Finanztipps für junge Leute: Jakob Penndorf (30) bloggt regelmäßig auf finanzrebellion.de und gibt Finanztipps für junge Leute, die auf seinen eigenen Erfahrungen beruhen. Er rät zum Beispiel, möglichst früh mit dem regelmäßigem Sparen anzufangen.
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Finanztipps für junge Leute: Mein erstes, selbstverdientes Geld
An mein erstes, selbstverdientes Geld kann ich mich noch gut erinnern.
Als Jugendlicher half ich in einem Baubetrieb aus und arbeitete eine ganze Ferienwoche von frühmorgens bis spätabends.
Der Lohn der harten Arbeit war neben einem guten Gefühl, an das ich mich gerne zurückerinnere, 500 EUR in bar.
Soviel Geld hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie besessen.
Sofort überlegte ich mir, was ich mir von diesem Geld leisten könnte:
Endlich den teuren Markenpullover, das Skateboard oder die nächste Party finanzieren können, ohne bei Mutti und Papa um einen Taschengeldvorschuss bitten zu müssen.
Auch später, als ich an der Universität neben meinen Vorlesungen regelmäßig arbeiten ging, dachte ich immer zuerst ans Ausgeben:
- Ein neues Handy,
- der nächste Urlaub oder
- das Festival im Sommer.
Schnell waren die kleinen und hart erarbeiteten Reichtümer wieder verschwunden.
Ans Sparen habe ich damals nie gedacht, geschweige denn ans Investieren.
Manchmal denke ich heute:
Ach hätte ich doch damals wenigstens 25 EUR pro Monat beiseitegelegt.
Was daraus wohl geworden wäre?
Meine Erfahrungen mit Geld gebe ich hier wieder als Finanztipps für junge Leute.
Tipp 1) Kleine Sparbeträge haben große Wirkungen
In meinem Video Wie du 50.000 EUR mit dem Zinseszins verdienst habe ich solch eine Kalkulation für meine Zukunft ab jetzt angestellt.
Dieses Gedankenexperiment hat erstaunliche Zahlen ergeben:
Zum Beispiel, dass du mit 150 EUR im Monat den Grundstein für ein richtiges Vermögen legen kannst und zügig über 50.000 EUR ansparen kannst.
Spannend ist aber auch ein Blick zurück. Wenn ich mit 16 Jahren, als ich meine ersten 500 EUR verdient hatte, angefangen hätte, regelmäßig 25 EUR im Monat in einen ETF-Sparplan zu investieren, was meinst du, wäre dabei herausgekommen?
Die Antwort: Ungefähr 9.000 EUR und das trotz geplatzter Internetblase in 2000 oder einer Finanzmarktkrise in 2008.
Wie ich das geschafft hätte?
Mit einem weltweiten ETF-Portfolio, das in alle großen Aktienmärkte der Welt zugleich investiert.
Dieses Portfolio kann im langfristigen Durchschnitt mehr als 9 % Rendite pro Jahr erwirtschaften.
In dem von mir gewählten Zeitraum (1999-2014) lag die Rendite im Durchschnitt aber nur bei 6,5 % p.a. Ursache für die unterdurchschnittliche Rendite in diesen Jahren waren die starken Kurseinbrüche in den Jahren 2000-2003 und 2008-2009.
Tipp: Wie du siehst, können auch kleine Sparbeträge durch den Zinseszinseffekt Großes bewirken.
Tipp 2) Ein ETF-Sparplan lässt dein Geld von alleine wachsen
9.000 Euro sind nicht verkehrt, oder?
25 Euro pro Monat zu sparen, das ist auch für ein mageres Azubi- oder Berufsanfängerkonto machbar.
Selbst wer mit niedrigen Beträgen anfängt, kann über die Jahre, trotz und gerade wegen der Schwankungen der Märkte, beträchtliche Renditen erwirtschaften.
Der Grund dafür ist der sogenannte Cost Average Effekt, der besagt, dass du bei sehr schwankungsintensiven Marktphasen einen günstigen Durchschnittspreis für deine Fondsanteile gegenüber einer Einmalanlage erzielen kannst.
