Kriegszeiten als Chance: Welche Aktien und ETFs jetzt profitieren – und die ethische Frage dahinter

Lesedauer 6 Minuten

Kriegszeiten sind nicht nur Zeiten humanitärer Katastrophen, sondern auch Phasen, in denen bestimmte Wirtschaftsbereiche enorm an Bedeutung gewinnen. Während große Teile der Wirtschaft durch Unsicherheiten und Krisen leiden, profitieren einige Unternehmen und Branchen von der erhöhten Nachfrage nach bestimmten Gütern und Dienstleistungen. Dies wirft für Investoren eine Reihe von Fragen auf: Welche Aktien und ETFs könnten in Kriegszeiten profitieren? Und welche ethischen Überlegungen sollten dabei angestellt werden?

In diesem Artikel beleuchten wir, welche Branchen in Kriegszeiten oft wachsen, welche Aktien und ETFs in solchen Phasen potenziell bessere Renditen erzielen und welche ethischen Bedenken damit verbunden sind.

Branchen, die in Kriegszeiten profitieren

In Konfliktsituationen sind es vor allem spezifische Branchen, die verstärkte Nachfrage erfahren und oft als „krisenresistent“ gelten. Dazu gehören:

Rüstungsindustrie

Einer der offensichtlichsten Profiteure von Kriegen ist die Rüstungsindustrie. Regierungen erhöhen in Kriegs- oder Konfliktzeiten ihre Verteidigungsbudgets erheblich, um die nationalen Streitkräfte mit Waffen, Fahrzeugen und technischer Ausrüstung zu versorgen. Große Rüstungsunternehmen, die weltweit als Verteidigungsauftragnehmer agieren, profitieren direkt von dieser erhöhten Nachfrage.

Beispiele für große Rüstungsunternehmen:

  • Lockheed Martin: Der weltweit führende Anbieter von Kampfflugzeugen, Raketensystemen und anderen militärischen Technologien.
  • Raytheon Technologies: Ein führender Anbieter von Luft- und Raumfahrttechnologien sowie Verteidigungssystemen.
  • Northrop Grumman: Ein weiteres US-amerikanisches Unternehmen, das unter anderem Drohnen und Überwachungssysteme für militärische Zwecke entwickelt.

Die Performance von Rüstungsaktien im Vergleich zu anderen Branchen ist ein komplexes Thema, da sie von mehreren Faktoren abhängt, darunter geopolitische Ereignisse, staatliche Ausgaben für Verteidigung, wirtschaftliche Bedingungen und die allgemeine Marktstimmung. In Phasen geopolitischer Unsicherheit oder militärischer Konflikte neigen Rüstungsaktien dazu, von erhöhten staatlichen Militärausgaben zu profitieren. Hier ist eine detaillierte Analyse, die sowohl historische als auch aktuelle Daten zur Performance von Rüstungsaktien im Vergleich zu anderen Branchen berücksichtigt.

Historische Performance von Rüstungsaktien

Rüstungsunternehmen wie Lockheed Martin, Raytheon Technologies, Northrop Grumman und General Dynamics haben sich über Jahrzehnte hinweg als stabile Investitionen erwiesen, insbesondere in Zeiten geopolitischer Unsicherheit. Diese Unternehmen profitieren direkt von Verteidigungsbudgets der Regierungen, insbesondere in Ländern wie den USA, die kontinuierlich hohe Summen in die nationale Sicherheit investieren.

Langfristige Stabilität

Rüstungsaktien tendieren dazu, sich in Krisenzeiten stabiler zu entwickeln als der Gesamtmarkt, weil Regierungen in solchen Phasen verstärkt in Sicherheit und Verteidigung investieren. Laut einer Studie der Bank of America stiegen die Ausgaben für Verteidigung zwischen 2001 und 2020 weltweit kontinuierlich an, insbesondere nach dem 11. September und während der anschließenden Militäreinsätze. Diese steigenden Ausgaben trieben die Aktienkurse vieler Rüstungsunternehmen in die Höhe.

