ETFs (Exchange Traded Funds) haben sich als beliebtes Anlageinstrument etabliert, da sie kostengünstig, flexibel und einfach zu handhaben sind. Eine der wichtigsten Entscheidungen bei der Auswahl eines ETFs ist die Wahl zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, und welche Strategie für Sie die richtige ist, hängt von Ihren individuellen Zielen, Ihrer steuerlichen Situation und Ihrem Anlagehorizont ab.
In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über thesaurierende und ausschüttende ETFs wissen müssen, welche Unterschiede es gibt, und wie Sie die richtige Strategie für Ihre Bedürfnisse wählen können.
Was bedeuten thesaurierend und ausschüttend bei ETFs?
1. Ausschüttende ETFs
Ein ausschüttender ETF zahlt die Erträge, wie Dividenden oder Zinsen, direkt an die Anleger aus. Diese Zahlungen erfolgen in der Regel in regelmäßigen Abständen (z. B. vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich). Sie erhalten die Erträge auf Ihr Verrechnungskonto und können frei entscheiden, ob Sie sie ausgeben oder reinvestieren möchten.
Beispiel:
- Der ETF hält Aktien, die Dividenden ausschütten.
- Diese Dividenden werden gesammelt und direkt an Sie als Anleger ausgezahlt.
2. Thesaurierende ETFs
Ein thesaurierender ETF hingegen reinvestiert die Erträge automatisch in den Fonds. Anstatt Dividenden oder Zinsen auszuzahlen, werden diese verwendet, um zusätzliche Anteile oder Wertzuwächse im Fonds zu generieren. Anleger profitieren somit direkt von der Wiederanlage der Erträge.
Beispiel:
- Der ETF hält Aktien, die Dividenden ausschütten.
- Diese Dividenden werden im Fonds reinvestiert, wodurch der Wert des Fonds steigt.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs
Merkmal | Ausschüttend | Thesaurierend |
---|---|---|
Ertragsverwendung | Auszahlung der Erträge (Dividenden, Zinsen) an die Anleger | Wiederanlage der Erträge im Fonds |
Steuerliche Behandlung | Erträge werden direkt versteuert | Vorabpauschale oder Versteuerung bei Verkauf |
Zielgruppe | Ideal für regelmäßige Einkünfte | Geeignet für langfristigen Vermögensaufbau |
Flexibilität | Erträge können frei genutzt werden | Automatische Reinvestition, kein zusätzlicher Aufwand |
Komplexität | Einfacher steuerlicher Überblick | Steuerliche Besonderheiten durch Vorabpauschale beachten |
Vorteile und Nachteile ausschüttender ETFs
Vorteile
- Regelmäßiges Einkommen:
Ausschüttende ETFs sind ideal für Anleger, die regelmäßige Einkünfte benötigen, z. B. im Ruhestand. - Flexibilität:
Sie entscheiden, wie Sie die ausgezahlten Erträge verwenden – reinvestieren, ausgeben oder anderweitig anlegen. - Einfachere Steuerberechnung:
Erträge werden direkt ausgezahlt und sofort versteuert, was die steuerliche Nachverfolgung erleichtert.
Nachteile
- Kein automatischer Zinseszinseffekt:
Um vom Zinseszins zu profitieren, müssen Sie die Erträge manuell reinvestieren, was zusätzlichen Aufwand bedeutet. - Weniger Wachstumspotenzial:
Durch die fehlende automatische Wiederanlage wachsen ausschüttende ETFs tendenziell langsamer als thesaurierende ETFs.
Vorteile und Nachteile thesaurierender ETFs
Vorteile
- Automatischer Zinseszins:
Die Wiederanlage der Erträge sorgt für ein exponentielles Wachstum des Vermögens ohne zusätzlichen Aufwand. - Effizienter Vermögensaufbau:
Besonders bei langfristigen Zielen wie der Altersvorsorge entfalten thesaurierende ETFs ihr volles Potenzial. - Geringerer Verwaltungsaufwand:
Da Erträge automatisch reinvestiert werden, entfällt die Notwendigkeit, Erträge manuell anzulegen.
Nachteile
- Steuerliche Komplexität:
Die sogenannte Vorabpauschale muss jährlich versteuert werden, auch wenn keine tatsächliche Auszahlung erfolgt. - Keine regelmäßigen Einkünfte:
Thesaurierende ETFs sind ungeeignet für Anleger, die auf regelmäßige Auszahlungen angewiesen sind.
Steuerliche Aspekte: Thesaurierend vs. Ausschüttend
Ausschüttende ETFs
Bei ausschüttenden ETFs werden die Erträge direkt an den Anleger ausgezahlt und zum Zeitpunkt der Auszahlung versteuert. Dies erfolgt im Rahmen der Abgeltungssteuer (25 % zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer).
