30 Jahre ETFs: Börsengehandelte Indexfonds feiern Geburtstag

Lesedauer 7 Minuten

Indexfonds feiern Geburtstag: 30 Jahre ETFs. Anlass für einen Rückblick und einen Blick auf die verschiedenen Generationen an ETFs, die bisher von den ETF-Anbietern entwickelt wurden.

Vom Indexfonds zum ersten ETF

Die Idee von ETFs (Exchange Traded Funds) geht zurück auf die 1970er Jahre, als der US-Indexfonds-Pionier John Bogle erkannte, dass es für Anleger schwierig war, langfristige Marktrenditen zu erzielen, da aktiv gemanagte Fonds oft höhere Kosten und niedrigere Renditen aufwiesen. Er gründete Vanguard und schuf 1976 den ersten Indexfonds für den S&P 500-Index, der es Anlegern ermöglichte, breit diversifiziert in den US-Aktienmarkt zu investieren, ohne die Kosten und Risiken von aktiv gemanagten Fonds tragen zu müssen. Dieser Fonds war noch nicht börsennotiert und damit zwar ein Indexfonds, aber kein ETF.

ETFs wurden erst später im Jahr 1993 von State Street Global Advisors entwickelt, als sie den ersten ETF auf den S&P 500 Index auflegten, den SPDR S&P 500 ETF (SPY). Die Idee war ähnlich wie bei Indexfonds, aber ETFs wurden börsengehandelt, was bedeutete, dass sie während des Handelstages wie Aktien gehandelt werden konnten und somit für Anleger mehr Flexibilität und Liquidität boten.

Seitdem haben ETFs aufgrund ihrer niedrigen Kosten, Diversifikation und Liquidität erheblich an Beliebtheit gewonnen. Sie haben den Anlegern eine Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten geboten, die von breiten Indexfonds bis hin zu Nischen-ETFs reichen, die auf spezifische Branchen oder Themen ausgerichtet sind. Heutzutage gibt es Tausende von ETFs auf der ganzen Welt, die ein breites Spektrum von Anlageklassen und Strategien abdecken.

Im Jahr 2000 wurden ETFs in Deutschland und Europa zugelassen

In Europa wurden ETFs erstmals im Jahr 2000 angeboten. Die Deutsche Börse war Vorreiter mit zwei ETFs auf die beiden europäischen Bluechip-Indizes EURO STOXX 50 und STOXX Europe 50. Der Emittent beider Produkte hieß damals Merrill Lynch International.

Seit der Einführung des ETF-Segments im April 2000 ist Xetra der führende Handelsplatz für ETFs in Europa. Unter allen europäischen Börsen gibt es hier das vielfältigste Angebot und das höchste Handelsvolumen.

Die Auswahl an verfügbaren Indizes ist breit gefächert: Das aktuelle Produktangebot auf Xetra umfasst rund 1.800 ETFs, die Zugang zu Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffen und Einzelsektoren bieten. Darüber hinaus haben Anleger die Möglichkeit, Indizes zu wählen, die sich auf bestimmte Anlagestrategien konzentrieren oder Aktien enthalten, die hohe Nachhaltigkeitskriterien wie ESG (Environment, Social, Governance) oder SRI (Socially Responsible Investing) erfüllen. 

Quelle: Blackrock und ETFGI, 12.01.2023

Im Jahr 2022 lag das weltweit verwaltete ETF-Vermögen bei rund 8.998 Milliarden US-Dollar.

Daten und Fakten zu 30 Jahren ETFs

  • 2003 gab es noch weniger als 500 verschiedene ETFs weltweit.
  • 2013 waren es dann schon 3.625 verschiedene börsengehandelte Indexfonds.
  • Im Jahr 2022 wurden weltweit etwa 9.537 ETFs verwaltet.

Und im März 2023 gibt es alleine an der Frankfurter Börse Xetra als führendem Handelsplatz für ETFs & ETPs in Europa – mit 44 Emittenten, ein Angebot von rund 2.400 ETFs & ETPs und durchschnittlich rund 22 Mrd. € Umsatz im Monat.

ETPs

Ein ETF (engl.: „Exchange Traded Fund”) ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Index, wie beispielsweise des DAX, abbildet. Im Kern vereinen ETFs die Vorteile von Aktien und Fonds in einem Produkt.

