Ordergebühren 2020: Die neuen Low-Cost-Broker

Lesedauer 6 Minuten

Ordergebühren 2020: Wer wissen möchte, wie es bei uns beim Online-Handel mit Wertpapieren weitergeht, schaut oft über den Atlantik in die USA, denn neue Trends werden oft zuerst dort entwickelt, bevor sie zu uns kommen.

Seitdem das kalifornische Start-Up Robinhood vor sechs Jahren begann, den Markt der etablierten Online-Broker aufzumischen und zum ersten Mal Aktienhandel ohne Ordergebühren zum Nulltarif ermöglichte, locken immer mehr Anbieter mit gar keinen oder sehr geringen Gebühren beim Online-Handel von Aktien bzw. ETFs.

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Ordergebühren 2020: Der Markt ist in Bewegung

Ordergebühren

Charles Schwab, einer der größten (klassischen) US-Broker, erhebt seit vergangenem Herbst ebenfalls keine Gebühren mehr und hat jetzt auch noch seinen größten Konkurrenten TD Ameritrade für satte 26 Milliarden US-Dollar geschluckt.

Zusammen erwächst aus beiden Brokern ein neuer „Gigant auf dem Markt”, der sich von dem Zusammenschluss vor allem Kostenersparnisse sowie Wettbewerbsvorteile erhofft.

Auch hierzulande hat der Konkurrenzkampf im Brokermarkt längst begonnen:

Die Commerzbank übernimmt derzeit ihre Tochter Comdirect und erhofft sich vor allem Synergieeffekte, um das Online-Geschäft auszubauen.

Das ist jedoch nicht die einzige Übernahme, die derzeit in Frankfurt am Main stattfindet:

Der Online-Broker Flatex, einer der ersten auf dem deutschen Markt, wickelt derzeit den Kauf des niederländischen Brokers DeGiro ab und will damit neue Märkte in Deutschland und Europa erschließen.

Low-Cost-Broker wie Trade Republic auf Kundenfang

Ordergebühren bei Trade Republic

Während Flatex angekündigt hat, ab dem 1. März 2020 die kostenlose Depotführung zu beenden und eine jährliche Depotgebühr von 0,119 Prozent des Kurswertes der verwalteten Wertpapiere einzuführen, offerieren sogenannte Low-Cost-Broker wie

  • Smartbroker,
  • Gratisbroker,
  • Trade Republic oder
  • Justtrade

extrem niedrige Gebühren und kostenfreie Angebote am deutschen Markt.

Mit Erfolg?

Da der Konkurrenzkampf im Brokermarkt vor allem über Gebührensenkungen ausgetragen wird, stehen die konventionellen Broker vor einem Dilemma:

Auf der einen Seite verdienen sie durch Wertpapiertransaktionen immer weniger Geld, auf der anderen Seite müssen sie hohe Investitionen tätigen, um technologisch auf der Höhe der Zeit zu bleiben und die wachsenden (digitalen) Bedürfnisse ihrer Kunden zu befriedigen.

Da stellt sich u. a. die Frage:

Wie und warum können Low-Cost-Broker so niedrige Kosten anbieten? Nur weil sie ein eingeschränktes Angebot haben?

Um die Frage zu beantworten, wird im Folgenden das Angebot von Smartbroker, Gratisbroker, Trade Republic und Justtrade etwas genauer betrachtet.

Was die Low-Cost-Broker ausmacht

Orderprovisionen

Die Depotführung ist bei allen Low-Cost-Brokern völlig kostenfrei.

Doch wie können sie sich das leisten?

Die zentrale Idee hinter den Low-Cost-Brokern ist:

Ihren Kunden ein gutes Angebot bereitstellen, es aber gleichzeitig einschränken.

Dadurch weisen die Low-Cost-Broker deutlich weniger Produkte auf, die auch an weniger Börsen gehandelt werden.

Dadurch können sie jedoch günstigere Konditionen anbieten als konventionelle Broker.

