Kindergeld anlegen: Den Jüngsten einen guten Start ins Leben mit einem Kinderdepot verschaffen

Lesedauer 6 Minuten

Junge Eltern fragen sich oft, wie sie das Kindergeld anlegen können oder Geldpräsente von Freunden und Verwandten für den Nachwuchs. Hier findest du einen Vorschlag, wie Eltern ihren Kindern einen finanziell guten Start ins Leben verschaffen.

Zwar gelten Geldgeschenke für Kinder vielerorts als einfallslos, doch ermöglichen sie richtig investiert einen zumindest finanziell guten Start ins Leben.

Kindergeld anlegen – So machten es Eltern früher

Früher schlossen Eltern, die ihren Kindern einen guten finanziellen Start ins Leben verschaffen wollten, zur Geburt einen Bausparvertrag oder eine Kapital-Lebensversicherung für den Nachwuchs ab oder sie eröffneten ein Sparbuch.

In diese wurden dann das Kindergeld und Präsente von Oma, Opa und anderen Freunden und Verwandten zum

  • Geburtstag oder zu
  • Weihnachten und zu
  • Ostern und
  • zur Kommunion oder
  • Konfirmation

eingezahlt.

Doch diese Anlagevehikel sind heute nicht mehr unbedingt zeitgemäß:

Der Bausparvertrag ist zweckgebunden, was ein entscheidender Nachteil ist und die Kapital-Lebensversicherung ist ein Auslaufmodell, weil der Garantiezins nur noch bei 0,25 Prozent p. a. liegt und dieses Kombiprodukt aus Risikolebensversicherung und Sparvertrag sehr hohe Kosten aufweist (Abschlusskosten und laufende Verwaltungskosten). Damit haben sich Strukturvertriebe einst goldene Nasen verdient. Und auch das Sparbuch hat eine wesentlich geringere Verzinsung als die aktuelle Inflationsrate beträgt. Doch gibt es längst etwas Besseres. Vgl. zum Thema auch den Kinderdepot Vergleich von investorsapiens.de.

Wie eine zeitgemäße Lösung aussieht

Kindergeld anlegen

Ein eigenes Junior-Depot für jedes Kind und einen ETF-Sparplan auf einen Weltaktienindex wie den FTSE All World Index zum Beispiel. Dabei kommt vor allem der

Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Accumulating (WKN: A2PKXG)

in Betracht, der die Erträge reinvestiert (in der Fachsprache thesauriert).

Die Vorteile:

In einen Sparplan können sowohl laufende Sparbeiträge aus dem Kindergeld eingezahlt werden als auch einmalige Beträge, die zu Festtagen und besonderen Anlässen wie der Kommunion oder der Konfirmation fließen. Das war früher bei einer kapitalbildenden Lebensversicherung nicht ohne weiteres möglich, wie ich aus meiner Zeit als Finanzberater bei MLP noch weiß. Jede zusätzliche Einzahlung neben dem ursprünglich vereinbarten Versicherungsbeitrag bedeutete den Abschluss eines neuen Vertrages mit neuen Abschlusskosten: Ein gutes Geschäft für die Versicherungsgesellschaft und den Vermittler dieses Vertrages.

Dabei sind Kinder die idealen Aktiensparer, da von der Geburt bis zur Volljährigkeit stets 18 Jahre vergehen. Erst dann kann der Nachwuchs über das von den Eltern auf ihren Namen angesparte Kapital verfügen.

Seit Januar 2023 bekommt eine Familie für jedes Kind 250 Euro an Kindergeld. Das macht nach 18 Jahren immerhin 250 [Euro / Monat] x 12 [Monate / Jahr] x 18 [Jahre] = 54.000 [Euro] an eingezahlten Sparbeiträgen.

Bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 6 % p. a. kämen an Zins und Zinseszins noch einmal 43.322,49 Euro hinzu, so dass nach 18 Jahren ein Gesamtkapital von 97.322,49 Euro zur Verfügung stehen würde. Natürlich ist dies nur eine Modellrechnung, die so oder so ähnlich zutreffen kann, aber nicht muss.

