Warum man nicht mit einzelnen Branchen den Markt outperformen kann

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Immer wieder werden Branchen gehandelt, die in der Zukunft schneller expandieren und höhere Gewinnzuwachsraten erzielen sollen als die restliche Wirtschaft. Doch was ist dran an dieser Investmenttheorie? Kann man tatsächlich mit einzelnen Branchen den Markt outperformen?

Kann man mit einzelnen Branchen den Markt outperformen?

Warum Sie mit einzelnen Branchen nicht den Markt outperformen können

Nach einer oft zu vernehmenden Investmenttheorie sollen

  • Hightech-,
  • Telekommunikations-,
  • Biotechnologie- oder
  • Rohstoffunternehmen

in der Zukunft schneller wachsen und höhere Gewinnzuwachsraten realisieren als die restliche Wirtschaft.

Deshalb sollen Anleger diese Branchen in ihren Portfolios stärker gewichten als andere Branchen.

Doch ist diese These wirklich haltbar?

Der angebliche strukturelle Vorteil der Technologiebranche

Früher wurde oft behauptet, dass der Technologiesektor anderen Branchen gegenüber über einen strukturellen Vorteil verfüge.

Doch folgendes Beispiel macht deutlich, wie der Wettbewerb dafür sorgt, dass die Vorteile neuer Technologien sehr schnell durch eine gesamte Volkswirtschaft sickern:

Vor ungefähr 30 Jahren war einer der wichtigsten Gründe für das außerordentliche Wachstum des US-amerikanischen Walmart-Konzerns die Einführung eines innovativen, computergesteuerten Lagerhaltungssystems.

Wobei Walmart inzwischen der größte Einzelhändler der Welt ist.

Nun hat über die vergangenen 30 Jahre bis Ende 2010 die eher langweilige Einzelhandelsaktie Walmart den legendären Hightech-Wert und weltgrößten Chiphersteller Intel outperformt, wie der Investmentbuchautor Larry Swedroe als Gegenbeispiel obiger These anführt.

Und das, obwohl Hochleistungs-Chips das Walmart-Lagerhaltungssystem überhaupt erst ermöglichten und der Chipsektor schneller wuchs als der amerikanische Einzelhandelsmarkt.

Das hätte nach den Überzeugungen begeisterter Technologiewerte-Investoren niemals passieren dürfen.

So war nach der Untersuchung von drei Londoner Finanzprofessoren für Aktionäre die ertragreichste Branche unter 16 untersuchten in den USA in dem Zeitraum von 1900 bis 2014 die Tabakindustrie.

Und das trotz schlechtem Image, Werbeverboten und Milliarden von Schadenersatzzahlungen an Kläger, die sich als Geschädigte der jeweiligen Unternehmen sahen.

Die Relevanz einer Branche sollte für Anleger keine Rolle spielen

Wenn eine Branche zeitweise oder langfristig bessere oder schlechtere Ertrags- oder Wachstumschancen aufweist als andere Branchen, ist dieser Tatbestand längst in den entsprechenden Aktienkursen eingepreist.

Deshalb kann diese Branche in Zukunft  keinen relativen, positiven Renditeeffekt im Vergleich zu anderen Branchen mehr haben.

Zudem wurden in umfassenden historischen Untersuchungen keinerlei deutliche oder sachlogisch einleuchtende Renditevorteile einzelner Branchen festgestellt, die nach Berücksichtigung von Risiko nicht höchstwahrscheinlich zufällig bedingt waren.

Fazit: Nicht mit einzelnen Branchen den Markt outperformen

Einzelnen Branchen sind keine Renditetreiber, auf die man sich irgendwie verlassen könnte.

Deshalb sind aus Investmentsicht und in die Zukunft gerichet einzelne Branchen irrelevant.

Deshalb kann man nicht mit einzelnen Branchen den Markt outperformen.

Und die Tatsache, dass es so viele aktiv gemanagte Branchenfonds und Branchenzertifikate gibt, hat nichts mit einer wissenschaftlich belegten Bedeutung von Branchen als verlässliche Bestimmungsfaktoren von Rendite und Risiko zu tun.

Aus diesem Grund fahren Anleger am besten, wenn sie ihr Risiko breit streuen und besipielsweise jeweils in einen ETF auf den MSCI World Index ( über 1.600 Unternehmen) und den MSCI Emerging Markets Index (rund 800 Unternehmen) aus jeweils 23 Industrie- bzw. Schwellenländern investieren.

 

6 Gedanken zu „Warum man nicht mit einzelnen Branchen den Markt outperformen kann“

  1. Hallo Jürgen!

    Einzelne Branchen können den Markt outperformen. Aber nicht langfristig.

    Mit einem Weltportfolio fährt man immer noch am besten.

    MFG Philipp

    Antworten
  2. Hallo Jürgen,

    die Kernidee deines Artikels möchte ich unterschreiben. Allerdings ist es durchaus möglich, mit einzelnen Branchen oder einzelnen Aktien den Markt zu schlagen (du zeigst es auch in deinem Artikel). Es ist sogar notwendig, da der Markt den Druchschnitt repräsentiert. Das Problem:

    Leider lässt sich vorher nicht sagen, welche Branchen oder Aktien besser als der Durchschnitt abschneiden werden.

    Also:
    „Deshalb kann diese Branche in Zukunft keinen relativen, positiven Renditeeffekt im Vergleich zu anderen Branchen mehr haben.“

    Doch kann sie – aber zufällig. Alles Bekannte ist bereits eingepreist.

    „Einzelnen Branchen sind keine Renditetreiber, auf die man sich irgendwie verlassen könnte.“

    Sehe ich auch so.

    Herzliche Grüße
    Christoph

    Antworten
  3. Hallo Jürgen,

    wieder einmal ein super Artikel!

    Leider versuchen immer wieder Leute auf ein Pferd zu setzen, weil dieses mit Sicherheit gewinnen wird. (weil die „Experten“ vorhersagen)

    Vor Kurzem war es noch die Solaranlagen- oder Internet-Branche, wo alle Anleger ihr Geld fokussiert hatten. Naja, und dann kam der Knall und alle haben panisch verkauft – und ihr Geld verloren.

    Breite Streuung des Risikos über Ländergrenzen hinweg, automatisch Geld anlegen über einen ETF-Sparplan und am Besten jung anfangen.
    Dann hat man viel mehr erreicht als auf eine Branche zu setzen.

    Und das Beste ist, dass man sich in der Zwischenzeit noch auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren kann. 😉

    Gruß
    Thomas

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