Eine Untersuchung des US-Defense ETF (ITA), der große Rüstungsfirmen abbildet, zeigte, dass dieser ETF in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 10 % erzielte, was mit den Renditen des S&P 500 vergleichbar ist. Allerdings zeigte sich, dass in Zeiten geopolitischer Instabilität wie der Ukraine-Krise 2014 oder dem Nahost-Konflikt Rüstungsaktien kurzfristig deutlich besser abschnitten als der Gesamtmarkt.

Rüstungsaktien während geopolitischer Krisen

Geopolitische Ereignisse, insbesondere militärische Konflikte, sind ein Katalysator für die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen, die in Krisenzeiten aufgrund von Unsicherheiten oder wirtschaftlichen Verwerfungen unter Druck geraten, tendieren Rüstungsaktien dazu, in solchen Phasen an Wert zu gewinnen.

Beispiele für Krisenphasen

  • Ukraine-Krise 2022: Nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 stiegen die Aktienkurse vieler Rüstungsunternehmen sprunghaft an. Lockheed Martin und Northrop Grumman verzeichneten innerhalb von wenigen Monaten zweistellige Kursgewinne. Analysten wiesen darauf hin, dass die steigenden Verteidigungsausgaben in Europa, insbesondere in Deutschland, als Reaktion auf die Invasion der Ukraine erheblichen Rückenwind für die Branche boten.
  • Syrien-Konflikt 2015-2016: Auch während der Eskalation des Syrien-Konflikts profitierten Rüstungsaktien von der zunehmenden militärischen Beteiligung westlicher Staaten. Laut einer Analyse von Bloomberg erzielte der iShares U.S. Aerospace & Defense ETF (ITA) während dieses Zeitraums eine bessere Performance als der S&P 500, da Investoren in sicherheitsorientierte Unternehmen umschichteten.

Langfristige Renditen von Rüstungs-ETFs

ETFs, die in Rüstungsunternehmen investieren, bieten Anlegern die Möglichkeit, breit in diesen Sektor zu investieren. Der iShares U.S. Aerospace & Defense ETF (ITA), der die größten US-Rüstungsunternehmen abbildet, hat in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 10 % erzielt. Diese Performance liegt im Bereich des S&P 500, wobei der ETF in geopolitisch angespannten Zeiten oft besser abschneidet.

Im Vergleich dazu erzielten ETFs, die in zyklische Sektoren wie den Konsumgüterbereich oder Industriewerte investieren, im gleichen Zeitraum eine ähnliche Performance, waren jedoch wesentlich volatiler. Ein Grund für die relative Stabilität von Rüstungs-ETFs ist die anhaltende Nachfrage nach militärischer Ausrüstung, die durch staatliche Verträge gesichert ist, unabhängig von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Performen Rüstungsaktien besser als andere?

Die Performance von Rüstungsaktien in Krisenzeiten ist in der Regel besser als die vieler anderer Sektoren. Besonders in Zeiten geopolitischer Unsicherheit oder militärischer Konflikte schneiden Rüstungsunternehmen oft überdurchschnittlich ab, da die Nachfrage nach Verteidigungsgütern steigt. Langfristig haben sie eine stabile Performance gezeigt, die oft im Einklang mit dem breiten Markt liegt, jedoch in Krisenzeiten geringere Volatilität aufweist.

Für Anleger, die sich auf Krisenzeiten vorbereiten oder in relativ stabile Sektoren investieren möchten, sind Rüstungsaktien oder ETFs, die Rüstungsunternehmen abbilden, eine interessante Option. Dennoch sollten ethische Überlegungen in die Entscheidung einfließen, da die Produktion von Waffen und militärischer Ausrüstung moralische Fragen aufwerfen kann. Für diejenigen, die ethisch bewusster investieren möchten, bieten ESG-Fonds eine Alternative, auch wenn diese tendenziell Rüstungsunternehmen ausschließen.

