Das ideale Wertpapierdepot – ein Erfahrungsbericht

Lesedauer 4 Minuten

Aktien, Fonds und ETFs erfreuen sich auch in Deutschland aktuell zunehmender Beliebtheit. Doch dafür benötigst du ein Wertpapierdepot, für das verschiedene Anbieter in Frage kommen.

Ein Wertpapierdepot kann man bei einer Filialbank eröffnen, bei einer Direktbank oder bei einem der neuen Neo-Broker. Für wen welches Depot am besten geeignet ist und worauf man achten sollte, erfährst du in diesem Artikel. Dabei kommen auch meine Erfahrungen als langjähriger Finanzblogger und ETF-Investor zum Tragen.

Das Wertpapierdepot bei einer Filialbank

Wertpapierdepot

Das Depot bei einer Filialbank oder Sparkasse einzurichten ist die Variante, die dich am teuersten zu stehen kommt, da man dort fürs Depot i. d. R. eine jährliche Depotgebühr bezahlen muss.

Dafür genießt man den Vorteil, sich vom Wertpapierspezialisten der Bank beraten lassen zu können. Diese Variante kommt deshalb am ehesten für Nicht-Selbstentscheider infrage.

Allerdings solltest du dir darüber bewusst sein, dass eine Beratung in diesem Fall nicht unabhängig erfolgt, sondern von Provisionsinteressen geleitet ist.

Ausgewählte Filialbanken sind bei uns u. a.

  • Deutsche Bank
  • Commerzbank
  • Hypovereinsbank
  • Postbank
  • Volks- und Raiffeisenbanken
  • Sparkasse
  • Targobank,

um die wichtigsten zu nennen.

Banker beraten noch immer oftmals ungern auf ETFs oder ETF-Sparpläne, weil sie an diesen Produkten weitaus weniger verdienen als an der Vermittlung von aktiv gemanagten Fonds oder Einzelaktien.

Wer sich hierüber im Klaren ist und trotzdem auf eine Wertpapierberatung durch die Bank seines Vertrauens Wert legt, für den ist diese Depot-Variante wahrscheinlich die richtige.

Das Depot bei einer Direktbank

Wer sein Girokonto online führt und mehr oder weniger Selbstentscheider ist, für den kommt u. a. ein Wertpapierdepot bei einer Direktbank im Internet infrage.

Dort kann man online nicht nur ein Girokonto führen, sondern zusätzlich Aktien, Fonds und ETFs kaufen sowie oftmals auch andere Wertpapiere.

ING

Dabei gibt es auch die Möglichkeit einer telefonischen Beratung und wesentlich umfassenderen Service als bei Neo-Brokern (siehe nächsten Abschnitt). Doch viele Kunden von Direktbanken treffen ihre Entscheidungen im Hinblick auf den Handel mit Wertpapieren selbst.

Bei den Direktbanken genießt man in der Regel den Vorteil, dass das Depot kostenfrei ist.

In Bezug auf ETF-Sparpläne gibt es meist ein mehr oder weniger großes Angebot an ETFs, die im Rahmen eines Sparplans kostenfrei erworben werden können. Das heißt, eine Ordergebühr pro Sparrate fällt in der Regel nicht an.

Die wichtigsten Online-Broker oder Direktbanken sind

  • Comdirect
  • Consorsbank
  • DKB
  • ING
  • Onvista Bank*
  • maxblue von der Deutsche Bank
  • 1822direkt
  • u. a.

*Hier hat der der ehemalige Broker-Mitarbeiter Thomas Hönscheid das Angebot der onvista bank getestet.

Allerdings fällt meist eine fixe oder prozentuale Ordergebühr beim Einzelkauf von ETFs an, also immer dann, wenn es sich nicht um einen ETF-Sparplan handelt.

Ich persönlich habe im Laufe der Jahre als ETF-Anleger die comdirect getestet sowie die Consorsbank und die Onvista Bank.

Gute Erfahrungen habe ich mit allen drei Online-Brokern gemacht. Anlass für mehrere Depots war die Tatsache, dass alle Direktbanken ein beschränktes Angebot an kostenfreien ETF-Sparplänen boten und ich bei der Auswahl meiner zu besparenden ETFs auf mehrere Direktbanken zurückgegriffen habe, um letztlich jeweils die Ordergebühren einzusparen.

Doch dann erschienen die Neo-Broker sukzessive am Markt mit neuen Geschäftsmodellen.

Das Wertpapierdepot bei einem Neo-Broker

728 x 90 1.900 gebü ETF-Sparplä
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Neo-Broker zeichnen sich durch innovative Geschäftsmodelle aus. Sie bieten nicht nur ein kostenfreies Depot, sondern darüber hinaus den Erwerb von ETFs und das Besparen von ETF-Sparplänen ohne jegliche oder zu sehr geringen Kosten an.

