Die getricksten Renditen der Fondsmanager

Lesedauer 7 Minuten

Als Privatanleger hat man es nicht leicht. Überall können kleine Fallen und Stolpersteine lauern, die einem das Leben schwer machen. Das gilt auch für die oft geschönten Renditen der Fondsmanager.

Dass der Bankberater eigentlich ein Verkäufer ist, ist vielen bereits hinlänglich bekannt.

Doch aufgepasst!

Auch bei vermeintlich sauberer Mathematik gibt es einiges zu beachten.

Beinahe eine Wissenschaft für sich – das kann man wohl so sagen.

In diesem Gastbeitrag gebe ich einen Überblick darüber, welche Tricks und Kniffe die Finanzindustrie anwendet, um dem arglosen Privatanleger falsche Tatsachen vorzuspiegeln:

[lwptoc]

Bevor es richtig zur Sache geht, müssen wir noch eine kleine Unterscheidung vornehmen, denn die Tricks der Finanzindustrie lassen sich ganz grob in zwei Bereiche unterteilen.

Und zwar in Präsentationstricks und mathematische Tricks.

Damit werden die Renditen der Fondsmanager geschönt.

Was versteht man unter einem Präsentationstrick?

Bei den Renditen der Fondsmanager gibt es auch Tricks

Eigentlich ganz einfach:

Man zeigt nur das, was man auch zeigen möchte.

Schlechte Jahre eines Fonds? Ach, die lassen wir doch einfach aus.

Gebühren? Steuern?

Nein, die werden natürlich nicht berücksichtigt!

Die dicken, fetten Bruttorenditen sehen doch ohnehin viel hübscher aus.

Und um die Renditen der eigenen Fonds nochmal so richtig zu pushen, ziehen Fondsmanager auch gerne falsche Vergleichsgrößen heran.

Dann schneidet selbst ein schlechter Fonds noch wunderbar ab – zumindest im direkten Vergleich.

Wahl des Zeitraums

Bei den Renditen der Fondsmanager wird oft ein günstiger Zeitraum gewählt

Ein wirklich einfach umzusetzender und deshalb so charmanter Trick.

Wer sagt denn, dass ein Fonds immer gut abschneiden muss?

Für den Prospekt reicht es ja auch, wenn er nur streckenweise gut performt hat.

Und man daraus einen hervorragenden Zeitraum auswählt.

Das ist ungefähr so, als würde ich bei meinem Einkommen nur einen Monat im Jahr betrachten:

Und zwar den Monat, in dem ich Weihnachtsgeld ausgezahlt bekomme!

Dann kann ich auch so tun, als wäre das in jedem Monat des Jahres der Fall.

Und dann wäre mein Gehalt mehr als üppig!

So viel verdiene ich übrigens als Wirtschaftsingenieur.

Denn wenn ich es so betrachte, ist mein Jahresgehalt erste Sahne!

So wie ich bei meinem Gehalt wird auch der Privatanleger bei der Fondsrendite staunen!

Und vielleicht ist sogar der Fondsmanager selbst verwundert, wie gut er über einzelne Zeitperioden abgeschnitten hat.

Vor allem, wenn er weiß, dass der Fonds im Mittel nicht besonders renditestark war.

Man muss dazu sagen:

Es gibt keine Vorschrift, die ein solches Vorgehen verbieten würde.

Und da ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Fondsgesellschaften und Manager genau die Zeiträume herauspicken, die ihnen gerade passen.

Du findest das banal?

Bei genauer Überlegung ist es das auch.

Aber auf diese – zugegeben sehr einfache, aber effektive – Art und Weise wird ein unbedarfter Privatanleger schnell in die Irre geführt.

Besonders bei Aktienfonds ist es so, dass sie zeitlich gesehen sehr stark im Wert schwanken.

Die Volatilität ist also vergleichsweise hoch.

Und je ausgeprägter diese Schwankungen sind, so einfacher gestaltet sich die Suche nach einem renditestarken Zeitraum.

Immerhin lassen sich für beinahe jedes Produkt irgendwelche Zeiträume finden, in denen die Rendite ordentlich ausgefallen ist.

Oder zumindest besser war als die der Konkurrenz.

Der Kniff dabei ist:

Man muss nur lange genug suchen.

Falsche Vergleichsgröße bei den Renditen der Fondsmanager

Und oft auch eine falsche Vergleichsgröße (Benchmark)

Wo wir gerade beim Thema Volatilität sind:

Es gibt Anlageklassen, die schwanken stark im Wert und es gibt Anlageklassen, die weisen eine recht stabile Wertentwicklung auf.

