Inflationsgeschützte ETFs (TIPS): Funktionsweise und Bedeutung bei steigender Inflation

Lesedauer 4 Minuten

In Zeiten steigender Inflation suchen Anleger verstärkt nach Anlageinstrumenten, die den Wert ihres Kapitals schützen können. Eine der effektivsten Methoden, um sich gegen die erodierende Kaufkraft zu schützen, sind inflationsgeschützte Anleihen-ETFs, auch als TIPS-ETFs (Treasury Inflation-Protected Securities) bekannt. Diese speziellen börsengehandelten Fonds bieten Anlegern nicht nur einen Schutz vor Inflation, sondern auch eine stabile Einkommensquelle durch Zinszahlungen. Mit dem aktuellen Umfeld, in dem die Inflationsraten weltweit steigen, gewinnen TIPS-ETFs an Bedeutung.

In diesem Artikel werfen wir einen umfassenden Blick auf inflationsgeschützte ETFs, ihre Funktionsweise und warum sie in einem inflationären Umfeld eine wichtige Rolle spielen. Außerdem beleuchten wir die Vor- und Nachteile dieser Anlageform und stellen einige der besten TIPS-ETFs vor.

Was sind inflationsgeschützte Anleihen?

Inflationsgeschützte Anleihen (TIPS) sind festverzinsliche Wertpapiere, die von der US-Regierung ausgegeben werden, um Investoren vor der Inflation zu schützen. Der Hauptunterschied zwischen TIPS und herkömmlichen Anleihen besteht darin, dass der Nennwert der TIPS an den Verbraucherpreisindex (CPI) gekoppelt ist, der die Inflation misst. Wenn die Inflation steigt, erhöht sich der Nennwert der Anleihe, und folglich steigt auch die Zinszahlung, die auf den neuen, höheren Nennwert berechnet wird.

Bei herkömmlichen Anleihen bleibt der Nennwert über die gesamte Laufzeit fest, was bedeutet, dass steigende Inflation die reale Rendite schmälert. TIPS hingegen passen sich der Inflation an, sodass der Anleger gegen steigende Preise abgesichert ist. Sinkt die Inflation oder kommt es zu Deflation, sinkt auch der Nennwert der Anleihe entsprechend.

Wie funktionieren TIPS-ETFs?

TIPS-ETFs sind börsengehandelte Fonds, die in ein diversifiziertes Portfolio von inflationsgeschützten Anleihen investieren. Diese ETFs ermöglichen es den Anlegern, Anteile an einem Portfolio von TIPS zu kaufen, anstatt einzelne inflationsgeschützte Anleihen zu erwerben. Der Hauptvorteil besteht in der Diversifikation, Liquidität und der geringeren Kapitalanforderung, die ETFs im Vergleich zum direkten Kauf einzelner Anleihen bieten.

TIPS-ETFs funktionieren ähnlich wie andere Anleihe-ETFs, indem sie Anlegern regelmäßige Ausschüttungen in Form von Zinszahlungen bieten, die je nach Inflation variieren. Da der Nennwert der zugrunde liegenden TIPS mit der Inflation steigt, passen sich auch die Zinszahlungen an. In Zeiten steigender Inflation steigen die Ausschüttungen des ETFs und bieten so eine natürliche Absicherung gegen Kaufkraftverluste.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass TIPS-ETFs – wie alle Anleihen-ETFs – auch Schwankungen im Kurswert erleben können. Die Kurse von TIPS und somit auch von TIPS-ETFs können durch Änderungen des Zinsniveaus oder durch die Marktstimmung beeinflusst werden. Wenn die Marktzinsen steigen, können die Kurse von Anleihen tendenziell fallen, was sich negativ auf den Wert des ETFs auswirken könnte.

Warum sind TIPS-ETFs in einem inflationären Umfeld wichtig?

