Für den erfolgreichen Vermögensaufbau gilt es einige Regeln zu beachten, unabhängig davon, für welche konkrete Anlageform bzw. –klasse du dich entscheidest. Diese Regeln gelten sozusagen zeitlos.
Erfolgreichen Vermögensaufbau zu betreiben, ist für viele heute ein Muss. Denn die gesetzliche Rente wird nicht in allen Fällen für einen ausreichenden Lebensstandard im Alter reichen. Hilfreich ist es , wenn du dabei folgende Regeln beachtest.
Hier zunächst ein Überblick über den Artikel:
[lwptoc]
1. Keine Schulden machen
Wer Vermögen aufbauen möchte, sollte besser keine Schulden machen.
Vor allem nicht, um vorgezogenen Konsum zu finanzieren.
Das ist Konsum, für den du nicht aus deinem Einkommen angespart hast, sondern für den du dich verschuldest.
Vor allem gilt dies für Kreditkartenschulden, denn hier können die Zinsen für nicht fristgerecht zurückgezahlte Verbindlichkeiten bis zu 20 Prozent p. a. betragen.
Ebenso gilt dies auch für einen eventuellen Dispositionskredit, denn die Überziehung des Girokontos kann heute noch immer je nach Bank mit deutlich über 10 Prozent p. a. zu Buche schlagen.
Wenn es sich nicht vermeiden lässt, einen Kredit aufzunehmen, dann sollte dies am besten online erfolgen, da hier die Konditionen oft günstiger sind.
Muss beispielsweise unvorhergesehen ein neues Auto finanziert werden, kann man mit einem Online-Kredit im Rücken als Barzahler auftreten und einen besonders hohen Rabatt aushandeln.
Bei einer Finanzierung über das jeweilige Autohaus fällt dieser Rabatt in aller Regel deutlich geringer aus.
Vermögen aufbauen zu wollen und gleichzeitig Schulden zu machen, ist eher wenig sinnvoll.
Besser ist es, die Schulden zunächst zu tilgen.
Denn der Sollzins für Verbindlichkeiten ist meist höher als der Habenzins deiner Geldanlagen.
Keine gute Idee ist es übrigens auch, mit geliehenem Geld zu spekulieren.
Denn so kann der erfolgreiche Vermögensaufbau leicht nach hinten losgehen.
2. Minimiere beim erfolgreichen Vermögensaufbau die Kosten deiner Investments
Nicht alle, aber viele Geldanlagen verursachen Kosten.
Man denke beispielsweise an die Nebenkosten eines Immobilienerwerbs oder an Ordergebühren für Wertpapiere.
Darüber hinaus verursachen beispielsweise Fonds laufende Kosten in Form der jährlichen Verwaltungsgebühren.
Zudem können je nach Bank noch Depotgebühren für die Verwahrung der Wertpapiere anfallen.
Die Höhe der Kosten einer Geldanlage hat jedoch direkten Einfluss auf deren Nettorendite.
Und das ist die Rendite, die letztlich für dich als Anleger zählt.
Was ETFs u. a. so interessant macht, ist deren Transparenz und sind die niedrigen, laufenden Kosten.
Während klassische Investmentfonds (aktiv gemangte Fonds mit einem Fondsmanager) jährliche Verwaltungskosten von im Schnitt 1,5 bis 2 Prozent verursachen, liegen die ETF-Kosten im Durchschnitt lediglich 0,34 Prozent p. a.
Mit fallender Tendenz.
Damit sind sie nach Kosten sehr oft deutlich rentabler als aktiv gemangte Fonds.
3. Nutze den Zinseszinseffekt beim erfolgreichen Vermögensaufbau
Das menschliche Hirn ist nicht so gut geeignet, um exponentiell zu denken und deshalb ist vielen Menschen die mächtige Wirkung des Zinseszinseffektes wenig geläufig.
Deshalb möchte ich die Wirkung des Zinseszinseffektes anhand einiger Zahlen verdeutlichen.
Gespart werden monatlich 150 EUR.
