Passiv investieren: Die Basis der Geldanlage mit ETFs

Lesedauer 5 Minuten

Passiv investieren – also Geldanlage mit ETFs – basiert auf einigen theoretischen Grundlagen. Dazu gehören zum einen die Moderne Portfoliotheorie, zum anderen die Markteffizienz-Hypothese.

Hier zunächst ein Überblick über diesen Artikel:

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Was bedeutet passiv Investieren?

passiv investieren

ETFs bilden jeweils einen bestimmten Börsenindex passiv nach.

Damit enthält die Geldanlage mit börsengehandelten Indexfonds keine aktiven Elemente, das heißt, es werden keine einzelnen Aktien etc. gezielt herausgepickt.

Sondern es wird stets in einen ganzen Markt – einen Index – investiert.

Und deshalb nennt man die Geldanlage mit ETFs auch passives Investieren.

Dieses ist sozusagen das Gegenteil von aktivem Anlagemanagement, bei dem sowohl

  • Stockpicking als auch
  • Market-Timing

betrieben wird.

Wer passiv investiert, kauft ETFs regelmäßig und/oder einmalig und hält seine Anteile sehr lange (Buy and Hold).

Dabei stellt sich natürlich erstens die Frage, was vorteilhafter ist und zweitens, ob es theoretische Erkenntnisse gibt, auf denen passives Investieren beruht.

Die Überlegenheit passiven Investierens

Anhänger passiven Investierens wissen meist aufgrund eigener Erfahrungen, dass dieses einem aktiven Anlagemanagement überlegen ist.

Denn aktive Fonds haben zu hohe Kosten, um ihr Ziel – den Markt langfristig zu schlagen – erreichen zu können.

Deshalb schneidet das Gros aktiv gemanagter Fonds – also Fonds mit einem Fondsmanagement – nach Kosten langfristig schlechter ab als der Markt.

Und gerade diese Marktrendite liefern börsengehandelte Indexfonds ohne jegliches Risiko.

Genauer:

Die Marktrendite abzüglich ihrer geringen Verwaltungskosten.

Überlegenheit passiven Investierens

Damit schneiden die meisten Anleger, die von vornherein nur auf die Marktrendite setzen, auf Dauer besser ab als die Anleger, die den Markt schlagen wollen.

Den Markt dauerhaft schlagen zu wollen, funktioniert also nur in Ausnahmenfällen und passives Investieren hat auch eine theoretisches Fundament.

Die Markteffizienz-Hypothese

Die Markteffizienz-Hypothese

Die Markteffizienz-Hypothese besagt, dass in effizienten Finanzmärkten alle Marktteilnehmer zu jedem Zeitpunkt den gleichen Stand an Informationen haben und rationale Entscheidungen treffen.

Dabei sind sämtliche Informationen bereits in den Wertpapierkursen verarbeitet.

Deshalb ist kein Teilnehmer am Kapitalmarkt in der Lage, überdurchschnittliche Gewinne zu realisieren.

„Die zentrale Aussage der denkbar umfassenden Literatur zur Kapitalmarkteffizienz lautet, dass es nahezu unmöglich ist, Überrenditen zu erzielen, wenn man nur auf öffentlich zugängliche Informationen zurückgreifen kann.“

Lawrence Summers, ehemaliger US-Finanzminister und Präsident der Harvard-Universität

Zwischenfazit:

Die aktive Auswahl von Wertpapieren bietet deshalb nur einen geringen oder gar keinen Mehrwert gegenüber einer passiven Anlage, also einer Anlage in börsennotierte Indexfonds bzw. ETFs.

Informationsvorsprünge sind nämlich in der Regel nicht vorhanden und können deshalb  nicht verwertet werden.

Darüber hinaus werden erfolgreiche aktive Methoden im Digitalzeitalter einfach zu schnell kopiert.

Man denke nur an den computergestützten Aktienhandel:

Dort werden Kauf- und Verkaufsentscheidungen für einzelne Wertpapiere in Bruchteilen von Sekunden ausgeführt und neue Informationen gehen in Sekundenschnelle um die Welt.

Um es klar zu sagen:

Deshalb funktioniert aktives Anlagemanagement in der großen Mehrzahl der Fälle nicht.

Doch passives Investieren basiert noch auf einem weiteren theoretischen Fundament.

Die Moderne Portfoliotheorie

Die moderne Portfoliotheorie

Die Moderne Portfoliotheorie von  Harry M. Markowitz geht zurück auf das Jahr 1952.

Doch es sollte bis 1990 dauern, bis Markowitz für seine Erkenntnisse den Nobelpreis bekam.

Markowitz hatte das Ziel zu zeigen, dass Diversifikation bei Anlageentscheidungen zu einem besseren Rendite-Risiko-Profil führt als Einzelinvestitionen und diesen Effekt messbar zu machen.