Trade Republic: Jeder Handel kostet einen Euro

Der Low-Cost-Broker Trade Republic zeichnet sich vor allem durch ein sehr einfach zu verstehendes Geschäftsmodell aus:

Jede Transaktion kostet einen Euro – immer und stets.

Ein Test des Brokers Trade Republic auf depotstudent.de liefert dir weitere wertvolle Informationen.

Beim Konkurrenten Smartbroker sind es vier Euro pro Transaktion.

Das erleichtert es Anlegern, auch mal kleine Transaktionen durchzuführen und schneller zu traden, da die Gebühren im Vergleich zu klassischen Banken (hier fallen schnell zehn Euro pro Transaktion und mehr an) hier deutlich geringer sind.

Dazu ein Beispiel:

Wenn man 5.000 Euro investiert und einen Gewinn von sagen wir 75 Euro eingefahren hat, könnte man das Wertpapier kostengünstig verkaufen.

Bei Trade Republic würden bei diesem Szenario zwei Euro Gebühren anfallen, ein Euro für den Kauf ein Euro für den Verkauf.

Bei Smartbroker würden acht Euro anfallen.

Zum Vergleich:

Bei der DKB würden schon 20 Euro anfallen. Bei Comdirect sogar 34 Euro. Der Gewinn würde von den Ordergebühren bei klassischen Brokern also deutlich stärker geschmälert.

Justtrade und Gratisbroker – Handel ohne Ordergebühren 2020

Bei Justtrade und Gratisbroker entfallen die Ordergebühren sogar komplett, aber man muss mindestens für 500 Euro oder mehr Wertpapiere kaufen bzw. verkaufen, damit der Trade gebührenfrei ist.

Dadurch, dass bei Low-Cost-Brokern alles mit spitzer Feder kalkuliert ist, müssen Kunden jedoch gewisse Einschränkungen hinnehmen, insbesondere was das Angebot an Produkten und die Börsenplätze angeht.

Low-Cost-Broker: Handel an wenigen Börsenplätzen – anders der Smartbroker

Börsenplätze

Die Finanzprodukte von Trade Republic sind bislang nur an einem einzigen Börsenplatz handelbar: LS Exchange.

Ein Handel bei der Frankfurter Börse oder bei Xetra wird nicht angeboten.

Bei Justtrade ist das Angebot schon etwas ausgeweitet:

Anlegern stehen zwei Handelsplätze und zwei außerbörsliche Partner zur Verfügung.

Gratisbroker bietet wiederum nur einen Handelsplatz: Gettex, das außerbörsliche Handelssystem der Börse München.

Nur Smartbroker tanzt hier aus der Reihe:

Die Depots bei Smartbroker werden von der DAB Bank (BNP Paribas) verwaltet und somit stehen Anlegern alle Inlandsbörsen, 16 außerbörsliche Plätze und 19 Auslandsbörsen zum Handeln offen.

Im Sinne von möglichen Handelsplätzen ist das Angebot also umfangreich, aber das hat jedoch seinen Preis:

Smartbroker ist im Vergleich um 3 bis vier Euro pro Transaktion teurer als die anderen Low-Cost-Broker, aber immer noch wesentlich günstiger als die meisten konventionellen Broker.

Das zeigt:

Je komplexer das Angebot wird, desto teurer wird in der Regel auch der Broker.

Wie ist das Angebot der Low-Cost-Broker begrenzt?

Ordergebühren sind begrenzt

Bei allen Low-Cost-Brokern können Aktien, Fonds, ETFs, Anleihen und Zertifikate gehandelt werden.

Auch kostenlose ETF-Sparpläne gehören zum Angebot.

Die wesentliche Einschränkung besteht darin, dass die ETF-Produkte nur von ausgewählten ETF-Anbietern gehandelt werden können, aber keineswegs von allen Anbietern.

