Finanzcrash: Wie du dich im Crash richtig aufstellst

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An den Börsen dieser Welt kommt es immer wieder zu Krisen und im schlimmsten Falle zum Finanzcrash. Doch wie verhalte ich mich dann richtig? Wie soll ich darauf reagieren? Erfahre mehr dazu in diesem Artikel.

An der Börse geht es nicht nur aufwärts

Die Börse kennt nicht nur eine Richtung, nämlich aufwärts. Meist geht es drei Schritte vor und zwei wieder zurück. Machmal sind es auch vier und alle Jahre wieder kommt es zum richtigen Crash.

Als Börsencrash oder Finanzcrash wird ein extremer Kurseinbruch an der Börse bezeichnet. Er dauert von einigen Tagen bis hin zu wenigen Wochen. In dieser Zeit dominieren meist panikartige Verkäufe, die einen großen Angebotsüberhang erzeugen und so zu drastisch fallenden Kursen führen.

Grundsätzlich fallen die Börsenpreise bei einem Crash schneller und plötzlicher als Ausdruck von Panik – als bei einer Baisse. Normalerweise spricht man von einem Crash, wenn die Kurse mind. 10 Prozent auf Schlusskursbasis nachgegeben haben.

Die größten Finanzcrashs in der Vergangenheit

Coronacrash

Seit dem 17. Jahrhundert gab es mehr als 40 Finanzkrisen, von denen einige hier kurz skizziert werden:

7. Februar 1637

Seltene Tulpenzwiebeln werden von gierigen Spekulanten zu horrenden Preisen gekauft, doch bei der nächsten Versteigerung bleiben die Käufer weg. Die Spekulationsblase platzt und die Preise stürzen um 95 Prozent ab.

24./25. Oktober 1929

Der schwarze Donnerstag (USA) und der schwarze Freitag (Europa) führen zur Weltwirtschaftskrise mit einer Hyperinflation, in deren Folge der Dow Jones binnen dreier Jahre um 86 Prozent abstürzt.

19. Oktober 1987

Der Dow Jones rauscht erneut in die Tiefe. Es kommt zum weltweiten Finanzcrash.

Dotcom Krise vom Frühjahr 2000 bis 2003

Die überhitzten Kurse lassen die Dotcom-Blase platzen. 2003 löst der TecDAX den Neuen Markt ab.

Finanzkrise von 2008 bis 2009

Sie erschütterte unser Finanzsystem u. a. mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers und löste insgesamt eine Bankenkrise aus. Ursache war eine Immobilienblase in den USA.

Corona Krise im März 2000

In der Corona Krise erfolgte innerhalb von vier Wochen ein Absturz des DAX von 13.790 Punkten auf 8.230 Punkte. Vom Tief aus gerechnet war zu diesem Zeitpunkt ein Anstieg um +68 % notwendig, nur um die alten Höchststände wieder zu erreichen. Bis zum 1.07.2020 machte der DAX 50 Prozent wieder gut und bis zum 03.09.2020 rückte der deutsche Leitindex bis auf fast 13.400 Punkte vor und mit über 13.500 Punkten holte er am 16.12.2020 seine Verluste seit Beginn des Börsencrashs am 24. Februar 2020 fast wieder auf. Mittlerweile hat er mit 14.157,86 Punkten in 2021 ein neues Allzeithoch markiert.

Die einen sind im Crash arm geworden, weil sie panikartig alles verkauften und die anderen haben in einem oder mehreren dieser Finanzcrashs den Grundstein zu einem größeren Vermögen gelegt, weil sie strategisch geschickt nachkauften. Wie zum Beispiel die inzwischen verstorbene Börsen-Oma Beate Sander.

Die Börsenpsychologie darf man nicht unterschätzen

Um bei Börsenkrisen nicht mit der Herde mitzulaufen, muss man sehr rational denken und handeln. Die meisten Kleinanleger geraten in Panik, wenn die Kurse anfangen zu fallen. Dann wollen sie ihr Vermögen retten und verkaufen überstürzt, wodurch die Kurse weiter fallen. Das wird dann zu einer sich verstetigenden Tendenz. Und sie haben dann mit ihrem Verkauf aus Buchverlusten auf dem Papier reale Verluste gemacht.

