Notgroschen: 5 Tipps für den Aufbau einer finanziellen Reserve

Lesedauer 5 Minuten

Einen Notgroschen bzw. eine finanzielle Rücklage sollte jeder haben. Doch wie hoch sollte sie sein und wie spart man sie am besten an? Hier findest du 5 Tipps zum Aufbau einer finanziellen Reserve, damit du in Zukunft nicht deinen teuren Dispo in Anspruch nehmen musst.

Über einen Notgroschen sollte jeder verfügen, der nicht finanziell unabhängig ist. Denn wenn das Geld ein knappes Gut im Haushalt ist, können unvorhergesehene Ausgaben diesen schnell vor finanzielle Probleme stellen.

Rund 30 Prozent aller Deutschen verfügen jedoch laut einer Umfrage der Großbank ING über keine Rücklagen. Der Grund dafür ist nicht nur die Inflation.

Die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel haben die Ersparnisse vieler Menschen in Deutschland aufgezehrt. In einer Umfrage, die im Auftrag der ING Bank vom Ipsos Meinungsforschungsinstitut durchgeführt wurde, gaben rund 30 Prozent der befragten Deutschen an, nicht über Rücklagen zu verfügen.

Im Folgenden zeige ich, wie du eine finanzielle Reserve aufbauen kannst, wenn es dir möglich ist, regelmäßig einen bestimmten Geldbetrag zurückzulegen.

1. Warum der Notgroschen wichtig ist

Ein Notgroschen bzw. eine finanzielle Rücklage ist wichtig, um kurzfristig anfallende Reparaturen im Haushalt (defekte Waschmaschine etc.), unvorhergesehene Zahlungen aller Art oder eine größere Reparatur an einem Fahrzeug (Fahrrad, Motorrad oder Auto) bezahlen zu können.

Steht diese Rücklage nicht zur Verfügung, müssen evtl. bestehende Ersparnisse in Wertpapieren etc. aufgelöst oder der Dispositionskredit des Girokontos (Dispo) in Anspruch genommen werden.

Wenn Wertpapiere wie Aktien, Fonds oder ETFs verkauft werden müssen, kann der Zeitpunkt dafür gerade ungünstig sein und sie müssen evtl. mit Verlust verkauft werden.

Besteht diese Option gar nicht, weil es überhaupt keine Rücklagen gibt, muss der Dispo herhalten, was teuer ist oder ein Ratenkredit aufgenommen werden.

Alles in allem ist ein Notgroschen in Form einer jederzeit verfügbaren finanziellen Rücklage also sehr sinnvoll. Doch wie hoch sollte dieser sein?

2. Wie groß sollte der Notgroschen sein?

Eine allgemeine Empfehlung lautet dass eine finanzielle Notreserve etwa drei bis vier Nettomonatsgehälter umfassen sollte. Damit kannst du dann

  • unvorhergesehene Zahlungen,
  • anfallende Reparaturen,
  • eine Überbrückungszeit bei Jobverlust oder
  • evtl. Krankheitskosten (z. B. Zuzahlungen bei Zahnersatz etc.)

finanziell bewältigen.

Solo-Selbstständige sollten besser über eine Rücklage von sechs Monatsausgaben verfügen. Falls eine Wirtschaftskrise (wie Corona, Krieg in der Ukraine etc.) kommt oder sich die Auftragslage aus anderen Gründen verschlechtert, hast du zunächst einmal einen finanziellen Puffer.

Nun wissen wir, wieviel wir als Notgroschen benötigen, doch wie sparen wir diesen am besten an?

Notgroschen ansparen

3. Wie kannst du den Notgroschen ansparen?

Zunächst ermittelst du deine monatlichen Fixkosten für Miete, Heizung, Strom, Internet, Festnetz, Handy, Versicherungen und was sonst noch bei dir anfällt. Dann überschlägst du, wieviel du für Lebensmittel und Freizeitaktivitäten ausgibst. Falls dir das schwerfällt, empfehle ich, zunächst für ein bis zwei Monate ein Haushaltsbuch zu führen, in dem du alle Ausgaben notierst.

Dann ziehst du deine Ausgaben (Fixkosten und variable Kosten für deine Lebensführung) vom Nettogehalt ab und ermittelst so den Betrag, den du am Anfang eines jeden Monats auf dein Tagesgeldkonto überweist. Eine Übersicht lukrativer Tagesgeldkonten findest du u. a. hier.

Beispiel:

Um einen Notgroschen von 5.000 € aufzubauen, brauch man bei einem Zinssatz von 2 % und einer Sparrate von 150 € pro Monat etwa 2, 7 Jahre. Das habe ich mit dem Sparrechner ermittelt, den du hier findest, um deine eigenen Berechnungen anzustellen.

Evtl. käme auch ein ETF-Geldmarktfonds infrage (zu einer Übersicht vgl. u. a. hier), doch fielen dabei evtl. Transaktionskosten und/oder Verwaltungsgebühren an, die du dir mit einem Tagesgeldkonto sparen kannst.

4. Was tun, wenn der Notgroschen nicht ausreicht?

Wenn die finanzielle Rücklage nicht ausreicht, um die anfallenden Kosten zu stemmen, kann entweder ein Ratenkredit aufgenommen oder aber das Girokonto überzogen werden. Dabei ist ein Ratenkredit immer noch günstiger als der Dispositionskredit des Girokontos. Manchmal tut es auch ein Minikredit, wenn nur ein kurzfristiger finanzieller Engpass besteht.