Das ergibt bei unterschiedlichen Zinssätzen und Laufzeiten folgende Endvermögen, wobei der gesamte Sparbeitrag nach 50 Jahren und der jeweilige Zins und Zinseszins nach 50 Jahren ebenfalls in der Tabelle angegeben sind:
Zinssatz | 10 Jahre | 20 Jahre | 30 Jahre | 40 Jahre | 50 Jahre | Sparbeitrag | Zinseszins |
2 % | 19.923 | 44.209 | 73.814 | 109.901 | 153.892 | 90.000 | 63.892 |
4 % | 22.079 | 54.762 | 103.140 | 174.752 | 280.755 | 90.000 | 190.755 |
6 % | 24.497 | 68.366 | 146.930 | 287.625 | 539.589 | 90.000 | 449.589 |
Was dabei sofort auffällt:
Je länger der Zeitraum und je höher der Zins, umso höher ist der Zinseszinseffekt, wobei dieser einen exponentiellen Verlauf hat.
Was wir daraus schließen können?
Das es absolut Sinn macht, so früh wie möglich zu beginnen und auch nur 10 oder 20 EUR pro Monat zu sparen und den Sparbeitrag bei Einkommenssteigerungen jeweils zu erhöhen.
Beim erfolgreichen Vermögensaufbau kann man klein anfangen und den Sparbeitrag als ETF-Investor im Zeitablauf wachsen lassen.
4. Den optimalen Einstiegszeitpunkt gibt es nur ex Post
Viele Menschen, die Geld an der Börse investieren wollen, sei es für Aktien, aktive Fonds oder ETFs, sind sich unsicher darüber, wann sie einsteigen sollen.
Meist spielen zwei Überlegungen eine Rolle:
- Jetzt sind die Kurse bereits sehr hoch, da ist es zu teuer, um noch einzusteigen. Ich warte lieber ab, bis die Kurse wieder fallen.
- Jetzt sind die Kurse bereits gefallen. Ob ich jetzt einsteigen sollte? Vielleicht fallen sie noch weiter und ich bin dann zu teuer eingestiegen.
So oder so ähnlich spielen sich die Gedanken in den Köpfen potentieller Investoren oft ab.
Doch den optimalen Einstiegszeitpunkt kann man immer erst im Nachhinein bestimmen (ex post).
Statt ewig zu warten, sollte man stattdessen einfach investieren.
Dabei unterschieden wir zwei verschiedene Szenarien:
Du hast bereits einen größeren Geldbetrag, den du investieren möchtest.
Teile diesen durch vier und investiere den Teilbetrag jeweils am 24. eines Monats zu Beginn des Quartals.
Besser nicht am 1. des Monats, wo alle investieren und die Kurse entsprechend hoch sind.
Wenn du das über vier verschiedene Quartale gemacht hast, hast du das Risiko des Einstiegs über ein Jahr verteilt.
Die andere und mir liebere Variante ist ein ETF-Sparplan.
Diesen richtest bei dem Broker deiner Wahl ein – das geht bereits ab 25 EUR pro Monat – und lässt jeden Monat deinen Sparbeitrag von deinem Girokonto abbuchen.
Sind die Kurse hoch, kaufst du weniger Anteile für dein Geld und wenn die Kurse fallen, erhältst du mehr Anteile für deine feste Sparrate.
Zudem ist so ein Sparplan sehr flexibel, denn du kannst die Sparrate jederzeit an dein Einkommen anpassen und bei Bedarf auch ganz aussetzen.
Und du kannst jederzeit über dein Guthaben verfügen.
Den optimalen Einstiegszeitpunkt gibt es also nicht – jedenfalls nicht ex ante – und mit den hier vorgestellten Strategien umgehst du die Gefahr, einen schlechten Zeitpunkt zu erwischen.
5. Realistische Renditeerwartungen beim erfolgreichen Vermögensaufbau
Viele Privatanleger haben unrealistische Renditevorstellungen, was den erfolgreichen Vermögensaufbau angeht.
Diese werden zum Teil von den Medien und der Finanzindustrie geschürt.
Diese Erwartungen können eine Ursache dafür sein, dass sie mitunter auf Angebote des Grauen Kapitalmarktes hereinfallen.
Versprechungen von zum Beispiel 9 Prozent Rendite pro Jahr sicher ohne Risiko sind einfach völlig unrealistisch und können daher nur unseriös sein.
Was noch gelinde ausgedrückt ist.
Betrug wäre hier eher die richtige Vokabel.
