Smart-Beta-ETFs: Auf jeden Fall teurer – aber auch besser?

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Eine neue Generation von Exchange Traded Funds (ETFs) sorgt weltweit für Furore. Sie verspricht mehr Rendite bei weniger Risiko. Doch was bringen Smart-Beta-ETFs wirklich?

Smart Beta ETFs : Teurer - aber auch besser?

ETFs sind der Anlagetrend unserer Zeit. Weltweit gibt es rund 5.400 verschiedene ETFs, in die Anleger fast 3.000 Milliarden Dollar investiert haben. Keine andere Anlageform konnte zuletzt so stark wachsen.

Bisher haben Indexfonds ein bestimmtes Börsenbarometer einfach nachgebildet. Doch jetzt bastelt sich jeder seinen eigenen Index. Smart Beta heißt dieser neue Trend.

Doch was steckt tatsächlich dahinter?

ETFs sind vor vielen Jahren angetreten mit dem Slogan „einfach, transparent und flexibel“ zu sein. Doch gilt das heute noch?

Sehr komplex sind die neuen Produkte unter dem Etikett Smart Beta geworden und viele Parameter müssen vor der Auswahl bewertet werden.

Zwar stehen sie im Schatten aktiv gemanagter Fonds, die noch immer den Markt prägen. Doch im vergangenen Jahr sind den Indexprodukten europaweit deutlich mehr neue Mittel zugeflossen als aktiv gemanagten Fonds.

Trotzdem beträgt der Anteil an ETFs am gesamten Fondsvermögen in Europa gerade mal knapp sechs Prozent, was zeigt, welches Potenzial noch im europäischen Markt steckt.

Etwa 20 bis 25 Prozent des in Europa angelegten Volumens von 429 Milliarden Euro (Juni 2015) entfällt dabei auf deutsche Investoren, schätzen Experten.

Auch neue gesetzliche Regulierungen verleihen ETFs Auftrieb

Neue Regulierungen, wie in den Niederlanden und Großbritannien, die den provisionsbasierten Vertrieb verbieten, lassen die Branche zusätzlich wachsen.

Privatbanken und Vermögensverwalter setzen dort und auch in anderen Ländern immer häufiger statt auf Provisionen auf feste jährliche Verwaltungsgebühren.

Somit achten sie bei der Auswahl der Anlagen automatisch auf kostengünstige Produkte.

Börsengehandelte Indexfonds, für die keine Vermittlungsgebühren anfallen, gehören dazu.

Sie gewinnen u. a. aufgrund ihrer Einfachheit und Transparenz an Bedeutung.

Darüber hinaus kann jeder Investor mit ETFs einen großartigen Gedanken des Ökonomie-Nobelpreisträgers Eugene Fama in die Praxis umsetzen:

Dieser lautet:

„Niemand, auch nicht der beste Fondsmanager der Welt, kann dauerhaft mit seinen Aktien eine bessere Performance erzielen als der Aktienmarkt als Ganzes.“

Doch die Anbieter sind trotz des hohen Wachstums noch längst nicht zufrieden.

Sie hätten noch viel mehr Spaß, wenn sie ihre ETFs noch teurer verkaufen könnten:

Die neuen Smart-Beta-ETFs sind ein erster Schritt in diese Richtung: Schließlich soll man mit ihnen den Markt schlagen können.

Was ist dran an diesen neuen Fonds und dem dahinter steckenden Konzept?

Smart-Beta-ETFs als Antwort auf die Herausforderungen der Weltwirtschaft

Für den US-amerikanischen Ökonomen Nouriel Roubini sind Smart-Beta-Konzepte die Antwort auf die aktuellen Herausforderungen der Weltwirtschaft:

„In Zeiten unkonventioneller Geldpolitik und globaler Umbrüche wird es immer schwieriger, Investitionsentscheidungen zu treffen.“

Roubini sieht sowohl in passiven sowie in aktiven Investmentstrategien deutliche Nachteile:

„Der passive Ansatz ist zwar kostengünstig, aber er ist nur die Summe aus Gut und Schlecht . . .“

Und das, was der Anleger erhalte, sei die durchschnittliche Marktrendite.

Der aktive Ansatz böte da zwar Abhilfe, doch seien aktiv gemangte Fonds teuer und ineffizient, da 95 Prozent schlechter abschnitten als ihre Benchmark (Referenzindex). Zudem seinen sie volatil und riskant.

Deshalb könnten Smart-Beta-Strategien für den ETF-Investor die Anlage der Zukunft sein.