Steigende Inflationsraten haben direkten Einfluss auf die Kaufkraft der Verbraucher und die Realrenditen von Anlageportfolios. Für traditionelle Anleihenanleger kann Inflation problematisch sein, da festverzinsliche Erträge an Kaufkraft verlieren, wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen. In einem solchen Umfeld bieten TIPS-ETFs eine wertvolle Möglichkeit, das Portfolio abzusichern und reale Renditen zu erzielen.

Hier sind die wichtigsten Gründe, warum TIPS-ETFs in Zeiten steigender Inflation eine entscheidende Rolle spielen:

1. Schutz vor Kaufkraftverlusten

Inflation verringert die Kaufkraft von Kapital und die realen Erträge traditioneller Anleihen. Da der Nennwert von TIPS jedoch an die Inflation gekoppelt ist, steigt der Wert der Anleihe entsprechend, was Anlegern hilft, ihre Kaufkraft zu erhalten. Diese automatische Anpassung an die Inflation macht TIPS-ETFs zu einem wertvollen Instrument in inflationsgetriebenen Märkten.

2. Stabilität und Sicherheit

TIPS werden von der US-Regierung ausgegeben, was sie zu einer relativ sicheren Anlageform macht. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder erhöhter Volatilität suchen viele Anleger nach sicheren Häfen, und inflationsgeschützte Anleihen bieten sowohl Schutz vor Inflation als auch Sicherheit durch die staatliche Garantie.

3. Regelmäßige, inflationsgebundene Ausschüttungen

Da die Zinszahlungen von TIPS auf dem inflationsangepassten Nennwert basieren, steigt auch der Kupon, wenn die Inflation zunimmt. TIPS-ETFs schütten diese Erträge in Form regelmäßiger Dividenden an die Anleger aus. In inflationären Phasen können diese Ausschüttungen steigen und somit eine wertvolle Einkommensquelle für einkommensorientierte Anleger darstellen.

4. Geringeres Zinsrisiko im Vergleich zu nominalen Anleihen

Während nominale Anleihen bei steigender Inflation und Zinssätzen oft an Wert verlieren, bieten TIPS aufgrund ihrer inflationsgebundenen Anpassung einen gewissen Schutz. Zwar sind TIPS auch anfällig für Zinserhöhungen, aber in einem Umfeld, in dem Inflationserwartungen steigen, bieten sie eine bessere Absicherung als herkömmliche Anleihen.

Vor- und Nachteile von TIPS-ETFs

Wie jede Anlageform bieten auch TIPS-ETFs sowohl Chancen als auch Risiken. Anleger sollten beide Seiten berücksichtigen, bevor sie eine Investitionsentscheidung treffen.

Vorteile von TIPS-ETFs:

  • Inflationsschutz: Der größte Vorteil von TIPS-ETFs ist der Schutz vor Inflation. In Zeiten steigender Preise können Anleger sicherstellen, dass ihre Erträge real positiv bleiben, da der Nennwert der TIPS mit der Inflation steigt.
  • Diversifikation und Liquidität: TIPS-ETFs ermöglichen es Anlegern, ein diversifiziertes Portfolio von inflationsgeschützten Anleihen zu besitzen, was das Risiko im Vergleich zum Halten einzelner Anleihen reduziert. Zudem können ETFs wie Aktien einfach gehandelt werden, was den Zugang zur Anlageklasse erleichtert.
  • Regelmäßiges Einkommen: TIPS-ETFs bieten regelmäßige Ausschüttungen, die sich an der Inflationsrate orientieren. Dies kann für Anleger, die Einkommen suchen, besonders attraktiv sein.

Nachteile von TIPS-ETFs:

  • Zinsrisiko: Obwohl TIPS-ETFs inflationsgeschützt sind, sind sie nicht immun gegen steigende Zinssätze. Wenn die Zinssätze steigen, können die Kurse der TIPS sinken, was zu Kursverlusten bei den ETFs führen kann.
  • Deflationsrisiko: In einem deflationären Umfeld könnten sowohl der Nennwert als auch die Zinszahlungen von TIPS sinken, was die Renditen verringern könnte.
  • Weniger vorteilhaft bei niedriger Inflation: In Phasen niedriger oder stagnierender Inflation bieten TIPS-ETFs möglicherweise nicht die gleiche Rendite wie andere Anleihen. Anleger könnten in einem solchen Umfeld bessere Renditen durch herkömmliche Anleihen erzielen.

