Anleihen ETF: In festverzinsliche Wertpapiere investieren

Lesedauer 7 Minuten

Geld verdienen kann man nicht nur mit Aktien, sondern auch mit Anleihen. Was ist eine Anleihe, wie funktioniert der Kursmechanismus festverzinslicher Wertpapieren und ist ein Anleihen ETF empfehlenswert?

Der Unterschied zwischen Aktie und Anleihe

Unterschied zwischen Aktie und Anleihe

Während eine Aktie eine Beteiligung am jeweiligen Unternehmen darstellt, stellt ein Investor mit dem Erwerb einer Anleihe dem jeweiligen Staat oder Unternehmen ein verzinstes Darlehen zur Verfügung.

Bei der Aktie kann man erstens Geld durch Kurssteigerungen verdienen und zweitens durch die Dividende, die den Anteil einer Aktie am Gewinn des Unternehmens darstellt.

Leiht man dagegen einem Staat oder einem Unternehmen für eine bestimmte Zeit Geld, in dem man eine Anleihe kauft, erhält man dafür eine in der Regel  jährliche Zinszahlung.

Zusätzlich unterliegen auch Anleihen an der Börse einem Kursmechanismus.

Der Kursmechanismus festverzinslicher Wertpapiere

Die Beziehung zwischen dem Kurs (Marktpreis) und dem Zinssatz einer Anleihe ist gegenläufig:

Wenn der Zinssatz am Markt über den Zinssatz der Anleihe steigt, dann sinkt der Kurs der Anleihe und wenn der Marktzins sinkt und unter den Zinssatz der Anleihe fällt, dann steigt die Anleihe im Kurs.

Dies sei an einem Beispiel verdeutlicht:

Ein Emittent begibt eine Anleihe über 100 Euro mit einer Laufzeit von zwei Jahren und einem Zinssatz von 5 Prozent.

Das heißt, der Käufer erhält am Ende eines Jahres 5 Euro Zinsen und am Ende der Laufzeit (hier 2 Jahre) erhält er die investierten 100 Euro zurück.

Das vom Markt vorgegebene Zinsniveau für eine (Rest)-Laufzeit von zwei Jahren beträgt zum Emissionszeitpunkt 5 Prozent pro Jahr und entspricht dem sogenannten Zinscoupon der Anleihe.

Dieser ist der nominale Zinssatz, den der Emittent der Anleihe dem Investor zugesagt hat.

Der Zinscoupon ist aber nicht mit der Rendite einer Anleihe gleichzusetzen.

Während der Zinscoupon für die gesamte Laufzeit festgelegt ist, schwankt die Rendite einer Anleihe täglich mit ihren Kursen.

Sechs Monate später – die Restlaufzeit beträgt jetzt noch 1,5 Jahre – möge das Zinsniveau für Laufzeiten mit 18 Monaten bei 7 Prozent liegen und der betreffende Anleger möchte seine Anleihe jetzt verkaufen.

Dabei wird jeder potenzielle Käufer erwarten, dass auch diese Anleihe ihm 7 Prozent einbringt, da das jetzt das aktuelle Zinsniveau am Markt ist.

Auch Anleihen ETF unterliegen einem Kursmechanismus

Da aber der Zinscoupon der Anleihe mit 5 Prozent unveränderlich ist, muss der Kurs der Anleihe – also ihr Verkaufspreis – so weit sinken, bis der Käufer trotz des Zinscoupons von 5 Prozent eine Rendite von 7 Prozent pro Jahr für die verbleibenden 1,5 Jahre erwirtschaftet.

In diesem Fall würde sich rechnerisch ein neuer Marktkurs von 93,15 Euro ergeben.

Kleines Zwischenfazit:

Wenn sich der Marktzins ändert, ändert sich auch der Kurs festverzinslicher Wertpapiere:

Wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihenkurse; fallen die Zinsen, steigen die Kurse der Anleihen.

Verschiedene Arten von Anleihen

Verschiedene Arten von Anleihen

Es gibt verschiedene Arten von Anleihen:

Dabei kann u. a. unterschieden werden nach der Art des Emittenten und seiner Bonität.

Denn einem Schuldner mit guter Bonität leiht man eher Geld als jemandem, der als Pleitier bekannt ist.

