Derivate sind komplexe Finanzinstrumente, die in den letzten Jahrzehnten einen enormen Einfluss auf die Finanzwelt erlangt haben. Sie bieten Anlegern vielfältige Möglichkeiten, von Preisschwankungen verschiedener Vermögenswerte zu profitieren.
Doch was sind Derivate genau und wie funktionieren sie? In diesem Artikel werden wir uns mit den Grundlagen der Derivate beschäftigen und ihre Funktionsweise sowie ihre Chancen und Risiken genauer betrachten.
Derivate auf einen Blick
- Derivate sind Finanzprodukte, die den Preis eines Basiswerts abbilden. Basiswerte können z.B. Wertpapiere wie Anleihen oder Aktien sein. Ein Derivat kann aber auch von Kurs- oder Zinsentwicklungen, von Rohstoffpreisen, Kennzahlen oder (Börsen-)Indizes abgeleitet werden.
- Zur Gattung der Derivate zählen Finanzprodukte wie u. a. Aktienanleihen, Zertifikate, Optionsscheine und Optionen, Swaps, Futures und CFDs (Contract for Difference).
- Derivate werden von Privatanlegern hauptsächlich zwecks Spekulation genutzt. Mancher Investor sichert mit ihnen aber auch Währungs- und / oder Kursrisiken ab.
Definition Derivat
Bei einem Derivat handelt es sich um ein Finanzprodukt, dessen Preis sich von einem Basiswert wie beispielsweise einem Wertpapier wie einer Aktie, einer Währung oder einem Rohstoff ableitet. Ein Derivat kann jedoch auch von Kurs- oder Zinsentwicklungen, von Rohstoffpreisen, Kennzahlen oder (Börsen-)Indizes abgeleitet werden.
Was ein Derivat kostet, hängt also vom Preis eines Basiswerts ab, der dem Derivat zugrunde liegt. Je nachdem, wie sich der Preis des Basiswerts entwickelt, profitiert der Anleger oder er erleidet Verluste. Anders als beispielsweise beim direkten Kauf von Aktien kannst du mit einem Derivat auch auf fallende Kurse setzen.
Grundlagen der Derivate
Um Derivate besser zu verstehen, ist es wichtig, einen Überblick über verschiedene Finanzinstrumente zu bekommen. Finanzinstrumente sind Verträge, die den Anlegern Rechte und Pflichten in Bezug auf finanzielle Vermögenswerte geben. Dabei können sie in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Derivate stellen eine spezielle Art von Finanzinstrumenten dar, die ihre Preise von einem oder mehreren zugrunde liegenden Basiswerten ableiten.
Derivate unterscheiden sich von anderen Finanzinstrumenten durch ihre Eigenschaften und den Zweck, für den sie eingesetzt werden. Im Gegensatz zu direkten Investments, bei denen Anleger die tatsächlichen Vermögenswerte erwerben, erlauben Derivate es den Anlegern, auf die Preisentwicklung der Basiswerte zu spekulieren, ohne diese physisch zu besitzen. Derivate werden in verschiedene Kategorien unterteilt, darunter
- Futures,
- Forwards,
- Optionen,
- Swaps,
- CFDs und
- Zertifikate.
Jede dieser Kategorien hat ihre eigenen Merkmale und Einsatzmöglichkeiten. Dabei können Derivate mitunter sehr komplex und schwierig zu verstehen sein – auch was die Kosten angeht. Zudem bergen Derivate für Anleger hohe Risiken. So kannst du mit einigen Derivaten – zum Beispiel CFDs – schneller als etwa mit dem normalen Kauf von Aktien einen Totalverlust erleiden.
Täglich werden nach Schätzungen der Bank for International Settlements (bis) Derivate im Wert von 8,3 Billionen USD gehandelt, davon 2,3 Billionen über Börsen und etwa 6 Billionen außerbörslich.
Arten von Derivaten
Im Folgenden werden ausgewählte Derivate vorgestellt.
