15 Investmentprodukte, die Sie besser nicht kaufen

Lesedauer 5 Minuten

Es gibt eine ganze Reihe Investmentprodukte, von denen Sie besser die Finger lassen. Welche sind das und warum sind sie für Privatanleger so gefährlich? Ein Überblick.

Es gibt zahlreiche Investmentprodukte, die keineswegs empfehlenswert sind.

Dazu gehören u. a.

• Einzelanlagen in Aktien
• Aktiv gemanagte Aktienfonds
• Branchenfonds
• Dachfonds
• Geschlossene Fonds
• Hedge-Fonds
• Private Equity
• Bausparverträge
• Offene Immobilienfonds
• Einzelimmobilien zur Vermietung
• Kapital-Lebensversicherungen
• Private Rentenversicherungen
• Zertifikate
• Staatsanleihen von Schwellenländern
• Unternehmensanleihen

Im Folgenden werden diese Investmentprodukte kurz charakterisiert:

Einzelanlagen in Aktien

Als Privatanleger sollten Sie eher keine Einzelaktien erwerben.

Bei Einzelaktien fehlt im Vergleich zu Aktien-ETFs in der Regel die Risikostreuung und Sie müssen Ihre Anlagen permanent genau beobachten, um bei Fehlentwicklungen entsprechend reagieren zu können.

Trotzdem kann es jederzeit zu Vorkommnissen wie bei VW (VW-Skandal: Dieselaffäre)) kommen, wo Anleger kaum eine Chance hatten zu reagieren, weil alles so schnell ging.

Besitzen Sie dagegen einen Aktien-ETF, streuen Sie Ihr Risiko breit.

Beim MSCI World Index beispielsweise auf über 1.600 Werte aus 23 Industrieländern.

Aktiv gemanagte Fonds

Aktiv gemanagte Fonds – also Fonds, die einen Fondsmanager haben und den Markt schlagen wollen – haben zu hohe Kosten und in der Regel zu schlechte Ergebnisse.

90 Prozent der akiven Fonds schaffen es nicht, dauerhaft ihren Referenzindex zu schlagen, sondern schneiden nach Kosten und Steuern schlechter als dieser ab.

Bei aktiv gemanagten Fonds ist Anlegern nur eines gewiss: Dauerhaft hohe Kosten.

Während ETFs durchschnittlich 0,37 Prozent des Nettoinventarvermögens p. a. kosten, sind es bei aktiv gemanagten Fonds über 1,5 Prozent.

Zusätzlich kosten aktive Fonds häufig noch einen Ausgabeaufschlag beim Kauf, was sie zusätzlich unattraktiv macht.

Branchenfonds

Ein Aktien-Portfolio sollte grundsätzlich systematisch global diversifiziert werden.

Da viel mehr ETFs für Länder und Regionen als für Branchen existieren, ist dies schwierig.

Zudem ist das Übergewicht einzelner Branchen keine sinnvolle Anlagestrategie:

Denn soweit eine Branche zeitweilig oder langfristig bessere oder schlechtere Ertrags- bzw. Wachstumschancen hat als andere Branchen, ist dieser Unterschied in der Regel längst in den jeweiligen Aktienkursen eingepreist.

Dachfonds

Dachfonds wollen für ihre Anleger die besten Fonds aus den etwa 7.000 in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Publikumsfonds finden.

Doch die Wissenschaft ist sich einig:

Dachfonds underperformen den durchschnittlichen Investmentfonds und dieser underperformt wiederum den Markt.

Der Grund:

Fonds-Pickung als Anlagestrategie funktioniert genauso schlecht wie Stock-Picking.

Dachfonds verursachen vor allem schnell doppelt so hohe Kosten wie aktiv gemanagte Fonds.

Geschlossene Fonds

Mit geschlossenen Fonds werden Projekte wie Flugzeuge, Schiffe, Windfarmen, Filme und Immobilie etc. finanziert.

Von ihnen ist aus folgenden Gründen abzuraten:

  • hohe offene und/oder versteckte Nebenkosten
  • hoch komplex und außerordentlich intransparent
  • Anleger gehen unübersehbare Rechts- und Haftungsrisiken ein, wie beispielsweise eine denkbare Nachschusspflicht, falls der Fonds in Schieflage gerät
  • Renditeprognosen sind oftmals extrem optimistisch
  • Investments sind völlig illiquide und können häufig nur mit Preisabschlägen vor Fälligkeit verkauft werden.

Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist die Pleite von Prokon im Jahre 2014, bei der Tausende deutscher Kleinanleger fast ihr gesamtes Investment verloren haben.

So ist es nicht verwunderlich, dass Experten teilweise zu der Schlussfolgerung kommen, dass Geschlossene Fonds für den Normalsparer ungeeignet sind.

Hedge-Fonds

Hedge-Fonds werden von Buchautoren und der Presse u. a. als Königsklasse des Investierens bezeichnet.

Dabei versprechen Hedge-Fonds Renditen, die über denen von Aktien liegen, aber kaum schwanken und praktisch nie Verluste generieren.

Bei Hedge-Fonds handelt es sich um geschlossene Investmentfonds mit folgenden Merkmalen:

  • Sie richten sich überwiegend an institutionelle Anleger und/oder an vermögende Privatanleger
  • Sie unterliegen meist nur sehr liberalen aufsichtsrechtlichen Restriktionen
  • Sie können in alle Anlageklassen investieren, Leerverkäufe tätigen, Derivatgeschäfte aller Art tätigen und Wertpapierkäufe in hohem Maße über Kredite finanzieren
  • Sie verfolgen häufig eine Strategie der Konzentration anstatt einer Diversifikation
  • Hohe Gebühren und Erfolgsbeteiligungen des Fondsmanagements

Alles Gründe, als Privatanleger von Hedge-Fonds besser die Finger zu lassen.

Private Equity

Private Equity ist keine eigenständige Anlageklasse.

Vielmehr handelt es sich um mit viel Fremdkapital finanzierte Beteiligungen an überwiegend kleinen und mittelgroßen Unternehmen.

Private-Equity-Investments haben meist sehr hohe offene und versteckte Nebenkosten.

Unter Berücksichtigung von Kosten, Steuern und Risiko schneiden sie meist schlechter ab als eine korrekt gewählte Benchmark.

Bausparverträge

Ein Bausparvertrag ist eine Mischung aus Anlage und Kredit.

Doch wenn es ums Anlegen geht, sind Mischprodukte fast immer zweite Wahl:

Sie sind unnötig komplex und intransparent und kosten meist hohe Gebühren.

Nach Auffassung von Experten wie zum Beispiel Gerd Kommer sind Bausparverträge von der Zeit überholte Produkte, die nur unter ganz speziellen Annahmen heute noch sinnvoll sind.

Offene Immobilienfonds

Folgende Argumente sprechen gegen Offene Immobilienfonds:

  • Offene Immobilienfonds hatten in den vergangenen Jahren regelmäßig niedrigere Renditen als die zu bevorzugenden Immobilien-REITs
  • Sie haben höhere Kauf- und Verkaufskosten als REITs
  • Ihr wahres Risiko ist oft nicht überschaubar, da die Bewertung des Immobilienbestandes durch die Fondsgesellschaft selbst erfolgt, was Bewertungstricks Tür und Tor öffnet
  • Es ist nicht gesichert, dass in Krisenzeiten die Anteile jederzeit zum offiziellen Kurs verkauft werden können
  • Offene Immobilienfonds sind nur in Deutschland bekannt, nicht jedoch in anderen westeuropäischen Ländern oder den USA.

Vor allem der letzte Punkt sollte einem Anlass zum Nachdenken geben, denn attraktive Investmentprodukte werden normalerweise von anderen Ländern kopiert.

Einzelimmobilien zur Vermietung

Um ein Klumpenrisiko zu vermeiden, sollten Haushalte, die nicht überdurchschnittlich vermögend sind, aus Risikogründen zumindest in einem speziellen Fall besser in keine vermietet Immobilie investieren:

Nämlich dann, wenn sie bereits ein Eigenheim besitzen.

Zudem ist es häufig zumindest außerhalb der Ballungsgebiete schwierig, eine angemessene Verzinsung auf das eingesetzte Eigenkapital zu erhalten.

