Was sind ETFs? Exchange Traded Funds einfach erklärt

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ETFs sind der Anlagetrend unserer Zeit, doch viele Privatanleger kennen ETFs noch nicht. Vielen sind nur Sparbuch und Lebensversicherung als Geldanlageprodukte bekannt. Deshalb wendet sich dieser Blogartikel an Anleger ohne Erfahrung in Bezug auf ETFs.

ETF: Definition Exchange Traded Fund

Exchange Traded Funds – kurz ETFs – heißen auf deutsch börsengehandelte Indexfonds. Doch werden sie auch bei uns kurz und bündig ETFs oder Indexfonds genannt.

Dabei ist diese Gleichsetzung von ETF und Indexfonds nicht ganz korrekt, denn es gibt auch Indexfonds, die nicht an der Börse gehandelt werden.

Wenn hier von Indexfonds die Rede ist, sind explizit börsengehandelte Indexfonds gemeint.

Diese bilden jeweils einen bestimmten Börsenindex nach.

Was ist ein Börsenindex?

In der Finanzwirtschaft werden Börsenindizes verwendet, um Märkte oder spezielle Segmente der Wirtschaft abzubilden. Ein Börsenindex veranschaulicht die Wertentwicklung und eignet sich sehr gut als Vergleichsmaßstab (Benchmark). In Deutschland spielt der DAX eine zentrale Rolle, in den USA ist es der Dow Jones Industrial Average.

Börsenindex

Investorenlegende Warren Buffet hat seiner Frau empfohlen, nach seinem Ableben ihr Erbe u. a. in einen Indexfonds auf den S&P 500 zu investieren, der die größten 500 US-amerikanischen Unternehmen enthält.

Wer noch breiter aufgestellt sein will, kann z. B. in einen ETF auf den MSCI World Index investieren, der auch von Verbraucherschützern empfohlen wird. Dieser Index enthält rund 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern.

Der deutsche Aktienindex (Dax) enthält dagegen nur die 30 größten deutschen Unternehmen und ist ein sehr überschaubarer Index.

Empfehlenswerter ist es eher, in einen Weltaktienindex wie den MSCI World Index zu investieren.

Historische Entwicklung von Indexfonds

ETFs haben 2020 in Deutschland und Europa ihr 20-jahriges Jubiläum gefeiert. Die ersten beiden Indexfonds wurden bei uns im Jahr 2000 gelistet.

Erfunden wurde der zunächst noch nicht börsennotierte Indexfonds 1973 von John Bogle, dem Gründer und damaligen CEO von Vanguard, dem heute nach Blackrock zweitgrößten ETF Anbieter.

1993 gab es dann in den USA den ersten börsengehandelten Indexfonds.

Theoretischer Hintergrund für ETFs

Theoretischer Hintergrund für ETFs ist u. a. die Markteffizienzhypothese. Demnach verbreiten sich neue Informationen in Windeseile über die ganze Welt – u. a. Dank moder Informations- und Kommunikationstechnologie – und deshalb sind in informationseffizienten Märkten kaum Überrenditen erzielbar – zumindest nicht für Privatanleger.

Deshalb schaffen es klassische Investmentfonds auch in der Mehrzahl nicht, ihren jeweiligen Markt dauerhaft zu schlagen.

Was die Frage aufwirft, ob ein teurer Fondsmanager sein Geld wirklich wert ist.

Am ehesten noch in informationsineffizienten Märkten, wo ein vor Ort lebender Fondsmanager seine Kontakte und sein Netzwerk vor Ort die Rendite fördernd ausspielen kann.

Wie ETFs einen Index nachbilden

Was sind ETFs?

Indexfonds bilden jeweils einen bestimmten Börsenindex nach. Das können sie zum Beispiel tun, in dem sie alle Aktien des Index im Verhälntnis der jeweiligen Marktkapitalisierung kaufen. ETFs, die das tun, nennt man physisch replizierende ETFs. Diese Art der Nachbildung ist jedoch bei großen Indizes sehr aufwendig und teuer.

Deshalb wurde die Sampling-Methode entwicklet, bei der nur eine statistisch relevante Auswahl an Aktien vom Fonds gekauft wird. Diese Methode ist billiger.

Und dann gibt es noch synthetische ETFs, bei denen durch ein Tauschgeschäft (Swap), der tagesaktuelle Wert des Index gegen einen Wertpapierkorb eingetauscht wird. Auch diese Replikationsmethode hat Kostenvorteile.

In der Praxis überwiegen jedoch die physischen Replikationsmethoden. Inbesondere das Sampling ist weit verbreitet.

Wie ETFs in der Praxis funktionieren

ETF Anteile kann man entweder als Einmalanlage oder mittels eines ETF Sparplans an der Börse kaufen und auch jederzeit wieder verkaufen.

