anlageklasse oder Portfolio durchschnittlichen Wert (arithmetischer Durchschnitt) an.

Regression zum Mittelwert

Über- und Unterrenditen haben also nahezu immer nur vorübergehenden Charakter.

Das gilt vor allem für Zeiträume von mindestens sieben Jahren und mehr.

Auf eine kurze Sicht von weniger als 5 Jahren und bezogen auf einzelne Aktien lässt sich das Phänomen der Regression zum Mittelwert nicht nachweisen.

Fazit: Die Kurse werden auch wieder steigen

Das Wissen um die Regression zum Mittelwert kann die Nerven beruhigen

Wer Regression zum Mittelwert  – also ein kurzfristig nicht prognostizierbares Auf und Ab von Wertpapierkursen um den langfristigen Durchschnitt herum – versteht und akzeptiert, hat zwei Vorteile:

  1. Er wird von vornherein die besseren Anlageentscheidungen treffen, weil er nicht versuchen wird, kurzfristiger Outperformance hinterherzujagen (Hin und her macht Taschen leer!) und
  2. er wird ruhiger schlafen, weil er kurzfristige Schwankungen besser einordnen kann und weniger Gefahr läuft, emotionsgetriebene Entscheidungen zu treffen, die letztlich meist nur viel (Lehr-)Geld kosten.

Dieses Wissen hilft gerade auch bei einem Börsencrash, die Dinge richtig einzuordnen und so lassen sich falsche und übereilte Entscheidungen besser vermeiden.

Insgesamt spricht dieses Phänomen für die Anlagestrategie Buy and Hold und dafür, dass die aktuelle Überreaktion der Märkte auf das Corona-Virus sich mittel- bis langfristig wieder ausgleicht.

 

3 Gedanken zu „Warum die Regression zum Mittelwert für Anleger wichtig ist“

  1. Hallo Jürgen,

    Gerd Kommer gibt in seinem Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ folgende inflationsbereinigte Jahresrenditen für die 27 Jahre von 1988 bis 2014 an (berechnet in Euro bzw. DM):

    MSCI Emerging Markets: 9,6 %
    MSCI USA: 8,8 %
    MSCI Global Small Caps: 7,5 %
    MSCI Europe: 6,9 %
    MSCI World Value: 6,5 %
    MSCI World: 5,9 %
    MSCI Pacific: 0,6 %

    Die Spanne reicht also von 0,6% bis 9,6% bei einem Zeitraum von 27 Jahren.

    Zweitens: US-Tabakaktien legten in den 114 Jahren von 1900 bis 2014 um 14,6% pro Jahr zu. Bei britischen Tabakaktien waren es 14,8% pro Jahr.
    Quelle: http://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/Altria-Aktie-BAT-und-Co-Die-besten-Tabak-Titel-1000919401

    Was sagst du dazu vor dem Hintergrund deines Beitrags?

    Viele Grüße, Stefan

    Antworten
    • Hallo Stefan,

      ich finde, man kann bei den Zahlen, die du in deinem Kommentar genannt hast, Folgendes erkennen:

      Zunächst einmal gibt es innerhalb der Anlage- oder Assetklasse Aktien verschiedene Risikoklassen, wie zum Beispiel MSCI Emerging Markets mit 9,6 Prozent oder den MSCI World Index mit 5,9 Prozent. Dabei spiegelt die höhere Rendite des MSCI Emerging Markets nur das höhere Risiko dieses Index wieder.

      Und zwischen den Renditen der einzelnen Risikoklassen von 5,9 Prozent (MSCI World) bis 7,5 Prozent (MSCI Global Small Caps) sehe ich jetzt nicht die großen Unterschiede, die gegen die Regression zum Mittelwert sprechen. Sie liegen doch recht nahe beieinander. Übrigens hat der MSCI World Index in den letzten 44 jahren im Schnitt eine Rendite von 7,4 Prozent jährlich hingelegt.

      Einzig der MSCI Pacific fällt aus diesem Raster raus mit einer durchschnittlichen Performance von 0,6 Prozent. Ich würde den pazifischen Raum als Teilgebiet der Emerging Markets betrachten und weiß momentan nicht, ob es auch Datenreihen gibt, die länger zurückreichen als 27 Jahre? Jedenfalls handelt es sich weitestgehend um Schwellenländer, die noch in der Entwicklung begriffen sind und nicht um gereifte Industrienantionen.

      Und die Rendite der Tabakindustrie ist sicherlich ein Sonderfall, da Rauchen nun mal ein Suchtpotenzial birgt, das sich weltweit bemerkbar macht. Die Tabakindustrie hat viel dafür getan, dies zu fördern und stößt mittlerweile weltweit auf viel Widerstand: International gesehen gibt es viele Kampagnen gegen das Rauchen und auch vielerorts Rauchverbote, die sich langfristig auf die Renditen der Tabakindustrie auswirken werden.

      Jedenfalls sehe ich nicht, dass deine Zahlen gegen das Phänomen der Regression zum Mittelwert sprechen, wenn man Aktien als Oberbegriff in verschiedene Risikoklassen aufteilt. Da gibt es sicherlich Unterschiede zwischen den Emerging Markets, dem MSCI USA und dem MSCI Europe und anderen Regionen bzw. Segmenten.

      Soviel zum Phänomen der Regeressiom zum Mittelwert für die Anlageklasse Aktien.

      Herzliche Grüße

      Jürgen

      Antworten

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