Bei einer zeitlich regelmäßigen Anlage in die Märkte, z.B. monatlich 25 Euro, kannst du dich jedes Mal heimlich freuen, wenn die Märkte zwischenzeitlich mal wieder durchatmen und dir niedrige Einstiegskurse bieten.
Durch deinen Wertpapiersparplan läuft das ganze vollautomatisch.
Wie bei einem Dauerauftrag für deine Handyrechnung oder deine Miete musst du nicht daran denken, deinen ETF-Sparplan zu bedienen.
Tipp: Ein ETF-Sparplan ist eine tolle Möglichkeit, dein Geld zu investieren!
Tipp 3) Junge Leute müssen flexibel bleiben
Grundsätzlich sollten junge Menschen aber nur Geld investieren, das sie nicht dringend benötigen.
Gerade am Anfang einer Berufslaufbahn ist das Verhältnis zum Geld noch nicht so erprobt, wie bei einem Erwachsenen.
Man muss im Laufe der Zeit ein Gespür dafür entwickeln, welche Einnahmen und Ausgaben wichtig sind und welchen Teil des Gehaltes man dauerhaft beiseitelegen kann.
Deshalb rate ich dir am Anfang deines Vermögensaufbaus erstmal, nur kleine Beträge zu investieren, damit du ein Gefühl für die Märkte und ihre Schwankungen bekommst.
Später, wenn du einen ausgereiften Haushaltsplan hast, kannst du gerne auch mehr Geld für die Zukunft anlegen.
Das Hauptproblem bei jungen Menschen ist, dass sich die Lebensumstände häufig ändern.
Ich persönlich bin in den letzten sechs Jahren fünfmal umgezogen und habe in drei verschiedenen Städten gelebt.
In solchen Lebenssituationen ist die Finanzplanung weniger sicher als bei jemandem, der sich niedergelassen hat und eine solide Kalkulation für die Einnahmen und Ausgaben in der Zukunft machen kann.
Außerdem ist dein Bedarf an einer Liquiditätsreserve höher.
Ein Umzug oder ein Auslandssemester benötigen schnell mal ein paar tausend Euro Cash.
Da wäre es blöd, wenn dein ganzes Geld gerade im schwankenden Aktienmarkt investiert wäre.
Du solltest daher deine Sparreserven nur in Anlagen investieren, die liquide sind, ohne dass du dabei Geld verlierst.
Ich empfehle dir daher, mindestens ein Drittel deines Vermögens oder 2-3 Nettomonatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto zu parken.
So bist du auf Veränderungen in deinem Leben ordentlich vorbereitet und kannst jederzeit auf deine Reserven zurückgreifen.
Tipp: Teile dein Vermögen, egal wie groß oder klein es ist, vernünftig auf mehrere Spartöpfe auf!
Tipp 4) Aktien sind langfristig die beste Wahl für junge Menschen
Wenn du diese Regel befolgt hast und deine Sicherheiten auf einem Tagesgeld oder Girokonto geparkt hast, dann darfst du über Vermögensaufbau nachdenken.
Für dich als jungen Menschen, der noch sehr viel Lebenszeit und damit Zeit zum Investieren vor sich hat, sind Aktien die einzig vernünftig Anlageklasse: zumal in der aktuellen Niedrigzinsphase.
Da du Vermögen aufbauen willst, brauchst du Wertpapiere mit hohem Wachstumspotential.
Sichere Anlagen wie beispielsweise Staatsanleihen haben niedrigere Langfristrenditen als Aktien.
Selbst wenn es zu einem zwischenzeitlichen Kurssturz an den Aktienmärkten kommen sollte, hast du jede Menge Zeit, die Schwankungen getrost auszusitzen.
Tipp: Zeit ist der beste Renditebringer und minimiert die Risiken.
Wer langfristig investiert, braucht sich vor Kursstürzen oder Hiobsbotschaften an den Finanzmärkten nicht zu fürchten.
Tipp 5) Den eigenen Weg finden
Was meiner Meinung nach in vielen Ratgebern zum Vermögensaufbau viel zu kurz kommt, ist die Betrachtung des eigenen Entwicklungspotentials oder auch Humankapital genannt.