Futures und Forwards
Futures und Forwards sind Derivate, die es Anlegern ermöglichen, zu einem vorher festgelegten Preis in der Zukunft Vermögenswerte zu kaufen oder zu verkaufen. Futures sind standardisierte Kontrakte, die an organisierten Börsen gehandelt werden, während Forwards individuell zwischen den Parteien vereinbart werden.
Optionen
Optionen sind Derivate, die dem Käufer das Recht, aber nicht die Verpflichtung geben, den Basiswert zu einem vorher festgelegten Preis (dem Ausübungspreis) innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen. Es gibt zwei Arten von Optionen: Call-Optionen, die dem Käufer das Recht geben, den Basiswert zu kaufen, und Put-Optionen, die dem Käufer das Recht geben, den Basiswert zu verkaufen.
Swaps
Swaps sind Verträge, bei denen zwei Parteien Finanzströme miteinander tauschen. Sie kommen auch bei synthetischen ETFs zum Einsatz. Swaps werden oft eingesetzt, um Zinsrisiken oder Währungsrisiken abzusichern oder um die Cashflows von Vermögenswerten anzupassen.
Zertifikate
Zertifikate sind Derivate, die von Banken oder anderen Finanzinstituten emittiert werden. Sie ermöglichen Anlegern den Zugang zu bestimmten Märkten oder Anlagestrategien. Es gibt verschiedene Arten von Zertifikaten, wie zum Beispiel
- Indexzertifikate,
- Rohstoffzertifikate oder
- strukturierte Produkte.
Contracts for Difference (CFDs)
Contracts for Difference (CFDs) sind Finanzderivate, die es Anlegern ermöglichen, auf die Kursbewegungen verschiedener Vermögenswerte zu spekulieren, ohne diese tatsächlich zu besitzen. Bei einem CFD handelt es sich um einen Vertrag zwischen einem Anleger und einem Broker, bei dem die Differenz zwischen dem Ein- und Ausstiegspreis eines Vermögenswerts gehandelt wird.
Der Anleger kann entweder auf steigende oder fallende Kurse spekulieren. Wenn der Anleger glaubt, dass der Kurs steigen wird, geht er eine Long-Position ein und kauft den CFD. Wenn der Kurs tatsächlich steigt, kann der Anleger die Position zu einem höheren Preis verkaufen und die Differenz als Gewinn verbuchen. Im umgekehrten Fall, wenn der Anleger auf fallende Kurse spekuliert, geht er eine Short-Position ein, verkauft den CFD und kauft ihn später zu einem niedrigeren Preis zurück.
CFDs bieten mehrere Vorteile, wie zum Beispiel die Möglichkeit, auf verschiedene Märkte und Vermögenswerte zuzugreifen, auch mit einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz. Allerdings gehen mit CFDs auch Risiken einher, wie beispielsweise das Verlustrisiko, das mit den hohen Hebeln verbunden ist, die bei CFDs eingesetzt werden können.
Es ist wichtig, dass Anleger sich der Risiken bewusst sind und eine fundierte Entscheidung treffen, bevor sie mit CFDs handeln.
Bedingte und unbedingte Derivate
Nicht jeder Kontrakt, den zwei Parteien mittels Derivat schließen, muss auch tatsächlich eingehalten werden. Man unterscheidet zwischen bedingten und unbedingten Termingeschäften.
Bedingte Derivate
Bedingte Derivate beziehen sich auf Derivate, deren Wert und Auszahlung von bestimmten Bedingungen abhängen. Diese Bedingungen können verschiedene Faktoren umfassen, wie zum Beispiel das Eintreten eines Ereignisses, das Erreichen eines bestimmten Kursniveaus oder das Vorliegen einer bestimmten Marktsituation. Ein bedingtes Derivat hat einen vordefinierten Auszahlungsmechanismus, der erst aktiv wird, wenn die Bedingungen erfüllt sind. Ein Beispiel für ein bedingtes Derivat ist eine Option, die nur dann ausgeübt wird, wenn der Preis des Basiswerts einen vorher festgelegten Schwellenwert erreicht oder überschreitet.
