Resilienz bezeichnet in der Psychologie die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche, soziale oder auch finanzielle Ressourcen zu überwinden. Was zeichnet aber bei der Geldanlage besonders widerstandsfähige Menschen aus? Und mit welcher Strategie schaffst du es, nach Rückschlägen noch stärker als vorher zurückzukommen?
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Resilienz: Weitermachen nach Rückschlägen
Im Grunde ist Widerstandsfähigkeit gegen Rückschläge simpel zu erklären:
Resiliente Menschen setzen nicht alles auf eine Karte, sondern sind im Falle von Rückschlägen in der Lage, auf Sicherheitsnetze zurückzugreifen.
Diese können rein mental sein – aber wichtiger sind die greifbaren Beispiele, wie ein monetäres Polster, das man als Sicherheit bei der Geldanlage stets in der Hinterhand behält.
Ursprünglich wurde der Begriff Resilienz von der Psychologie geprägt, welche erforschen wollte, warum manche Individuen trotz schwieriger Lebensumstände in der Lage sind, sich ein erfolgreiches Leben aufzubauen.
Als wesentliche Faktoren für Resilienz wurden der
- Einfluss der Familie,
- gut entwickelte kognitive Fähigkeiten und
- die Beherrschung der eigenen Emotionen
ausgemacht.
Die gute Nachricht:
In allen Bereichen des Lebens kann diese Sicherheit auch bewusst trainiert werden.
Zum Beispiel mit den richtigen Strategien bei der Geldanlage.
Auf die Strategie kommt es an
Das Geheimnis liegt darin, sich für alle Eventualitäten zu rüsten:
Dies kann über
- Versicherungen geschehen (auch außerhalb von finanziellen Belangen),
- eiserne Ersparnisse für Notzeiten,
- den Abbau oder die Vermeidung von Schulden oder
- langfristige, sichere Investments.
Eine weitere sinnvolle Methode um die erwähnte Sicherheit zu erreichen, ist das sogenannte Bankroll Management.
Das Grundprinzip des Bankroll Managements beruht auf einer starken Verteidigung des eigenen Budgets gegen Verluste:
Egal wie erfolgreich man sein Geld investiert, jeder Anleger erlebt über kurz oder lang eine Durststrecke, bei der Investitionen sich einfach nicht auszahlen wollen.
Selbiges gilt auch für Zeiten von hohen Gewinnen.
Schon so mancher Anleger hat – berauscht vom eigenen glücklichen Händchen – sein Geld in spekulative Aktien gesteckt und wurde dann enttäuscht.
So habe auch ich in der Dotcom-Krise nach anfänglichen ordentlichen Gewinnen einen mittleren fünfstelligen Betrag am Neuen Markt verloren, wobei mir dieser Verlust damals zahlreiche schlaflose Nächte bereitet hat.
Gleichzeitig habe ich damit mein vorübergehendes Dasein als Daytrader beendet, weil mir die nervliche Belastung durch diese Tätigkeit einfach zu hoch war.
Gleichzeitig hat mich diese Erfahrung gelehrt, mich vorab noch intensiver damit auseinanderzusetzen, wie und worin ich mein Geld zukünftig investiere.
Denn zu dieser Zeit bin ich eher der Herde gefolgt, als alle am Neuen Markt investiert haben und habe nicht meinen an und für sich analytisch geschulten Verstand eingeschaltet:
Denn dieser hätte eigentlich Fragen zu den jeweiligen Geschäftsmodellen der Unternehmen am Neuen Markt stellen müssen, von denen viele damals noch gar kein Geld verdienten und manchmal nur eine vage Idee in Bezug auf ihr Geschäftsmodell hatten.
Trotzdem haben die Banken sie finanziert.
Wie es ausgegangen ist, wissen wir inzwischen:
Den Neuen Markt als Börsensegment gibt es heute nicht mehr.
Daher ist eine Bankroll wichtig:
Eine sichere Rücklage, deren Höhe darüber bestimmt, wie viel Geld man investieren darf.
Die einfachste Methode Bankroll Management einzusetzen, ist das „Level Staking“:
Das bedeutet:
Je höher die sichere Rücklage ist, mit desto mehr Geld kann man ins Risiko gehen.
Deshalb lautet auch ein Grundsatz der Geldanlage:
Neben einem risikobehafteten Anteil, der zum Beispiel in Aktien investiert ist, sollte es stets auch eine sichere Komponente geben, die zum Beispiel in den Geldmarkt (kurzlaufende festverzinsliche Wertpapiere mit geringem Kursrisiko) investiert ist.
Schrumpft die sichere Rücklage, so geht man auch weniger Risiko beim risikobehafteten Anteil ein.