Um mögliche Renditen besser einschätzen zu können, seien im Folgenden die durchschnittlichen realen Renditen (nach Abzug der Inflation) der wichtigsten Anlageklassen von 1900 bis 2017 genannt:
Aktien weltweit | Wohn-Immobilien | Staatsanleihen langfristig weltweit | Geldmarkt USA | Gold | Rohstoffe | |
Reale Rendite | 5,2 % p. a. | 2,4 % p. a. | 2,0 % p. a. | 0,8 % p. a. | 0,6 % p. a. | 0,2 % p. a. |
Quelle: Kommer, Gerd: Souverän investieren für Einsteiger, Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2019, S. 50.
Zusätzlich ist es hilfreich, sich zu gegenwärtigen, dass es keine sicheren und hohen Renditen zugleich geben kann.
Denn Rendite ist stets die Belohnung für das Tragen bzw. Eingehen von Risiko.
Und Risiko bedeutet, dass die Rendite eben nicht sicher ist.
Wenn wir bei einem global anlegenden Aktien-ETF von einer nominalen Rendite von durchschnittlich 6 Prozent p. a. ausgehen, bewegen wir uns im Rahmen dessen, was man langfristig realistisch erwarten kann.
6. Höre nicht auf Prognosen von „Experten“
Die Medien sind voller Prognosen über die Entwicklung der Wirtschaft, Konjunktur und Börse etc.
Oft selbst ernannte Experten geben hier ihre Einschätzung der Zukunft ab.
Dabei sehen meist 50 Prozent die Zukunft eher positiv und die restlichen 50 Prozent eher negativ.
Mein Rat an dieser Stelle:
Pfeife auf die Meinung und den Rat dieser sogenannten Experten.
Wenn diese so treffsicher wären mit ihren Prognosen, bräuchten sie längst nicht mehr für ein Durchschnittsgehalt Artikel für Zeitungen und Magazine zu schreiben.
Die beste Anlagestrategie ist sowieso:
Per Sparplan regelmäßig ETF-Anteile zu kaufen und bis zur Rente und darüber hinaus im Depot zu halten.
Diese Strategie hat auch einen Namen:
Buy-and-Hold-Strategie – Kaufen und sehr lange halten, ohne zwischendurch zu traden.
Selbst Warren Buffet ist ein Anhänger dieser langfristig orientierten Anlagestrategie.
Und der einzigen, die wirklich zuverlässig funktioniert.
Für den erfolgreichen Vermögensaufbau kannst du auf den Rat von Experten also getrost verzichten.
7. Market-Timing funktioniert nicht
Anleger, die eine aktive Anlagestrategie praktizieren, wollen den Markt stets schlagen.
Neudeutsch: outperformen.
Sie kaufen also zum Beispiel unterbewertete Titel, warten bis diese gestiegen sind und verkaufen sie dann.
Das sind sogenannte Value-Investoren.
Oder sie verkaufen ihre Aktien, wenn der Markt fällt und steigen wieder ein, wenn der Markt nachhaltig steigt.
Soweit die Theorie.
Doch woran erkenne ich zuverlässig, dass der Markt fällt und dass ich jetzt aussteigen muss?
Und woran erkenne ich, dass der Markt langfristig wieder steigt?
Vielleicht verläuft der Markt auch eine Zeit lang seitwärts?
Auch das ist schwierig zu erkennen, denn er könnte ja morgen wieder steigen – oder auch fallen.
Selbst alte Investmenthasen räumen ein, dass sie eigentlich niemanden kennen, der Market-Timing wirklich beherrscht.
Dieses funktioniert vielleicht in der Theorie, aber nicht in der Praxis.
Denn an der Börse wird nicht geklingelt . . .
Das einzige, was bei solchem Vorgehen – also Rein und wieder Raus und wieder Rein and so on garantiert ist, sind hohe Tradingkosten, die zu Lasten deiner Rendite gehen.
Die Wahrscheinlichkeit, mit Buy- and- Hold Erfolg an der Börse zu haben ist ungleich größer, als dies mit Market-Timing zu erreichen.
Doch Banken und Medien hätten wenig zu tun, wenn alle Buy-and-Hold praktizieren würden.
Viele Wirtschaftsjournalisten würden arbeitslos und die Banken hätten enorme Einnahmenausfälle.