Sich gegen die Angst vor Verlusten zu stemmen und nicht zu verkaufen, obwohl die Angst, sein Investment zu verlieren, da ist, ist nicht ganz einfach. Dazu Bedarf es

  • erstens Börsen- und Finanz-Know how,
  • zweitens einiger Erfahrung
  • und drittens einer gewissen Risikobereitschaft bzw. Risikotragekapazität.

Wer nervlich für das Auf und Ab an der Börse nicht gewappnet ist, sollte besser gar nicht dort investieren. Oder vielleicht in einen breit gestreuten (Welt-)Aktien ETF.

Nach der Krise waren die Kurse irgendwann höher als zuvor

Nach dem Finanzcrash werden neue Höchststände markiert

Finanzcrashs gehören also zum Investieren an den Börsen dieser Welt dazu. Sie kommen stets unvorhergesehen und auch Crash Propheten liegen selten richtig. Die Frage ist, wie man sich als Anleger im Crash am besten verhält.

Das Spektrum reicht von

  • panikartigen Verkäufen über
  • Aussitzen und Nichtstun
  • bis hin zu gezielten Nachkäufen,

je nach Nervenkostüm, Erfahrung, Börsen-Know how und Höhe der Rücklagen.

Du solltest bei einem Finanzcrash dein Depot nie vollständig aufzulösen

Das Falscheste, was du in einer Börsenkrise machen kannst, ist, dein Depot vollständig aufzulösen. Denn viele Anleger kaufen dann, wenn alle kaufen, also wenn die Kurse schon ein gewisses Niveau erreicht haben.

Und sie verkaufen in den fallenden Markt hinein, weil sie Angst vor noch größeren Verlusten haben. Doch wer verkauft, realisiert seine Verluste. Während derjenige, der seine Anteile hält, nur vorübergehende Buchverluste erleidet und keine realen Verluste.

Und irgendwann fangen die Kurse wieder an zu steigen und erklimmen irgendwann neue Höchstkurse. Bisher haben sich die Börsen noch von jedem Crash wieder erholt. Mal schneller, mal langsamer.

Je nach Anlegertyp fällt der Umgang mit einem Finanzcrash mehr oder weniger leicht.

Unterschiedliche Anlegertypen im Überblick

Im folgenden werden drei verschiedene Anlegertypen unterschieden und in ihren Grundzügen knapp charakterisiert.

Sicherheitsorientierte Anleger

Der sicherheitsorientierte Anleger möchte am liebsten gar kein Risiko eingehen. Er möchte sich sicher sein, dass sein Vermögen am Jahresende mindestens so hoch ist, wie es am Jahresanfang war. Dafür ist er mit einem geringen Zinssatz zufrieden. Das Problem bei dieser Haltung: die Inflation. Ohne ein Mindestmaß an Risikobereitschaft geht es in der aktuellen Nullzins-Situation kaum, sein Vermögen real zu erhalten.

Anleger mit einem ausgewogenem Chance-/Risiko-Verhältnis

Diese Anlegergruppe ist bereit, zumindest ein gewisses Maß an Risiko einzugehen und mischt bis zu etwa 50 Prozent Aktien bzw. Aktien-Fonds (ETFs) ihrem Portfolio bei. Die anderen 50 Prozent werden sicher in Anleihen, Festgeld oder auf einem Tagesgeldkonto investiert.

Chancenorientierte Anleger

Der chancenorientierte Anleger ist im Zweifelsfall bereit, sein gesamtes Vermögen – außer einer Liquiditätsreserve für Reparaturen und Notfälle – am Aktienmarkt entweder in Einzelaktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs zu investieren. Dabei sind natürlich auch Beimischungen anderer Anlageklassen wie Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle oder Kryptowährungen möglich.

