Müssen es bei Aktien-ETFs eigentlich immer Blue Chips (Standardwerte) sein? Wie sieht es denn mit Nebenwerten aus? Vielleicht kannst du damit sogar mehr Rendite einfahren . . .
Nebenwerte bringen mehr Rendite
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die einen Renditeeffekt haben.
Dazu gehören
- Value-Aktien,
- Schwellenländeraktien und
- Nebenwerteaktien.
Hier soll der Renditeeffekt von Nebenwerten näher untersucht werden.
Wenn man die Vergangenheit betrachtet, haben Nebenwerte langfristig höhere Renditen als Standardwerte.
Zumindest gilt das für Industrieländer und den Weltaktienmarkt, wie folgende Tabelle zeigt:
In Euro |
Globale Nebenwerte |
Globale Standardwerte |
Reale Rendite 1970 bis 2014 |
8,3% p. a. |
5,9% p. a. |
Reale Rendite 1970 bis 1978 |
2,9% p. a. |
-2,6% p. a. |
Reale Rendite 1979 bis 1987 |
16,9% p. a. |
14,5% p. a. |
Reale Rendite 1988 bis 1996 |
6,7% p. a. |
9,0% p. a. |
Reale Rendite 1997 bis 2005 |
10,5% p. a. |
5,1% p. a. |
Reale Rendite 2006 bis 2014 |
5,3% p. a. |
4,3% p. a. |
Realer Vermögensendwert nach 35 Jahren |
16,48 € |
7,47 € |
Standardabweichung der Jahresrenditen (Volatilität) |
24% |
23% |
Anteil der Kalenderjahre mit negativen nominalen Renditen |
29% |
27% |
Sharpe Ratio |
0,37 |
0,27 |
(In Anlehnung an: Kommer, Gerd: Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, 4., akt. Aufl., Campus Verlag, Frankfurt/New York 2015, S. 224.)
Obige Tabelle lässt kaum Zweifel:
Auf lange Sicht – aber nicht in jeder Dekade – performen Nebenwerte besser als Standardwerte.
Dabei gibt der Vermögensendwert den Vermögenszuwachs eines anfänglichen Einmalinvestments von einer Geldeinheit – in diesem Fall nach 35 Jahren – an.
Die Standardabweichung – auch als Volatilität bekannt – ist da in der Finanzökonomie am meisten verbreitete Risikomaß und eine statistische Maßzahl für die Streuung einer Gruppe von Einzelwerten um ihren arithmetischen Mittelwert, also um den Durchschnitt.
Vereinfacht ausgedrückt ist die Standardabweichung die durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert.
Und die Sharpe Ratio ist eine objektiv vergleichbare Renditezahl bezogen auf eine Einheit Risiko, um verschiedene Anlageklassen miteinander vergleichbar zu machen.
Mi Hilfe der Kennzahl Sharpe Ratio können sozusagen auch Äpfel und Birnen hinsichtlich des Risikos miteinander verglichen werden.
Vermutlich sind Nebenwerte risikoreicher
Die Ursache dafür, dass Nebenwerte höher rentieren als Standardwerte, liegt vermutlich darin, dass sie risikoreicher sind.
Denn Rendite ist bekanntlich der Preis für Risiko.
Ohne Risiko keine Rendite.
Das ist sozusagen das Grundgesetz der modernen Portfoliotheorie.
Der sogenannte „Size-Effect“ wurde für fast jeden nationalen Aktienmarkt der Welt nachgewiesen.
Allerdings war er aus nicht bekannten Gründen in der Vergangenheit in Deutschland schwächer als in den meisten anderen Ländern.
Der „Size-Effect“ gilt für den globalen Aktienmarkt
Für den globalen Aktienmarkt ließ sich der Size-Effect in den vergangenen 45 Jahren in der Tat nachweisen und in den Markten, für die sogar noch länger zurück reichende Daten vorliegen (z. B. Großbritannien und die USA), auch schon davor.
Aus der Perspektive des Anlegers lohnt es sich also, sich eher Nebenwerte als Standardwerte ins Depot zu legen, um auch geringe Renditeunterschiede über den Zinseszinseffekt langfristig zu nutzen.
Dazu eignen sich ganz hervorragend Small Caps-ETFs, also Aktien-ETFs, die auf Nebenwerte (Small Caps) setzen.
Fazit
Statistisch gesehen rentieren globale Nebenwerte besser als Standardwerte bzw. sogenannte Blue Chips.
Dieser Effekt ist für die letzten 45 Jahre wissenschaftlich nachweisbar, in Großbritannien und den USA sogar noch länger.
Wer also in Small Caps-ETFs investiert, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf Dauer mehr Rendite erzielen als mit Blue Chips.
Dabei empfiehlt es sich besonders, in Nebenwerte des Weltaktienmarktes zu investieren.
ETFs auf weltweite Nebenwerte-Indizes sind rar gesät.
Ein Index, der dafür infrage kommt, ist der MSCI World Small Cap Index.
Er enthält über 4.200 Unternehmen aus 23 „Developed Markets“ und deckt gut 14% des frei gehandelten Marktkapitals ab, wonach auch die Gewichtung der Titel erfolgt.
Bei einem Blick auf die Ländergewichtung stellt man schnell fest, dass die Aufteilung auf 23 Länder weltweit eher theoretischer Natur ist.
Es handelt sich hier eigentlich um einen US-Nebenwerte Index (60%), mit der Beimischung von Japan (10,8%), Großbritannien (8,2%) und Kanada (4,1%).
Auf Sektorebene ist das Bild etwas ausgewogener:
Im MSCI World Small Cap machen
- Finanzwerte 23% aus,
- Industriewerte sind mit 17,7% gewichtet,
- es folgen zyklische Konsumwerte (15,5%) und
- IT-Unternehmen (13,5%).
Aufgrund der hohen Anzahl an Einzelwerten und der globalen Ausrichtung bewegen einzelne Unternehmen den Index kaum.
Keine Aktie hat ein Gewicht von mehr als 0,2%
Mit anderen Worten:
Die Risikostreuung ist nahezu optimal.
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Hallo,
der Standard für europäische Werte dürfte ja mittlerweile der Stoxx 600 sein. Der sich aus 200 Large, Mid und Small Cap zusammensetzt.
Ist somit nicht auch für ein europäisches Gegengewicht in Hinsicht auf die Small Caps gesorgt, wenn ich den Stoxx 600 für Europa in meinem Portfolio habe?
Grüße
Markus
Hallo Markus,
ich glaube, ich verstehe deine Frage nicht richtig.
In dem Index sind Nebenwerte, aber auch large Caps.
Damit sich die Wirkung der Nebenwerte stärker entfalten kann, braucht es einen Index, der ausschließlich auf Nebenwerte setzt.
Aber ich bin mir nicht sicher, ob du das gemeint hast.
Auf jeden Fall halte ich den Stoxx 600 für eine gute Beimischung zum Depot.
Herzliche Grüße
Jürgen