Die besten TIPS-ETFs

Es gibt eine Vielzahl von inflationsgeschützten ETFs, die Anlegern Zugang zu TIPS bieten. Einige der besten und bekanntesten TIPS-ETFs sind:

1. iShares TIPS Bond ETF (TIP)

Der iShares TIPS Bond ETF (TIP) ist der größte und bekannteste TIPS-ETF. Er bildet die Wertentwicklung eines Index nach, der inflationsgeschützte US-Staatsanleihen enthält. Der ETF hat ein hohes Fondsvolumen und bietet Anlegern Zugang zu einer breiten Palette von inflationsgeschützten Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten.

  • Kostenquote: 0,19 %
  • Fondsvolumen: Über 30 Milliarden US-Dollar
  • Ausschüttungsrendite: Variiert je nach Inflation

2. Schwab U.S. TIPS ETF (SCHP)

Der Schwab U.S. TIPS ETF (SCHP) ist eine weitere kostengünstige Option für Anleger, die in TIPS investieren möchten. Der ETF zielt darauf ab, die Wertentwicklung des Bloomberg U.S. Treasury Inflation-Linked Bond Index nachzubilden.

  • Kostenquote: 0,04 % (einer der günstigsten TIPS-ETFs)
  • Fondsvolumen: Über 10 Milliarden US-Dollar
  • Ausschüttungsrendite: Variiert je nach Inflation

3. Vanguard Short-Term Inflation-Protected Securities ETF (VTIP)

Für Anleger, die kurzfristige inflationsgeschützte Anleihen bevorzugen, bietet der Vanguard Short-Term Inflation-Protected Securities ETF (VTIP) eine interessante Möglichkeit. Der ETF konzentriert sich auf TIPS mit kürzeren Laufzeiten, was das Zinsrisiko reduziert.

  • Kostenquote: 0,05 %
  • Fondsvolumen: Über 17 Milliarden US-Dollar
  • Ausschüttungsrendite: Variiert je nach Inflation

TIPS-ETFs als Schutz vor steigender Inflation

In Zeiten steigender Inflation sind TIPS-ETFs ein wertvolles Instrument, um ein Portfolio vor Kaufkraftverlusten zu schützen. Sie bieten Anlegern eine natürliche Absicherung, da sich der Nennwert der zugrunde liegenden Anleihen an die Inflation anpasst. Gleichzeitig bieten sie eine regelmäßige Einkommensquelle durch Zinszahlungen, die mit der Inflation steigen.

Allerdings sollten Anleger auch die potenziellen Risiken berücksichtigen, insbesondere das Zinsrisiko und die mögliche negative Performance in einem deflationären Umfeld. Trotz dieser Herausforderungen bleiben TIPS-ETFs eine sinnvolle Ergänzung für Anleger, die in einem inflationären Umfeld stabile und inflationsgeschützte Renditen erzielen möchten. Als Teil eines diversifizierten Portfolios bieten sie nicht nur Schutz, sondern auch eine solide Möglichkeit, auf steigende Preise zu reagieren.

1 Gedanke zu „Inflationsgeschützte ETFs (TIPS): Funktionsweise und Bedeutung bei steigender Inflation“

  1. Der Vollständigkeit sollte bei den Nachteilen noch folgende Punkte ergänzt werden:
    – Währungsrisiko: Da TIPS in USD nominieren bringe ich das Währungsrisiko USD/EUR in mein Portfolio was möglicherweise sämtliche Inflationsgewinne auslöscht.
    – Anderer Wirtschaftsraum: TIPS reagieren auf die US Inflation und eignen sich damit nur sehr rudimentär um sich gegen Inflation in Deutschland/Europa abzusichern, da die Inflation (wie in den letzten Jahren wunderbar zu beobachten) nicht gleich steigt/sinkt.

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