ETF Performance: Können Indexfonds den Markt auch schlagen?

Lesedauer 5 Minuten

ETF Performance: Während man mit passivem Investieren in erster Linie die Marktrendite einfährt, wollen aktive Fonds den Markt schlagen. Nun gibt es auch Bestrebungen, mit ETFs den Markt schlagen zu wollen. Kann das gehen und wenn ja, wie?

Klassische Investmentfonds – also aktiv gemanagte Fonds – wollen stetes den Markt schlagen.

So weit so gut.

Doch schaffen sie es auch? Wie ist konkret die ETF-Performance?

Zumindest in der Regel nicht nachhaltig über mehrere (5 – 10 oder mehr) Perioden.

Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass ein klassischer Fonds den Markt schlägt, doch ist dies für den Privatanleger in der Regel vorher nicht absehbar.

Da aktive Fonds zu diesem Zweck jedoch ein Fondsmanagement unterhalten, dass entscheidet, welche Wertpapiere vom jeweiligen Fonds gekauft werden, entstehen zum Teil hohe Kosten für

  • Personal,
  • Büros und
  • technische Infrastruktur, bestehend aus Hard- und Software sowie teuren Recherchetools.

Mit Recherchetools die ETF-Performance messen

Das Ergebnis ist mittlerweile durch zahllose Studien bekannt:

Nur wenige Fondsmanager schaffen es wirklich, den Markt langfristig zu schlagen.

Ihr Anteil liegt bei lediglich ca. 10 Prozent.

Doch bei allen klassischen Fonds fallen hohe Kosten an, die zu Lasten der Rendite gehen.

Im Ergebnis schneiden aktiv gemanagte Fonds nach Kosten oft unterhalb der Marktrendite ab.

Also schlechter als ein vergleichbarer ETF, der ja stets ohne Mühe die Marktrendite abzüglich der geringen Verwaltungskosten erreicht.

Damit ist die ETF-Performance meist besser als die klassischer Fonds.

Und Investoren schneiden mit der Strategie, von vornherein lediglich auf den Durchschnitt zu setzen, oft überdurchschnittlich – bezogen auf die Gesamtheit der Anleger – ab.

Doch seit geraumer Zeit gibt es auch ETFs, die eine Performance oberhalb der Marktrendite anstreben:

Sie wollen tatsächlich den Markt schlagen.

ETF-Performance oberhalb der Marktrendite

ETF-Performance oberhalb der Marktrendite

Die Indexfonds, die den Markt schlagen wollen, gewichten die im Index enthaltenen Aktien anders als klassische ETFs.

Letztere gewichten die Aktien entsprechend ihrer Marktkapitalisierung.

Diese ergibt sich aus der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert mit dem jeweiligen Aktienkurs.

Dadurch sind große Aktiengesellschaften (AGs) jeweils entsprechend stark im Index gewichtet.

ETFs, die den Markt nun schlagen wollen, machen zwei Dinge anders als konventionelle ETFs (ETFs der ersten Generation).

Entweder

  • gewichten sie die einzelnen Aktien anders (zum Beispiel werden alle Papiere gleichgewichtet) oder
  • sie setzen auf Faktorinvesting.

Alternative Gewichtung der Aktien

Werden alle Aktien in einem ETF beispielsweise mit gleichen Anteilen gewichtet, erhalten kleinere Firmen ein größeres Gewicht als bei der sonst üblichen Gewichtung nach Marktkapitalisierung.

Das hat positiven Einfluss auf die ETF-Performance.

Denn kleinere Unternehmen erwirtschaften oft eine höhere prozentuale Rendite als Großunternehmen.

Und da Small Caps nun ein höheres Gewicht erhalten, steigt die Gesamtrendite des jeweiligen Indexfonds.

Faktorinvesting

Beim Faktorinvesting geht es darum, dass bestimmte Aktienfaktoren einen Beitrag zur Erklärung der Rendite von Aktien leisten.

Da geht es im Einzelnen u. a. um

  • Value (unterbewertete Aktien)
  • Quality (Unternehmen mit besonderen Ausprägungen bestimmter Fundamentaldaten)
  • Low Volatility (Aktien mit geringerer Schwankungen als marktüblich) oder
  • Momentum (sich aktuell überdurchschnittlich entwickelnden Aktien).

Zusammen mit dem Faktor Size – also Unternehmensgröße – sind dies die maßgeblichen Faktoren, die von ausgewählten Smart Beta-ETFs übergewichtet werden, um eine ETF-Performance oberhalb der Marktrendite zu erzielen.

Inzwischen sind mehr als 600 solcher Faktoren bekannt, für die jeweils ein Beitrag zur Erklärung der Rendite von Aktien nachgewiesen wurde.

In diesem Zusammenhang spricht man  auch plakativ von einem Faktor-Zoo.

Wie lauten die bisherigen Ergebnisse von Smart Beta-ETFs?

Mit Smart Beta-ETFs den Markt schlagen

Indexfonds, die den Markt schlagen wollen, gibt es mittlerweile seit ein paar Jahren.

Auch haben die Kapitalanlagegesellschaften entdeckt, dass sich mit Smart Beta-ETFs gutes Geld verdienen lässt, denn ihre Gebühren liegen in der Regel oberhalb der Durchschnittsgebühren konventioneller ETFs in Höhe von ca. 0,34 Prozent p. a.