Typischerweise erwirtschaftet man mit volatileren Anlageklassen eine höhere Rendite als mit schwankungsarmen Anlageklassen.

Nicht ohne Grund gehen Rendite und Risiko untrennbar miteinander einher.

Nehmen wir an, du bist Fondsmanager und möchtest dein Anlageprodukt – in diesem Fall einen Aktienfonds – verkaufen.

Du hast einen vorteilhaften Zeitraum ausgewählt und dein Fonds macht in diesem Zeitraum 10 % Rendite im Jahr.

Ein hübscher Wert!

Der weltweite Aktienmarkt steigt langfristig um die 7,7 % im Jahr.

Nur wissen das deine potenziellen Kunden nicht!

Und du weißt, dass sie das nicht wissen.

Der Geistesblitz schlägt ein und du weißt:

Du wirst Deinen potenziellen Kunden auf keinen Fall sagen, dass du die Benchmark nur um etwas mehr als 2 % geschlagen hast.

Das sorgt vielleicht für Interesse.

Aber was du brauchst ist etwas anderes:

Du brauchst Euphorie!

„Herr Müller, der Aktienfonds unserer Gesellschaft hat eine Rendite von 10 % erwirtschaftet. Als Vergleich können Sie den Fonds der Gesellschaft XY nehmen, der hat gerade einmal 4 % gemacht.“

Dass der Fonds der Gesellschaft XY nur mit 50 % in Aktien investiert ist und die restlichen 50 % in Rentenpapiere investiert, muss Herr Müller ja nicht wissen.

Und so ist Herr Müller aufgrund der angegebenen Renditen der Fondsmanager hellauf begeistert!

Saubere Mathematik

Mathematik ist logisch, sauber, rein.

So weit so gut.

Sollte man jedenfalls meinen.

Aber auch hier gilt:

Aufgepasst! Denn so korrekt die Berechnungen auch sein mögen, so fehlerhaft kann die Interpretation so mancher Zahlen sein.

Ein kleines Beispiel:

Rendite ist nicht gleich Rendite.

Bei den Renditen der Fondsmanager werden auch mathematische Tricks angewandt

Es gibt die

  • arithmetische Durchschnittsrendite,
  • die geometrische Durchschnittsrendite,
  • den internen Zinsfuß,
  • die kumulierte Rendite,
  • die nominale Rendite und
  • die reale Rendite.

Und halt! Die Renditeberechnung kann auch in unterschiedlichen Währungen stattfinden.

Dass die nominale Rendite (Bruttorendite) höher ist als die reale Rendite, hatten wir ja oben bereits kurz betrachtet.

Methoden der Renditeberechnung

Wir wollen das Ganze mal an einem kleinen Beispiel durchexerzieren!

Herr Müller kauft sich einen hübschen Fonds bei oben genannter Gesellschaft.

Er investiert knackige 50.000 € und lässt den Fonds einfach mal liegen.

Folgenden Wert hat sein Investment am Ende jeden Jahres der ersten drei Jahre:

Ende Jahr 1: 70.000 €

Ende Jahr 2: 35.000 €

Ende Jahr 3: 75.000 €

Wir werden nun sehen, dass die verschiedenen Renditen der Fondsmanager höchst unterschiedlich ausfallen können.

Die arithmetische Durchschnittsrendite

Im ersten Jahr wurde eine Rendite von 40 % erreicht (70.000 € geteilt durch 50.000 €).

Das zweite Jahr ergab einen Verlust von 50 % (35.000 € geteilt 70.000 €).

Im dritten Jahr hat der Fonds etwa 115 % gemacht (75.000 € geteilt durch 35.000 €).

Hm, das sagt uns jetzt erst mal nicht so besonders viel.

Es waren jedenfalls sowohl hervorragende als auch hundsmiserable Jahre dabei.

Die arithmetische Durchschnittsrendite ist 40 % – 50 % + 115 % und das Ganze geteilt durch 3.

Wir erhalten stattliche 35 %.

Der Wahnsinn!

Die geometrische Durchschnittsrendite

Bei der geometrischen Durchschnittsrendite werden immer mehrere Jahre betrachtet.

Würde man lediglich ein Jahr betrachten, bekäme man das gleiche Ergebnis wie bei der arithmetischen Durchschnittsrendite.

Wir wollen in diesem Beispiel einfach mal alle drei Jahre berücksichtigen.