Worauf bei einem ETF-Sparplan zu achten ist

Eltern, die mithilfe eines Sparplans langfristig für ihr Kind sparen wollen, kommen nicht um ETFs herum. Bei der Wahl von ETFs geht es darum, möglichst breit zu streuen. Da die Aktien, die der als Welt-Index bekannte MSCI-World abbildet, zu fast zwei Dritteln aus den USA stammen, raten Fachleute auch gerne zu ETFs auf Indizes wie den breiteren MSCI All Countries oder FTSE All World, die nicht nur Aktien aus Industrieländern abbilden, sondern auch Aktien aus Schwellenländern.

Warum aktiv gemanagte Fonds nicht die bessere Wahl sind

Aktiv gemanagte Fonds

Aktiv gemanagte Investmentfonds erzielen vereinzelt deutlich höhere Renditen als ihre Vergleichsindizes. Doch nur einer von zehn aktiv gemanagten Fonds schafft es, seinen Vergleichsindex wirklich über längere Zeit zu schlagen; das zeigen mittlerweile zahlreiche Studien. Zwar können Eltern für ihre Kinder auch einen aktiv gemanagten Fonds kaufen, doch ist die Gefahr groß, dass dieser sich über die Jahre hinweg schlechter entwickelt als ein breit aufgestellter ETF.

Das Gleiche gilt darüber hinaus auch für einzelne Aktien. Einzeltitel, die evtl. wegen ihrer hohen Dividende interessant sind, können eine Beimischung sein, aber mehr auch nicht. Zudem erfordert dieses „Stockpicking“ eine Menge an Zeit, über die längst nicht alle Eltern verfügen.

Bevorzugt in ETFs zu investieren ist zudem meist deutlich billiger. Die Verwaltungsgebühr (TER) dieser Fonds, die passiv einen Index nachbilden, beträgt lediglich zwischen 0,1 und 0,5 Prozent des angelegten Geldes pro Jahr – bei aktiv gemangten Fonds betragen die Gebühren meist ein Mehrfaches. Da liegst du schnell bei jährlichen Verwaltungskosten von 1,4% bis 2%.

Sowohl bei ETFs als auch bei klassischen Fonds gibt es die Unterscheidung in solche, die ihre Erträge immer wieder anlegen, d. h. in der Fachsprache thesaurieren, oder solche, die ihre Erträge regelmäßig ausschütten. Wenn es darum geht, kontinuierlich Vermögen aufzubauen, sind thesaurierende Fonds und ETFs wesentlich sinnvoller als ausschüttende.

Was bei einem Kinderdepot beachtet werden sollte

Depot, um Kindergeld anlegen zu können

Wer sein Geld in Wertpapiere investieren möchte, benötigt ein Depot. Eltern, die selbst eines führen, können einen ETF für den Nachwuchs in ihrem Depot kaufen oder ein Unterdepot eröffnen, das dem Kind gewidmet ist. Ein eigenes Depot für das Kind kann jedoch steuerliche Vorteile haben.

Zwar sind die Gepflogenheiten bei jeder Bank und jedem Broker etwas anders, aber im Grunde genommen reicht für eine Depoteröffnung die

  • Steueridentifikationsnummer des Kindes (siehe unten),
  • eine Kopie der Geburtsurkunde und
  • das Einverständnis der Sorgeberechtigten.
  • Alleinerziehende müssen oft noch die Scheidungsurkunde vorlegen.

Bei einigen Banken muss die Geburtsurkunde als amtlich beglaubigtes Dokument vorliegen, anderen reicht eine simple Kopie oder ein Scan.

Ist das Depot startklar, stellt sich die Frage, wie für das Kind gespart werden soll; entweder per:

  • Einmalanlage oder
  • Sparplan.

Die Einmalanlage ist durchaus sinnvoll, wenn etwa schon zur Geburt verschiedene Verwandte und Freunde Geld geschenkt haben. Andere bevorzugen einen Sparplan, in den etwa das Kindergeld regelmäßig fließt. Sparpläne gibt es bereits bei einigen Banken ab einem Euro, in der Regel sollte jedoch mindestens 25 Euro pro Monat angespart werden.

