Was ist ein ETF und wie funktionieren diese Indexfonds?

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Was ist ein ETF? Noch immer haben viele Privatanleger noch nie etwas über diese börsengehandelten Indexfonds gehört. Deshalb liefert dieser Artikel die Basics zu ETFs. Denn ETFs haben viele Vorteile und kaum Nachteile.

Was ist ein ETF einfach erklärt?

Ein ETF ist ein spezieller Investmentfonds. Das Kürzel steht für Exchange Traded Funds und übersetzt ist es ein börsengehandelter Indexfonds.

ETFs sind also Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden wie zum Beispiel Aktien und jeweils einen ganzen Börsenindex abbilden.

Im Falle eines Aktien-ETFs investierst du also nicht in eine einzelne Aktie, sondern in einen ganzen Aktienindex. Das kann beispielsweise ein nationaler Index wie der Deutsche Aktienindex (DAX) sein mit 40 einzelnen Aktien oder auch ein Weltaktienindex wie der MSCI World Index.

Auf den ersten Blick leuchtet ein, dass ein Investment in einen Aktienindex wie den MSCI World mit rund 1.600 Aktien aus 23 entwickelten Ländern (Industrieländern) weniger Risiko birgt als der Kauf einer einzelnen Aktie, die sich gut oder auch schlecht entwickeln kann.

Du hast also bei einem ETF eine eingebaute Risikostreuung, weil du in einen ganzen Index investierst.

Warum braucht ein ETF keinen Fondsmanager?

Fondsmanager

Während bei einem klassischen Investmentfonds ein (teures) Fondsmanagement entscheidet, welche Wertpapiere ge- und verkauft werden, ist das bei einem Indexfonds nicht notwendig.

Denn ein ETF bildet jeweils stur einen bestimmten Börsenindex nach, was ohne Probleme mit Computerunterstützung erfolgen kann.

Weil ein ETF kein kostenintensives Fondsmanagement benötigt, sind Indexfonds von den jährlichen Verwaltungskosten her gesehen wesentlich billiger als klassische Investmentfonds.

Wie bilden ETFs ihren Index nach?

Dabei gibt es verschiedene Methoden, wie ein ETF seinen zugrundeliegenden Index nachbildet. Genauer gesagt drei verschiedene Methoden.

  1. Der ETF kauft alle Aktien, die im Index enthalten sind (eher bei kleineren Indizes, da am teuersten).
  2. Er kauft nur einen statistisch relevanten Teil aller Aktien (wird bei großen Indizes oft angewendet, da billiger als Methode 1).
  3. Der ETF macht ein Tauschgeschäft (Swap) und tauscht den tagesaktuellen Wert des Index gegen ein Wertpapierpaket (besonders preiswert, aber birgt ein sogenanntes Gegenparteirisiko).

Nähere Informationen zu diesen sogenannten Replikationsmethoden findest du auf diesem Blog hier.

Was ist ein ETF? Der Unterschied zwischen Aktien und ETFs

Wie wir oben gesehen haben, enthält ein ETF stets mehrere Aktien, weil er einen ganzen Index abbildet. Indizes gibt es sehr viele und dementsprechend sehr viele ETFs. Allein an der Frankfurter Börse sind aktuell auf Xetra rund 1.800 ETFs handelbar, weltweit sind es laut Statista über 8.500 ETFs.

Darüber hinaus gibt es ETFs nicht nur für Aktien, sondern auch für alle anderen banküblichen Anlageklassen bzw. Assetklassen:

  • Aktien
  • Anleihen
  • Immobilien
  • Rohstoffe
  • Währungen
  • Geldmarkt.

Der wesentliche Unterschied besteht also darin, dass du bei einer Aktie zunächst nur eine einzelne Aktie erwirbst und bei einem ETF immer mehrere Aktien bzw. Wertpapiere auf einmal.

In ETFs kannst du übrigens einmalig mit einem größere Betrag investieren und regelmäßig mit einem ETF-Sparplan. Das ist theoretisch bereits ab 1,- € pro Monat möglich (Zum Beispiel beim Broker Scalable Capital), aber sicher erst ab mindestens 10,- oder 20 € pro Monat sinnvoll.

Wie funktioniert das mit den ETFs?

Schritt 1: Eröffnung eines Wertpapierdepots

Um einen ETF kaufen zu können, benötigst du ein Wertpapierdepot. Das kannst du dir bei deiner Filialbank einrichten lassen oder bei einem Online Broker.

Ich möchte dir dazu raten, es bei einem der mittlerweile zahlreichen Online Broker zu tun, weil es dort in aller Regel kostenlos ist. Die Filialbank lässt sich diesen Service in aller Regel mit einer jährlichen Gebühr bezahlen und diese Kosten kannst du leicht einsparen.

Eine Übersicht über die Anbieter findest du zum Beispiel hier:

Schritt 2: ETF aussuchen und kaufen oder einen Sparplan einrichten

Wenn du dir ein Depot zugelegt hast, suchst du im nächsten einen für dich passenden ETF aus. Dabei machst du zunächst mit einem Weltaktien-ETF nichts falsch. Nähere Informationen hierzu findest du u. a. in diesem Artikel von mir.

