Wie Inflation auf die Rendite einer Geldanlage wirkt

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Renditen muss man real – das heißt inflationsbereinigt – betrachten, sonst kann es zu massiven Verzerrungen und Fehlentscheidungen kommen. Der nominale Zins – ohne Inflation – ist nur wenig aussagefähig.

„Es fällt uns Menschen nicht leicht, zwischen realen Werten einerseits und nominalen Werten andererseits zu unterscheiden. Die meisten unterschätzen, wie viel weniger Kaufkraft ein Euro in zwei, drei oder zehn Jahren hat.“

Prof. Dr. Martin Weber, Experte für Behavioral Finance an der Universität Mannheim

Privatanleger unterschätzen oft die Wirkung der Inflation

Inflation

Privatanleger neigen oft dazu, das Risiko der Inflation für ihren langfristigen Anlageerfolg zu unterschätzen.

Dafür spricht die Beliebtheit von Anlageklassen, die zwar kurzfristig ein niedriges Risiko aufweisen, aber langfristig keinen wirklichen Schutz vor dem schleichenden und gravierenden Risiko der Inflation bieten.

Dazu gehören

  • Sparbücher,
  • Rentenfonds,
  • kurzfristige Staatsanleihen,
  • Wohnimmobilien und
  • Direktanlagen in Rohstoffe, wie zum Beispiel Edelmetalle.

Sie alle bieten entweder keinen oder nur einen schlechten Schutz vor der wertzerstörenden Wirkung der Inflation.

So wurden von 1960 bis 2008 rund drei Viertel der nominalen Rendite dieser Geldanlagen von der Inlation aufgefressen.

Unter Berücksichtigung von Kosten und Steuern war die reale (inflationsbereinigte) Rendite teilweise sogar negativ.

Wie Inflation auf die Rendite einer Geldanlage wirkt

Erfahrungsgemäß fällt es Privatanlegern schwer, die verzerrende Wirkung von Inflation zu durchschauen.

Oft verwechseln sie Inflationseffekte mit tatsächlichen Wertsteigerungen. Folgendes Beispiel verdeutlicht diesen Effekt:

Eine Immobilie wurde Anfang 1977 für 100.000 Geldeinheiten gekauft.

Im Jahre 2009, nach 32 Jahren, ist sie 216.000 Geldeinheiten wert. Die Inflation in Deutschland betrug in diesem Zeitraum durchschnittlich 2,4 Prozent p. a.

Wie hoch war nun die reale Wertsteigerung dieser Immobilie?

Da die nominale Rendite dieser Immobilie ebenfalls bei 2,4 Prozent p. a. lag, beträgt die reale, inflationsbereinigte Rendite genau 0 Prozent.

Diese Zahlen entsprechen den tatsächlichen realen Wertsteigerungen deutscher Immobilien in diesem Zeitraum.

Berücksichtigt man Kauf- und Verkaufskosten mit zusammengenommen etwa 10 Prozent, war die Immobilie 2009 real weniger Wert als vor über drei Jahrzehnten. Und das trotz der nominalen Wertverdoppelung.

Wie Inflation die Kaufkraft eines Euro im Zeitablauf vermindert

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(Quelle: Kommer, Gerd: Die Buy and Hold Bible, Campus, Frankfurt/new York 2009, S. 28.)

Wirklich entscheidend sind daher reale Renditen, das heißt Renditen, von denen die Inflation bereits abgezogen ist.

Lediglich die reale Rendite bringt einen Kaufkraftzuwachs unverfälscht zum Ausdruck.

Die nominale Rendite kann dagegen sehr irreführend sein. Anleger fallen immer wieder auf sie herein, weil sie nominale Renditen meist nicht korrekt interpretieren können.

Deswegen sind nominale Angaben zur Rendite in Produktbroschüren und in den (Finanz-)Medien in gewisser Weise unehrlich und irreführend, wodurch Anlegerfehler begünstigt werden.

Fazit

Inflation ist ein unterschätztes Risiko für Privatanleger und trifft vor allem Anleger in sogenannten risikoarmen Geldanlagen wie Sparbücher, Termingelder, Festgelder, Geldmaktfonds, Rentenfonds und Staatsanleihen.

Um den Zugewinn an Kaufkraft erkennen zu können, sollten Anleger reale, inflationsbereinigte Renditen heranziehen.

Nominale Renditen – ohne Berücksichtigung der Inflation – können dagegen bei Anlageentscheidungen sehr in die Irre führen.

Die Inflation war zwar in den letzten Jahren weltweit im Vergleich zur vorherigen Nachkriegszeit niedrig. Doch aufgrund der expansiven Geldpolitik der meisten westlichen Zentralbanken seit der Finanzkrise im Jahre 2008 könnte es sein, dass die Inflation in Zukunft wieder spürbar ansteigen wird.

(Quelle: Kommer, Gerd: Die Buy and Hold Bible, Campus, Frankfurt/new York 2009, S. 26 – 31 und Kommer, Gerd: Souverän investieren mit Indexfonds & ETFs, 4., akt. Aufl., Campus, Frankfurt/New York 2015, S. 176 – 181)

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