ETF-Markt: Indexfonds in Europa weiter auf dem Vormarsch

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Der ETF-Markt in Europa wächst weiter. Doch noch investieren institutionelle Investoren stärker als Privatanleger. Gefragt sind nicht nur Weltaktien-ETFs, sondern auch Indexfonds, die in Anleihen investieren.

ETF-Markt in Europa wächst stark

Der europäische Markt für börsengehandelte Indexfonds, auch bekannt als ETFs (Exchange-Traded Funds), verzeichnet im November laut Handelsblatt vom 20.12.2023 einen starken Anstieg in der Nachfrage von Investoren.

Das Analysehaus LSEG Lipper berichtet, dass Investoren im November insgesamt fast 18 Milliarden Euro in ETFs investiert haben, die in der Regel die Performance von Aktien- und Anleiheindizes nachbilden. Einer der größten ETF-Anbieter in Europa, Amundi, bestätigt einen ähnlich hohen Zufluss von Kapital und bezeichnet den November als den zweitstärksten Monat des Jahres in Bezug auf den Kauf von ETFs.

Neuer Rekord am ETF-Markt in Reichweite

In den ersten elf Monaten des Jahres 2023 flossen insgesamt bereits über 138 Milliarden Euro in ETFs, und Experten glauben, dass ein neuer Rekord für das gesamte Jahr in Reichweite ist. Dieses Jahr hat sich bereits als das zweitstärkste Jahr für ETFs in Europa erwiesen, nachdem im Jahr 2021 insgesamt 161 Milliarden Euro in diese Anlageprodukte geflossen waren.

Detlef Glow, Leiter des Researchs für Europa und den Nahen Osten bei LSEG Lipper, geht davon aus, dass 2023 aufgrund der anhaltenden Investitionen von Anlegern, selbst im Dezember, ein Rekordjahr für ETFs in Europa sein könnte.

Warum viele Investoren bereits jetzt einsteigen

Ein Grund für dieses gesteigerte Interesse von Investoren ist die Tendenz vieler professioneller Anleger, bereits Ende des Jahres einzusteigen, um von günstigeren Kursen zu profitieren und sich der üblichen Anlagewelle zu Beginn des neuen Jahres zuvorzukommen.

ETF-Markt wächst, während aktive Fonds Marktanteile verlieren

Ein weiterer Faktor, der das Wachstum des ETF-Marktes in Europa begünstigt, ist die Abwanderung von Anlegern aus aktiv verwalteten Fonds, bei denen Fondsmanager die Anlagestrategie steuern.

Laut aktuellen Daten von LSEG Lipper haben europäische Anleger in diesem Jahr insgesamt rund 90 Milliarden Euro aus aktiv verwalteten Fonds abgezogen. Immer mehr Investoren bevorzugen die kostengünstigeren ETFs, die Indexfonds nachbilden, da diese deutlich niedrigere Gebühren verlangen. Zudem erzielen die meisten aktiv verwalteten Fonds aufgrund ihrer höheren Kosten eine schlechtere Performance im Vergleich zu ihren Benchmark-Indizes.

Investoren setzten am ETF-Markt vor allem auf Aktien

Aktien-ETFs dominieren den Markt, insbesondere solche, die auf bekannte Aktienindizes wie den S&P 500 oder den MSCI World abzielen. Insgesamt haben europäische Investoren in diesem Jahr fast 79 Milliarden Euro in Aktien-ETFs investiert, und das verwaltete Vermögen hat die Schwelle von einer Billion Euro überschritten, wobei es nun bei 1,078 Billionen Euro liegt.

Bei Anleihen vor allem Unternehmensanleihen beliebt

Anleihen-ETFs werden ebenfalls immer beliebter, insbesondere aufgrund gestiegener Zinsen und eines breiteren Angebots. Im November war der beliebteste ETF ein Produkt, das europäische Unternehmensanleihen enthält und allein 2,4 Milliarden Euro anzog.

Europäischer ETF-Markt verzeichnet beindruckendes Wachstum

Der europäische ETF-Markt hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet und sich seit 2010 mehr als versechsfacht, wobei das verwaltete Vermögen nun 1,5 Billionen Euro erreicht hat. ETFs machen bereits rund zwölf Prozent des gesamten europäischen Fondsmarktes von etwa 13 Billionen Euro aus, verglichen mit fünf Prozent vor einem Jahrzehnt.

Fazit: Weiteres Wachstum des europäischen ETF-Marktes wahrscheinlich

Es wird erwartet, dass der europäische ETF-Markt weiterhin stark wächst, insbesondere wenn der Zugang von Anlegern aus großen europäischen Ländern wie Italien, Spanien und der Schweiz verbessert wird.

Ein potenzieller Faktor, der das Wachstum beeinflussen könnte, ist jedoch die zukünftige Entwicklung der Gebührenlandschaft, da die EU erwägt, die Investition in ETFs zu verteuern, indem sie das Geschäftsmodell des Payment for Order Flow (PFOF) verbietet, das es Anlegern ermöglicht, Wertpapiere zu extrem niedrigen Kosten zu kaufen.

Trotz dieser Herausforderungen sind große ETF-Anbieter wie Vanguard optimistisch und erwarten eine Verdopplung des Fondsvermögens in den nächsten fünf Jahren.

2 Gedanken zu „ETF-Markt: Indexfonds in Europa weiter auf dem Vormarsch“

  1. Ich hoffe, dass in der Zukunft noch mehr Privatanleger auf den Geschmack kommen. Die meisten Leute, mit denen ich mich über Geldanlage unterhalten haben, wissen nichts von ETFs und wenn dann nur sehr oberflächliches. Viele Menschen fühlen sich mit den klassischen Fonds ihrer Bank leider sicherer. Ich denke aber, dass sich das mit der Zeit ändern wird, jetzt wo Neobroker die Finanzbranche erobern und man immer mehr sinnvolles Finanzwissen im Internet findet.

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    • Hallo Florian,

      mir geht es ähnlich. Frage ich Leute, die ich neu kennenlerne, nach ETFs, wissen viele nicht viel über diese Anlageform. Doch das motiviert mich auch nach bald neun Jahren, meinen Blog über ETFs weiter zu betreiben. Schließlich ist es mein Ziel, Finanzbildung unter´s Volk zu bringen.

      Viele Grüße

      Jürgen

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