Unbedingte Derivate
Im Gegensatz dazu sind unbedingte Derivate nicht an Bedingungen geknüpft und haben einen vordefinierten Auszahlungsmechanismus, der unabhängig von bestimmten Ereignissen oder Bedingungen gilt. Ein unbedingtes Derivat basiert auf den festgelegten Parametern und Eigenschaften des Finanzinstruments selbst. Beispiele für unbedingte Derivate sind Futures und Forwards, bei denen der Anleger einen Vermögenswert zu einem vorher vereinbarten Preis und zu einem festgelegten Zeitpunkt kaufen oder verkaufen muss, unabhängig von anderen externen Bedingungen.
Sowohl bedingte als auch unbedingte Derivate haben ihre eigenen Merkmale und Einsatzmöglichkeiten. Bedingte Derivate bieten Flexibilität und ermöglichen es den Anlegern, von spezifischen Marktszenarien zu profitieren. Unbedingte Derivate hingegen bieten eine klar definierte Struktur und ermöglichen es den Anlegern, ihre Positionen effektiv abzusichern oder auf zukünftige Preisbewegungen zu spekulieren.
Die Wahl zwischen bedingten und unbedingten Derivaten hängt von den individuellen Anlagezielen und -strategien des Anlegers ab.
Funktionsweise von Derivaten
Eine der wichtigen Eigenschaften von Derivaten ist die Hebelwirkung. Durch den Einsatz von Derivaten können Anleger mit einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz eine größere Position aufbauen. Dies ermöglicht potenziell höhere Gewinne, birgt jedoch auch ein erhöhtes Risiko.
Der Preis von Derivaten wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Darunter
- der Preis des Basiswerts,
- die Volatilität,
- die Restlaufzeit des Derivats und
- der risikofreie Zinssatz.
Derivative Preise sind in der Regel volatiler als die Preise der zugrunde liegenden Vermögenswerte, da sie von vielen Faktoren abhängen.
Eine wichtige Funktion von Derivaten ist das Hedging, also die Absicherung von Risiken. Unternehmen können Derivate nutzen, um sich gegen verschiedene Risiken wie Währungsrisiken oder Zinsrisiken abzusichern. Durch den Einsatz von Derivaten können sie ihre Risiken minimieren und ihre Geschäftsstrategien effektiver umsetzen.
Chancen und Risiken von Derivaten
Derivate bieten Anlegern verschiedene Chancen. Zum einen ermöglichen sie eine Diversifizierung des Portfolios, da Anleger mit Derivaten auf verschiedene Märkte und Vermögenswerte zugreifen können. Dies kann dazu beitragen, das Risiko zu streuen und potenzielle Renditen zu maximieren. Zum anderen können Derivate, aufgrund der Hebelwirkung, hohe Renditen bieten. Durch den Einsatz von Derivaten können Anleger mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz große Gewinne erzielen.
Allerdings gehen mit Derivaten auch Risiken einher. Das Kursrisiko ist eines der Hauptrisiken bei Derivaten. Aufgrund ihrer Preisvolatilität können Derivate zu erheblichen Verlusten führen, wenn sich die Preise der zugrunde liegenden Vermögenswerte in die entgegengesetzte Richtung entwickeln als erwartet.
Verbraucherschützer halten Derivate daher für keine besonders seriöse Geldanlage – sondern eher für eine Alternative zum Spielcasino. Speziell Anfänger und sicherheitsbewusste Privatanleger sollten deshalb besser auf andere Anlagemöglichkeiten zurückgreifen – zum Beispiel auf einen ETF-Sparplan.
Ein weiteres Risiko ist das Liquiditätsrisiko. In einigen Marktbedingungen können Derivate schwierig zu handeln sein, was zu Preisverzerrungen und erschwerten Verkaufsmöglichkeiten führen kann.
Derivate und die Finanzkrise 2008
Die Finanzkrise 2008 hatte auch Auswirkungen auf den Derivatemarkt. Eine der Ursachen der Krise war das hohe Risiko, das mit bestimmten Arten von Derivaten verbunden war, insbesondere mit Kreditderivaten. Kreditderivate wie Collateralized Debt Obligations (CDOs) wurden in großem Umfang gehandelt und führten zu erheblichen Verlusten für Banken und Investoren.