Vergleich mit anderen Sektoren

Im Vergleich zu anderen Branchen haben sich Rüstungsaktien in Krisenzeiten als weniger volatil erwiesen und bieten langfristig vergleichsweise stabile Renditen. Im Gegensatz zu zyklischen Sektoren wie Technologie, Konsum oder Industrien, die von Konjunkturzyklen abhängen, sind Rüstungsunternehmen stark von staatlichen Budgets abhängig, die in vielen Ländern (insbesondere in den USA) relativ stabil bleiben.

Energie- und Rohstoffsektor

Während Kriege oft zu Störungen der Energieversorgung führen, profitieren Öl- und Gasunternehmen von steigenden Rohstoffpreisen. Energie ist in militärischen Konflikten entscheidend, und jeder geopolitische Schock, der die Energieversorgung beeinträchtigt, führt häufig zu Preisanstiegen bei Öl und Gas.

Beispiele für Energieunternehmen:

  • ExxonMobil: Einer der weltweit größten Erdöl- und Erdgasproduzenten.
  • Chevron: Ein weiteres globales Energieunternehmen, das in der Förderung von Öl und Gas tätig ist.

Zusätzlich zum Energiesektor sind auch andere Rohstoffe wie Metalle (z. B. Kupfer und Nickel) in Kriegszeiten stark gefragt, da sie für die Herstellung von Waffen und militärischer Ausrüstung benötigt werden.

Cybersecurity und Technologie

Moderne Kriege werden zunehmend auch im Cyberraum geführt. Die Bedrohung durch Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen, Regierungen und Unternehmen steigt in Kriegszeiten erheblich. Unternehmen im Bereich der Cybersicherheit und digitalen Verteidigung bieten Lösungen, die von Regierungen und Unternehmen verstärkt nachgefragt werden.

Beispiele für Unternehmen im Bereich Cybersicherheit:

  • Palo Alto Networks: Führend im Bereich Netzwerksicherheit und Schutz vor Cyberangriffen.
  • CrowdStrike: Ein Anbieter von cloudbasierter Cybersicherheitssoftware.

Nahrungsmittel- und Agrarunternehmen

In Kriegszeiten steigt die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln, da es in Konfliktregionen oft zu Engpässen und Versorgungsproblemen kommt. Unternehmen, die in der Produktion und Lieferung von Nahrungsmitteln tätig sind, profitieren daher oft von den anhaltenden Konflikten.

Beispiele für Nahrungsmittelunternehmen:

  • Archer Daniels Midland (ADM): Ein globaler Nahrungsmittelkonzern, der Rohstoffe wie Getreide und Ölsaaten verarbeitet und vertreibt.
  • Bunge Limited: Ein weiteres großes Unternehmen in der Nahrungsmittel- und Agrarindustrie.

ETFs, die in Kriegszeiten profitieren könnten

Während einzelne Aktien von Unternehmen in den oben genannten Branchen potenziell profitieren, bieten ETFs eine einfachere Möglichkeit, breit in bestimmte Sektoren zu investieren. Besonders in Kriegszeiten kann es sinnvoll sein, auf Sektor-ETFs zu setzen, die gezielt in Rüstungs-, Energie- oder Technologiewerte investieren.

Beispiele für relevante ETFs:

Ethische Überlegungen: Ist es vertretbar, in Kriegsprofiteure zu investieren?

Das Investieren in Unternehmen, die in Kriegszeiten profitieren, wirft zwangsläufig ethische Fragen auf. Der Gedanke, mit Aktiengewinnen von Konflikten oder Leid zu profitieren, ist für viele Investoren moralisch bedenklich. Besonders bei der Rüstungsindustrie ist diese Debatte intensiv, da diese Unternehmen von der Produktion von Waffen und militärischer Ausrüstung leben – Produkte, die direkt für Krieg und Zerstörung genutzt werden.