Klein ist das Angebot aber trotzdem nicht:

  • Bei Trade Republic sind 500 ETFs von iShares handelbar, 322 ETFs davon sind sparplanfähig.
  • Bei Justtrade stehen Anleger rund 1.000 ETFs (inklusive ETCs) zur Verfügung. Sparpläne sollen aber erst noch kommen.
  • Bei Gratisbroker sind 300 ETFs von DWS und neuerdings auch von Amundi handelbar – ein Großteil davon sparplanfähig.
  • Beim Smartbroker gibt es 604 ETFs im Rahmen eines Sparplans, wovon sogar aktuell 295 ETFs der Anbieter Amundi, Xtrackers, Lyxor und iShares kostenfrei angespart werden können.

Die Ordergebühren 2020 im Vergleich zu klassischen Banken

Trade Republic arbeitet mit HSBC als Abwicklungsbank. Justtrade vermittelt ihre Kunden an die Sutor Bank, Gratisbroker an die Baader Bank AG. Smartbroker arbeitet mit der DAB, einer Tochter von BNB Paribas zusammen.

Da die Low-Cost-Broker also allesamt mit Banken zusammenarbeiten, die schon seit langem etabliert sind, müssen Anleger auf die wichtigsten „Basics” nicht verzichten.

Themen wie die Jahressteuermitteilung, Berechnung der Abgeltungsteuer oder Freibeträge sind klar geregelt wie bei jeder anderen Bank auch.

Wesentliche Einschränkungen liegen eher beim Service – insbesondere bei der persönlichen Betreuung oder Beratung.

So können Anleger bei den Low-Cost-Brokern lediglich Wertpapiere handeln. Und das zum Teil mit sehr geringen Ordergebühren.

Klassische Banken bieten ihren Kunden ein Girokonto und / oder Kreditkarten.

Dort können Anleger auch aktive Fonds kaufen oder ein Robo-Advisor-Angebot nutzen.

Unterm Strich bieten klassische Banken also viele Service-Angebote, die Low-Cost-Broker nicht bieten können bzw. auch gar nicht bieten wollen.

Fazit: Wie die günstigen Ordergebühren 2020 zustandekommen

Ordergebühren und Rückvergütungen

Dass die Low-Cost-Broker ihr Produktangebot und die Auswahl der Börsenplätze einschränken, folgt natürlich einem Kalkül und damit ist das „Geheimnis der günstigen Kosten“ im Grunde schon gelöst:

Die Börsen bzw. Handelsplätze zahlen für jede erfolgreich vermittelte Order Rückvergütungen an die Broker.

Viele klassische Banken behalten die Vergütung für sich und verlangen vom Kunden eine eigene Gebühr für jede auszuführende Order.

Anders die Low-Cost-Broker:

Diese verwenden die Rückvergütungen der Börse (zumindest zum Teil) dafür, um die Ordergebühren und Depotgebühren dauerhaft gering zu halten.

Der verbleibende Teil der Rückvergütungen wird in den Ausbau und die kontinuierliche Verbesserung des (digitalen) Angebots investiert.

Und da es sich bei den Low-Cost-Brokern um seriöse Unternehmen handelt, stellen sie mit Sicherheit eine Bereicherung für Privatanleger dar, allein schon, weil sie für ordentlich Wettbewerbsdruck sorgen.

Doch das können sie auf Dauer natürlich nur aufrechterhalten, wenn sie eine nennenswerte Anzahl an Kunden gewinnen.

Denn am Ende verdienen Low-Cost-Broker ihr Geld dann, wenn sie viele Kunden haben, die möglichst viele Transaktionen ausführen.

Dann – und nur dann – können sie ihr Angebot kostengünstig halten oder sogar kostenfrei anbieten.

Trade Republic habe ich übrigens schon getestet und dort läuft alles übers Handy:

Dort eröffnet man einen Sparplan und verwaltet ihn ausschließlich übers Handy. Ganz einfach und simpel.

Das kann wirklich jeder!

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2 Gedanken zu „Ordergebühren 2020: Die neuen Low-Cost-Broker“

  1. Super Beitrag und wirklich interessant! Man muss sich eben immer bewusst machen warum die Kosten so niedrig sind und ob es vielleicht Einschränkungen gibt, die man nicht tragen kann.

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