Dann kaufst du entweder für den dir zur Verfügung stehenden Betrag einmalig ETF-Anteile an dem ausgesuchten Indexfonds oder du richtest einen ETF-Sparplan ein, um jeden Monat einen gewissen Prozentsatz deines Gehalts – z. B. 10 Prozent – zu investieren.

ETF-Sparplan

Wer übrigens nicht gerade ein sechs- oder siebenstelliges Vermögen geerbt hat, macht nichts falsch, wenn er zunächst nur einen ETF auswählt.

Vorschlag für einen Weltaktien-ETF

Besonders beliebt ist u. a. dieser Weltaktien-ETF:

Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Accumulating (ISIN IE00BK5BQT80, WKN A2PKXG)

Dabei bietet der FTSE All-World Index Zugang zu Aktien aus Industrie- und Schwellenländern weltweit. Der FTSE All-World ermöglicht ein breit gestreutes und kostengünstiges Investment in etwa 4.130 Aktien. Die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio (TER)) liegt bei gerade einmal 0,22% p.a..

Der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Accumulating ist ein sehr großer ETF mit 4.558 Mio. Euro Fondsvolumen, älter als 1 Jahr und in Irland aufgelegt.

Aktuell gibt es 12 ETF Sparplan-Angebot(e) bei Online Brokern für diesen bei Privatanlegern sehr beliebten Weltaktien-ETF.

Sind ETFs noch sinnvoll?

Durch börsengehandelte Indexfonds (ETFs) ist die Geldanlage für Privatanleger deutlich kostengünstiger und einfacher geworden.

Während klassische aktiv gemanagte Investmentfonds zwischen 1,4 und 2 Prozent an Verwaltungsgebühren pro Jahr kosten, kommen ETFs gerade einmal auf ca. 0,3 Prozent per anno. Und einen Ausgabeaufschlag wie bei klassischen Fonds üblich, kennen börsengehandelte Indexfonds auch nicht.

Da festverzinsliche Anlagen nach wie vor kaum etwas abwerfen, gibt es sozusagen kaum eine Alternative zu Aktien-ETFs. Das gilt m. E. auch für die aktuelle Situation an den Märkten. Die gesunkenen Kurse an den Weltbörsen bieten gerade jetzt eine gute Kaufgelegenheit.

Nicht umsonst lautet eine alte Börsenregel:

„Buy on bad news.“ (Kaufe bei schlechten Nachrichten)

Sollte man ETFs jetzt verkaufen?

Wenn du jetzt deine ETFs verkaufst, realisierst du unter Umständen deine Buchverluste und verlierst Geld. Deshalb empfehle ich dir – auch wenn dies keine Finanzberatung ist – deine ETF-Anteile zu halten und die aktuelle Börsenkrise einfach auszusitzen.

Kann man mit ETFs pleite gehen?

Börsencrash

Wenn du in einen Weltaktienindex wie den Vanguard FTSE All World investierst hast, müssten ca. 4.130 Unternehmen weltweit zur gleichen zeit in Konkurs gehen, damit du pleite gehst.

Ist das wahrscheinlich? Ein solches Szenario kann ich mir höchstens bei einem weltweiten Atomkrieg vorstellen und dann müssen uns unsere Geldanlagen sowieso nicht mehr sonderlich interessieren.

Vorteile und Nachteile von ETFs auf den Punkt

Vorteile

  • einfach zu verstehen
  • transparent
  • flexibel bzw. liquide
  • eingebaute Risikostreuung
  • niedrige Kosten

Nachteile

Während aktiv gemanagte Fonds stets ihren Referenzindex zu schlagen versuchen und dies in der deutlichen Mehrzahl der Fälle nicht schaffen, bilden ETFs stur ihren Referenzindex nach.

Diesen erreichen sie in aller Regel bis auf die anfallenden jährlichen Verwaltungskosten. Der Nachteil eines ETFS besteht also darin, dass er seinen Referenzindex nicht schlagen kann (allerdings gibt es ETFs, die selbst das schaffen).

Fazit

Es würde mich freuen, wenn dir dieser Artikel möglichst einfach nahe gebracht hat, was ein ETF ist. Ich habe mich dafür entschieden, alles technische über ETFs wegzulassen, denn das muss man genauso wenig wissen, wie man wissen muss, wie der Motor eines Autos funktioniert, wenn man einsteigen und losfahren möchte.

Auf jeden Fall sind börsengehandelte Indexfonds aus meiner Sicht eine ideale Geldanlage für Ottonormalverbraucher, die langfristig (10 Jahre und länger) Geld auf die hohe Kante legen möchten und gleichzeitig einen Schutz vor der grassierenden Inflation suchen.

Denn der Aufbau einer privaten Altersvorsorge ist trotz Inflation und dem Krieg in der Ukraine ein wichtiges Thema für jeden zukünftigen Rentner, der nicht reich erben wird.

Du hast Fragen oder Anregungen? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar.

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