Voraussetzung ist ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Online Broker. Bei letzterem kann man bequem von zuhause aus über den PC oder das Tablet – teilweise sogar per Handy (z. B. Trade Republic) eine Wertpapierorder aufgeben.

Dann kann man so oft wie man möchte im PC, Tablet oder Handy nachschauen, welchen tagesaktuellen wert das Depot gerade hat.

Möchte man seine ETF Anteile oder Teile davon verkaufen, gibt man eine Verkaufsorder auf. Dabei ist es empfehlenswert, immer limitierte orders aufzugeben:

Also einen maximalen Preis, zu dem man bereit ist zu kaufen bzw. einen Mindestpreis, den man beim verkauf erzielen möchte.

Datiert man diese order bis ultimo bzw. bis zum Monatsletzten, ist die Order einen ganzen Monat gültig bzw. solange, bis sie ausgeführt wurde.

Vorteile von Indexfonds

Börsengehandelte Indexfonds haben eine Reihe an Vorteilen. Sie sind einfach zu verstehen und völlig transparent, zumindest, wenn es sich nicht um Smart Beta ETFs handelt.

Diese folgen teilweise komplexen Algorithmen, haben höhere Kosten als ETFs der ersten Generation und wollen den Markt schlagen, indem sie die Aktien zum Beispiel anders gewichten als nach der jeweiligen Marktkapitalisierung.

Ein weiterer Vorteil von ETFs ist ihre Flexibilität, da sie jederzeit liquide sind. Man kommt also immer an sein Geld heran. Sie können  jederzeit an der Börse gekauft und verkauft werden.

Zudem sind sie als Sondervermögen vor einem Konkurs der Kapitalanlagegegsellschaft geschützt.

Der Nachteil besteht darin, dass ETFs mit der Börse schwanken und ihr Wert im Zeitablauf nicht nur steigen, sondern auch sinken kann.

Doch solange man solche Buchverluste nicht realisiert, in dem man verkauft, existieren sie nicht real, sondern nur auf dem Papier.

Fonds haben eine eingebaute Risikostreuung

Ein weiterer Vorteil von Indexfonds besteht darin, dass sie eine eingebaute Risikostreuung haben. Man sucht nicht die Nadel im Heuhaufen, sondern man kauft mit einem ETF gleich den gesamten Heuhaufen.

Mit einem ETF investiert man in einen ganzen Markt und hat dadurch mit nur einer Investition sein Risiko gesund gestreut.

Das gilt auch bei einem Sparplan, in den man nur 25 Euro pro Monat investiert.

Indexfonds gibt es für alle banküblichen Anlageklassen

Es gibt nicht nur Aktien ETFs, sondern Indexfonds für alle banküblichen Anlageklassen:

  • Anleihen
  • Immobilien
  • Rohstoffe
  • Währungen
  • Geldmarkt.

Doch Aktien waren in den letzten 150 Jahren die erfolgreichste Anlageklasse.

Es gibt eine Vielzahl an Indexfonds

Zahlreiche ETF-Anbieter bieten alleine an der Frankfurter Börse mehr als 1.600 verschiedene ETFs an. Weltweit sind es über 7.000 verschiedene Exchange Traded Products.

Das erfreuliche aus Anlegersicht:

Durch den intensiven Wettbewerb sinken die jährlichen Verwaltungskosten (TER) vieler ETFs.

ETFs haben geringe Kosten

Während aktiv gemanagte Fonds zwischen 1,4 und 2 Prozent p. a. an Verwaltungsgebühren kosten, kosten Indexfonds im Durchschnitt etwa 0,34 Prozent p. a. Mit sinkender Tendenz.

Diese Angaben beziehen sich auf die Total Expense Ratio, kurz TER, die für jeden ETF vom Anbieter angegeben werden muss.

Übrigens sorgt der sogenannte Market Maker an der Börse stets für aktuelle Kauf- und Verkaufskurse für ETFs. Über ihn läuft auch die Schaffung neuer bzw. die Rückabwicklung von ETF Anteilen in schwachen Marktphasen (Creation-/Redemption-Prozess).

Jeder Indexfonds hat eine ISIN und eine WKN

Anleger, die einen bestimmten ETF kaufen wollen, brauchen dessen ISIN (Internationale Wertpapierkennnummer (englisch International Securities Identification Number) oder Wertpapierkennnummer (WKN). Diese muss jeweils bei Einrichtung eines Sparplans oder Aufgabe einer Kauforder in die Eingabemaske des jeweiligen Brokers eingegeben werden.

ISIN oder WKN können leicht über die Website justETF unter ETF Suche ermittelt werden.

Wo man weitere Informationen über Indexfonds findet

Zu jedem ETF gibt es einen Factsheet und eine KIID, denen man weitere Informationen entnehmen kann.

Diese findet man entweder auf den Websites des jeweiligen Anbieters oder bei justETF bzw. extraETF.

ETF Sparpläne als Königsweg des Fondssparens

Nicht jeder ETF ist sparplanfähig. Doch gibt es eine Vielzahl an Indexfonds, für die Sparpläne angeboten werden.

