Gerade zu Beginn des neuen Jahres sind sind die Finanzmedien voller Kursprognosen u. a. für Börsenindizes, Währungen und einzelnen Aktien. Doch wieviel Glauben darf man diesen Prognosen schenken und kann man seine Geldanlagen danach ausrichten?
Die Prognosen für die Börsen dieser Welt sind zahlreich
Eine verwirrende Fülle von Prognosen für
- Wertpapierindizes,
- Aktienkurse,
- Zinsen,
- Unternehmensgewinne sowie
- Inflations- und Wachstumsraten
ergießt sich jeden Tag über die Anleger.
Viele dieser Prognosen stammen von weltweit bekannten Ökonomen, renommierten Wirtschaftsexperten oder großen Banken.
Doch die nackte Wahrheit lautet:
Die Erfolgsbilanz all dieser Vorhersagen ist zum Haare raufen und einfach nur schlecht.
Warum ist das so?
Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass es nicht möglich ist, systematisch ausbeutbare Prognosen für einzelne Wertpapiere oder für einzelne Teilmärkte zu erstellen.
Von Benjamin Graham, dem legendären Value-Investor und Mentor von Warren Buffet, stammt folgendes Zitat:
„Wenn ich etwas gelernt habe in meinen 60 Berufsjahren an der Wall Street, dann ist es, dass Leute mit Aktienmarktprognosen keinen Erfolg haben.“
Im Grunde genommen ist sich die Finanzwirtschaft darüber einig und es existieren Hunderte, wenn nicht Tausende von Studien, die das uneingeschränkte Versagen der Prognostiker belegen.
Noch nicht einmal den historischen Crash der Technologiemärkte um rund 70 Prozent von Februar 2000 bis März 2003 hat auch nur ein Aktienanalyst weltweit korrekt prognostiziert.
Doch gibt es zahlreiche Anleger, die trotzdem den Voraussagungen all dieser Experten Glauben schenken.
Warum viele Anleger Prognosen vertrauen
Es gibt eine Reihe an Gründen, weshalb Anleger trotz allem den Prognosen Glauben schenken:
- Prognostiker vermarkten systematisch ihre richtigen Prognosen und lassen die falschen unter den Tisch fallen.
- Falsche Vorhersagen werden kurzfristig revidiert und durch neue Prognosen ersetzt.
- Viele Prognosen sind so ungenau, dass sie zwar irgendwann eintreffen, aber nicht als Basis einer Investitionsentscheidung herangezogen werden können.
- Anleger unterliegen oft dem naiven Glauben, dass „Experten“ ganz einfach einen Wissensvorsprung gegenüber „Laien“ haben, da das auf anderen Wissensgebieten ja auch der Fall ist.
Dabei gibt es zahlreiche Beispiele für Prognosen, von denen schlicht das Gegenteil eingetroffen ist.
Studien zur Untersuchung der Qualität von Kursprognosen
Beispielsweise haben die Ökonomen Bofinger und Schmidt 2003 und Spiwoks 2004 für den deutschen Markt Voraussagen deutscher Banken, Wirtschaftsforschungsinstitute und des Nachrichtendienstes Reuter im Hinblick auf
- Zinsen,
- Wechselkurse und
- Aktienkurse
untersucht.
Das Ergebis lautete: Eine Fehlleistung auf der ganzen Linie.
Dabei beweist die Tatsache, dass einige Kursprognosen sich als richtig erwiesen genauso wenig, wie sechs Richtige im Lotto beweisen, dass der Tipper Lottozahlen richtig vorhersagen kann.
Wichtig: Glück ist nicht gleich Prognosefähigkeit:
Wirtschaftlich verwertbare Prognosen implizieren, dass der Vorhersagende serös nachprüfbar das wiederholte Eintreffen seiner Prognosen in der Vergangenheit beweisen kann.
Insgesamt verhält es sich mit Aktienkursprognosen von Analysten und Fondsmanagern so, dass sie nicht mit einer höheren als dem Zufall entsprechenden Wahrscheinlichkeit zutreffen können.
Sehr aufwändige statistische Untersuchungen zur Qualität von Analystenempfehlungen haben auch der der amerikanische Finanzökonom Brad barber und seine Kollegen durchgeführt:
Ergebnis: Nach Berücksichtigung der Trading-Kosten konnte bei der Umsetzung dieser Empfehlungen keine höhere Rendite im Vergleich zum Marktindex nachgewiesen werden.
Warum Banken trotzdem Finanzanalysten beschäftigen
Die meisten Finanzanalysten sind bei Banken beschäftigt und wollen gar nicht unbedingt richtige Kursprognosen abgeben.
Schließlich verdienen Banken an Provisionen durch den Aktienhandel:
Je mehr getradet wird, desto höher sind ihre Einkünfte.
Außerdem verdienen diese Banken an
- Börsengängen,
- Anleiheemissionen,
- Krediten,
- Unternehmensfusionen,
- Unternehmensaquisitionen und
- im Anlagegeschäft mit den analysierten Gesellschaften.
Dabei erscheint es eher unwahrscheinlich, dass es ein Analyst wagt, diese für seinen Arbeitgeber sehr lukrativen Umsätze durch pessimistische Analysen, wie zum Beispiel
- niedriges Kursziel oder
- Verkaufsempfehlungen
zu gefährden.
Somit existieren wesentlich mehr „Kaufen“- und „Halten“-Empfehlungen als „Verkaufen“-Empfehlungen.
Fazit
Privatanleger können in der Regel nicht auf die Prognosen sogenannter „Experten“ im Hinblick auf die Entwicklung von gängigen Börsenindikatoren vertrauen.
Eine Outperformance aufgrund dieser Analystenprognosen, die über die Marktrendite hinausgeht, ist nicht zu erwarten, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen.
Deshalb fahren Anleger mit dem Ansatz des passiven Investierens und einer langfristigen Buy-and-Hold-Strategie besser.
Dabei investieren sie in börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs, die jeweils einen bestimmten Börsenindex nachbilden und dessen Wertentwicklung mitvollziehen, wobei nur geringe Verwaltungsgebühren von im Schnitt 0,37 Prozent entstehen.
So erzielen Anleger die Marktrendite abzüglich der Verwaltungskosten und sparen eine Menge an Transaktionskosten, da sie ihre ETFs langfristig halten.
Und die eingesparten Transaktionskosten kommen langfristig über den Zinseszinseffekt dem Vermögensendwert zugute.
Denn Kosten, die gar nicht erst entstehen, erhöhen die Rendite einer Geldanlage.
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