Wer nicht monatlich für sein Kind sparen will, kann dies auch quartalsweise, halbjährlich oder jährlich tun. Das hat zumindest, was die Kosten anbelangt, einen kleinen Vorteil, denn jedes Mal, wenn ein Sparplan ausgeführt wird, kostet das je nach Broker und ETF eine bestimmte Gebühr. Es sei denn, man eröffnet das Kinderdepot bei einem Broker, der auf Ordergebühren bei Sparplänen ganz oder weitestgehend verzichtet. Dazu gehören u. a.

  • Consorsbank
  • comdirect
  • flatex
  • ING.

Nähere Informationen dazu findest du u. a. auch hier

Kindergeld anlegen: Wie Kinder Steuern sparen können

Kurz nach der Geburt liegt bereits ein Brief mit der Steueridentifikationsnummer im Briefkasten der Eltern. Das heißt, auch Kinder sind Steuerzahler mit allen Rechten und Pflichten. Folglich steht jedem Kind der Sparerpauschbetrag, der aktuell bei 1000 Euro liegt, zu. Hinzu kommt der Pauschbetrag für Sonderausgaben in Höhe von 36 Euro. Hat das Kind keine weiteren Einkünfte, kann es noch den Grundfreibetrag von derzeit 10.908 Euro ausschöpfen. Das bedeutet, unterm Strich kann ein Kind Kapitalerträge bis zu 11.944 Euro steuerfrei kassieren.

Sollte ein Kind tatsächlich so hohe Einkünfte haben, ganz gleich, ob die Erträge aus seinem Depot oder anderswo herkommen, muss es unter Umständen Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zahlen, denn die Familienversicherung der gesetzlichen Kassen greift nur bis zu jährlichen Einkünften von maximal 6.820 Euro (5.820 Einkommensgrenze der GKV zuzüglich des Sparerpauschbetrags).

Fließt das Geld in thesaurierende Fonds, muss das Gros der Gewinne erst versteuert werden, wenn die Fondsanteile verkauft werden. Daher kann es sich lohnen, zwischendurch die Gewinne mitzunehmen und so die im Vergleich zu Erwachsenen hohen Freibeträge des Kindes zu nutzen. Das dann frei gewordene Geld kann anschließend wieder investiert werden.

Der Umgang mit Geld will früh erlernt sein

Der Umgang mit Geld will zeitig erlernt sein

Ganz gleich, um wie viel Geld es im Depot des Kindes im Endeffekt geht:

Kindern sollte schon früh beigebracht werden, was Geld und Vermögen bedeutet. Mit diesem Vorwissen ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass das Kind mit 18 sein Vermögen verprasst. Und die Chancen steigen, später finanziell gut dazustehen.

Denn wenn das Kind seinen Sparplan über das 18. Lebensjahr hinaus weiterführt, kann das bereits eingezahlte Kindergeld samt Zins und Zinseszins der Grundstock eines privaten Vermögens sein, das das Kind anspart, um später ein Haus zu bauen (Eigenkapital) oder seinen Ruhestand zu finanzieren.

Fazit: Mit einem Sparplan Kindergeld anlegen

Kindergeld ist eine wichtige finanzielle Unterstützung für Eltern, die ihnen dabei hilft, die Kosten für die Erziehung ihrer Kinder zu decken. Doch anstatt das Geld einfach für den täglichen Bedarf auszugeben, können Eltern das Kindergeld auch investieren, um ihren Kindern später einen finanziell guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Eine Möglichkeit ist, das Geld teilweise oder ganz regelmäßig in einen ETF-Sparplan auf einen Weltaktienindex (s. o.) einzuzahlen. Ebenso Geldgeschenke der Großeltern sowie von Freunden und Verwandten. Dadurch kann das Geld für zukünftige Ausgaben wie beispielsweise für das Studium oder eine Ausbildung des Kindes verwendet werden.

Es ist jedoch wichtig, dass Eltern sich vor einer Investition gründlich informieren und sich ggfs. beraten lassen. Denn je nach Investitionsform lauern unterschiedliche Risiken und es können zum Teil hohe Gebühren anfallen, zum Beispiel bei aktiv gemanagten Fonds. Eltern sollten daher sorgfältig prüfen, welche Anlageform für ihr Kind am besten geeignet ist.

Insgesamt bietet das Kindergeld anlegen eine wichtige Möglichkeit für Eltern, um für die Zukunft ihrer Kinder zu sparen und ihnen einen finanziell guten Start ins Leben zu ermöglichen.

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