Darüber hinaus untersuchte Markowitz, welche Wertpapiere und wie viele Wertpapiere Investoren in ein Portfolio aufnehmen sollten.

Dabei hatte er weitgehend den Zielkonflikt des Anlegers zwischen erwarteter Rendite und dem damit verbundenen Risiko vor Augen.

Die bedeutende Erkenntnis liegt in der Aussage, dass sich das Risiko durch Diversifikation zwar reduzieren, aber nicht vollständig ausschließen lässt.

Dabei ist der wichtigste Aspekt, dass es nicht auf das Risiko eines einzelnen Wertpapiers ankommt, sondern auf dessen Beitrag zum Risiko des Portfolios.

Dieser wiederum hängt von der Korrelation der Wertpapierkurse untereinander ab.

Dabei gilt:

Je geringer die Wertpapierkurse miteinander korrelieren, desto stärker lässt sich das Risiko einer Kombination aus diesen Wertpapieren reduzieren.

Eine geringe Korrelation bedeutet, dass ein geringer Zusammenhang für die Kursentwicklung von Wertpapieren besteht.

Die Korrelation kann sogar negativ sein, d. h. ein Wertpapier fällt im Preis, während ein anderes im gleichen Zeitraum steigt.

Durch Diversifikation addieren sich die Risiken der einzelnen Wertpapiere nämlich nicht, sondern sie neutralisieren sich zum Teil gegenseitig.

Wenn man diese Erkenntnisse anwendet

Passives Investieren: Erkenntnisse anwenden

Wendet man diese Erkenntnisse zum Beispiel auf Aktienanlagen an, so ist ein Anleger grundsätzlich erfolgreicher, wenn er seine Investition auf eine ausreichende Anzahl an Wertpapieren verteilt.

Eine ausreichende Diversifikation bietet ihm dabei sowohl ein gemanagter Aktienfonds als auch ein börsengehandelter Indexfonds bzw. ETF.

Nur dass ein ETF in der Regel wesentlich kostengünstiger ist.

Das gleiche Prinzip gilt für den Aufbau einer Asset Allocation aus unterschiedlichen Anlageklassen, wie beispielsweise Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffen, Währungen, dem Geldmarkt oder alternativen Investments.

Die zentralen Erkenntnisse:

  1. Durch Kombination verschiedener Anlageklassen lässt sich das Risiko verringern, ohne gleichzeitig die Renditeerwartungen im selben Umfang zu senken.
  2. Bis zu 90 Prozent der Rendite eines Portfolios erklärt sich durch die Kombination verschiedener Anlageklassen miteinander.
  3. Und nur 10 Prozent der Rendite eines Portfolios erklärt sich aus der Auswahl von Wertpapieren innerhalb einer Anlageklasse.

Die Änderung der Wertpapierkurse erfolgt dabei aufgrund eher unerwarteter, zufälliger Ereignisse.

Deshalb sind sie nicht langfristig prognostizierbar, weshalb Kursprognosen von Experten nur rein zufällig richtig sein können.

Die Chance, Überschussrenditen zu erzielen, bietet sich entweder nur für einen sehr kurzen Zeitraum oder in weniger transparenten Teilmärkten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mehrwert dauerhaft erzielt wird, ist äußerst gering.

Empirische Untersuchungen, die diese These stützen, wurden bereits im Jahre 1973 durchgeführt und haben sich seitdem immer wieder bestätigt.

Fazit: Passiv investieren ist besser als aktive Strategien

Passiv investieren: Das Fazit

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sowohl die Moderne Portfoliotheorie als auch die Hypothese informationseffizienter Märkte das theoretische Fundament für passives Investieren bilden.

Eine erfolgreiche Vermögensanlage beruht demnach auf dem Grundprinzip der Diversifikation (Risikostreuung).

Und aktive Anlageentscheidungen bieten nur eine geringe Chance, die Marktrendite zu übertreffen.

Anleger sind daher gut beraten, ihr Portfolio passiv auf Basis verschiedener ETFs aufzubauen.

Dabei können sie im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds deutlich an Kosten sparen.

Und diese Kostenersparnis bewirkt bei einem langfristigen Anlagehorizont wegen des Zinseszinseffektes zum Teil große Endbetragsdifferenzen im Vergleich zur Anlage  in  aktiv gemanagten Fonds mit hohen Kosten.

Passiv Investieren ist also der Königsweg der Geldanlage, gerade auch für Anleger ab 60.

1 Gedanke zu „Passiv investieren: Die Basis der Geldanlage mit ETFs“

  1. Es müssen laut Effizienzmarkthypothese gar nicht alle Teilnehmer alle Infos kennen und rational handeln. es reicht, wenn einige das tun. Die Kurse passen sich dann an. es müssen auch nicht immer dieselben Anleger sein, die entsprechend agieren, die Gruppe wechselt ihre Mitglieder.

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