Exchange Traded Funds: Alles, was du über sie wissen musst

Lesedauer 8 Minuten

Börsengehandelte Indexfonds – kurz ETFs – sind der Anlagetrend unserer Zeit. Doch was ist dran, an diesem neuen Geldanlageinstrument? Was für Vor- und Nachteile haben ETFs und wie funktionieren sie? Antworten auf diese und andere Fragen findest du hier.

Was genau ist ein Exchange Traded Funds, kurz ETF, und auf Deutsch börsengehandelter Indexfonds?

Was ist neu daran?

Seit wann gibt es sie?

Was haben sie für Vorteile?

Und was für Nachteile?

Und was unterscheidet sie von klassischen Investmentfonds?

Alle diese Fragen und noch viel mehr beantwortet dieser umfassende Blogartikel.

[lwptoc]

Klassische Investmentfonds

Exchange Traded Funds sind spezielle Investmentfonds

Ein Fonds ist zunächst einmal ein Spartopf, in den viele Sparer entweder kleine, mittlere oder auch größere Sparbeiträge einzahlen.

Dieser Fonds wird – sofern es sich um einen klassischen Investmentfonds handelt – von einem Fondsmanager verwaltet.

Darüber hinaus sind Fonds Sondervermögen – so auch Exchange Traded Funds – und bei einer Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft geschützt.

Dabei können Fonds u. a. in Anlageklassen (Assets)

  • Anleihen
  • Aktien
  • Immobilien
  • Rohstoffe
  • Währungen oder
  • Geldmarkt

investieren.

Die meisten Fonds investieren in nur eine dieser Anlageklassen, aber es gibt auch sogenannte Mischfonds.

Den meisten Sparern sind diese klassischen Investmentfonds mittlerweile bekannt, die alle eine bestimmte Anlagestrategie verfolgen und deren erklärtes Ziel es ist, ihren Referenzindex (Benchmark) zu schlagen.

Dabei investieren diese Fonds oft in bestimmte Branchen, Länder oder ganze Regionen, wie zum Beispiel Europa.

Genereller Vorteil eines Investmentfonds im Vergleich zu Einzelwerten ist seine Risikostreuung.

Dadurch, dass er in einen ganzen Strauß von Wertpapieren investiert, die der Fondsmanager aussucht, setzt der Anleger nicht alles auf eine Karte, sondern streut sein Risiko.

Nachteil eines klassischen Investmentfonds sind seine hohen Kosten.

Denn ein Fondsmanagement ist teuer.

Deshalb sind die Nettorenditen vieler Fonds eher bescheiden:

Vielen klassischen Investmentfonds gelingt es nicht dauerhaft – d. h. für 5 oder 10 oder mehr Jahre – ihren Referenzindex zu schlagen.

Das zeigen zahlreiche wissenschaftliche Studien.

Doch heute gibt es Exchange Traded Funds, die dieses Problem nicht haben.

Aber was machen sie eigentlich anders?

Definition Exchange Traded Funds

Ein Exchange Traded Funds – kurz ETF – bildet grundsätzlich einen bestimmten Börsenindex nach.

Und da es zahlreiche Börsenindizes gibt, gibt es auch zahlreiche ETFs.

Mittlerweile weltweit über 7.000 verschiedene ETFs, zu denen fast wöchentlich neue hinzukommen.

Ein ETF bildet also einen bestimmten Börsenindex nach.

Dabei gibt es verschiedene Nachbildungsmethoden:

  • Physische Replikation
  • Sampling-Methode
  • Synthetische Replikation.

Bei der physischen Replikation kauft der ETF exakt alle – z. B. Aktien – des zugrundeliegenden Index im Verhältnis der entsprechenden Marktkapitalisierung.

Bei einer größeren Menge an Wertpapieren – z. B., wenn es mehrere Hundert oder sogar Tausende sind – ist die Sampling-Methode wirtschaftlicher, bei der nur eine statistisch relevante Menge der Wertpapiere gekauft wird.

Und bei der synthetischen Replikation werden irgendwelche Wertpapiere gekauft und die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index wird durch ein Tauschgeschäft (Swap) garantiert, wobei der Swap-Partner in der Regel eine Bank ist.

Der Trend für den ETF-Investor geht zur physischen Replikation oder der Sampling-Methode, da man so nicht die „Katze im Sack“ kauft.

Denn was ist, wenn der Swap-Partner plötzlich pleitegeht (Kontrahentenrisiko)?

