Die Core-Satellite-Strategie ist seit Jahren ein bewährter Ansatz für Anleger, die über einen längeren Zeitraum hinweg Vermögen aufbauen möchten. Diese Strategie eignet sich besonders für gut verdienende, aber nicht unbedingt wohlhabende Investoren, die eine ausgewogene Balance zwischen Sicherheit und Renditechancen anstreben. Mit dem Blick auf 2024 ist es wichtig, die Feinheiten dieser Strategie zu verstehen und sie an die aktuellen Markttrends anzupassen.
Was ist die Core-Satellite-Strategie?
Die Core-Satellite-Strategie kombiniert die Vorteile von passivem Investieren (Core) mit den Chancen, die aktives Management (Satellites) bieten kann. Ziel ist es, die Stabilität und Diversifikation eines passiven Kernportfolios mit renditestarken, aktiven Investments zu verbinden.
1. Der Kern (Core): Das Fundament des Portfolios
Der „Core“ ist das Herzstück des Portfolios und sollte etwa 60-80 % des Gesamtvermögens ausmachen. Es handelt sich um einen stabilen, diversifizierten und passiven Anlageteil, der darauf abzielt, die langfristige Marktrendite zu erzielen.
- Breit diversifizierte ETFs oder Indexfonds: In der Regel handelt es sich dabei um ETFs, die große Indizes wie den MSCI World, den S&P 500 oder den FTSE All-World abbilden. Diese Produkte bieten eine breite Streuung über verschiedene Länder, Branchen und Unternehmensgrößen und sorgen so für eine solide Basis.
- Fokus auf niedrige Kosten: Da ETFs passiv verwaltet werden, sind die Gebühren (Gesamtkostenquote, TER) in der Regel sehr gering, was langfristig die Rendite steigert.
- Weniger Risiko, langfristige Stabilität: Durch die breite Streuung ist der Core weniger anfällig für extreme Schwankungen einzelner Aktien oder Branchen. Dadurch erreicht man eine kontinuierliche, wenn auch nicht spektakuläre, Wertentwicklung.
Der Core soll in erster Linie die Marktentwicklung abbilden und so die Sicherheit bieten, dass das Portfolio langfristig wächst, selbst wenn einzelne Investments zeitweise schwächer abschneiden.
2. Die Satelliten (Satellites): Die renditestarke Ergänzung
Der Satellite-Teil des Portfolios nimmt etwa 20-40 % ein und besteht aus aktiveren, chancenorientierten Investments. Hier geht es darum, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen und gezielt Marktchancen zu nutzen, die über das hinausgehen, was der breite Markt bietet.
- Aktive Einzelinvestitionen: Dazu gehören gezielte Investments in Einzelaktien, beispielsweise in Wachstumsunternehmen, Technologie-Titel oder Unternehmen, die von Megatrends profitieren.
- Spezialisierte ETFs oder Branchenfonds: Satelliten können auch ETFs sein, die auf spezifische Sektoren (z. B. Technologie, Gesundheit, erneuerbare Energien), Regionen (z. B. Asien, Schwellenländer) oder Investmentstile (z. B. Dividendenaktien, Value-Aktien) setzen.
- Alternative Investments: Hierzu zählen auch Anlagen in Rohstoffe (wie Gold oder Silber), Immobilienfonds oder sogar Kryptowährungen. Sie bieten zusätzliche Diversifikation und können in bestimmten Marktphasen besonders rentabel sein.
Der Vorteil der Satelliten ist ihre Flexibilität: Sie ermöglichen es, auf kurzfristige Trends zu reagieren und Anlagechancen zu nutzen, die im Core nicht berücksichtigt werden. Allerdings ist dieser Teil des Portfolios auch mit einem höheren Risiko verbunden und kann stärkeren Schwankungen unterliegen.
Warum ist die Core-Satellite-Strategie so erfolgreich?
Die Stärke der Core-Satellite-Strategie liegt in ihrer Kombination aus Stabilität und Flexibilität. Während der Core langfristige Stabilität und eine solide Rendite bietet, verleihen die Satelliten dem Portfolio eine zusätzliche Dynamik. Dadurch profitiert man sowohl von der langfristigen Wachstumsstärke des Gesamtmarktes als auch von kurzfristigen Chancen in bestimmten Sektoren oder Anlageklassen.
Vorteile der Core-Satellite-Strategie:
- Risikominimierung durch Diversifikation: Durch die breite Streuung im Core und die selektive Auswahl der Satelliten wird das Gesamtrisiko des Portfolios reduziert.
- Kosteneffizienz: Da der Großteil des Kapitals in kostengünstige ETFs investiert wird, bleiben die laufenden Kosten niedrig, was die Rendite positiv beeinflusst.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Die Satelliten ermöglichen es, auf Marktveränderungen zu reagieren und in Wachstumssektoren zu investieren, die überdurchschnittliches Potenzial bieten.
Für wen ist die Core-Satellite-Strategie geeignet?