Friends checking their Smart Beta ETFs

Hinter den angeblich so schlauen Geschwistern börsengehandelter Indexfonds verbergen sich Algorithmen, die das klassische Produkt verbessern sollen.

Ihr Ziel ist es, mehr Rendite zu erzielen und weniger Risiko einzugehen.

Doch können sie dieses Versprechen auch einlösen?

Wie Smart-Beta-Konzepte funktionieren

Bei den neuen Produkten wird der Index zwar noch als Basisgröße herangezogen, aber die einzelnen Werte werden nicht nach der Marktkapitalisierung gewichtet, sondern nach anderen Kriterien ausgewählt.

Diese neuen Fonds brechen mit fast allen Prinzipien, die die Geldanlage in ETFs für Anleger so wertvoll macht.

Sie sind meist weder einfach zu verstehen, noch sind sie besonders günstig.

Ende Oktober waren fast 30 Milliarden Euro in den knapp 200 europäischen Smart-Beta-Produkten investiert.

Das sind zwar nur gute sechs Prozent des ETF-Marktes, aber die Weichen stehen eindeutig auf Wachstum.

Wie smart (schlau) die neuen Fonds und Indizes wirklich sind, ist dabei durchaus umstritten.

Geht das überhaupt, mit ETFs bessere Ergebnisse zu erzielen als mit dem zugrunde liegenden Index?

Man kann die in einem Markt gehandelten Aktien auch nach anderen Kriterien in Indizes zusammenfassen.

Dabei ist eine Möglichkeit, allen Aktien in einem Index das gleiche Gewicht zu geben, unabhängig von der Unternehmensgröße.

Es werden also alternative Gewichtungsmethoden bei der Konstruktion von Smart-Beta-ETFs verwendet.

Die Anbieter weichen von der Marktkapitalisierung ab, die bei den meisten gängigen Indizes über das Gewicht einzelner Aktien entscheidet.

Auf diese Weise wird das Übergewicht besonders hoch bewerteter Titel herabgesetzt. Damit wird der Anteil von aktuell niedrig bewerteten Aktien erhöht, die mehr Wachstumspotenzial haben.

Die Orientierung an traditionellen Indizes, die sich am Marktwert ausrichten, führt dazu, dass Titel gekauft werden müssen, die im Kurs gestiegen sind, während Aktien verkauft werden müssen, deren Kurse gesunken sind.

Dagegen können gleichgewichtete Smart-Beta-Fonds langfristig in Aufschwungphasen besser abschneiden als traditionelle ETFs, da sie die Kurschancen noch günstiger Einzelwerte nutzen.

Damit sind Smart-Beta-ETFs eine Mischform zwischen passiven Indexfonds und klassischen, aktiv verwalteten Aktienfonds.

Smart-Beta-Strategien umfassen noch weitere Anlagekonzepte

Möglichkeiten, einen Index zu modifizieren, gibt es viele. Die Art und Weise, wie er optimiert wird, ist aber auch das einzig aktive Element in den ansonsten passiv gemanagten Smart-Beta-Fonds.

Gemeinsames Merkmal aller Smart-Beta-Konzepte ist, dass sie transparent (sein wollen), kontinuierlich und auf Regeln beruhend angewendet werden.

Dann kann das Beta höher ausfallen, wobei der griechische Buchstabe in der Investmentsprache die Wertentwicklung eines breiten Aktienmarktes bezeichnet.

Viele Smart-Beta-Indizes sind bekannte Fondsstrategien, für die man Regeln definiert hat und die nun automatisiert ausgeführt werden.

Die besagten Smart-Beta-ETFs gewichten ihre Indexmitglieder statt wie üblich nach Marktkapitalisierung nach alternativen Kriterien:

Dabei kann man im Wesentlichen drei Gruppen unterscheiden.

Zum einen Indizes, bei denen die Aktien anhand fundamentaler Kriterien gewichtet werden.

Dann ETFs, bei denen alle Aktien gleichgewichtet werden.

Und zum anderen ETFs, bei denen die Aktienauswahl auf bestimmte Faktoren, wie zum Beispiel auf einer niedrigen Volatilität (Schwankungsbreite) beruht.

Solche Aktien stellen die Konstrukteure mit Hilfe ausgeklügelter Computermodelle zusammen und basteln daraus einen Index, in dem die Aktien ein höheres Gewicht erhalten, deren Kurse möglichst wenig ausschlagen.

Jetzt muss man vom Computer diesen Index nur noch permanent neu berechnen lassen und schon lässt sich ein frischer Smart-Beta-ETF auf den Markt bringen.

