Wasserstoff-ETF: Nicht mehr reine Zukunftsmusik

Lesedauer 6 Minuten

Wasserstoff hinterlässt beim Verbrennen praktisch keine Abgase. Das macht Wasserstoff zum idealen Ersatz für fossile Energiegewinnung aus Kohle, Öl und Erdgas. Ist ein Wasserstoff-ETF deshalb eine gute Investition in die Zukunft? Weitere Informationen dazu findest du in diesem Artikel.

Wasserstoff ist als Energieträger von Interesse, weil er nahezu emissionsfrei verbrennt. Allerdings ist viel Energie erforderlich, um das Molekül H2 abzuspalten. Zudem fehlt bislang noch weitestgehend die notwendige Infrastruktur für diese Zukunftstechnologie. Auch rechtliche Fragen zum Transport und zur Speicherung von Wasserstoff sind noch ungeklärt.

Der Zeppelin fliegt dank Wasserstoff

Ohne Wasserstoff wären Flüge ins All undenkbar. Seit den 1960er-Jahren ist das Gas der Treibstoff der Raumfahrt. In den 1970er- und 1980er-Jahren begannen Forscher dann, mit Wasserstoff zu experimentieren und entwickelten die Idee von der „Wasserstoffwirtschaft“. Sie hat zum Ziel, Wasserstoff als Energieträger auszubauen, um damit unabhängig von den fossilen Energieträgern Kohle und Erdöl zu werden.

Wasserstoff ist ein Bestandteil des Wassers und fast aller organischen Verbindungen. Wasserstoff ist das häufigste chemische Element im Universum und deshalb reichlich vorhanden. Allerdings hat er den Nachteil, dass er nur in gebundener Form vorkommt. Um Wasserstoff als Energieträger nutzen zu können, muss man das Gas daher erst aus Wasser oder Methan gewinnen. Das geschieht zum Beispiel durch Elektrolyse: Bei diesem Verfahren trennt man mit Strom Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff und fängt die aufsteigenden Gase auf.

Als Energieträger scheint Wasserstoff am ehesten in der Automobilindustrie eine Zukunft zu haben. Allerdings ist das Tankstellen-Netz für Wasserstoffautos in Deutschland noch nicht ausgebaut. Im Vergleich zu konventionellen Elektroautos führen die Brennstoffzellen-Pkw noch einen Dornröschenschlaf. Der Verkehrssektor hat heute einen Anteil von 30 Prozent am Endenergieverbrauch und basiert noch zu 95 Prozent auf fossilen Energieträgern. Ein konsequentes Umdenken in der Mobilität wird in Zeiten der Klimakrise immer drängender.  

Wasserstoff-ETFs als Investition in die Zukunft

Wasserstoff-ETFs als Investition in die Zukunft

Das Wasserstoff-Auto könnte ein Zukunftstrend werden. Wenn du in Wasserstoff investieren möchtest, kannst du aktuell lediglich Wasserstoff-Aktien kaufen, da es noch keinen entsprechenden Wasserstoff-ETF gibt.

Doch es gibt bereits einen allgemeinen ETF auf erneuerbare Energien. Zudem ist das Geschäft mit Wasserstoff bzw. Hydrogen noch sehr volatil.

Wasserstoff-ETFs: Möglichkeiten zur Investition in Wasserstoff

Erneuerbare Energien sind ein Zukunftstrend und deshalb für Anleger interessant. Wasserstoff ist ein Energieträger, der aus Erdgas und Kohle, aber auch mit erneuerbarem Strom aus Wasser gewonnen werden kann. Eine Möglichkeit zur Wasserstoffgewinnung ist die Verwendung überschüssiger erneuerbarer Energie, die sonst nicht genutzt werden kann.

Das Wasserstoff-Auto, das mit einer Brennstoffzelle fährt, ist bereits auf dem Markt. Die Technologie steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Möchtest du dein Geld in Wasserstoff anlegen, kannst du derzeit nur direkt in Wasserstoff-Aktien investieren.

Wie du in Wasserstoff investieren kannst

Der Markt ist noch sehr überschaubar. Beim Blick auf den Kursverlauf lässt sich eine hohe Volatilität feststellen. Eine bessere Risikostreuung (Diversifikation) wäre mit einem Wasserstoff-ETF gewährleistet. Doch einen reinen Wasserstoff-ETF gibt es derzeit (Oktober 2020) noch nicht.

Was es bereits gibt, sind verschiedene Aktien von Unternehmen, die sich mit der Wasserstoffgewinnung befassen.

