Neo Broker: Was bringen die neuen Broker für ETF-Anleger?

Lesedauer 6 Minuten

Neo Broker wie Trade Republic, Scalable Capital, justTRADE, Smartbroker oder auch finanzen.net zero machen seit einiger Zeit von sich reden und haben vor allem im Nachgang des Corona-Crashs an den Aktienmärkten für einen in Deutschland bislang unbekannten Anstieg von Aktionären gesorgt.

Dabei sorgen die „neuen“ Broker vor allem durch aggressive Werbemaßnahmen wie günstige Kostenmodelle oder bislang wenig genutzte Kommunikationsmodelle die Kundschaft für sich zu gewinnen. Doch sind sie damit auch für die eher risikoarme Anlageklasse der ETFs eine echte Alternative oder ist man bei langjährigen Sparplänen noch immer besser bei der Hausbank oder örtlichen Sparkasse als bei einem Neo Broker aufgehoben? Schaue dir zu diesem Thema auch den Beitrag auf vepoi.com an.

Was versteht man unter einem Neo Broker?

Neo Broker nutzen

Die Anbieter unterscheiden sich sowohl auf den ersten als auch auf den zweiten Blick deutlich von den Angeboten klassischer Bankhäuser. Vielfach konzentrieren sie sich auf die Möglichkeit der mobilen Nutzung via Smartphone-App oder auch Online-Banking. Damit soll der Kundschaft ermöglicht werden, jederzeit auf das Portfolio zugreifen zu können und entsprechende Anlageentscheidungen direkt in die Tat umzusetzen.
Eine Filiale der Anbieter gibt es wie auch eine etwaige Beratung höchstens online. Damit lässt sich das Angebot noch am ehesten mit Direktbanken vergleichen, die ebenfalls keine eigenen Stammhäuser betreiben und auch in puncto Geldautomaten auf das etablierte Netzwerk anderer Banken zurückgreifen.
Dementsprechend eignen sich Neo Broker nicht als Ersatz für eine klassische Bank, bei der etwa das Gehaltskonto geführt wird. Jedoch sind sie möglicherweise für Anleger genau die richtige Wahl als Ergänzung hierzu oder auch einem bereits bestehenden Depot. Dieses könnte aufgrund der attraktiven Preismodelle durchaus bei einem der neuen Anbieter günstiger geführt werden.
Ein entsprechender Depotübertrag ist in Deutschland auf Antrag jederzeit möglich und sogar kostenlos. Einzige Voraussetzung ist lediglich, dass der neue Anbieter die entsprechenden Wertpapiere wie Aktien oder ETFs auch selbst anbietet. Außerdem kann man bereits jetzt behaupten, dass sich die Konkurrenz für die Kunden von klassischen Banken vorteilhaft ausgewirkt hat. Denn auch viele von diesen haben die eigenen Kostenmodelle für Depot und insbesondere Sparpläne in den letzten beiden Jahren überdacht und entsprechend gesenkt.

Wie der Handel über Neo Broker funktioniert

Meist ist der Handel mit Wertpapieren auf eine Handy-App abgestimmt, wie es neben dem Vorreiter Trade Republic auch Scalable Capital, justTRADE und finanzen.net zero praktizieren. Parallel bieten viele Anbieter zwar auch noch eine Funktionalität im Webbrowser, jedoch steht diese zumeist im Hintergrund.
Lediglich Smartbroker bietet bis dato noch keine für das Smartphone optimierte Nutzung an. Dabei lassen sich die mobilen Broker mehrheitlich sehr intuitiv bedienen und auch die Suche nach einem speziellen ETF oder Sparplan gestaltet sich über Eingabe der ISIN oder WKN einfach und komfortabel.
Hierbei sollte man jedoch bereits im Vorfeld darauf achten, dass der gewünschte ETF auch vom jeweiligen Anbieter angeboten wird. Zumeist bieten Neo Broker nämlich nur ein begrenztes Angebot des gesamten Marktes für ihre jeweiligen Kunden. Dabei sind allerdings vor allem für Anleger in die großen Namen im Bereich der ETF kein Hindernis. Wer neben einem Welt-ETF wie dem MSCI World, ACWI oder FTSE All-World aber auch in Nischen-ETFs investieren möchte, sollte sich hier vorher entsprechend informieren.
Generell bieten die meisten Anbieter jedoch ein gut gemischtes Portfolio verschiedener ETF von iShares bis Lyxor. Damit können sie sich durchaus mit der Bandbreite vieler klassischer Anbieter messen. Vor allem Scalable Capital, Smartbroker und in geringerem Maß auch finanzen.net zero können hier bei einigen Anlegern besonders punkten, bieten sie doch auch die beliebten Vanguard-ETFs zum Handel an.
Die vor allem in den USA bekannte Marke wurde von John Bogle, dem Erfinder der ETFs gegründet und ist ansonsten in Deutschland nur bei wenigen Banken im Angebot vertreten. Der eigentliche Handel kann dank der Funktionalität des Smartphones vor allem in Sicherheitsaspekten überzeugen. Neben der 2-Faktor-Authentifizierung steht hier vor allem durch die Möglichkeit von Gesichtserkennung oder Fingerabdrücken eine höhere Sicherheit zur Verfügung als beim herkömmlichen Online-Banking.

Trading-Apps als neues Phänomen

Richtig denken erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg

Vor allem durch diese auf die moderne Technologie angepasste Nutzung konnten sich die Neo Broker schnell am deutschen Markt etablieren.