Moralische Dilemmata der Rüstungsindustrie

Investitionen in die Rüstungsindustrie sind ethisch umstritten. Kritiker argumentieren, dass solche Investitionen die Produktion von Waffen unterstützen, die in Kriegen Zerstörung und menschliches Leid verursachen. Auch wenn Rüstungsunternehmen betonen, dass ihre Produkte der nationalen Verteidigung dienen, bleibt die ethische Frage bestehen, ob es moralisch vertretbar ist, in Firmen zu investieren, die Waffen herstellen.

Einige ethische Investmentfonds und ESG-Fonds (Umwelt, Soziales und Governance) schließen bewusst Unternehmen aus, die im Bereich der Rüstungsproduktion tätig sind, um diese moralischen Konflikte zu vermeiden.

Umweltprobleme bei Energieunternehmen

Auch der Energiesektor, insbesondere Öl- und Gasunternehmen, ist ethisch umstritten. Diese Unternehmen profitieren zwar in Kriegszeiten von steigenden Preisen, tragen jedoch erheblich zum Klimawandel und zur Umweltverschmutzung bei. Viele Anleger, die auf Nachhaltigkeit setzen, meiden Investitionen in fossile Brennstoffe aus diesen Gründen.

Cybersicherheit und ethische Herausforderungen

Die Cybersicherheitsbranche hat in ethischer Hinsicht weniger Probleme als die Rüstungs- oder Energiebranche, da ihre Produkte eher defensiver Natur sind. Sie schützen Unternehmen und Regierungen vor Cyberangriffen, die insbesondere in Kriegszeiten häufig vorkommen. Allerdings könnte der Einsatz von Cybersicherheitssoftware auch zur Überwachung oder Unterdrückung von Bürgern in autokratischen Regimen missbraucht werden, was wiederum ethische Fragen aufwirft.

Ethisch verantwortungsbewusst investieren: ESG-Investments

Für Anleger, die sich in Kriegszeiten auf ethisch vertretbare Weise absichern möchten, bieten ESG-Investments eine mögliche Lösung. Diese Fonds und ETFs legen Wert auf Umweltfreundlichkeit, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung. Unternehmen, die Waffen oder andere destruktive Produkte herstellen, werden in der Regel ausgeschlossen.

  • SPDR S&P 500 ESG ETF (EFIV): Dieser ETF investiert in Unternehmen, die strenge ESG-Kriterien erfüllen und schließt problematische Branchen wie die Rüstungsindustrie aus.
  • iShares Global Clean Energy ETF (ICLN): Dieser ETF konzentriert sich auf Unternehmen, die in erneuerbare Energien investieren, und bietet eine Alternative zu traditionellen Energieunternehmen.

Chancen und ethische Herausforderungen

In Kriegszeiten können bestimmte Branchen und Unternehmen erhebliche Gewinne verzeichnen. Die Rüstungsindustrie, die Energiebranche, Cybersicherheitsfirmen und Rohstoffunternehmen zählen oft zu den Profiteuren. Für Anleger bedeutet das Potenzial für hohe Renditen, jedoch gehen solche Investitionen häufig mit ethischen Fragestellungen einher.

Wer in Kriegszeiten investieren möchte, sollte sich der moralischen Dilemmata bewusst sein, die mit der Unterstützung bestimmter Branchen einhergehen. Für ethisch bewusste Anleger bieten ESG-Investments eine Möglichkeit, in krisensicheren Sektoren zu investieren, ohne die moralischen Kompromisse einzugehen, die mit herkömmlichen Rüstungs- oder Energieaktien verbunden sind.

Letztlich liegt die Entscheidung, ob und wie in Kriegszeiten investiert werden sollte, bei jedem einzelnen Anleger. Die Balance zwischen Rendite und ethischer Verantwortung ist ein komplexes Thema, das sorgfältige Überlegungen erfordert.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.