Wichtige Informationen über Wasserstoff-Aktien auf einen Blick

Wasserstoff-ETFs gibt es noch nicht, aber Aktien auf Wasserstoff.

Die direkteste Art, in Brennstoffzellen-Aktien zu investieren, ist der Kauf von Aktien eines Unternehmens, das sie herstellt. Dabei kann man nicht nur in ein Brennstoffzellenunternehmen investieren, sondern auch wählen, welche Brennstoffzellentechnologie man durch den Kauf einer spezialisierten Organisation unterstützen möchte.

Unter den Wasserstoff-Aktien ist die Aktie des kanadischen Unternehmens Ballard Power Systems am bekanntesten.

Das Unternehmen ist Weltmarktführer in der Brennstoffzellen-Herstellung und wurde vor ungefähr 40 Jahren gegründet. Im März 2000 lag der Kurs dieser Aktie bei 139 Euro. An diesen Kurs konnte die Aktie bislang noch nicht wieder anknüpfen. Zwischenzeitlich rutschte der Kurs sogar unter einen Euro. Gegenwärtig liegt der Kurs bei ungefähr 15 Euro.

Wasserstoff-Aktien gibt es auch von diesen Unternehmen:

  • Nel ASA als norwegischer Wasserstoffproduzent, der bereits seit mehr als 100 Jahren besteht
  • Linde als deutscher Technologie- und Industriegaskonzern
  • Plug Power als Brennstoffzellen-Spezialist aus den USA, der eng mit Ballard Power zusammenarbeitet
  • Fuelcell Energy als Brennstoffzellen-Energieversorgungsunternehmen aus den USA
  • Powercell aus Schweden
  • Heliocentris als deutscher Anbieter von Energieversorgungslösungen
  • Hydrogenics als kanadischer Anbieter von Lösungen rund um Wasserstoff
  • Elringklinger als deutscher Automobilzulieferer, der auch beim Wasserstoff-Auto eine Rolle spielt
  • Air Liquide aus Frankreich als einer der Marktführer im Bereich Industriegase.

Bevor du investierst, solltest du dich allerdings näher mit diesen Wasserstoff-Aktien befassen. Bei vielen dieser Wasserstoff-Aktien besteht das Risiko eines Totalverlustes.

Ein Beispiel dafür ist die Aktie von Fuelcell Energie. Sie hatte 2019 noch einen Höchststand von 600 Dollar, doch gegenwärtig liegt der Kurs bei unter einem US-Dollar.

Das deutsche Unternehmen Heliocentris befindet sich gegenwärtig aufgrund eines Insolvenzverfahrens in der Auflösung. Die Aktien werden jedoch weiterhin noch gehandelt. Insgesamt sind Wasserstoff-Aktien ein allgemein risikoreiches Investment.

Statt Wasserstoff-ETFs: Indexfonds auf erneuerbare Energien

ETFs auf erneuerbare Energien

Ein reiner Wasserstoff-ETF ist noch nicht verfügbar, doch gibt es bereits ETFs, die auch Wasserstoff-Aktien enthalten.

Das Angebot an Fonds ist derzeit überschaubar, da das Thema noch keinem Trend entspricht.

Solche ETFs sind:

Der Lyxor New Energy UCITS ETF Dist (WKN LYX0CB) als ausschüttender ETF mit halbjährlicher Ausschüttung investiert in Aktien mit dem Fokus Energie, Welt. Er wurde im Oktober 2007 aufgelegt und ist sparplanfähig. Der World Alternative Energy (WAEX) Index bietet Zugang zu den 40 größten Unternehmen aus dem Geschäftsfeld alternativen Energien. Die Unternehmen erzielen den Hauptteil ihrer Erträge mit Erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder Dezentralisierung der Energieversorgung.

Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,60% p.a.. Die Wertentwicklung des Index wird im Fonds durch Erwerb der Indexbestandteile nachgebildet (Vollständige Replikation). Der Lyxor New Energy (DR) UCITS ETF – Dist ist ein großer ETF mit 550 Mio. Euro Fondsvolumen, .älter als 5 Jahre und in Frankreich aufgelegt.

Es gibt aktuell (Oktober 2020) 11 ETF Sparplan-Angebot(e) bei Online Brokern für den Lyxor New Energy (DR) UCITS ETF – Dist.