Zuvor war bereits in den USA die Marke Robin Hood mit demselben Konzept erfolgreich und steht aktuell kurz davor, erstmals einen Jahresumsatz von 1 Milliarde US-Dollar zu verbuchen. Schon daran lässt sich leicht ableiten, dass die Neo Broker vermutlich kein kurzes Aufflackern darstellen, sondern darauf abzielen ihre Kunden auch auf Jahre hinaus zu binden, was vor allem für langfristige Anleger ein wichtiges Argument für die Wahl des Depotanbieters darstellen dürfte.

Unbestreitbar dürfte jedoch sein, dass die neue Herangehensweise in Kombination mit dem allgemeinen Zinsniveau eine neue Generation von Anlegern begünstigt hat. Vergleichbar hat diese in Deutschland zuletzt in der Mitte der 1990er Jahre existiert, bevor Gesetzesänderungen und das Platzen der dot.com Blase diesem Phänomen ein Ende bereiteten.

Preismodelle vom Flatrate-Handel bis vollständig kostenfrei

Oftmals verdienen Neo Broker nur indirekt an Rückvergütungen (Kickbacks) der Handelsplätze oder aufgrund bestimmter Partnerschaften mit den Anbietern von Finanzprodukten. Dies wirkt sich zum einen auf den bereits beschriebenen Produktumfang der einzelnen Neo Broker, aber auch auf die Kostenmodelle aus.

Dabei verlangen die Anbieter für die Ausführung von einmaligen Orders oftmals einen Euro als Pauschale, bei Smartbroker, justTRADE und finanzen.net zero entfällt diese jedoch ab einem Volumen von 500 EUR. Auch justETF bietet seinen Kunden seit Kurzem an, Sparpläne auf ETFs einzurichten. Bei Trade Republic ist der Kauf von ETFs im Rahmen eines Sparplans sogar komplett kostenlos. Scalable Capital bietet dabei das umfangreichste Angebot an kostenfrei besparbaren ETFs an: nämlich aktuell (Februar 2022) ca. 1.676 verschiedene börsengehandelte Indexfonds.

Kostenlose Sparpläne bereits ab 1 EUR Sparrate

Nicht nur bei ETFs können die Neo Broker mit ihrem Angebot an Sparplänen deutlich punkten. Insbesondere, wenn Anleger neben einer langfristigen Geldanlage in ETFs also auch noch Einzelaktien besparen wollen- lohnt sich ein Vergleich der Anbieter bezüglich Kosten aber auch Angebot. Wer tatsächlich nur auf die Anlage in ETFs setzen möchte- ist vermutlich bei Scalable Capital am besten aufgehoben. Hier verbindet sich das mit Abstand größte Portfolio (ca. 1.676 ETFs) mit dem geringsten Mindestanlagebetrag von lediglich einem Euro. Zudem kann das Depot auch kostenfrei geführt werden und bei Bedarf über eine monatliche Flatrate erweitert werden.

Auch Branchenprimus Trade Republic liegt mit grundsätzlich kostenlosen Sparplänen auf alle Wertpapiere und einer Mindestsumme von 10 EUR gut im Rennen. Smartbroker bietet mit gut 600 ETFs aber auch noch ein überzeugendes Angebot, bei denen etwa 270 kostenlos besparbar sind.

Wer sind die Kunden der Neo Broker?

Um die Frage zu beantworten, hat das Berliner Unternehmen Trade Republic seinen riesigen Datenschatz für eine Studie des DIW Econ geöffnet. Das Forschungsinstitut hat im Auftrag des Neobrokers im Sommer 2021 die bis heute vermutlich größte Umfrage unter Anlegern zu ihrem Investitionsverhalten durchgeführt. Mehr als 200.000 der mittlerweile insgesamt rund 950.000 Nutzer des Smartphone-Brokers hat das DIW Econ u. a. nach ihren Motiven für die Geldanlage befragt.

In der Auswertung hat sich die Annahme bestätigt, dass es sich bei dem Großteil der seit 2019 auf dem Markt befindlichen App um junge Nutzer handelt. Knapp 70 Prozent aller Kunden von Trade Republic sind demnach jünger als 35 Jahre. Davon wiederum ist ca. die Hälfe zwischen 18 und 26 Jahren.

Was die Geschlechterverteilung angeht, ist der Großteil der Trade-Republic-Nutzer mit 84 Prozent männlich. Begründet wird dies damit, dass Frauen generell seltener am Aktienmarkt unterwegs seien.

Fazit: So viel taugen Neo Broker wirklich

980 ?� Gebü ETF-Sparplä
Affiliate Link

Vor allem für Anleger, die eine günstige Alternative zu ihrem bestehenden Depot suchen, können sich die Neo Broker als echte Alternative etablieren.

Auch für Personen, die gerne unterwegs Börsengeschäfte ausführen oder die integrierten Finanznachrichten und Auswertefunktionen nutzen möchten, sind die neuen Anbieter durchaus eine Überlegung wert.

Nicht zuletzt die Abwicklung über Vertragsbanken wie etwa die Solarisbank bei Trade Republic oder auch die Baader Bank bei Scalable Capital sind die entsprechenden Einlagen vergleichbar mit klassischen Depots abgesichert.

In diesem Bereich dürfte es also keinerlei Probleme geben. Lediglich für Kunden, die einen ausgeprägten Kundenservice am Telefon erwarten, stellen die Neo Broker keine echte Alternative dar. In diesem Bereich erhalten die Anbieter regelmäßig schlechte Bewertungen, da sie vorwiegend auf FAQs und Chatbots setzen und wenn überhaupt nur wenige Kundenbetreuer beschäftigen.

Du willst auch endlich deine ETFs kostenfrei besparen? Hier findest du eine Liste der Anbieter:

1 Gedanke zu „Neo Broker: Was bringen die neuen Broker für ETF-Anleger?“

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.