Zum einen gibt es sogenannte Single-Faktor-ETFs, also Indexfonds, die jeweils nur einen Faktor bei der Auswahl und Gewichtung bestimmter Unternehmen heranziehen.

Darüber hinaus gibt es auch sogenannte Multi-Faktor-ETFs, also Indexfonds, die mehrere unterschiedliche Faktoren bei der Auswahl von Unternehmen für ihren Index heranziehen.

Phasenweise gelingt es bestimmten ETFs tatsächlich, den Markt zu schlagen.

In andere Marktphasen schaffen sie dies jedoch nicht.

Das liegt unter anderem daran, dass je nach Marktphase bestimmte Faktoren besser rentieren als andere.

Dabei tragen Multi-Faktor-ETFs den Interdependenzen (wechselseitigen Beziehungen) zwischen verschiedenen Faktoren in der Regel Rechnung.

Single-Faktor- und Multi-Faktor-ETFs im Vergleich

Quelle: MSCI

Die Abbildung zeigt, wie sich die einzelnen MSCI World Indizes, mit Spezialisierung auf einen oder mehrere Faktoren, entwickelten. Die beste Performance lieferte der All Country World Index DMF (Diversified Multiple Factor).

Die ETF-Performance des Multi-Faktor-ETFs im Vergleich zum Standard-ETF

iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)

Der MSCI World Index bietet Zugang zu den größten und liquidesten Unternehmen der Welt. Der MSCI World Index gewichtet die enthaltenen rund 1.600 Titel nach ihrer Marktkapitalisierung.

Der iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) (WKN: A0RPWH) investiert in Aktien mit Fokus Welt. Die Dividendenerträge im Fonds werden reinvestiert (thesauriert). Der MSCI World ermöglicht ein breit gestreutes und kostengünstiges Investment in ungefähr 1.635 Aktien.

Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,20% p.a.. Die Wertentwicklung des Index wird im Fonds durch eine Auswahl der Indexbestandteile nachgebildet (Sampling Verfahren). Der iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) hat ein Fondsvolumen von 273 Mio. Euro, ist älter als 5 Jahre und in Irland aufgelegt.

Die Wertentwicklung über 3 Jahre betrug 32,21 Prozent und in 2019 30,22 Prozent.

Es gibt 9 ETF Sparplan-Angebot(e) bei Online Brokern für den iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc).

iShares Edge MSCI World Multifactor UCITS ETF USD (Acc)

Der MSCI World Diversified Multiple-Factor Index bietet Zugang zu Unternehmen in entwickelten Aktienmärkten weltweit. Die Titelauswahl und Titelgewichtung basiert auf mehreren Faktoren: Value, Momentum, Qualität und kleine Unternehmensgröße.

Der iShares Edge MSCI World Multifactor UCITS ETF USD (Acc) (WKN: A14YPA) investiert in Aktien mit Fokus Multi-Faktor-Strategie, Welt. Die Dividendenerträge im Fonds werden reinvestiert (thesauriert).

Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,50% p.a.. Die Wertentwicklung des Index wird im Fonds durch eine Auswahl der Indexbestandteile nachgebildet (Sampling Verfahren). Der iShares Edge MSCI World Multifactor UCITS ETF USD (Acc) ist ein kleiner ETF mit 72 Mio. Euro Fondsvolumen, ist älter als 3 Jahre und in Irland aufgelegt.

Die Wertentwicklung über 3 Jahre belief sich auf 25,38 Prozent und in 2019 24,06 Prozent.

Es gibt 7 ETF Sparplan-Angebot(e) bei Online Brokern für den iShares Edge MSCI World Multifactor UCITS ETF USD (Acc).

ETF-Performnace: Der MSCI World ETF schlägt den Multi-Faktor-ETF im direkten Vergleich

Quelle: extraetf.com

Dabei wird deutlich, dass der Multi-Faktor-ETF zwar phasenweise besser abgeschnitten hat, nicht jedoch über den Betrachtungszeitraum von drei Jahren.

Der direkte Gesamtrenditevergleich über drei Jahre ergibt folgendes, noch klareres Bild:

Die ETF-Performance des MSCI World ETFs ist höher

Quelle: etraetf.com

Wer nach konkreten Sparplanangeboten sucht, wird u. a. bei justetf fündig.

Fazit: Die ETF-Performance beim Faktorinvesting ist nicht immer besser

Insgesamt ist dies nur eine Abschnittsbetrachtung in Bezug auf die Zeit, doch es wird deutlich, dass ein Multi-Faktor-ETFs den Standardindex zwar phasenweise schlagen kann, dies jedoch nicht notwendigerweise dauerhaft tut.

Jedenfalls hat der Standard-ETF (MSCI World) über die letzten drei Jahre betrachtet eine deutlich bessere ETF-Performance hingelegt als der Multi-Faktor-ETF.

Auch andere Ergebnisse zeigen, dass es mit (Multi-)Faktor-ETFs zwar möglich ist, den Markt zu schlagen, dies aber nicht dauerhaft gelingen muss.

Es wird immer wieder Marktphasen geben, in denen Faktor-ETFs schlechter abschneiden als der zugrundeliegende Standardindex.

Doch als Beimischung im Depot ist solch ein Multi-Faktor-ETF durchaus eine Empfehlung.

Übrigens findest du hier nützliche Hinweise zur ETF-Suche.

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