Die Core-Satellite-Strategie eignet sich besonders für Anleger, die:
- langfristig Vermögen aufbauen wollen (10 Jahre und mehr)
- eine Mischung aus Sicherheit und Rendite anstreben
- bereit sind, sich aktiv mit einem Teil ihres Portfolios zu beschäftigen
- ihre Kosten im Griff behalten und gleichzeitig von Marktopportunitäten profitieren möchten
Ein konkretes Beispiel zur Verdeutlichung der Core-Satellite-Strategie
Stellen wir uns vor, ein Anleger hat 100.000 Euro zur Verfügung. Er möchte diese Summe nach der Core-Satellite-Strategie anlegen:
- Core (70 %): 70.000 Euro
- 50.000 Euro in einen globalen Aktien-ETF (z. B. MSCI World)
- 10.000 Euro in einen nachhaltigen ESG-ETF
- 10.000 Euro in einen Anleihen-ETF (z. B. inflationsgeschützte Anleihen oder Unternehmensanleihen)
- Satelliten (30 %): 30.000 Euro
- 10.000 Euro in Einzelaktien aus dem Technologiesektor (z. B. Apple, Microsoft)
- 5.000 Euro in einen Emerging Markets-ETF
- 5.000 Euro in Kryptowährungen (z. B. Bitcoin und Ethereum)
- 5.000 Euro in einen Rohstoff-ETF (z. B. Gold)
- 5.000 Euro in einen spezialisierten ETF für erneuerbare Energien
Dieses Portfolio kombiniert die langfristige Stabilität des Core-Anteils mit den Wachstumsmöglichkeiten und Trends, die durch die Satelliten abgedeckt werden. Während der Core einen relativ sicheren Hafen bietet und darauf ausgelegt ist, Marktrenditen zu erzielen, nutzen die Satelliten aktuelle Chancen, um die Gesamtrendite zu erhöhen.
Wie man die Core-Satellite-Strategie in der Praxis umsetzt
- Analyse der eigenen Ziele und Risikobereitschaft: Bevor Sie Ihr Portfolio aufsetzen, sollten Sie Ihre persönlichen finanziellen Ziele, den Anlagehorizont und Ihre Risikotoleranz festlegen. Die Aufteilung zwischen Core und Satelliten sollte daran angepasst sein – je höher Ihre Risikobereitschaft, desto größer kann der Anteil der Satelliten sein.
- Auswahl des Core-Bereichs: Hier sollten Sie sich auf ETFs oder Indexfonds konzentrieren, die eine breite Diversifikation bieten. Achten Sie auf niedrige Gebühren und eine langfristige Perspektive.
- Auswahl der Satelliten-Investments: Dieser Teil erfordert eine aktivere Auseinandersetzung mit den Märkten. Überlegen Sie, welche Trends Sie nutzen möchten (z. B. Technologie, nachhaltige Energien, Schwellenländer) und welche Anlageklassen (Einzelaktien, spezialisierte ETFs, alternative Investments) zu Ihnen passen.
- Regelmäßige Überprüfung und Rebalancing: Mindestens einmal jährlich sollten Sie Ihr Portfolio überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Hat sich beispielsweise ein Satellite besonders gut entwickelt, könnten Sie Gewinne realisieren und sie in den Core-Bereich umschichten.
- Disziplin und Geduld: Die Core-Satellite-Strategie ist ein langfristiger Ansatz. Es ist wichtig, auch in turbulenten Marktphasen diszipliniert zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen.
Warum ist das Rebalancing wichtig?
Ein wesentlicher Bestandteil der Core-Satellite-Strategie ist das sogenannte Rebalancing. Damit wird sichergestellt, dass die ursprünglich festgelegte Aufteilung des Portfolios erhalten bleibt. Wenn beispielsweise die Satelliten aufgrund starker Kurssteigerungen überproportional wachsen, steigt das Risiko im Portfolio. Durch das Rebalancing verkauft man einen Teil der Satelliten-Anlagen und investiert die Gewinne zurück in den Core, um das ursprüngliche Verhältnis wiederherzustellen. Das schützt vor übermäßigen Risiken und sichert Gewinne ab.
Zusammenfassung
Die Core-Satellite-Strategie ist ein intelligenter Ansatz, der das Beste aus beiden Welten vereint: die Stabilität eines breit diversifizierten, passiven Kernportfolios und die Chancen auf überdurchschnittliche Renditen durch gezielte, aktive Satelliten-Investments. Sie ist ideal für Anleger, die eine ausgewogene Mischung aus Sicherheit und Wachstum suchen und bereit sind, sich regelmäßig mit ihrem Portfolio auseinanderzusetzen.
Mit einer sorgfältigen Auswahl der Investments, einem klaren Verständnis der eigenen Ziele und der Disziplin, die Strategie über viele Jahre hinweg umzusetzen, lässt sich mit der Core-Satellite-Strategie ein nachhaltiger Vermögensaufbau realisieren.