Lyxor-New-Energy

Der iShares Global Clean Energy UCITS ETF (WKN A0MW0M) bildet einen Index mit den 30 größten Unternehmen der Welt ab, deren Fokus auf sauberen Energien liegt. Es ist ein ausschüttender ETF mit halbjährlicher Ausschüttung, der seit Juli 2007 existiert und sparplanfähig ist. Der iShares Global Clean Energy UCITS ETF investiert in Aktien mit Fokus Energie, Welt.

Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,65% p.a.. Die Wertentwicklung des Index wird im Fonds durch Erwerb der Indexbestandteile nachgebildet (Vollständige Replikation). Der iShares Global Clean Energy UCITS ETF ist ein sehr großer ETF mit 1.958 Mio. Euro Fondsvolumen. Der ETF ist älter als 5 Jahre und in Irland aufgelegt.

Es gibt aktuell 14 ETF Sparplan-Angebot(e) bei Online Brokern für den iShares Global Clean Energy UCITS ETF.

Lyxor-New-Energy

Dann gibt es noch den DNB Fund Renewable Energy (WKN A0MWAL), der kein ETF, sondern ein aktiv gemanagter Fonds.

Er hat daher höhere Kosten als ein ETF. Der Fokus liegt beim DNB Fund Renewable Energy weniger stark auf erneuerbaren Energien. Wasserstoff ist indirekt vertreten, da er mit Ökostrom gewonnen wird. Die USA sind mit 53 Prozent am stärksten in diesem Fonds vertreten, während China einen Anteil von mehr als 10 Prozent hat. Mit über 25 Prozent ist der Rohstoffsektor am stärksten vertreten. Dieser Fonds ist thesaurierend.

Hier sind die wichtigsten Daten zum Fonds:

Wasserstoff-ETF nein, aber erneuerbare Energien ja

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiterer aktiv gemanagter Fonds ist der JSS Multi Label New Energy Fund (EUR) B (WKN 581365).Kein Wasserstoff-ETF, aber ein Fonds für erneuerbare Energien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Fazit: Investition in Wasserstoff-Aktien nur als Beimischung zum Portfolio

Wasserstoff-ETF nur als Beimischung

Für langfristig orientierte Anleger kann jetzt ein guter Zeitpunkt sein, Unternehmen, die sich mit Wasserstoff und Brennwerttechnik beschäftigen, mit in das Portfolio aufzunehmen.

Ein Wasserstoff-ETF könnte vermutlich dann aufgelegt werden, wenn die Auswahl an Wasserstoff-Aktien demnächst einmal größer ist als zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

Dann könnte es auch einen reinen Wasserstoff Index geben.

Aufgrund der hohen Volatilität solltest du Wasserstoff-Aktien allerdings nur als Beimischung mit einem geringen Betrag für dein Portfolio einsetzen.

Nicht anders sieht es mit einem Wasserstoff-ETF aus, wenn er denn irgendwann herausgebracht werden sollte.

Auch bei einem Sparplan sind dann nur geringe Sparraten sinnvoll. Sollte sich das Wasserstoff-Auto durchsetzen, könnten Aktien auf Wasserstoff einen enormen Aufschwung erleben.

Besser wäre da schon ein ETF auf erneuerbare Energien, mit dem man das Risiko von vornherein breiter streuen kann.

Immer mehr Privatanleger investieren übrigens in einen ETF-Sparplan. Anhand der folgenden Tabelle kannst du sehen, welcher Online Broker wieviele ETF Sparpläne anbietet.

3 Gedanken zu „Wasserstoff-ETF: Nicht mehr reine Zukunftsmusik“

  1. Hallo Jürgen,

    sehr starker Artikel zum Thema Wasserstoff. Der Artikel gibt einen schönen Überblick über die Möglichkeiten / Chancen des Wasserstoffs, die Geschichte und auch die Risiken (im Bezug auf die Geldanlage mit Wasserstoff). Das Fazit, dass ein Wasserstoff ETF nur als Beimischung in das Portfolio aufgenommen werden sollte, finde ich wichtig und wertvoll.

    Eine Anmerkung: Seit Mitte Februar gibt es einen Wasserstoff ETF – den L&G Hydrogen Economy UCITS ETF, der in ca. 30 Firmen aus der Wasserstoff-Branche investiert.

    Freue mich schon auf weitere Artikel von dir zu diesem Thema.

    Viele Grüße
    Martin

    Antworten
  2. Hallo und danke für den interessanten und informativen Artikel. Ich sehe es auch so wie Sie, dass die Chancen enorm sind, aber wie bei allen neuen Technologien sind auch die Risiken doch. Daher nur Beimischung im Depot und gut streuen.

    Antworten

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