Home Bias: Privatanleger ohne große Erfahrung können zahlreiche Fehler bei der Geldanlage machen. Einer davon ist, überwiegend in Unternehmen seines Heimatlandes zu investieren, weil man sich mit diesen vermeintlich gut auskennt.
Mit diesem Artikel starte ich eine neue Serie über Fehler bei der Geldanlage, die gerade unerfahrene Anleger häufig machen. Einer dieser Fehler ist der sogenannte Home Bias.
Schon seit drei Jahrzehnten kann die finanzwirtschaftliche Forschung belegen, dass eine überlegene Geldanlage in Aktien sich durch eine breite internationale Streuung auszeichnet.
Doch sowohl die Portfolios einer Mehrzahl von Privatanlegern wie auch professioneller institutioneller Anleger weisen eine starke Übergewichtung heimischer Aktien auf.
Dieses Phänomen nennen Experten Home Bias.
Erklärungsversuche für den Home Bias
Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für den Home Bias. Dazu gehören unter anderen
- höhere Transaktionskosten für Auslandsinvestments,
- eine asymmetrische Informationsverteilung zwischen Inland und Ausland und
- psychologische Motive.
Transaktionskosten
Aus einer rationalen Perspektive kann der Home Bias durch höhere Transaktionskosten erklärt werden.
Wenn Investments in ausländische Wertpapiere mit höhreren Anschaffungskosten verbunden sind, sinkt die Renditeerwartung nach Kosten.
Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass Transaktionskosten nur in einem geringen Umfang den Home Bias erklären können.
Asymmetrische Informationsverteilung
Asymmetrische Informationsverteilung bedeutet, dass möglicherweise inländische Anleger über bessere Informationen verfügen als Anleger aus dem Ausland.
Und in der tat spricht die lokale Nähe zu Unternehmen dafür, dass Investoren einen besseren Einblick in deren Unternehmenssituation haben.
Beispielsweise sind persönliche Kontakte zu Unternehmensvertretern im Inland leichter zu knüpfen als im Ausland, wodurch der Zugang zu nicht öffentlichen Informationen erleichtet wird.
Aber auch hier zeigen Untersuchungen, dass das Phänomen Home Bias nur ansatzweise durch eine asymmetrische Informationsverteilung erklärt werden kann.
Psychologische Motive
Wegen der geringen Erklärungskraft rationaler Faktoren ist davon auszugehen, dass der Home Bias vor allem durch irrationale Verhaltensmuster erklärt werden kann, die psychologisch zu begründen sind.
Beispielsweise ist bekannt, dass Menschen ein Risiko eher ablehnen, wenn sie die zugrundeliegende Situation nicht richtig einschätzen können bzw. die infrage kommenden Einflussfaktoren nicht kennen.
Dieses Verhaltensmuster geht auf das dem Menschen immanente Bedürfnis nach Kontrolle zurück.
Damit Menschen ihr Kontrollbedürfnis befriedigen können, suchen sie sich in erster Linie Situationen, die sie gut einschätzen können.
Dabei ist leicht nachvollziehbar, dass Anleger eher in heimische Werte mit einer höheren Kontrollwahrnehmung investieren als in ausländische.
Welche Aufteilung auf Länder optimal wäre
Mit dem Home Bias verzichten Anleger jedoch auf Diversifikationsvorteile, die im Rahmen der Optimierung eines Portfolios ausgeschöpft werden sollten.
Nach dem International Asset Pricing Model (IAPM) sollte die regionale Aufteilung der Investments unabhängig vom Heimatland des Investors nach dem Verhältnis der Marktkapitalisierung der jeweiligen Länder gewählt werden.
Danach sollten deutsche Anleger mit einem Anteil von ca. 4 Prozent an der Weltmarktkapitalisierung auch in dieser Größenordnung in Deutschland investieren – und nicht mehr.
Dem steht die Realität entgegen:
Waren es Anfang der 90er Jahre noch knapp 90 Prozent deutsche Investments, sind es heute immer noch mehr als 60 Prozent, die deutsche Anleger in ihren Depots halten.
Dieses Phänomen kann nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern beobachtet werden.
Darüber hinaus unterliegen ihm nicht nur private, sondern auch institutionelle Investoren.
Wie ein Portfolio mit ETFs leicht diversifiziert werden kann
Wer sich des Home Bias bewusst ist, kann sein Portfolio leicht mit international anlegenden ETFs diversifizieren.
Zunächst ist gemäß der Modernen Portfoliotheorie eine Streuung über verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe, Geldmarkt) sinnvoll und dann eine weitere Streuung innerhalb der Anlageklassen.
Bei Aktien zum Beispiel kann leicht mit ETFs auf den MSCI World Index und den MSCI Emerging Markets Index in über 2.400 verschiedene Unternehmen aus 46 Industrie- und Schwellenländern investiert werden.
Das ist wesentlich sinnvoller, als einen ETF auf den Deutschen Aktienindex (Dax) zu kaufen, in dem nur 30 Standardwerte enthalten sind.
Fazit
Sowohl private als auch institutionelle Anleger neigen dazu, vor allem heimische Wertpapiere zu kaufen. Diese Phänomen nennt man Home Bias.
Dabei ist aus Diversifikationsgründen eine breite internationale Streuung wesentlich vorteilhafter und sinnvoller.
Mit ETFs kann das Risiko leicht über verschiedene Anlageklassen, aber auch innerhalb dieser Anlageklassen, diversifiziert werden.
Kennt man diesen typischen Anlegerfehler, lässt sich das Phänomen Home Bias leicht vermeiden.
Nächste Woche werden hier aktive Anlagestrategien als weiterer Fehler bei der Geldanlage besprochen.
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