Exchange Traded Commodities, kurz ETCs, sind Schuldverschreibungen, die an die Wertentwicklung von Rohstoffen gekoppelt sind.

Exchange Traded Notes sind börsengehandelte Schuldverschreibungen, die an die Wertentwicklung eines bestimmten Marktindikators gekoppelt sind. Das können Volatilitätsindizes, Devisen oder Aktienindizes sein. Zudem gibt es besicherte und unbesicherte ETNs.

  • Im Vergleich zu ETCs sind ETNs rechtlich und handelsseitig dasselbe. Es hat sich jedoch im Markt etabliert, Wertpapiere, die die Preisentwicklung von Rohstoffen abbilden als Exchange Traded Commodities zu bezeichnen. Außerdem sind derzeit nahezu alle ETCs im Handel an der Börse Frankfurt durch physische Hinterlegung von Rohstoffen oder treuhänderische Hinterlegung von Sicherheiten besichert. 
  • ETPs, kurz für Exchange Traded Products, ist der Oberbegriff für die Wertpapierart und umfasst neben ETFs auch ETCs wie ETNs.
  • Im Vergleich zu ETFs, den Exchange Traded Funds, zählen die in ETNs investierten Mittel nicht zum Sondervermögen der Emittenten. So dass insbesondere bei unbesicherten Produkten ein Investment mit dem Risiko verbunden ist, dass der Emittent als Schuldner ausfallen kann. Dafür ermöglicht die Konstruktion der ETNs, an exotischeren Wertpapieren und anderen Marktindikatoren zu partizipieren. Ein Engagement in die Volatilität am Aktienmarkt beispielsweise war bislang über ETFs nicht möglich.

1. Generation börsengehandelter Indexfonds: Klassische ETFs

30 Jahre ETFs

Klassische ETFs (Exchange Traded Funds) sind eine Art von passiv gemanagtem Investmentfonds, der an der Börse gehandelt wird und einen bestimmten Index abbildet. Der Zweck eines ETFs besteht darin, Anlegern eine kosteneffiziente und diversifizierte Möglichkeit zu bieten, um in einen bestimmten Markt oder Sektor zu investieren.

Die Art und Weise, wie ETFs ihren Index abbilden können, hängt von der zugrunde liegenden Struktur des ETFs ab. Einige ETFs halten physische Bestände des zugrunde liegenden Index, indem sie alle oder einen Teil der in diesem Index enthaltenen Wertpapiere kaufen und halten. Dies wird als vollständige Replikation oder auch physische Replikation bezeichnet.

Andere ETFs setzen auf synthetische Replikation, indem sie ein Portfolio von Derivaten wie Swaps und Futures nutzen, um die Performance des Index nachzubilden. Hierbei werden die physischen Bestände des Index nicht gehalten, sondern durch Derivate repliziert.

Es gibt auch hybride ETFs, die beide Ansätze kombinieren und einen Teil des Index physisch replizieren, während der Rest des Index durch Derivate abgebildet wird.

Die Methode, mit der ein ETF seinen Index abbildet, kann Auswirkungen auf die Kosten, Liquidität und Tracking-Genauigkeit haben. ETFs, die den Index physisch replizieren, haben tendenziell höhere Kosten aufgrund des Kaufs und der Verwaltung von Wertpapieren, haben jedoch eine höhere Tracking-Genauigkeit. ETFs, die synthetisch repliziert werden, haben tendenziell niedrigere Kosten, können jedoch höhere Risiken und eine geringere Tracking-Genauigkeit aufweisen.

Insgesamt bieten ETFs eine effiziente und diversifizierte Möglichkeit, um in eine Vielzahl von Märkten und Sektoren zu investieren. Die Art und Weise, wie ETFs ihren Index abbilden, hängt von der Struktur des ETFs ab und kann Auswirkungen auf die Kosten, Liquidität und Tracking-Genauigkeit haben.

2. Generation börsengehandelter Indexfonds: Smart Beta ETFs

Smart Beta ETFs

Smart Beta ETFs sind eine relativ neue Art von Exchange Traded Funds, die auf dem Konzept des Factor Investing basieren. Im Gegensatz zu traditionellen ETFs, die einfach nur den Index abbilden, versuchen Smart Beta ETFs durch gezielte Auswahl und Gewichtung von bestimmten Aktien oder Faktoren eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.