Weiterhin haben Exchange Traded Funds keinen teuren Fondsmanager.

Denn welche Wertpapiere der jeweilige ETF kauft, bestimmt der zugrundeliegende Index.

Dadurch betragen die Verwaltungskosten eines ETFs (TER für Total Expense Ratio) nur eine Bruchteil der Kosten von klassischen Investmentfonds.

Während deren Kosten in der Regel zwischen 1,5 und 2 Prozent p. a. liegen, betragen sie bei ETFs im Schnitt nur 0,37 Prozent p. a.

Und sie wollen ihren Index auch nicht schlagen, sondern nur möglichst die gleiche Rendite wie dieser erzielen, wobei die TER noch abzuziehen sind.

Und mit dieser Strategie schneiden Anleger in 80 bis 90 Prozent der Fälle mittel- bis langfristig besser ab als bei klassischen Investmentfonds.

Das Paradoxe daran:

Von Vornherein nur auf den Durchschnitt zu zielen, lässt Anleger meist erfolgreicher abschneiden als der Durchschnitt aller Anleger, die nach wie vor auf klassische Investmentfonds mit ihren hohen Kosten setzen.

Also können ETFs wie folgt definiert werden:

Exchange Traded Funds sind Fonds ohne Fondsmanager, die einen bestimmten Börsenindex möglichst exakt nachbilden und von vornherein nur auf eine Durchschnittsrendite abzielen und keine Überrenditen erzielen wollen.

Gutes Investment: Exchange Traded Funds

Seit wann gibt es Exchange Traded Funds?

ETFs wurden 1976 von dem US-Amerikaner John Bogle erfunden.

Er leitete jahrelang die inzwischen sehr große Fondsgesellschaft Vanguard, die mittlerweile auch in Deutschland tätig ist.

Bei uns kamen die ersten ETFs im Jahr 2000 auf den Markt.

Damals waren nur zwei, drei verschiedene Indexfonds und heute werden allein an der Frankfurter Börse über 1.600 verschiedene ETFs gehandelt.

Noch beträgt der Anteil an börsengehandelten Indexfonds nur einen Bruchteil des Kapitals, das in klassische Investmentfonds investiert ist.

Doch der Anteil des in ETFs investierten Kapitals steigt weltweit rasant an.

Vor allem in den USA, aber auch in Europa.

ETFs sind der Anlagetrend unserer Zeit und die die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger.

Denn sie haben eine Reihe an Vorteilen.

Vorteile von Exchange Traded Funds

Exchange Traded Funds sind sehr transparent

Da ist zunächst die große Transparenz und Einfachheit von ETFs:

Sie sind recht einfach zu verstehen, sofern es sich nicht um Smart-Beta-ETFs handelt.

Doch dazu später.

Weiterhin sind sie sehr kostengünstig:

Ein Kostenunterschied von 1 bis 1,5 Prozent p. a. im Vergleich zu klassischen Investmentfonds lässt ein Kapital von z. B. 50.000 oder 100.000 EUR in 20 bis 30 Jahren je nach Höhe, Laufzeit und Zinssatz um einen fünf- bis sechsstelligen Unterschiedsbetrag anwachsen.

Und darüber hinaus sind ETFs sehr flexibel, da sie jederzeit an der Börse zum aktuellen Kurs ge- und verkauft werden können.

Im Unterschied zu klassischen Fonds, für die oft nur einmal am Tag von der Kapitalanlagegesellschaft ein Kurs ermittelt wird.

Nachteile von Exchange Traded Funds

ETFs können in der Regel ihren Index nicht schlagen, auch dann nicht, wenn sie ihre Wertpapiere verleihen und dadurch zusätzliche Einnahmen erzielen.

Wertpapierleihe wird bei Fonds häufig praktiziert.

Das ist eher der Normal- als ein Sonderfall.

Und dann gibt es noch Smart-Beta-ETFs, denen oft komplizierte Indizes zugrunde liegen und die ihren Index erklärtermaßen schlagen wollen.

Beispielsweise legen sie bei einem Index nicht die Marktkapitalisierung einzelner Aktien zugrunde, sondern gewichten diese gleich.

Nur eines von vielen Smart-Beta-Konzepten.

Zumindest sind sie meist wesentlich teurer als klassische Indexfonds.

Was sie sonst noch bringen, bleibt abzuwarten.

Darüber hinaus wurde in der letzten Zeit in den Medien häufiger darüber spekuliert, was passieren würde, wenn plötzlich alle Anleger nur noch ETFs und weder Einzelaktien noch klassische Investmentfonds mehr kauften.