Unser erklärtes Ziel:

Herausfinden, wie viel Prozent Rendite unser Fonds jedes Jahr innerhalb dieser drei Jahre insgesamt gemacht hat.

Wir wissen:

Mit einem Anfangswert von 50.000 € und einem Endwert von 75.000 € haben wir 50 % Rendite eingefahren. Super!

Aber wie viel ist das denn pro Jahr?

Nein, nicht einfach 50 % geteilt durch drei.

Da kommt der Zinseszinseffekt ins Spiel!

Angenommen, man macht 10 % Rendite drei Jahre lang hintereinander, erhält man:

1,1*1,1*1,1 = 1,1^3 = 1,331

Das entspricht 33,1 % Rendite und nicht 30 % – also nicht einfach 3*10 %.

Bei 50 % Rendite sieht das so aus:

Man nimmt die dritte Wurzel von 50 %. Das ergibt genau 14,47 % im Jahr.

Wir machen die Probe:

1,147*1,1447*1,1447 = 1,5

Da haben wir unsere 50 % Rendite mit den entsprechenden 14,47 % pro Jahr.

Oha!

Weniger als die Hälfte im Vergleich mit der arithmetischen Durchschnittsrendite!

Der interne Zinsfuß

Der interne Zinsfuß ist nichts anderes als die geometrische Durchschnittsrendite.

Zumindest mal angenommen, dass Herr Müller innerhalb der drei Jahre weder Anteile des Aktienfonds verkauft, noch dass er Anteile kauft.

Würde Herr Müller Anteile kaufen oder verkaufen, müssten diese Zuflüsse oder Abflüsse Berücksichtigung finden und entsprechend bewertet werden.

Je nachdem, ob die Anteile gerade günstig oder teuer waren, wäre die Rendite dementsprechend höher oder niedriger ausgefallen.

Und ja, auch so kann die Renditen der Fondsmanager geschönt werden.

Die kumulierte Rendite

Kumulierte Rendite?

Nichts einfacher als das!

Einfach den momentanen Wert auf den Start des Investments beziehen.

Das heißt also beispielsweise fürs Jahr 3:

75.000 € geteilt durch 50.000 €

Die kumulierten Renditen stellen sich folgendermaßen dar:

Ende Jahr 1: +40 %

Ende Jahr 2: -30 %

Ende Jahr 3: +50 %

Nominale Rendite vs. reale Rendite

Die nominale Rendite fällt immer höher als die reale Rendite aus.

Denn von ersterer müssen noch Gebühren und Steuern abgezogen werden.

Deshalb ist es bei der Geldanlage auch so wichtig, genau auf die Gebührenstruktur zu achten.

Egal ob kostenloses Depot, gratis Konto oder preiswerte Versicherungen – Vergleichen kann sich lohnen.

Die Inflation kann man bei der Renditeberechnung übrigens ebenfalls berücksichtigen.

Man muss nur darauf achten, dass man sie entweder bei beiden Vergleichsgrößen abzieht oder bei keiner Vergleichsgröße abzieht.

Ansonsten bescheißt man sich nämlich selbst.

Fazit

Renditen der Fondsmanager müssen schon genauer betrachtet werden

Wer hätte gedacht, dass die Welt der Renditen so vielschichtig ist?

Und das die angegebenen Renditen der Fondsmanager oft sehr subjektiv gewählt sind und verzerrend wirken.

Der Privatanleger kann wenigstens ein kleines bisschen aufatmen:

In Deutschland benutzen die Fondsgesellschaften in ihren Prospekten überwiegend die sogenannte BVI-Methode – das Analogon zur geometrischen Durchschnittsrendite.

Es wird jedenfalls schnell klar, dass sich ein zweiter Blick auf jeden Fall lohnen kann.

Nachrechnen schadet auch nicht und allgemein gilt:

Selber informieren und rechnen ist besser, als sich auf undurchsichtige Zahlen zu verlassen.

Viel Erfolg bei der Geldanlage!

Dein Depotstudent Dominik

Über den Gastautor

Dominik ist der Depotstudent.

Er ist 23 Jahre alt, Absolvent des Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen und mittlerweile im Berufsleben angekommen.

Er ist selbst Investor, beschäftigt sich gerne mit Finanzthemen und genießt es, anderen Menschen bei diesen Themen weiterzuhelfen, indem er sein Erfahrungen und Gedanken auf seinem Blog depotstudent.de teilt.

Er informiert über grundlegende Themen, wenn es darum geht, ein eigenes Vermögen ab dem Start der beruflichen Laufbahn aufzubauen.

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