Smart Beta ETFs nutzen dabei quantitative Modelle, um spezifische Faktoren wie beispielsweise Unterbewertung, hohe Dividendenrendite oder geringe Volatilität auszuwählen und in das Portfolio aufzunehmen. Diese Faktoren sollen es dem ETF ermöglichen, langfristig eine bessere Performance als der zugrunde liegende Index zu erzielen.

Ein bekanntes Beispiel für Factor Investing in Smart Beta ETFs ist der Faktor „Value“, der darauf abzielt, Aktien mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zu identifizieren und zu gewichten. Andere Faktoren können beispielsweise „Momentum“, „Low Volatility“ oder „Quality“ sein.

Smart Beta ETFs bieten Anlegern die Möglichkeit, gezielt in bestimmte Faktoren zu investieren und somit ihr Portfolio zu diversifizieren. Die Kosten von Smart Beta ETFs können jedoch höher sein als bei traditionellen ETFs, da sie einen höheren Verwaltungsaufwand erfordern.

Insgesamt bieten Smart Beta ETFs Anlegern eine Alternative zu traditionellen passiv gemanagten ETFs, indem sie gezielt auf bestimmte (Aktien-)Faktoren setzen. Die Auswahl der Faktoren sollte jedoch sorgfältig durchgeführt werden. Nicht alle Faktoren erzielen in jedem Marktumfeld eine überdurchschnittliche Performance.

3. Generation börsengehandelter Indexfonds: Aktive ETFs

Fondsmanager

Aktive ETFs sind eine relativ neue Art von börsengehandelten Fonds. Sie wollen die Vorteile von passiv gemanagten ETFs und aktiv gemanagten Fonds kombinieren. Dabei setzen sie auf das Wissen und die Erfahrung von Fondsmanagern, um eine bessere Performance als passive ETFs zu erzielen.

Aktive ETFs versprechen Anlegern, dass Fondsmanager in der Lage sind, schnell auf Marktbewegungen zu reagieren und ihr Portfolio entsprechend anzupassen. Dies kann insbesondere in Krisenzeiten von Vorteil sein. Die Fondsmanager sind in der Lage, ihr Portfolio defensiver auszurichten oder auf Chancen zu reagieren, die sich auf dem Markt bieten.

Im Gegensatz zu klassischen aktiven Fonds bieten aktive ETFs jedoch niedrigere Kosten, höhere Transparenz und Steuereffizienz. Sie werden wie passive ETFs an der Börse gehandelt und weisen in der Regel eine geringere Managementgebühr auf.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Performance von aktiven ETFs von der Qualität des Fondsmanagers und seiner Fähigkeit abhängt, die Märkte erfolgreich zu schlagen. Aktive ETFs können höhere Kosten aufweisen als passiv gemanagte ETFs, und es gibt keine Garantie, dass sie besser abschneiden werden als passive ETFs.

Insgesamt bieten aktive ETFs Anlegern eine Alternative zu klassischen aktiven Fonds und passiv gemanagten ETFs, indem sie versuchen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Es ist jedoch wichtig, dass Anleger die Kosten, die Performance und die Qualität des Fondsmanagers sorgfältig prüfen, bevor sie in aktive ETFs investieren.

Fazit: 30 Jahre ETFs und eine beispiellose Erfolgsgeschichte

ETFs als Erfolgsgeschichte

In ihren Anfängen wurden Indexfonds noch belächelt, da sie sich damit zufrieden gaben, die Marktrendite – also die Durchschnittsrendite ihrer Indizes – zu erreichen. Doch damit erzielen sie nach Kosten häufig bessere Ergebnisse als aktiv gemanagte klassische Fonds.

Mittlerweile haben sie sich nicht nur bei institutionellen Anlegern durchgesetzt, sondern auch bei Privatanlegern. So sind ETF-Sparpläne mittlerweile weit verbreitet.

Ob Investoren mit Smart Beta ETFs oder aktiven ETFs langfristig den Markt schlagen, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall sind sie oft teurer als ETFs der ersten Generation, die eben ganz klassisch nur einen Index nachbilden.

Jedenfalls sind ETFs und ETF-Sparpläne eine bedeutende Finanzinnovation, die es Privatanlegern ermöglichen, effektiv und effizient – gerade in Bezug auf die Kosten – fürs Alter zu sparen.

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