Wer als junger Mensch viel Zeit mit Arbeiten und Sparen verbringt, hat möglicherweise keine Zeit, sich darüber klar zu werden, welche Ziele er im Leben verfolgen möchte.
Wer so wie wir Finanzrebellen aus der Mittelschicht stammt, kann nur über die Verwirklichung der eigenen Ideen zu großem Wohlstand gelangen.
Denn ein ETF-Sparplan ermöglicht bei aller Disziplin die Erfüllung der großen Wünsche erst in späteren Lebensabschnitten.
Der Zinseszinseffekt braucht bei kleinen Geldbeträgen eben Zeit, bis er seine große Wirkung entfalten kann.
Ein heute 20jähriger, der 150 EUR im Monat beiseitelegt, ist erst mit 77 Jahren Millionär.
Wem das zu lange dauert, der muss schauen, dass er seine Sparrate erhöhen kann.
Das geht nur mit einem höheren Einkommen.
Der Weg dahin führt an einer guten Ausbildung oder der Bereitschaft, in anderen Feldern Risiken zu übernehmen (Auswandern, ein Unternehmen gründen, eine außergewöhnliche Ausbildung absolvieren usw.) nicht vorbei.
Tipp: Versuche dein Einkommen durch Bildung und Unternehmergeist zu steigern!
5 Finanztipps für junge Leute als konkrete Handlungsaufforderungen
Hier meine ultimativen Finanztipps für junge Leute:
- Fange so früh wie möglich an zu sparen. Richte dir ein Sparkonto ein!
- Informiere dich über Wertpapiersparpläne auf Basis von ETFs. Richte dir ein Depot ein!
- Sei vorsichtig bei deinen ersten Investments. Halte viel Liquidität für Veränderungen bereit!
- Verstehe, was Aktien sind und dass du Kursschwankungen in Zukunft aussitzen musst.
- Kümmere dich um deine Ausbildung, um dein Einkommen zu maximieren!
Viele Grüße
Jakob!
Jakob Penndorf (30), verließ die Universität ohne einen Abschluss, um sich selbständig zu machen. Er hatte verstanden, dass Risiko der Preis für Rendite ist.
Heute ist Jakob Penndorf Fondsmanager und Internetunternehmer im Bereich Finanzen.
Sein Blog finanzrebellion.de soll jungen Menschen helfen, eigenständige Finanzentscheidungen zu treffen.
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Danke für die wertvollen Tipps. Eine stetige Weiterbildung im Bereich Finanzen ist generell wichtig. Es ändert sich auch gerade in diesem Bereich so viel.
Hallo,
vor kurzem habe ich auch endlich angefangen zu investieren. Natürlich habe ich mich sehr viel informiert bevor ich mich das erste Mal getraut habe Aktien zu kaufen. Ich bin dabei auf ein sehr gutes Buch gestoßen: Intelligent Investieren von Benjamin Graham. Das Buch hat mir viele neue Blickwinkel gegeben und ich kann es nur weiter empfehlen.
Falls es sich jemand mal anschauen möchte, hier ist ein Link dazu: https://amzn.to/3c1ZH2R
Grüße
Karl
Hallo Jakob.
Toller Beitrag für alle jungen Personen. Ich zähle mich mit meinen 24 Jahren auch noch dazu 🙂
Zwei Punkte sind mir sehr wichtig:
– Humankapital bringt die beste Rendite! Deshalb bilde ich mich laufend weiter. Ich lese mind. 12 Bücher im Jahr, mache eine Weiterbildung und probiere neue Dinge aus. Mithilfe des Internets kann man sich heute vergleichsweise leicht weiterbilden.
– Möglichst frühe Investition in ETFs. Wenn man früh (in den 20er) beginnt wirkt der Zinseszinseffekt am meisten.
Liebe Grüsse
Schweizer Minimalist [+][-]
Hallo Jakob,
hier hast du wirklich einen tollen Beitrag für junge Leute verfasst und werde diesen auch gleich an zwei junge Kollegen weiterleiten die mit dem investieren gerade angefangen haben.
Wirklich sehr gut, ich konnte auch noch einiges mitnehmen.
Gruß Stefan von
Familien Finanzen im Griff