Die Welt der Kapitalanlage hat sich stark verändert. Da stellt sich die Frage, ob man Einzeltitel, Fonds oder gleich Robo Advisor kaufen soll. Denn der Trend geht zu automatisierter Beratung, bei der Maschinen den Menschen ersetzen.
Gehen wir 30 Jahre zurück, war die Welt der Kapitalanlagen eher übersichtlich:
Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Fonds waren die gängigsten Kapitalanlagen.
Wer es etwas riskanter liebte, konnte auf den Optionsscheinhandel zurückgreifen.
In der Zwischenzeit hat sich allerdings einiges getan.
Zunächst bewarben die Banken massiv den Handel mit Zertifikaten (strukturierten Produkten), einer Anlageklasse, welche Ende des vergangenen Jahrhunderts dem breiten Publikum zugänglich gemacht wurde.
Der Handel mit CFDs (Contract for Difference) ermöglichte es später auch privaten Anlegern, von Hebelgeschäften zu profitieren.
Doch mit dem Einzug von börsengehandelten Indexfonds, sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds), begann ein Umdenken bei der Anlage in Investmentfonds.
Anleger begrüßen hier vor allem die im Vergleich zu klassischen Investmentfonds sehr niedrigen Kosten, die voll auf die Rendite durchschlagen.
Doch mittlerweile gibt es eine kaum noch überschaubare Anzahl an Indexfonds, weltweit über 6.000 Stück.
Damit haben Anleger die Qual der Wahl.
Deshalb heißt der neueste Trend Robo Advisors.
Nicht der Mensch wählt einzelne Fonds aus, sondern der Computer, nachdem er den Menschen befragt hat.
Ausgeklügelte Software macht dies möglich.
Einzeltitel immer noch im Fokus
Nach wie vor erfreuen sich Aktien in Form von Einzeltiteln bei erfahrenen Anlegern großer Beliebtheit.
Dabei gilt allerdings, dass das Traden immer noch die tägliche Aufmerksamkeit des Investors voraussetzt, um Verluste zu vermeiden und Handelssignale zu erkennen.
Trotzdem kann Anleger jederzeit ein Kurseinbruch überraschen, wie beispielsweise bei der VW-Aktie.
Deshalb waren klassische Investmentfonds über viele Jahre die ideale Alternative für all diejenigen, die auf der einen Seite von den Aktienmärkten profitieren wollten, doch ohne sich groß um ihre Geldanlage kümmern zu müssen.
Der Haken bei diesen Fonds waren die relativ hohen Kosten.
Ausgabeaufschläge von bis zu sechs Prozent und diverse Managementgebühren machten bei durchschnittlicher Entwicklung der Börsen einen Gewinn im ersten Jahr fast unmöglich.
Die Wachablösung der klassischen Fonds erfolgte durch die wesentlich günstigeren ETFs, indexbasierte Fonds.
Diese kennen keinen Ausgabeaufschlag, sondern werden über die Börse gehandelt und das Fondsmanagement muss nur aktiv werden, wenn es zu einer Umschichtung innerhalb des Index kommt.
Einsteiger stehen jedoch vor einem Dilemma.
Entweder müssen sie selbst herausfiltern, welcher der ETFs die besten Erfolgsaussichten verspricht oder sie sprechen mit dem Wertpapierberater einer Bank.
Dieser bietet jedoch auch nur wieder die Produkte seines Hauses an, eine subjektive Wahl.
Besser sind diejenigen aufgestellt, die ihr Konto bei einem Direktanbieter führen, da hier eine neutrale Auswahl gegeben ist.
Welche Anbieter am ehesten infrage kommen, lässt sich über spezielle Vergleichsportale in Erfahrung bringen.
Die Maschine als Berater
Der neueste Anlagetrend zielt jedoch auf computerbasierte Analysen und Depotzusammenstellungen ab.
Die Basis bilden sogenannte Robo Advisor:
Computerprogramme, welche anhand des Anlegerprofils, welches sie ermitteln, aus einer Vielzahl von Indexfonds diejenigen auswählen, welche die besten Perspektiven bieten.
Robo Advisor sollten, so die Theorie, komplett wertneutral das Zahlenwerk der einzelnen Fonds analysieren und die Anlageentscheidung treffen.
Diese Form der Anlageberatung ist noch zu jung, um bereits entscheidende Erkenntnisse darüber zu haben.
Auf jeden Fall sind Robo Advisor teurer, als wenn man als Anleger selbst seine ETFs auswählt.
Ob sich diese Mehrkosten wirklich lohnen, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht endgültig gesagt werden, da es noch keine ausreichenden Erfahrungen gibt.
Es war absehbar, dass Computer früher oder später in der Anlageberatung aktiv würden.
Allerdings hängt der Erfolg am Ende auch wieder von den Fähigkeiten der Software ab.
Während einige ein statisches Musterdepot vermitteln, schließen andere mit dem Kunden einen Vermögensverwaltungsvertrag ab und passen die Portfolios an das aktuelle Marktgeschehen an.
Die Zukunft wird zeigen, ob, und wenn ja, um wie viel die ausschließlich computerbasierte Portfoliozusammensetzung tatsächlich besser ist, als die eines Menschen.
Der aktuelle Trend ist die Kooperation von Banken mit Fintechs, die Robo Advisor auf den Markt gebracht haben.
Einzeltitel, Fonds oder gleich Robo Advisor?
Es bleibt abzuwarten, ob die computerbasierte Beratung von den Anlegern im großen Stil angenommen wird und den Banken das Leben schwer machen wird, wie vielfach prognostiziert.
Denn viele Anleger ziehen nach wie vor die Beratung durch einen Menschen aus Fleisch und Blut vor.
Schließlich gibt es noch gar nicht so lange auch in Deutschland unabhängige Honorarberater, die keine eigenen Produktinteressen vertreten.
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