Unter anderem auf der Website justETF findest du zu jedem ETF nähere Informationen und auch Angaben dazu, wieviele und welche Sparpläne zu dem ausgewählten ETF angeboten werden.

Die Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung Warentest hat ETF Sparpläne einmal als den Königsweg des Fondssparens benannt.

Und ein Kapitalmarktexperte hat ETF Sparpläne sogar als die größte Finanzinnovation des 21. Jahrhunderts bezeichnet.

Zweifelsohne sind Sparpläne für Kleinanleger eine einfache und preiswerte Form der Geldanlage, die dazu dient, langfristig ein Vermögen aufzubauen.

Welche Informationen man zum Anlegen eines Sparplans braucht

Dein Depot ist eingerichtet und du willst deinen ersten Sparplan starten. Okay, in der Regel wirst du aufgefordert, Angaben zu folgenden Punkten zu machen:

  • Höhe des regelmäßigen Sparbeitrages, wobei der jeweilige Mindestsparbeitrag des Brokers beachtet werden muss (Höchstbetrag ebenfalls)
  • ISIN oder WKN
  • Sparintervall (monatlich, zweimonatlich, viertel- oder halbjährlich)
  • Stichtag, zu dem gekauft werden soll (1. oder 15. des Monats, evtl. weitere Stichtage)
  • Startdatum

Jeder, der mit dem Umgang eines PC vertraut ist, wird bei der Einrichtung eines Sparplans in der Regel keine Schwierigkeiten haben.

Vermögen bilden mit einem ETF Sparplan

Beste ETF Sparpläne

ETF Sparpläne bieten sich besonders an, um langfristig Vermögen zu bilden. Jeder Sparer muss heute auch an seine private Altersvorsorge denken.

Da drängen sich Aktienfonds bzw. Aktien ETFs geradezu auf. Mit der Anlagestrategie Buy and Hold, also kaufen und lange halten, lässt sich so effektiv Vermögen bilden.

Ein Portfolio aus mehreren Sparplänen

Wer nicht nur einen, sondern gleich mehrere Sparpläne einrichtet, kann sich ein ETF Portfolio zusammenstellen.

Dabei könnte ein Weltaktienindex wie der MSCI World Index die Basis (den Core) bilden und mehrere regionale Indizes oder auch Themen-ETFs die Satelliten.

Das ganze würde dann in etwa so aussehen:

Core-Satellite-Strategie

Ein Wertpapierdepot als Voraussetzung

Ein Depot bei einer Bank oder einer Direktbank (Online Broker) ist eine Voraussetzung, um einen ETF Sparplan einrichten zu können.

Eine Übersicht über die Anbieter von Sparplänen findest du unter anderem hier:

Mindestens ein jährliches Rebalancing ist empfehlenswert

ETFs sind eine recht bequeme und pflegeleichte Geldanlage. Du musst sie nicht ständig im Auge behalten, so wie z. B. Einzelaktien.

Trotzdem sollte mindestens einmal pro Jahr ein sogenanntes Rebalancing durchgeführt werden, bei dem das ursprüngliche Ausgangsverhältnis der verschiedenen Anlageklassen zueinander wiederhergestellt wird.

Dieses verändert sich nämlich dadurch, dass sich die jeweiligen ETFs im Depot unterschiedlich stark im Zeitablauf entwickeln.

Fazit: Indexfonds kaufen ist ganz einfach

Was sind ETFs?

Nach wie vor gibt es aktuell auf dieser Welt mehr Geld als lukrative Investitionsmöglichkeiten. Da der Zins auf festverzinsliche Wertpapiere bis auf weiteres abgeschafft ist, führt kaum ein Weg an Aktien an der Börse und Aktien ETFs vorbei.

Dabei eignen sich gerade ETFs für Anleger mit wenig Erfahrung, da sie mit diesen jeweils einen ganzen Markt kaufen und damit nicht den Gefahren eines Anlegers in Einzelaktien ausgesetzt sind.

Deshalb sind ETFs pflegeleichte und bequeme Geldanlageprodukte, die aktiv gemanagten Fonds langsam aber sicher den Rang ablaufen.

Zwar ist das insgesamt in aktiven Fonds investierte Geld noch wesentlich mehr als das Gesamtvermögen aller Anleger in ETFs, doch fließt inzwischen mehr neues Geld in ETFs als in aktiv verwaltete Fonds.

Und dieser Trend bereitet der klassischen Fondsindustrie langsam aber sicher Kopfschmerzen, weshalb sie immer abstrusere Argumente gegen ETFs ins Feld führt.

Doch diese Argumente lassen sich meist leicht entkräften und werden den Siegeszug der ETFs nicht aufhalten.

Niemals zuvor war es so leicht, mit nur einem Fonds in ganze Märkte zu investieren und Geldanlage so einfach.

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