Besonders beliebt sind auch Dividendenstrategien, doch nicht immer ist ein hoher Dividendentitel auch ein Gütesiegel:

Mitunter ist eine Aktie auch gerade abgestürzt, womit die Dividendenrendite rein rechnerisch natürlich steigt.

Experten, wie Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau (IVA) können diesen Strategien einiges abgewinnen:

„Einiges macht Sinn, aber nicht alles.“

Auf jeden Fall sei Smart-Beta aber eine Bereicherung, denn es gebe sinnvollere Interpretationen des Marktes als die Marktkapitalisierung.

Besonders gefallen ihm gleich gewichtete Indizes.

Anleger, die Indexkonstruktionen und Kosten im Auge behalten, können ihr Portfolio mit passiven Smart-Beta-Strategien gut ergänzen.

Am ETF-Markt herrscht ein harter Preiswettbewerb

Am ETF-Markt herrscht ein harter Preiswettbewerb zwischen den Anbietern.

Selbst minimale Gebührenerhöhungen um nur wenige hundertstel Prozentpunkte sind dort nicht ohne weiteres möglich.

Mit neuen ETFs lässt sich erheblich mehr verdienen –allein schon deswegen, weil niemand so genau deren Zusammensetzung kennt.

Zwar werden so genannten Smart-Beta-ETFs große Wachstumschancen eingeräumt, doch ist längst nicht alles Gold, was glänzt:

So wird oft nicht genug auf die mit den neuen Produkten verbundenen Risiken hingewiesen.

Smart-Beta-ETFs haben mindestens zwei Haken

Zwar kann man mit Smart Beta-Strategien den Markt durchaus schlagen – wenn es gut läuft, doch haben die neuen Fonds durchauch Haken:

Smart Beta ETFs und Risiko

Der erste Haken: Smart-Beta-Produkte sind nicht so leicht zu verstehen wie klassische ETFs.

Anleger brauchen mehr Know-how, um mit diesen Produkten umgehen zu können.

Zwar werden die Algorithmen offengelegt, aber sie sind oftmals schwer zu durchdringen.

Und besonders schwierig wird es, wenn mehrere solcher Strategien in ein Produkt hineingepackt werden.

Der zweite Haken: Smart-Beta-Produkte kosten den Anleger etwa zwei- bis viermal so viel wie klassische ETFs. Das aber geht langfristig zu Lasten der Rendite.

Wobei genau dies der Punkt ist, der den Anbietern von Smart-Beta-ETFs viel Freude macht.

Im Endergebnis ist es für Anleger besonders schwierig zu entscheiden, welche der vielen möglichen Strategien aktuell die vielversprechendste ist.

„Manche Strategien funktionieren nämlich und andere nicht“,

so Ali Marsawah von Morningstar.

Fazit

Welche der Strategien, die einfach bis hochkomplex ausfallen und auch miteinander kombiniert werden können, die vielversprechendsten ist, lässt aufgrund der jungen Historie der Produkte noch nicht sagen.

Mit passivem Investieren, wie die Geldanlage in ETFs auch gerne genannt wird, hat dies jedoch nicht mehr unbedingt viel zu tun.

Einen ETF als Smart-Beta zu bezeichnen ist vor allem eine Marketingstrategie:

Dem Käufer wird suggeriert, dass es sich um ein Produkt handelt, dass nicht im Preis fallen könne.

Tatsächlich gibt es aber auch lange Zeiträume, in denen diese Indexfonds den traditionellen Konkurrenten in der Wertentwicklung unterlegen sein können.

Garantiert sind aber nur die höheren Gebühren und höhere Risiken.

Zwar steigt die Nachfrage und das Angebot wird immer vielfältiger:

Inzwischen können Anleger weltweit aus mehr als 700 Smart-Beta-ETFs wählen, doch sollten Sie bei Beta immer sehr genau hinsehen, bevor Sie zugreifen.

Smart-Beta-ETFs sind also keine Garantie für eine bessere Wertentwicklung zu jeder Zeit, doch zur sinnvollen Ergänzung Ihres Portfolios eignen sie sich trotzdem.

Nach dem Wirtschaftsexperten Roubini könnte die Zukunft des Asset-Managements bei Smart-Beta-ETFs liegen.

Allerdings gibt es auch Stimmen, die sagen:

Anleger sollten sich darauf nicht einlassen. Besser fahren sie, wenn sie ihr Geld auf wenige klassische ETFs aufteilen.

Von den neuen Zauberfonds sollten Sie also tunlichst die Finger lassen.

Die Entscheidung liegt – wie so oft im Leben – allein bei Ihnen!

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