Aktien: Die Entstehungsgeschichte der Börse

Lesedauer 4 Minuten

Die Börse und der Handel mit Aktien ist aus der heutigen Weltwirtschaft gar nicht mehr wegzudenken – Länder auf der ganzen Welt sind auf Aktienmärkte angewiesen, um wirtschaftliches Wachstum zu erzielen.

Aktien und Aktienmärkte an sich sind jedoch ein relativ neues Phänomen und haben in der globalen Wirtschaft nicht immer eine so große Rolle gespielt.

Dieser Artikel wirft einen kleinen Blick auf die Entstehung der Börse und wie diese zu einer der größten treibenden wirtschaftlichen Kraft geworden ist.

Die ersten Aktien- und Rohstoffmärkte

Gewinne durch den Handel mit Aktien

Die ersten waschechten Aktienmärkte entstanden nicht vor dem 16. Jahrhundert.

Trotzdem gab es früher schon Märkte, die börsenähnlich funktionierten.

Um das Jahr 1100 führte Frankreich zum Beispiel ein System ein, bei dem Wechselkuriere im Auftrag von Banken landesweit Agrarschulden verwalteten.

Dies stellte die Anfänge von Börsenmaklern dar, da die Männer effektiv mit Schulden handelten.

Im 13. Jahrhundert erhielten die ersten Kaufleute in Venedig bereits Staatsanleihen und bald begannen auch Bankiers in den nahe gelegenen italienischen Städten Pisa, Verona, Genua und Florenz mit dem Handel von staatlichen Wertpapieren.

Die weltweit ersten Aktienmärkte ohne Aktien

Das erste Banknetzwerk sind italienischen Bankiers wie Lorenzo de’Medici (1449-1492) zu verdanken.

Der Kunstliebhaber und Kartenspieler übernahm im 15. Jahrhundert die Leitung der „Banco Medici“, die von seinem Großvater gegründet worden war.

Die Florentiner Familie galt damals als eine der mächtigsten Einflussgeber Europas.

Die ersten Aktienmärkte der Welt entstanden jedoch nicht in Italien, sondern in Belgien und den Niederlanden.

In Brügge, Flandern, Gent und Rotterdam gab es im 15. und 16. Jahrhundert jeweils unterschiedliche Börsensysteme.

Ein relativ ausgereiftes Börsensystem entwickelte sich in Antwerpen, Handelszentrum Belgiens und die Heimat der einflussreichen Familie Van der Beurze.

Aus diesem Grund wurden die frühen Aktienmärkte auch „Beurzen“ genannt.

Den ersten Aktienmärkten fehlte jedoch eines:

Aktien.

Obwohl die Infrastruktur und Institutionen den heutigen Aktienmärkten ähnelten, handelte eigentlich niemand mit den Aktien eines bestimmten Unternehmens.

Stattdessen befassten sich die Märkte mit Regierungs- und Unternehmensangelegenheiten und der Verschuldung von Individuen.

Das System und die Organisation des heutigen Börsenmarktes waren zwar schon deutlich sichtbar, doch die tatsächlich gehandelten Objekte waren keine Aktien.  

Das weltweit erste börsennotierte Unternehmen

Aktien und Aktienhandel an der Börse

Die Ostindien-Kompanie (auf Englisch: East India Company) gilt weltweit als das erste börsennotierte Unternehmen. Entstehungsgrund war das große Risiko, das Seeleute bei

ihren langen Schiffsreisen in die entlegensten Winkel der Welt eingehen mussten.

Als sich Ostindien als eine wahre Oase des Reichtums und neuer Handelsmöglichkeiten herausstellte, machten sich immer mehr Unternehmer und Kaufleute auf den beschwerlichen Weg.

Leider schafften es jedoch nur wenige wieder zurück nachhause.

Schiffe gingen verloren und Geld wurde verschwendet, sodass Finanziers schnell zu der Erkenntnis kamen, dass das Risiko für alle Beteiligten eingedämmt werden musste. 