So wird es wohl dabei bleiben, dass nur ein sehr kleiner Prozentsatz – aktuell nur 1 bis 2 Prozent weltweit – passiv investiert und alle anderen weiterhin versuchen, den Markt zu schlagen.
Zumindest ist letztere Strategie aufregender und nicht so langweilig wie Buy and Hold.
Nur eben nicht so lukrativ.
Denn mittlerweile zeigen hunderte wissenschaftliche Studien, dass die große Mehrzahl der aktiv gemanagten Fonds ihr Ziel, den Markt nach Kosten zu schlagen, nur punktuell – aber nicht auf Dauer – erreicht.
Für den erfolgreichen Vermögensaufbau hat Buy-and-Hold ungleich größere Erfolgsaussichten.
8. Fazit: Erfolg beim erfolgreichen Vermögensaufbau
Finanzbildung wird bisher weder an Schulen noch an Universitäten gelehrt.
Kein Wunder, dass viele Menschen hier nur Halbwissen oder sogar dicke Wissensdefizite haben.
Dieser Artikel räumt mit einigen Unklarheiten auf und sorgt für realistische Einschätzungen und Erwartungen auf Anlegerseite.
Die beste Anlagestrategie ist immer noch – am besten mit einem ETF-Sparplan – regelmäßig einen festen Betrag in weltweit anlegende Aktien-ETFs zu investieren und diese bis zur Rente und evtl. darüber hinaus zu halten.
Buy-and-Hold eben.
Die Anlagestrategie, die auch Warren Buffet als legendärer Investor praktiziert.
Und die er seinen Erben empfohlen hat für die Zeit nach ihm.
Jedenfalls ist erfolgreiches Investieren kein Hexenwerk, sondern kann mit solidem Handwerk leicht in die Tat umgesetzt werden.
Und so hast du Erfolg beim erfolgreichen Vermögensaufbau.
Und dieses Handwerkszeug findest du hier auf diesem Blog.
Schau halt ab und zu vorbei.
Bis dann.
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Lieber Jürgen,
ich beschäftige mich mit dem Thema Vermögen aufbauen und sichern seit über 25 Jahren. Dein Blog gefällt mir gut.
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich viel mehr Menschen in Eigenverantwortung um ihre Finanzen besser kümmern müssen. Dafür bedarf es aber eine Grundlage, da wir leider in der Schule viel zu wenig über finanzielle Bildung lernen.. Und da hilft auch dein Beitrag. Weiter so.
Jörn Dickmann
Hallo Jürgen
Toller Beitrag und tolle Regeln! Was hälst du eigentlich von Multi Factor Investing?
Grüsse
Manuel
Darauf antworte ich gern nach meinen Weihnachtsferien.
Viele Grüße
Jürgen
Hallo Manuel,
Faktorinvesting beruht auf empirischen Untersuchungen und ist sich einen Versuch wert.
Unter Umständen gelingt es einem damit, den Markt zu schlagen, aber natürlich ist dies nicht garantiert.
Wer es ausprobieren möchte, für den bieten sich u. a. mehrere Multi-Faktor-ETFs an.
Viele Grüße
Jürgen
Hey,
kleiner Einwurf: Die Sache mit dem „beim Autokauf als Barzahler auftreten und bessere Konditionen bekommen“ kann ich so nicht bestätigen. Wir haben vor knapp 2 Jahren ein Auto (beim Händler) gekauft und wollten auch mit dem Barzahler-Argument punkten.
Wollte der Händler aber überhaupt nicht. Er hat eher so verhandelt, dass er Rabatt geben kann wenn ich den Wagen über (s)einen Autohaus-Kredit finanziere.
Der war nicht mal teuer (0,99 % auf 4 Jahre, ergab was um die 240 € Zinsen ) und dafür gabs dann auch 4 Reifen und kleinen Rabatt (100 €) dazu.
Hab ich letztendlich dann auch gemacht, das Geld kann ich in den 4 Jahren (hoffentlich) gewinnbringender anlegen um die Zinskosten wieder raus zu holen.
mfg
Oli von Penningfuxer.de
Hallo Oli,
vielen Dank für diesen interessanten Erfahrungsbericht.
Viele Grüße
Jürgen