Sollte dieser Fall irgendwann eintreten, käme es möglicherweise zu Marktverzerrungen etc.

Aber das ist aus heutiger Situation ein Fall, von dem wir laut ETF-Experte Gerd Kommer noch sehr weit entfernt sind.

Der Anteil an ETFs wächst zwar, beträgt aber noch immer nur einen Bruchteil des insgesamt in Fonds investierten Kapitals.

Diese Szenarien werden auch bewusst von klassischen Fondsgesellschaften und Fondsmanagern an die Wand projiziert, um Anleger vom Kauf börsengehandelter Indexfonds abzuhalten.

Denn an ETFs verdienen Banker viel weniger als bei klassischen Investmentfonds (Ausgabeaufschlag!).

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Kriterien zur Auswahl von Exchange Traded Funds

Es gibt eine ganze Reihe an Kriterien, die bei der konkreten Auswahl eines ETFs eine Rolle spielen.

Die wichtigsten werden hier kurz umrissen.

Der Index

An erster Stelle steht natürlich der Index, den der auszuwählende ETF abbildet.

Zwar gibt es weltweit Tausende verschiedene Indizes, doch sollte ein Investmentanfänger sich einen marktbreiten ETF aussuchen und sich besser nicht auf Experimente einlassen.

Mit einem ETF auf Indizes wie zum Beispiel dem MSCI World Index oder dem Euro Stoxx 600 liegen Privatanleger schon mal ganz richtig.

Beispielsweise sind im MSCI World Index über 1.600 verschiedene Unternehmen aus 23 Industrieländern und den größten und wichtigsten Branchen enthalten.

Damit hat man schon einmal eine ganz ordentliche Risikostreuung.

Mit dem Index entscheidet man sich auch für eine Anlageklasse, also

  • Aktien,
  • Anleihen,
  • Immobilien,
  • Rohstoffe,
  • Währungen oder den
  • Geldmarkt.
  • Währung

Aus der Wahl der Währung kann ein Wechselkursrisiko entstehen.

Diese entstehen für Anleger immer dann, wenn diese in einen anderen Währungsraum investieren als in ihren heimatlichen.

Dabei ergeben sich Wertschwankungen eines nicht in Euro notierenden internationalen Investments aus zwei Komponenten:

Bei einem Investment in ETFs sind das erstens die Wertschwankungen der im ETF enthaltenen Wertpapiere und zweitens die Entwicklung des Euros zur fremdländischen Währung.

Gewinnverwendung

Ein weiteres Kriterium ist die Gewinnverwendung des jeweiligen ETFs.

Dabei gibt es zwei Arten der Gewinnverwendung:

Einmal ETFs, die ihre laufenden Erträge ausschütten und zum anderen ETF, die ihre Erträge einbehalten, was in der Investmentfachsprache thesaurieren heißt.

Für jemanden, der langfristig Vermögen aufbauen möchte, sind also am ehesten thesaurierende ETFs geeignet.

Oft gibt es mehrere ETFs für einen Index, so dass man sich den mit der gewünschten Gewinnverwendungsart aussuchen kann.

Ab 2018 (Investmentsteuergesetz!) sind Thesaurierer übrigens steuergünstiger.

Domizil

Das Domizil gibt an, in welchem Land der ETF aufgelegt ist.

Wer thesaurierende ausländische Fonds besitzt, hat es künftig einfacher:

Es ist nicht länger nötig, die ausschüttungsgleichen Erträge samt der Quellensteueranrechnung aus der Jahressteuerbescheinigung der Bank separat abzulesen, in die Steuererklärung zu übertragen und alle Unterlagen bis zum Verkauf des Fonds als Nachweis für eine korrekte Besteuerung aufzubewahren.

Stattdessen wird die Abgeltungssteuer auf die Pauschale fällig und von der Depotbank direkt von dem zum Depot gehörigen Verrechnungskonto abgeführt.

Sofern sie 801 EUR nicht übersteigt, greift allerdings der Freibetrag.

Bei Verkauf werden sämtliche versteuerte Pauschalen mit dem Verkaufserlös verrechnet.

Anleger müssen dafür keine extra Unterlagen aufbewahren.

Indexabbildung

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Art und Weise, wie ein ETF seinen Referenzindex abbildet.

Dabei gibt es – wie bereits erwähnt – drei verschiedene Methoden:

  • Physische Replikation
  • Sampling-Methode
  • Synthetische Replikation.