Beispiel:
- Ausschüttung: 1.000 € Dividenden.
- Steuerlast: 25 % Abgeltungssteuer + Solidaritätszuschlag → ca. 267 €.
- Netto-Ertrag: 733 €.
Thesaurierende ETFs
Thesaurierende ETFs unterliegen der Vorabpauschale. Diese Steuer fällt auf fiktive Erträge an, die von der Depotbank berechnet werden. Sie ist jedoch oft geringer als die Steuer auf tatsächliche Ausschüttungen. Die endgültige Versteuerung erfolgt bei Verkauf der ETF-Anteile.
Beispiel:
- Fondsvermögen: 10.000 €.
- Vorabpauschale: 1 % (fiktiver Ertrag) → 100 €.
- Steuerlast: 25 % → 25 €.
Für wen eignen sich thesaurierende ETFs?
Thesaurierende ETFs sind ideal für Anleger, die langfristig Vermögen aufbauen möchten und keine regelmäßigen Einkünfte benötigen. Sie eignen sich besonders für:
- Langfristige Ziele: Wie Altersvorsorge oder größere Anschaffungen.
- Wachstumsorientierte Anleger: Die den Zinseszins-Effekt maximieren möchten.
- Sparpläne: Regelmäßige Sparraten profitieren besonders von der automatischen Wiederanlage.
Für wen eignen sich ausschüttende ETFs?
Ausschüttende ETFs sind geeignet für Anleger, die Wert auf regelmäßige Einkünfte legen. Sie sind ideal für:
- Ruheständler: Die Dividenden und Zinsen zur Deckung ihrer Lebenshaltungskosten nutzen möchten.
- Anleger mit kurzfristigen Zielen: Die die Erträge flexibel verwenden möchten.
- Passive Einkommensstrategien: Zum Beispiel in Kombination mit Dividenden-ETFs.
Strategien für thesaurierende und ausschüttende ETFs
1. Langfristiger Vermögensaufbau
Für den langfristigen Vermögensaufbau, z. B. für die Altersvorsorge, sind thesaurierende ETFs die bessere Wahl. Sie ermöglichen ein maximales Wachstum durch den Zinseszins-Effekt.
2. Passives Einkommen
Wenn Sie regelmäßige Einkünfte benötigen, z. B. im Ruhestand, eignen sich ausschüttende ETFs. Dividenden-ETFs sind hier besonders vorteilhaft.
Kombination von thesaurierenden und ausschüttenden ETFs
Viele Anleger profitieren von einer Kombination beider ETF-Arten. So können Sie langfristig Vermögen aufbauen und gleichzeitig passive Einkünfte generieren.
Beispiel für eine Kombination:
- 70 % thesaurierende ETFs: Für maximales Wachstum (z. B. MSCI World UCITS ETF).
- 30 % ausschüttende ETFs: Für regelmäßige Einkünfte (z. B. SPDR Global Dividend Aristocrats).
Die besten ETFs für beide Strategien
Thesaurierende ETFs
- iShares MSCI World UCITS ETF (ISIN: IE00B4L5Y983): Breite Diversifikation in entwickelte Märkte.
- Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (ISIN: IE00B3RBWM25): Umfasst auch Schwellenländer.
- iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66): Fokus auf Schwellenländer.
Ausschüttende ETFs
- SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF (ISIN: IE00B9CQXS71): Investiert in globale Unternehmen mit stabilen Dividenden.
- Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF (ISIN: IE00B8GKDB10): Breite Streuung dividendenstarker Unternehmen.
- iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF (ISIN: IE00B1FZS350): Zugang zu Immobilien mit regelmäßigen Ausschüttungen.
Fazit: Welche ETF-Strategie passt zu Ihnen?
Die Wahl zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs hängt von Ihren individuellen Zielen ab:
- Thesaurierend: Für langfristigen Vermögensaufbau und maximale Rendite.
- Ausschüttend: Für regelmäßige Einkünfte und Flexibilität.
Oft ist eine Kombination beider Strategien sinnvoll, um sowohl Wachstum als auch Einkommen zu erzielen. Prüfen Sie Ihre persönlichen Bedürfnisse und Ziele, bevor Sie sich entscheiden.
Disclaimer
Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Strategien und Produkte sollten individuell geprüft werden. Für eine persönliche Beratung wenden Sie sich bitte an einen Finanz- oder Steuerberater. Investitionen in ETFs sind mit Risiken verbunden, einschließlich des Risikos eines Kapitalverlusts.