Auch ist der Markt hier ständig in Bewegung, da der Wettbewerb zwischen Anbietern wie

  • Trade Republic
  • Flatex
  • Scalable Capital Broker
  • justETF
  • Smartbroker
  • net Zero
  • u. a.

sehr intensiv ist.

Diese Neo-Broker refinanzieren sich durch sogenannte Kickbacks (Rückvergütungen der ETF-Anbieter) und sind so in der Lage, ihre Leistungen teilweise kostenlos oder völlig kostenlos anzubieten.

Allerdings muss man hier wissen, was man kaufen möchte, da Beratungen – wenn überhaupt – nur sehr eingeschränkt möglich sind. Deshalb sind Neo-Broker ideal für Selbstentscheider.

Das aktuelle Ranking der verschiedenen Anbieter

Die folgenden Angaben habe ich dem aktuellen ETF-Sparplan-Test des EXTRAMagazins Nr. 2 / 2023 entnommen:

Viele Neobroker und Direktbanken haben ihr ETF-Sparplan-Angebot in den letzten Monaten erweitert. Dabei bieten sich vier Anbieter ganz besonders an. Die Empfehlungen des EXTRA-Magazins in Bezug auf Direktbanken und Neo-Broker sind

  • Scalable Capital Broker (2.131 Aktions-ETFs),
  • Trade Republic (1.898 Aktions-ETFs),
  • ING (815 Aktions-ETFs) und
  • Flatex (1.399 Aktions-ETFs)

mit einem komplett kostenlosen Angebot an ETF-Sparplänen. Das heißt, hier fallen bei der Ausführung von Sparplänen keine Gebühren an und das Angebot an ETFs ist vergleichsweise groß.

Die Lektüre dieses Tests sei an dieser Stelle explizit empfohlen:

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ETF-Sparplan-Test im Februar 2023

Fazit: Das Wertpapierdepot je nach Bedarf auswählen

Wer ein Wertpapierdepot eröffnen möchte, sollte sich zunächst über seinen Bedarf klar werden:

Möchte er Beratung durch einen Wertpapierberater einer Filialbank? Dann wird es auf jeden Fall teurer als bei einem Neo- oder Online-Broker.

Oder ist er ein Selbstentscheider, der sich die Möglichkeit einer telefonischen Beratung warm halten möchte? Hier kann die u. a. die Consorsbank genannt werden, mit der ich persönlich in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

Oder weiß er genau, was er will und ist deshalb der idealtypische Kunde eines Neo-Brokers, der auch mal in der S-Bahn per Smartphone einen ETF-Kauf abwickelt, was u. a. bei einem Broker wie Trade Republic problemlos möglich ist.

Ich nutze mittlerweile vor allem das Angebot von Scalable Capital Broker, weil es dort das größte Angebot an ETFs gibt und alle Sparpläne kostenfrei ausgeführt werden.

Doch auch die ING hat hier im oben angesprochenen Test mit der Bewertung „Empfehlung“ abgeschnitten.

Gab es früher gute Gründe mehrere Depots zu haben, reicht heute in der Regel ein Depot bei einem der vier Testsieger völlig aus. Wie sind deine Erfahrungen mit einem Wertpapierdepot? Hinterlasse diese doch bitte in Form eines Kommentars.

PS: Dies ist eine komplett überarbeitete und erweiterte Version des bisherigen Blogartikels.

Du möchtest jetzt endlich auch einen ETF-Sparplan eröffnen? Dann findest du hier eine Übersicht über die verschiedenen Anbieter:

12 Gedanken zu „Das ideale Wertpapierdepot – ein Erfahrungsbericht“

  1. ich war auch bei der Onvista-bank. Diese Entscheidung habe ich sehr bereut und teuer bezahlt, weil im größten Crash der letzten 10 Jahre das Webfrontend der Onvista nicht zu erreichen war.
    Die Webseite wackelt seit Wochen. Ich kann daher von dieser Bank nur abraten! Was bringt es Dir 5€ beim jedem Trading zu sparen aber 10000€ zu verlieren, weil deine Bank an der Infrastruktur gespart hat.

    Antworten
    • Hallo Herr Hermann,

      „Der Lyxor Core MSCI World (DR) UCITS ETF investiert in Aktien mit Fokus Welt. Die Dividendenerträge im Fonds werden reinvestiert (thesauriert). Der MSCI World ermöglicht ein breit gestreutes und kostengünstiges Investment in ungefähr 1.635 Aktien.

      Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,12% p.a.. Die Wertentwicklung des Index wird im Fonds durch eine Auswahl der Indexbestandteile nachgebildet (Sampling Verfahren). Der Lyxor Core MSCI World (DR) UCITS ETF hat ein Fondsvolumen von 185 Mio. Euro. Der ETF ist älter als 1 Jahr und in Luxemburg aufgelegt.

      Der Lyxor Core MSCI World (DR) UCITS ETF ist aktuell bei keinem Online Broker als ETF-Sparplan verfügbar.“

      Quelle: justetf

      Interessant wegen der niedrigen Kosten, aber uninteressant für alle, die gerne per Sparplan sparen.

      Viele Grüße

      Jürgen Nawatzki

      Antworten
  2. Toller Artikel! Ist es aber nicht ratsam vor dem bevorstehenden Crash in den nächsten 2 Jahren ETFs in Rohstoffe (Gold etc) umzuschichten und in der Talsohle wieder in ETFs zu investieren?

    Antworten
    • Hallo Stefan!

      Dazu müsste man wissen, wann der Crash kommt (weiß aber keiner) und dann müsste man noch wissen, wann die Talsohle erreicht ist (weiß auch keiner).

      Also: Theoretisch ist der Gedanke durchaus richtig, doch lässt er sich praktisch – wegen mangelnder Infos und Gewissheit – kaum umsetzen.

      Market Timing funktioniert in der Praxis kaum, u. a. deshalb, weil an der Börse nicht geklingelt wird. 🙂

      Viele Grüße

      Jürgen

      Antworten
  3. Ich bin auch Kunde bei der Onvista und kann das Depot auch ohne große Bedenken empfehlen.

    Einige negative Punkte sollte man aber durchaus auch mal erwähnen:
    – bei Kontoeröffnung keine Online-Identifikation möglich, nur Postident
    – die meisten Verwaltungsfunktionen (Adressänderung, Depotübertrag, Freistellungsauftrag usw.) sind nur per Brief oder Fax möglich, das wirkt doch arg angestaubt
    – kein Berater-Chat wie z.B. Comdirect
    – lange Beantwortungszeiten bei Support-Anfragen

    Antworten
  4. Hallo Jürgen,

    Ich hätte da eine Frage:
    Ich möchte 5000 Euro in ETFs investieren – wie viele ETFs würdest du mit diesem Geld kaufen bzw. zu welchen Beträgen aufteilen?
    Vielen Dank für deine sehr, sehr aufschlussreichen Beiträge!

    Liebe Grüße,

    Valerie

    Antworten
    • Hallo Valerie,

      ich würde die 5000 EUR auf drei ETFs aufteilen:

      1. Der MSCI World Index ist ein Weltaktienindex mit etwa 1.700 Aktien aus 23 Industrieländern.
      Hier empfehle ich konkret den iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) mit der WKN A0RPWH, der eine TER von 0,2 Prozent hat, seine Gewinne thesauriert und ein Fondsvolumen von 9,6 Mrd. USD hat. Er hat sein Domizil in Irland.

      2. MSCI Emerging Markets IMI Index
      Der MSCI Emerging Markets IMI Index bietet Zugang zu Aktien aus Schwellenländern der ganzen Welt. Der Index umfasst über 2.500 Wertpapiere aus den Segmenten Large Caps, Mid Caps und Small Caps und er setzt sich aus etwa 23 Länderindizes der Schwellenländer zusammen.
      Der iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF mit der WKN A111X9 investiert in Aktien mit Fokus Emerging Markets. Die Dividendenerträge im Fonds werden reinvestiert (thesauriert).
      Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,25% p.a. Der iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF ist ein sehr großer ETF mit über 4,8 Mrd. Euro Fondsvolumen. Der ETF ist älter als 1 Jahr und in Irland aufgelegt.

      3. Euro Stoxx 50
      Der EURO STOXX® 50 (Performance-) Index bietet Zugang zu den 50 größten Unternehmen der Eurozone.
      Der iShares Core EURO STOXX 50 UCITS ETF (Acc) investiert in Aktien mit Fokus Large Cap, Europa. Die Dividendenerträge im Fonds werden reinvestiert (thesauriert). Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,10% p.a.
      Der iShares Core EURO STOXX 50 UCITS ETF (Acc) ist ein sehr großer ETF mit 2,6 Mrd. Euro Fondsvolumen. Der ETF ist älter als 5 Jahre und in Irland aufgelegt.

      Dabei würde ich jeweils 2.000 EUR auf den MSCI World Index und den Euro Stoxx 50 einzahlen und 1.000 EUR auf den MSCI Eerging Markets Index.

      Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

      Viele Grüße

      Jürgen

      Antworten

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