Freiberufler zahlen meist nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Doch welche Möglichkeiten haben sie in der aktuellen Nullzinsphase, um ihre private Altersversorgung aufzubauen?
Vor kurzem wurde der Zins von der Europäischen Zentral (EZB) faktisch ganz abgeschafft.
Zwar waren die Zinsen auf Sparguthaben schon vorher mickrig, doch werden sie jetzt wohl noch weiter absinken.
Damit ist es uninteressant, Geld weiterhin auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten zu parken.
Dort sollte sich lediglich der finanzielle Notgroschen in Höhe von zwei bis drei Nettogehältern (Faustregel) befinden.
Gerade für Freiberufler, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, stellt sich die Frage, wie sie eine private Altersversorgung aufbauen sollen.
An Aktien führt für die private Altersversorgung kein Weg vorbei
Wer langfristig Geld anlegt, sollte sich den Zinseszinseffekt zu Nutze machen.
Dieser wirkt umso stärker, je länger eine Geldanlage läuft und je höher der Zins ist.
Dazu müssen Anleger jedoch ein gewisses Risiko eingehen.
Ohne Risiko keine Rendite.
Deshalb führt heute an Aktien für die private Altersversorgung eines Freiberuflers kein Weg vorbei.
EZB-Präsident Mario Draghi flutet die Märkte mit Liquidität, um Unternehmen zu Investitionen und Verbraucher zum Konsum zu motivieren.
Damit will er eine drohende Deflation abwenden.
In der Folge wird die Nachfrage nach Aktien und damit deren Kurse steigen.
Denn Aktien sind momentan die einzig rentable Anlageform neben Immobilien in Ballungsgebieten.
Während Immobilien für Kleinanleger eher nicht infrage kommen, eignen sich Aktien-ETFs für die private Altersversorgung ganz hervorragend.
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind einfach, transparent und flexibel und zudem noch kostengünstig.
Gerade Freiberufler mit einem schwankenden Einkommen, können monatlich unterschiedlich hohe Beträge in Aktien-ETFs investieren.
Voraussetzung ist ein Depotkonto, am besten bei einer Direktbank im Internet.
Empfehlenswert sind unter anderem
- comdirect,
- Trade Republic und
- Flatex,
die jeweils über ein breites Angebot an ETFs verfügen.
Wie sollte ein Portfolio strukturiert sein?
Gemäß der Modernen Portfoliotheorie empfehle ich ein Depot mit folgenden Anlageklassen und einem Schwerpunkt auf Aktien:
- Aktien
- Anleihen
- Immobilien und
- Rohstoffe.
Zur Erinnerung:
Durch die Verteilung auf verschiedene Anlageklassen wird das Risiko des Portfolios deutlich gesenkt, ohne die Ertragschancen nennenswert zu reduzieren.
Und weniger als 10 Porzent der Rendite eines Portfolios wird durch die konkrete Auswahl innerhalb einer Anlageklasse bestimmt.
Hauptrenditebringer in diesem Portfolio werden Aktien sein.
Diese würde ich wie folgt aufteilen:
- Qualitätsaktien (20 Prozent)
- Schwellenländeraktien (20 Prozent)
- Dividendenaktien (10 Prozent)
- Value-Aktien (10 Prozent)
- Nebenwerte (10 Prozent).
Ich würde derzeit also 70 Prozent in Aktien-ETFs investieren, 20 Prozent in Europäische Staaatsanleihen, 5 Prozent in Immobilienaktien und 5 Prozent in Rohstoffe.
Vielleicht kommst du in Abhängigkeit von deiner Einstellung zum Risiko zu einer anderen Aufteilung?
Das wäre vollkommen okay.
Ich glaube an die langfristig positive Entwicklung von Aktien und setze deshalb schwerpunktmäßig darauf (70 Prozent).
Welche ETFs für die private Altersvorsorge infrage kommen
Bei weltweit rund 6.000 verschiedenen ETFs ist die Auswahl gar nicht so einfach.
Wenden wir uns zunächst dem Aktienanteil zu:
Qualitätsaktien werden durch den MSCI World Quality Index abgedeckt.
Dieser enthält die qualitativ hochwertigsten Titel aus dem Weltaktienindex.
Dazu gehören bekannte Unternehmen wie zum Beispiel Apple, der Ölmulti ExxonMobil oder die Holding Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffet.
Dafür kommt beispielsweise der db x-trackers Equity Quality Factor mit der ISIN IE00BL25JL35 infrage.
Schwellenländeraktien werden durch den MSCI Emerging Markets Index abgebildet, der rund 800 Titel aus 23 Schwellenländern enthält.
Hier kommt unter anderem der ComStage MSCI Emerging Markets mit der ISIN LU0635178014 infrage.
Für Dividendenaktien weltweit kommt u. a. der iShares Stoxx Global Select Dividend 100 mit der ISIN DE000A0F5UH1 infrage.
Value-Aktien werden beispielsweise durch den iShares MSCI World Value Factor mit der ISIN DE000A12BHG0 abgebildet.
Europäische Nebenwerte enthält der iShares Stoxx Europe Small 200 mit der ISIN DE000A0D8QZ7.
Und amerikanische Nebenwerte sind in dem ETFs Russell 2000 US Small Cap mit der ISIN DE000A0Q8NE4 enthalten.
Als Anleihen-ETF empfehle ich dir den Comstage iBoxx € Liquid Sovereigns Diversified Overall TR UCITS ETF mit der ISIN LU0444605645.
Dieser bildet den Index iBoxx Sovereigns Eurozone nach, der die Gesamtheit der auf Euro lautenden Staatsanleihen enthält, die von Regierungen der Eurozone begeben werden.
Der Index enthält mehr als 300 Anleihen aus 14 Ländern.
Als Immobilien-ETF empfehle ich dir den iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF mit der ISIN DE000A0lGQL5.
Dieser ETF bildet möglichst genau die Performance vom FTSE EPRA/NAREIT Developed Dividend+ Index ab.
Der genannte Index bietet Zugang zu börsennotierten Immobilienunternehmen und Real Estate Investment Trust (sogenannten REITs) aus entwickelten Ländern weltweit ohne Griechenland.
Und last but not least empfehle ich dir als Rohstoff-ETF den db x-trackers DBLCI – OY Balanced UCITS ETF mit der ISIN LU0292106167.
Dieser spiegelt die Wertentwicklung von 14 Rohstoffen, angefangen bei Erdöl, über Erdgas bis zu Edelmetallen und Getreide wider.
Fazit
Freiberufler haben es in der aktuellen Nullzinsphase besonders schwer, private Altersvorsorge zu betreiben.
Doch mit einem gut diversifizierten Portfolio und einem hohen Aktienanteil können auch sie privat für das Alter vorsorgen.
Dabei wird es immer wieder Schwankungen an den Börsen und im Depot geben.
Doch langfristig werden Aktien steigen.
Das ist meine feste Überzeugung.
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Hallo Jürgen,
für die Altersvorsorge sind ETF-Sparpläne perfekt!
MFG Philipp
Hallo Philipp,
das sehe ich genauso!
Viele Grüße
Jürgen