Diese wurden bereits weiter oben erklärt.

Der Trend geht klar zur physischen Replikation bzw. Sampling-Methode, auch weil der bisherige Steuervorteil synthetischer ETFs ab 2018 wegfällt und es bei physisch replizierenden ETFs kein Kontrahentenrisiko gibt.

Total Expense Ratio (TER)

Die TER gibt die Höhe der jährlichen Verwaltungskosten eines Indexfonds an.

Diese sind deutlich geringer als die TER aktiv gemanagter Fonds, da ETFs u. a. keine teuren Fondsmanager benötigen.

Werden zu einem Index verschiedene ETFs angeboten, sollte man also einen Blick auf die Höhe der jeweiligen TER werfen.

Die TER sind eines der wichtigsten Kriterien zur Bewertung eines ETFs.

Tracking Error

Da die TER nicht alleine die Abweichnung eines ETFs von seinem Referenzindex bestimmen, gibt es als Maß für die Güte eines ETFs noch den Tracking Error.

Dieser gibt die Gesamtabweichung eines ETFs von seinem Börsenindex an.

Je näher der ETF mit seiner Performance an der Wertentwicklung seines Index liegt, desto besser.

Beispielsweise ist in den TER noch nicht enthalten, welche Ergebnisse ein Indexfonds mit der Wertpapierleihe erzielt, die meist die Abweichung des ETFs vom Referenzindex reduziert.

Fast alle Fonds verleihen gegen eine Gebühr ihre enthaltenen Wertpapiere, was der Rendite dieser Fonds zugutekommt.

Letztlich gibt also der Tracking Error darüber Auskunft, wie stark der jeweilige ETF von seinem Index insgesamt abweicht.

Spread

Beim ETF-Handel fallen wie beim Aktienhandel sogenannte Spreads an.

Dabei liegt der Verkaufspreis stets über dem Kaufpreis und diese Differenz geht an den sogenannten Market Maker.

Jeder ETF-Anbieter hat mindestens einen Market Maker an der Deutschen Börse, der sich verpflichtet, jederzeit Kauf- und Verkaufskurse zu stellen.

Damit sorgt der Market Maker dafür, dass jeder ETF jederzeit ge- und verkauft werden kann.

Je geringer der Spread – auch Geld-Brief-Spanne genannt – desto geringer sind die Handelskosten für den Anleger.

Ist der Exchange Traded Funds sparplanfähig?

Für viele Privatanleger ist es ein wichtiges Kriterium, ob ein ETF auch sparplanfähig ist.

Das ist nicht bei jedem ETF gegeben und ist wichtig, wenn sich Anleger mit regelmäßigen Sparbeiträgen ein privates Vermögen aufbauen wollen.

Die meisten Broker bieten nämlich ETF-Sparpläne an, die in zehn Minuten am PC eingerichtet sind und regelmäßig (monatlich, quartalsweise, halbjährlich) bespart werden können.

Großer Vorteil von ETF-Sparplänen ist ihre Flexibilität:

Die Sparquote kann jederzeit verändert werden (Mindestsparquote beachten!), bei Bedarf auch ausgesetzt werden und du kannst jederzeit über dein Kapital verfügen.

Kündigungsfristen etc. gibt es hier nicht.

Weiterhin ist in diesem Zusammenhang wichtig, ob der Kauf des jeweiligen ETFs Transaktionskosten – auch Ordergebühren genannt – verursacht, oder ob diese aufgrund von aktuellen Rabattaktionen entfallen.

Ist dies der Fall, fließen tatsächlich 100 Prozent der Sparrate in den jeweiligen ETF.

Wahnsinn!

Umfassende Informationen zu ETF-Sparplänen findest du übrigens hier.

Gute Rendite mit Exchange Traded Funds

Fazit

Exchange Traded Funds sind ganz klar der Anlagetrend unserer Zeit und die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger.

Diese sehr transparenten Fonds setzen sich immer mehr durch, u. a. weil sie einfach zu verstehen sind.

Darüber hinaus sind sie sehr kostengünstig und können jederzeit an der Börse ge- und verkauft werden.

Und mit ETF-Sparplänen können Privatanleger schon ab 25 Euro pro Monat beginnen, privates Vermögen, wie z. B. eine private Altersvorsorge, aufzubauen.

Genauer anschauen solltest du dir allerdings sogenannte Smart-Beta-ETFs, die nicht immer besser, aber auf jeden Fall teurer sind und von Banken deshalb gerne verkauft werden.

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