Daraufhin wurde Anfang des 17. Jahrhunderts eine Gesellschaft mit dem Namen „British East India Company“ gegründet.

Diese war das erste Unternehmen, das die „beschränkte Haftung“ ins Leben rief. Anleger erkannten, dass es strategisch sinnvoll war, Investitionen in den Handel mit Ostindien zu tätigen, wenn sie nicht „alle Eier in einen Korb“ legten.

Anstatt in eine einzige Reise zu investieren und den Verlust des gesamten investierten Geldes zu riskieren, konnten Anleger ihre Anteile auf mehrere Schiffsreisen verteilen.

Der Vorteil: Selbst wenn nur ein einziges Schiff von in vier investierten Schiffsunternehmen aus Ostindien zurückkam, konnte der Investor einen Gewinn erzielen.

Die Formel erwies sich als äußerst erfolgreich: Innerhalb eines Jahrzehnts formten sich in England, Frankreich, Belgien und den Niederlanden ähnliche Gesellschaften.

Im Jahr 1602 wurde die „Dutch East India Company“ offiziell zum ersten börsennotierten Unternehmen der Welt, als sie ihre Aktien an der Amsterdamer Börse öffentlich machte.

Aktien und Anleihen wurden an Anleger ausgegeben, denen wiederum ein fester Prozentsatz des Gewinns der East India Company zustand.

Der Verkauf von Aktien in Coffeeshops

Bevor Investoren in Börsensälen um die Wette brüllten und Bestellscheine in die Luft warfen, führten sie ihre Geschäfte in Coffeeshops aus.

Die ersten Aktien wurden handschriftlich auf Formularen festgehalten und die Anleger tauschten diese Papiere mit anderen Anlegern in Coffeeshops.

Mit anderen Worten: Coffeeshops waren die ersten echten Aktienmärkte, da Investoren sich hier versammelten, um Aktien zu kaufen und zu verkaufen.

Es dauerte nicht lange, bis man auf die Idee kam, einen speziellen Marktplatz für einen effizienteren Handel festzulegen. So entstanden die ersten Börsensäle und Marktplätze.

Die erste Börsenblase

Damals verstand niemand die wirkliche Bedeutung der Börse und welche Kräfte sie entwickeln konnte.

Aus diesem Grund glichen ihre Anfänge dem „Wilden Westen“.

In London schossen neue Unternehmen über Nacht aus dem Boden und gaben wahllos Aktien und Anteile aus.

In vielen Fällen konnten sie so Tausende von Pfund verdienen, bevor ein einziges ihrer Schiffe jemals den Hafen verlassen hatte.

Es gab keine Regeln oder Vorschriften und nur wenige Möglichkeiten, legitime von illegitimen Unternehmen zu unterscheiden.

Infolgedessen platzte die Blase schnell.

Unternehmen zahlten keine Dividenden mehr an Investoren und die britische Regierung untersagte die Ausgabe von Aktien bis 1825.

Aktien: Die Entstehungsgeschichte der Börse

Der erste Aktienhandel

Obwohl die Ausgabe von Aktien verboten war, wurde im Jahr 1801 die Londoner Börse gegründet.

Da Unternehmen erst im Jahr 1825 Aktien ausgeben durften, waren ihre Aktivitäten jedoch begrenzt.

Aus diesem Grund stieg die Londoner Börse nie zu einer globalen Supermacht auf.

Der New York Stock Exchange (NYSE) hingegen bot schon ab 1817 den Aktienhandel an.

So wurde sie bald zur mächtigsten Börse des Landes, da es im Inland keinen Konkurrenten gab.

Außerdem galt New York sowieso als das Zentrum des Handels und der Wirtschaft in den USA.

Die Londoner Börse wurde zur Hauptbörse für Europa, während sich die New Yorker Börse nicht nur zur Hauptbörse Amerikas, sondern der gesamten Welt entwickeln konnte.

[the_ad id=“12442″]

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.