Bankroll Management wird auch bei Wetten (zum Beispiel Sportwetten oder Wetten im Internet) angewandt.
Hier rüstet sich der Spieler für eine mögliche Pechsträhne, indem er für eine solide Bankroll sorgt und so auch bei mehreren verlorenen Wetten hintereinander nicht in Geldsorgen gerät.
Da sowohl Wetten als auch Geldanlagen niemals sicheren Gewinn versprechen – abgesehen von festverzinslichen Wertpapieren – kann das Konzept in beiden Bereichen ähnlich angewandt werden.
Klare Vorteile
Die Vorteile solcher Strategien liegen klar auf der Hand:
Selbst große Investoren wie Business Angels investieren ihr Geld nicht komplett in eine Firma oder Aktien nur eines Unternehmens.
Diversifizierung lautet ein weiteres Stichwort.
Wer sein Geld in mehrere Unternehmen oder Anlagemöglichkeiten steckt, der hat ein sicheres Netz, das ihn auffängt, falls ein Investment schief geht und investiert nicht aus einer Laune heraus.
Deswegen sind auch Exchange Traded Funds (ETFs) ein gutes Investment, weil sie sozusagen eine eingebaute Risikostreuung haben:
So enthält ein marktbreiter Index, wie zum Beispiel der MSCI World Index, über 1.600 verschiedene Aktien aus 23 Industrieländern weltweit.
So kann man auch mit kleinen Anlagebeiträgen als ETF-Investor eine gesunde Risikostreuung realisieren.
Fazit: Resilienz hilft beim Aufstehen
Das Leben ist ist ein ständiges Auf und Ab.
Nach guten Lebensphasen kommen immer wieder auch schlechtere, in denen es nicht so läuft und die einen schlimmstenfalls sogar in ein schwarzes Loch bzw. ein Tief fallen lassen können.
Das gilt auch für den finanziellen Bereich.
Deshalb ist Relienz – in diesem Falle finanzielle Reslienz – wichtig.
Eine gewisse psychische Widerstandskraft hilft, mit Tiefschlägen des Lebens umzugehen.
Denn das Problem ist nicht das Hinfallen, sondern das Aufstehen danach.
Letztlich muss man immer einmal mehr aufstehen, als man hinfällt.
Wer sich für alle Eventualitäten rüstet, der profitiert nicht nur bei der Geldanlage, sondern auch in anderen Lebensbereichen.
Resiliente Menschen verfügen über Sicherheiten, welche im Falle eines Rückschlags dafür sorgen, dass sie nicht gleich wieder bei null anfangen müssen.
Wer clevere Strategien wie Bankroll Management anwendet, der kann genau diese Sicherheit erreichen und dadurch seinen Erfolg beim Anlegen und damit seine finanzielle Resilienz noch erhöhen.
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Hallo Jürgen,
mal wieder ein sehr guter Artikel. Resilienz kann man sogar trainieren, ich habe das eine Zeit lang aktiv mit ein paar Kollegen praktiziert. Die Situationen vorher zu durchdenken und seine Handlungsweisen vorher festzulegen hilft ungemein.
Hier habe ich einen Artikel über ein Buch geschrieben, dass helfen kann sich vorzubereiten.
https://www.110prozent.club/einfache-wege-ihr-anlageverhalten-zu-verbessern/
Liebe Grüße
Henning
Guten Morgen,
ich fand den Beitrag interessant. Den Begriff Reslienz kannte ich vorher nicht. Anscheinend muss ich die ganzen Jahre trotzdem das richtige unbewusst getan haben. 🙂
Je mehr Rücklagen ich bildete, desto weniger Angst hatte ich etwas zu investieren.
Dabei spielt die Risikostreuung eine sehr wichtige Rolle die jeder nutzen sollte. Dadurch wird ein Klumpenrisiko minimiert.
Im Falle eines „Worst Case“ wäre nur ein Teil verloren und nicht das ganze Vermögen.
Viele Grüße Pierre
Hallo Jürgen,
guter Artikel und ein sehr guter Hinweis an alle, die noch keine stärkeren Korrekturen mitgemacht haben. Auch ich durfte bereits in der Dotcom Phase erste Erfahrungen sammeln und kann Dir nur zustimmen. Denn auch wenn es ein automatisches Grundprinzip sein sollte, Kapital in der Hinterhand zu haben, wird in euphorischen Märkten dann doch schnell mal etwas mehr risikiert.
Und auch für langfristige ETF-Sparer wird der cost average Effekt immer dabei helfen, langfristig gut vorzusorgen. Vorausgesetzt, es ist immer Geld zum weiteren Aufbau da 😉
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Beste Grüße
Alexander | GELDz.de