Unter anderem können Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und High-Yield-Anleihen (Hochzins-Anleihen) unterschieden werden:

Anleihen  Bonität  Währungsrisiko  Anmerkung
Staatsanleihen Deutschland Höchste Bonität (AAA) keines Nur geringe Verzinsung
Staatsanleihen von Ländern der Eurozone Höchste bis gute Bonität (AAA bis A) keines Länder wie Griechenland und Italien haben eine schlechtere Bonität als Deutschland
Staatsanleihen in anderen Währungen Höchste bis gute Bonität (AAA bis A) sehr hoch u. a. Länder wie USA, Kanada, Australien, Norwegen, Schweiz, Japan
Staatsanleihen von Schwellenländern Hohe bis schlechteste Bonität mit Zahlungsausfall
(AA bis C)
sehr hoch Länder wie Brasilien, China, und Indien gelten als eher sichere Schuldner, während Länder wie Argentinien, Ecuador, Venezuela, Jamaika, oder die Ukraine als unsicher gelten.
Unternehmensanleihen Hohe Bonität hängt von der Währung ab Solide DAX-Unternehmen wie Adidas, Beiersdorf, Fresenius, Henkel oder VW gelten als relativ sicher
High-Yield-Unternehmensanleihen Schlechte Bonität hängt von der Währung ab Unternehmensanleihen mit hohem Insolvenzrisiko
Pfandbriefe Sehr hohe Bonität hängt von der Währung ab (deutsche) Pfandbriefe sind durch Grundstücke oder Forderungen gegen den Staat abgesichert

Diese Anleihen unterscheiden sich sehr deutlich im Hinblick auf die Bonität des Schuldners und die Sicherheit.

Dementsprechend müssen schlechte Schuldner höhere Zinsen zahlen, um Abnehmer für ihre Anleihen zu finden. Beispiele: Griechenland oder Italien.

Einzelne Anleihe vs. Anleihen ETF

Anleihe oder Anleihen ETF?

Nun kann man das Risiko, eine geeignete und sichere Anleihe auszuwählen, einfach lösen, indem man einen Anleihen ETF kauft.

Diese Indexfonds haben auch im Hinblick auf Anleihen enorme Vorteile:

  • So muss nicht auf eine Anleihe setzen, sondern kann breit gestreut in den Rentenmarkt investieren.
  • Die Stückelungen sind sehr niedrig. ETFs bekommt man schon für unter 50 Euro das Stück. Bei Anleihen müssen dagegen mindestens 1000 Euro investiert werden, da Anleihen in dieser Stückelung an der Börse gehandelt werden. Mit einem ETF hat man dieses Problem nicht.
  • Anleihen-ETFs beziehen sich stets auf einen Index, der eine Vielzahl von Anleihen abbildet. Dadurch werden die Investments in der Regel breit gestreut (Diversifizierung).
  • Ein Ausfallrisiko ist bei einem Index nicht gegeben. Dieser kann nie gegen Null fallen, da er den Durchschnitt des jeweiligen Rentenmarktes angibt. Kauft man dagegen eine einzelne Anleihe und das Unternehmen geht insolvent, verliert man als Anleger u. U. alles.
  • Da ETFs Sondervermögen sind, kann auch eine Insolvenz der Bank, die den Indexfonds herausgegeben hat, einem nicht schaden. Der Insolvenzverwalter und die Gläubiger der Bank haben auf das Sondervermögen keinen Zugriff.

Vorteile von Anleihen ETF

Vorteile von Anleihen ETF

Gegenüber der Investition in einzelne festverzinsliche Wertpapiere bietet ein Anleihen-ETF eine ganze Reihe von Vorteilen:

Zeit Ersparnis von zeitaufwendigen Depotumschichtungen, wie sie bei der Investition in einzelne Rentenpapiere häufig vorkommen.
Risikostreuung Ein ETF investiert in mehrere unterschiedliche Anleihen und federt so etwaige Verluste einzelner Wertpapiere ab.
Rendite Da Verluste einzelner Anleihen in einem ETF besser abgefedert werden können, enthalten sie neben risikoarmen Papieren oft auch riskantere Anleihen. Dies kann höhere Renditen zur Folge haben.
Geringer Kapitaleinsatz Die Stückelung bei einzelnen Anleihen ist vergleichsweise hoch, meist müssen mindestens 1.000 € pro Bond investiert werden. Bei Anleihen-ETF sieht das ganz anders aus. Oft kann schon ab 50 € investiert werden.
Geringe Gebühren Wie bei anderen ETF fallen die Verwaltungsgebühren geringer aus als bei klassischen, aktiv gemanagten Fonds.

