Zurzeit sind die Zinsen extrem niedrig. Ursache ist die Zinspolitik der EZB. Ziel ist, dass sich Wirtschaftsakteure billig Geld beschaffen können. um die Wirtschaft anzukurbeln. Kommt da evtl. auch ein Wertpapierkredit infrage?
Die Zinsen sind im Keller.
Kredite sind so billig, dass es Angebote gibt, bei denen man weniger zurückzahlen muss als man aufgenommen hat.
Da kann man sich leicht den einen oder anderen Konsumwunsch erfüllen.
Und da liegt auch der Gedanke nahe, mit einem Wertpapierkredit den Kauf von Wertpapieren zu finanzieren und die bestehende Zinsdifferenz zwischen dem Sollzins für den Kredit und der Wertentwicklung an den Aktienmärkten auszunutzen.
Dabei wird hier unter Wertpapierkredit nicht die Beleihung eines vorhanenen Wertpapierdepots verstanden, sondern die Aufnahme eines ganz normalen nicht zweckgebundenen Kredites zum Kauf von zum Beispiel Aktien-ETFs.
Aktien- und Immobilien-ETFs haben 2019 stark rentiert
2019 war ein gutes Börsenjahr.
ETFs auf den MSCI All Country World Index haben eine Wertentwicklung von rund 28 Prozent hingelegt und europäische Immobilien-ETFs (Reits) weisen für das vergangene Jahr ebenfalls eine Wertentwicklung von fast 28 Prozent auf (siehe Beispiel):
Was für Aktien spricht
Es gibt zu viel Geld und zu wenig gut rentierliche Anlagemöglichkeiten.
Nur Aktien bieten aktuell die Möglichkeit auf eine Rendite, die diesen Namen auch verdient.
Dabei haben Aktien in den letzten über 100 Jahren nach Abzug der Inflation durchschnittlich mit mehr 6 Prozent p. a. rentiert.
Trotz aller Wirtschafts- und Währungskrisen und trotz zweier Weltkriege.
Nur gibt es eben keine Garantie, dass Aktien diese Wertentwicklung jedes Jahr vollziehen, sondern es kann jederzeit auch zu einem Einbruch an den Börsen dieser Welt kommen.
Wann ein Wertpapierkredit erwogen werden kann
Es spricht wenig gegen die Aufnahme eines begrenzten Wertpapierkredites, wenn die Kreditbelastung durch das laufende Einkommen problemlos gedeckt ist – und man jobmäßig fest im Sattel sitzt.
Zum Beispiel, wenn der Kreditnehmer den Kapitaldienst für den Kredit, also Zins und Tilgung, jederzeit ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten, bedienen kann.
Ein Beispiel
Leon verdient 2.850 EUR netto pro Monat.
Für Miete zahlt er warm 850 EUR und an Haushaltsgeld benötigt er 300 EUR pro Monat.
Für Hobbies und Ausgehen benötigt er rund 500 EUR pro Monat und in einen ETF-Sparplan als private Altersvorsorge fließen 250 EUR pro Monat. Und für Versicherungen gibt erinsgesamt rund 40 EUR pro Monat aus und für Zeitschriftenabos und Mitgliedsbeiträge 30 EUR.
Nettoeinkommen | 2.850,- |
Miete inck. Nebenkosten | -850,- |
Haushaltsgeld | -300,- |
Hobbies + Ausgehen | – 500,- |
Private Altersvorsorge | -250,- |
Versicherungen auf den Monat umgerechnet | -40,- |
Zeitschriftenabo + Mitgliedsbeiträge | -30,- |
Überschuss | 880,- |
Damit blieben rund 880 EUR pro Monat übrig.
Ein Kredit bei der Plattform smava über 25.000 EUR und eine Laufzeit von 60 Monaten würde bei einem Zins von 0,68 % bis 1,75 % (die besten 7 Anbieter) derzeit eine Monatsrate von 423,89 EUR (Zinssatz 0,68 %) bis zu 435,31 (Zinssatz von 1,74 %) kosten.