Rücklagen bilden, um im Crash nachzukaufen

Rücklagen bilden für den nächsten Finanzcrash

Um für den nächsten Finanzcrash gewappnet zu sein, ist es klug, Rücklagen zu bilden. Dazu kann man beispielsweise einen Dauerauftrag einrichten, um jeden Monat einen bestimmten Betrag auf sein Tagesgeldkonto zu überweisen.

Besser nicht auf Kredit spekulieren

Nicht empfehlenswert ist es, einen Kredit aufzunehmen, um davon Aktien zu kaufen. Wer in Zukunft halbwegs ruhig schlafen möchte, sollte das besser nicht tun. Der Kapitaldienst, der dann anfallen würde, bestehend aus Zins und Tilgung, kann besser in einen ETF Sparplan investiert werden.

Wie du einen Börsencrash für dich nutzen kannst

Crash

Wie du einen Börsencrash für dich nutzen kannst, hängt u. a. davon ab, ob du über Rücklagen verfügst.

Empfehlungen für Anleger mit Rücklagen

Wer Rücklagen für den nächsten Finanzcrash gebildet hat, dem empfehle ich im Crash den Kauf von Weltaktien ETFs in mehreren Tranchen bei fallenden Kursen.

geschickt nachkaufen

Garantiert nichts falsch macht man mit einem ETF auf den MSCI All Country World Index oder den FTSE All World Index. Dafür gibt es jeweils mehrere ETFs, die man u. a. bei justETF.com recherchieren kann.

Empfehlungen für Anleger ohne Rücklagen

Anlegern, die über keine Rücklagen für den nächsten Crash verfügen, empfehle ich den regelmäßigen Kauf von ETF-Anteilen mittels eines Sparplans. Auch hier kommen u. a. Indexfonds auf die oben genannten Indizes infrage.

ETF Sparplan

Je nach Budget, das vom monatlichen Einkommen abgezweigt werden kann, kommt letztlich eine Vielzahl an möglichen ETFs infrage. Bei inzwischen über 1.600 in Deutschland angebotenen ETFs ist eine Vielzahl an Anlagestrategien möglich. Differenziert nach Regionen, Ländern, Themen (ETF Megatrends) und Strategien (z. B. der Dividendenstrategie).

Der Trend des Jahres 2021 scheinen nachhaltige ETFs zu sein, die wie Pilze aus dem Boden schießen.

Börsenmillionärin Beate Sander hat übrigens ihre Zukäufe im Finanzcrash wie folgt finanziert:

Sie verkaufte im Crash jeweils einen Teil der Aktien, die auch nach dem allgemeinen Absinken der Kurse noch nahe ihren ehemaligen Höchstständen notierten. Den Erlös investierte sie in Qualitätsaktien mit einer hohen Dividende, die im Crash um ca. 50 Prozent oder mehr eingebrochen waren. Diese Strategie nannte sie die Hoch-/Tief-Mut-Strategie und damit hat sie es von einem Stratkapital von 30.000 Euro in gut 20 Jahren bis zu einem Vermögen von über 2 Millionen Euro gebracht.

Fazit: Durch antizyklisches Handeln den Finanzcrash für sich nutzen

Antizyklisch handeln

Es ist viel Geld im Markt. Und da durch die Geldpolitik der Zentralbanken der Zins für festverzinsliche Wertpapiere nahe Null Prozent ist und nach Meinung von Experten auch längerfristig bleiben wird, strebt dieses Geld in Aktien bzw. Aktien-ETFs. Was die Kurse mittel- bis langfristig aller Wahrscheinlichkeit weiter steigen lässt.

Geld in Börsenkrisen in Unternehmen in Form von Aktien bzw. Aktien-ETFs zu investieren, ist die wohl vielversprechenste Strategie, um es langfristig zu Vermögen und Wohlstand zu bringen.

Allerdings ist das psychologisch betrachtet leichter gesagt als getan. Denn man muss antizyklisch handeln:

Kaufen, wenn die meisten anderen Anleger aus Angst vor weiteren Verlusten verkaufen und die Kurse bereits ordentlich gefallen sind. Sich gegen dieses Herdenverhalten zu stellen, ist gar nicht so einfach. Aber durchaus möglich.

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