Regeln für Käufer von Anleihen ETFs

Nun können folgende Anlageempfehlungen für die Käufer festverzinslicher Wertpapiere gegeben werden:

  • Sind die Zinsen zum Zeitpunkt des Kaufes eher niedrig, sollte man, um Verluste zu vermeiden, besser Kurzläufer kaufen. 
  • Sind die Zinsen zum Zeitpunkt des Erwerbs von Anleihen ETFs relativ hoch, sind Langläufer oder Anleihen mit einer mittleren Laufzeit empfehlenswert.

Ausgewählte Anleihen ETFs

Beispiel Fonds-volumen Kosten Gesamtrendite 2017 Gesamtrendite 2018
Staatsanleihen ETF: ComStage iBoxx EUR Liquid Sovereigns Diversified Overall TR UCITS ETF (WKN ETF500).

Der iBoxx® EUR Liquid Sovereigns Diversified Index bietet Zugang zur Gesamtheit der liquidesten in Euro denominierten Staatsanleihen, die von Regierungen der Eurozone begeben werden. Restlaufzeit: mindestens 1,5 Jahre. Maximale Gewichtung pro Land: 4 Titel bzw. 20%.

184 Mio. 0,12 % p.a 0,40 % 1,12 %
Schwellenland ETF: Xtrackers Emerging Markets USD Government and Government-Related Bond Select UCITS ETF 1C (EUR hedged) (WKN DBX0AV).

Der Citi Emerging Markets USD Government and Government-Related Bond Select Index bietet Zugang zu Anleihen, die von den Regierungen bestimmter Schwellenländer oder staatlichen Unternehmen dieser Länder ausgegeben wurden. Enthaltene Anleihen lauten auf den US-Dollar und haben gemischte Ratings. Alle Laufzeiten sind vertreten. Währungsgesichert in Euro.

503 Mio.  

0,40 % p.a.

5,19 % -8,41 % %
Unternehmensanleihen ETF: iShares Euro Corporate Bond Large Cap UCITS ETF (WKN 778928).

Der iBoxx® EUR Liquid Corporates Large Cap Index bietet Zugang zu den liquidesten in Euro denominierten Unternehmensanleihen. Rating: Investment Grade.

 

 

 

3.771

Mio.

 

 

 

0,20 % p.a.

1,50 % -1,19 %
Hochzinsanleihen ETF: Amundi ETF Euro High Yield Liquid Bond iBoxx UCITS ETF EUR (WKN A2H580).

Der iBoxx® EUR Liquid High Yield 30 Ex-Financial Index bietet Zugang zu den 30 liquidesten in Euro denominierten Unternehmensanleihen mit einem Rating unterhalb Investment Grade, die von privaten Nicht-Finanzunternehmen emittiert werden.

492 Mio.  

0,40 % p.a.

5,16 % -2,25 %

Quelle: justETF , 03.06.2019

Alternativen zum Anleihen ETF

Tagesgeld als Alternative zum Anleihen ETF

Bei der Investition in Anleihen ETF geht es selten um satte Renditen, sondern oft um erhöhte Sicherheit im eigenen Depot (Diversifikation).

Eine sinnvolle Alternative kann hier tatsächlich das Tagesgeldkonto sein.

Betrachtet man die Realrendite, ergeben sich hier derzeit oft keine gravierenden Abweichungen zu Anleihen ETFs.

Zudem bietet ein Tagesgeldkonto durch die Einlagensicherung noch mehr Sicherheit als ein Renten-ETF.

Fazit: Mit Anleihen ETFs das Risiko weiter streuen

Das Risiko weiter streuen

Gemäß der Modernen Portfoliotheorie werden bis zu 90 Prozent der Rendite eines Portfolios durch die Kombination verschiedener Anlageklassen erklärt

Und nur 10 Prozent durch die Auswahl von Wertpapieren innerhalb einer Anlageklasse.

Deshalb ist auch in Zeiten, in denen mit Anleihen kaum Geld verdient werden kann –  weil erstens die Zinsen nahe Null sind und zweitens die Zinsen mittel- bis langfristig nur steigen können, was zu Kursverlusten von Anleihen führen wird – eine Beimischung von Anleihen sinnvoll.

Allerdings können Anleihen auch gut durch Tages- bzw. Festgeld ersetzt werden, was Kosten spart.

Und durch die Einlagensicherung der Banken sind hier zumindest Anlagen bis 100.000 EUR pro Bank abgesichert.

Zumindest ist momentan nicht absehbar, wann die Zinsen wieder beginnen werden zu steigen und es eine attraktive Verzinsung für Anleihen gibt.

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