Und könnte bei diesem Einkommen problemlos bedient werden.
Was dabei herauskäme
Angenommen, Leon würde den Kredit von der Postbank über 1,75 % Effektivzins p. a. annehmen
Und an der Börse würde er mit einem ETF auf den MSCI All Country World Index durchschnittlich ca. 7 % p. a. vor Steuern erzielen.
Dann ergäbe das eine Zinsdifferenz von
Berechnung der Nettorendite im Beispiel | |
Wertpapierkredit bei der Postbank (Beispiel) | – 1,75 % |
Wertentwicklung ETF | 7,00 % |
Nettorendite | 5,25 % |
Bei 25.000 EUR ergäbe eine Nettorendite vor Steuern von 5,25 % p. a. jährlich 1.312,5 EUR an Zinsen.
Bei verzinslicher Ansammlung mit Zins und Zinseszins ergäbe sich nach 5 Jahren ein Kapital von
35.063,79 EUR.
Aber es gibt ein Risiko bei einem Wertpapierkredit
Das Risiko in diesem Beispiel liegt darin, dass diese Rendite nicht garantiert ist. An den Börsen dieser Welt geht es stets auf und ab.
Klar, man kann Durchschnittsrenditen der Vergangenheit heranziehen, aber wie es dieses oder nächstes oder übernächstes Jahr ausgehen wird, weiß zum gegenwärtigen Zeitpunkt niemand.
Auch kein Finanzexperte, kein Banker und auch nicht der klügste Finanzblogger (also ich 🙂 ).
Aber wie heißt es so schön?
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt . . .
Kreditangebote, wenn du es mit einen Wertpapierkredit versuchen willst:
Einen schönen Tag,
1.) Wie kommt man als Privatanleger an >Endfällige< Darlehen, meinetwegen auch mit Hypothekenbesicherung. Das würde zur Generierung von passivem Einkommen doch mehr Sinn machen und die Planbarkeit verbessern.
2.) Kann es sinnvoll sein auch über Geschäftskredite nachzudenken, schließlich gibt es hier viehleicht auch den ein- oder anderen Selbstständigen. Der geschäftliche Handel von Unternehmensanteilen ist ja auch steuerlich begünstigt (Kapitalgesellschaft Vorausgesetzt).
3.) Sind die Kreditzinsen steuerlich wirksam. Ich wette man muss 7 % versteuern und nicht 5.25 %, das muss man einkalkulieren
Wissen Sie, wo man dazu Informationen findet ?
Grüße,
Hallo Johannes,
hierzu fällt mir unter anderem das „Zwei- bzw. Drei-Kontenmodell“ ein. Da weiß ein guter Steuerberater mehr.
Und Kreditzinsen kann man auf jeden Fall bei einer fremdgenutzten Immobilie geltend machen. Da muss man die Mieteinnahemen versteuern, kann aber alle Kosten – auch Keditzinsen – geltend machen.
Viele Grüße
Jürgen
Guten Tag,
Irre ich mich oder ist der beschriebene Fall ein ganz normaler Ratenkredit mit freier Verwendung?!
Bei einem Wertpapierkredit werden die Wertpapiere im Depot beliehen und unter Umständen sehr nachteilig Glattgestellt. Die Risiken sind dabei noch deutlich höher als beim normalen Ratenkredit.
Bitte prüfen sie das für ihre Leser nochmals.
Man muss den Blogpost richtig lesen, denn dort steht:
„Dabei wird hier unter Wertpapierkredit nicht die Beleihung eines vorhanenen Wertpapierdepots verstanden, sondern die Aufnahme eines ganz normalen nicht zweckgebundenen Kredites zum Kauf von zum Beispiel Aktien-ETFs.“
So dürften es keine Missverständnisse geben. 🙂