Ein Minikredit ist eine Form von kurzfristigem Darlehen, bei dem es sich um einen relativ kleinen Geldbetrag handelt, der oft innerhalb eines kurzen Zeitraums zurückgezahlt werden muss. In der Regel liegt die Kreditsumme bei Minikrediten zwischen 100 und 1.000 Euro, manchmal auch etwas mehr.

Zur Not tut es auch ein Minikredit zur Überbrückung

Der Hauptzweck eines Minikredits besteht darin, finanzielle Engpässe zu überbrücken, wenn man kurzfristig zusätzliches Geld benötigt. Die Gründe für die Aufnahme eines Minikredits können vielfältig sein, wie zum Beispiel unerwartete Ausgaben, Reparaturen, medizinische Kosten oder eine dringende Rechnung, die bezahlt werden muss.

Die Beantragung eines Minikredits erfolgt in der Regel online. Der Prozess ist schnell und unkompliziert, da oft nur wenige Unterlagen oder Nachweise erforderlich sind. Der Kreditnehmer füllt ein Online-Formular aus und gibt dabei Informationen über die gewünschte Kreditsumme, die Rückzahlungsfrist und seine persönlichen Daten an.

Nach der Überprüfung der eingereichten Unterlagen erfolgt die Entscheidung über die Kreditvergabe in der Regel innerhalb kurzer Zeit, manchmal sogar innerhalb weniger Minuten. Wenn der Antrag genehmigt wird, erfolgt die Auszahlung des Kreditbetrags oft ebenfalls sehr schnell, oft innerhalb von 24 Stunden.

Die Rückzahlung des Minikredits erfolgt in der Regel in einer einzigen Rate zum vereinbarten Fälligkeitsdatum. Die Rückzahlungsfrist bei Minikrediten ist oft relativ kurz, oft zwischen 15 Tagen und einem Monat. Es ist wichtig, den Kredit pünktlich zurückzuzahlen, da bei Verzögerungen oder Nichtzahlung oft zusätzliche Gebühren und Zinsen anfallen können.

Da Minikredite oft mit höheren Zinssätzen verbunden sind und die Rückzahlungsfrist kurz ist, ist es wichtig, die finanzielle Situation sorgfältig zu überdenken und sicherzustellen, dass man in der Lage ist, den Kredit fristgerecht zurückzuzahlen, um zusätzliche Kosten zu vermeiden. Minikredite sollten daher nur als vorübergehende Lösung in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind und man dringend Geld benötigt.

5. Zuerst Schulden tilgen, dann die finanzielle Reserve aufbauen

Erst Kredite tilgen, dann Notgroschen aufbauen

Es gibt mehrere Gründe, warum es sinnvoll ist, Schulden zuerst abzuzahlen, bevor man eine finanzielle Reserve aufbaut. Hier sind einige wichtige Punkte:

  1. Zinsbelastung: Schulden werden in der Regel mit Zinsen belastet. Je länger man Schulden hat, desto mehr Zinsen fallen an und desto mehr Geld gibt man letztendlich aus. Durch die Tilgung der Schulden reduziert man die Zinslast und spart langfristig Geld.
  2. Finanzielle Freiheit: Schulden können eine erhebliche Belastung darstellen und die finanzielle Freiheit einschränken. Indem man Schulden begleicht, befreit man sich von den monatlichen Ratenzahlungen und erhält mehr finanzielle Flexibilität. Man kann das gesparte Geld dann für andere Zwecke verwenden, wie zum Beispiel für den Aufbau einer finanziellen Reserve.
  3. Kreditwürdigkeit: Eine hohe Verschuldung kann die Kreditwürdigkeit beeinträchtigen und es schwieriger machen, in der Zukunft Kredite zu erhalten. Durch die Tilgung der Schulden verbessert man seine Kreditwürdigkeit und erhöht die Chancen, zukünftig zu günstigeren Konditionen Kredite aufnehmen zu können.
  4. Psychologische Belastung: Schulden können eine erhebliche psychologische Belastung darstellen. Die ständige Sorge um die Schuldenlast kann zu Stress und Unruhe führen. Durch die Beseitigung der Schuldenlast gewinnt man an psychischer Entlastung und kann sich besser auf den Aufbau einer finanziellen Reserve konzentrieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Priorisierung der Schuldenrückzahlung vor dem Aufbau einer finanziellen Reserve von der individuellen finanziellen Situation abhängt.

Bei hohen Zinssätzen oder drückenden Schulden kann es sinnvoller sein, die Schulden zuerst abzuzahlen. Es ist darüber hinaus ratsam, eine individuelle Finanzplanung vorzunehmen und gegebenenfalls einen Finanzberater zu konsultieren, um die beste Vorgehensweise zu bestimmen.

Erst Schulden tilgen

Fazit

Über einen Notgroschen bzw. eine finanzielle Reserve sollte jeder Haushalt verfügen. Dieser sollte so angelegt sein, dass du jederzeit darüber verfügen kannst. Also am besten auf einem Tagesgeldkonto. Dabei sollte die Rücklage ca. drei bis vier Nettogehälter umfassen.

Besteht diese Rücklage, kannst du es vermeiden, den meist teuren Dispokredit in Anspruch zu nehmen. Oder einen Ratenkredit aufzunehmen.

Ansparen kannst deinen Notgroschen, indem du dir ein Tagesgeldkonto einrichtest und per Dauerauftrag jeden Monat einen festen Betrag von deinem Girokonto auf das Tagesgeldkonto überweist.

Bevor du damit beginnst, solltest du jedoch vorab evtl. Schulden tilgen, denn die Sollzinsen für deine Verbindlichkeiten sind stets höher als die Habenzinsen für deinen Notgroschen.

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