Es sei an dieser Stelle nur an die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers erinnert. Lehman Brothers war eine US-amerikanische Investmentbank mit Hauptsitz in New York. Das 1850 gegründete Unternehmen musste am 15. September 2008 infolge der Finanzkrise Insolvenz beantragen. Im Jahr 2007 beschäftigte die Bank weltweit 28.600 Angestellte. Wenige Tage nach dem Zusammenbruch waren nur noch 170 Mitarbeiter für Lehman Brothers tätig. Der Schaden, der durch diese plötzliche Insolvenz hervorgerufen wurde, wird auf 50 bis 75 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dabei verloren auch viele Privatanleger weltweit Geld. Die Insolvenz der amerikanischen Muttergesellschaft schädigte auch deutsche Anleger, die Zertifikate der niederländischen Tochtergesellschaft, der Lehman Brothers Treasury Co. B. V., erworben hatten.
Als Lehre aus der Finanzkrise wurden umfangreiche Regulierungsmaßnahmen eingeführt, um die Risiken von Derivaten besser zu kontrollieren. Diese Regulierungsmaßnahmen zielen darauf ab, Transparenz und Stabilität auf den Derivatemärkten zu gewährleisten und das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen.
Derivate in der aktuellen Finanzwelt
Heutzutage nutzen viele Unternehmen Derivate, um verschiedene Risiken abzusichern und ihre Geschäftsstrategien zu optimieren. Insbesondere multinational tätige Unternehmen verwenden Derivate, um Währungsrisiken zu minimieren und sich gegen unerwünschte Schwankungen von Wechselkursen abzusichern. Durch den Einsatz von Derivaten können sie ihre Gewinne schützen und ihre internationalen Aktivitäten effizienter gestalten.
Auch Privatanleger nutzen Derivate, um ihre Anlagestrategien zu diversifizieren und potenziell höhere Renditen zu erzielen. Optionshandel ist eine beliebte Strategie unter Privatanlegern, da Optionen Flexibilität bieten und sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Märkten eingesetzt werden können. Investmentzertifikate, wie zum Beispiel Indexzertifikate, ermöglichen es Privatanlegern, an der Wertentwicklung von ganzen Märkten oder Branchen teilzuhaben.
Fazit
Derivate sind komplexe Finanzinstrumente, die vielfältige Möglichkeiten bieten, von Preisschwankungen verschiedener Vermögenswerte zu profitieren. Ihre Funktionsweise basiert auf der Ableitung von Preisen von Basiswerten und dem Einsatz von Hebelwirkung. Derivate können Chancen für Anleger bieten, wie Diversifizierung und potenziell hohe Renditen, gehen jedoch auch mit Risiken einher, wie Kursrisiko und Liquiditätsrisiko.
Nach der Finanzkrise 2008 wurden umfangreiche Regulierungsmaßnahmen eingeführt, um die Risiken von Derivaten besser zu kontrollieren. Unternehmen nutzen Derivate, um Risiken abzusichern und ihre Geschäftsstrategien zu optimieren. Auch Privatanleger können von Derivaten profitieren, indem sie ihre Anlagestrategien diversifizieren. Es ist jedoch wichtig, dass Anleger sich der Risiken bewusst sind und eine fundierte Entscheidung treffen, bevor sie in Derivate investieren.
FAQs
Wie kann ich Derivate kaufen?
- Derivate sind Finanzprodukte, die du bei einer Bank oder einem (Finanz-)Broker kaufen kannst.
Gibt es unterschiedliche Formen von Derivaten?
- Ja, man unterscheidet u. a. in bedingte und unbedingte Derivate.
Was für Produkte zählen zu den Derivaten?
- Zu den beliebtesten Arten von Derivaten zählen Aktienanleihen, Futures, Zertifikate, Optionen, Swaps und CFDs.