Kapital-Lebensversicherung

Die klassische Kapital-Lebensversicherung war lange des Deutschen liebstes Kind, um privat vorzusorgen.

Es handelt sich bei dieser Form der Lebensversicherung um eine Kombination aus zwei verschiedenen Produkten, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben.

Nämlich einer Risikolebensversicherung und einem Wertpapiersparvertrag.

Verzinst wird nur der Sparanteil abzüglich der Kosten und das auch nur noch mit dem für Neuverträge gültigen Garantiezins von 1,25 Prozent p. a.

Hinzu kommen Überschüsse, die aber erstens nicht garantiert sind und zweitens seit Jahren sinken.

Zieht man davon die Kosten für Vertrieb und Verwaltung ab, bleibt unterm Strich nicht mehr viel übrig.

Also: Finger weg von der Kapital-Lebensversicherung!

Private Rentenversicherungen

Private Rentenversicherungen bieten in der Regel ein Wahlrecht zwischen einer lebenslänglichen Leibrente oder einer einmaligen Kapitalauszahlung.

Sie sind ebenfalls Wertpapiersparverträge mit einem Garantiezins von 1,25 Prozent bei Neuverträgen.

Von diesen werden ebenso wie bei der Kapital-Lebensversicherung noch Vertriebs- und Verwaltungskosten abgezogen.

Zwar gibt es auch hier Überschüsse, doch sind diese nicht garantiert und sie sinken seit Jahren.

Sowohl für Kapital-Lebensversicherungen als für private Rentenversicherungen gilt, dass die Versicherungsgesellschaften massiv unter der aktuellen Niedrigzinsphase leiden.

Auch private Rentenversicherungen sind eher nicht empfehlenswert.

Eine Ausnahme bilden Riester-Verträge, zu deren Renditen sich staatliche Zuschüsse addieren und evtl. noch Steuervorteile.

Riester-Verträge lohnen sich besonders für Familien mit Kindern.

Zertifikate

Bei Zertifikaten (strukturierten Produkten) für Privatanleger ist Deutschland führend in der Welt.

Anfang 2015 gab es immerhin 1,2 Millionen unterschiedliche Zertifikate gegenüber rund 1.000 börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften.

In den meisten anderen Ländern sind solche Produkte gar nicht für den Privatkundenvertrieb zugelassen.

Aus folgenden Gründen ist von Zertifikaten abzuraten:

  • Zertifikate sind rechtlich betrachtet Bankschuldverschreibungen mit einem entsprechenden Risiko für Anleger, falls die Bank pleitegeht
  • Viele Zertifikate sind intransparent und hochkomplex
  • Ihre wahren Kosten liegen oft über denen, die in den Produkt-Factsheets angegeben werden
  • Für über 95 Prozent aller Zertifikate gibt es keine verlässlichen Renditestudien, da die Zertifikateindustrie keine historischen Daten zur Verfügung stellt.

Vor allem der letzte Punkt sollte Privatanleger sehr misstrauisch machen.

Staatsanleihen von Schwellenländern

Zumindest Anleihen in lokaler Währung sind deutlich risikoreicher als in Hartwährung.

Wer trotzdem in Staatsanleihen von Schwellenländern investieren möchte, sollte folgende Punkte beachten:

  • Bitte über eine Vielzahl an Länderemittenten streuen, so dass alle wesentlichen Schwellenländerregionen abgedeckt sind
  • Für die Laufzeit gilt: Je länger, desto risikoreicher
  • Der Anteil dieser Anlageklasse am Gesamtportfolio sollte nicht mehr als 20 Prozent betragen.

In Hartwährung denominierte Staatsanleihen von Schwellenländern wiesen in den vergangenen rund 21 Jahren gute Renditen bei vertretbaren Risiko auf.

Doch mit dem sich abschwächenden Wirtschaftswachstum in China sinkt dessen Bedarf an Rohstoffen, was sich negativ auf das Wirtschaftswachstum vieler Schwellenländer, zum Beispiel Russland und Brasilien, auswirkt. Hinzu kommt der niedrige Ölpreis.

Unternehmensanleihen

Hier sind besonders Mittelstandsanleihen gemeint, die häufig von kleineren Unternehmen begeben werden.

Dabei sollten Anleihen ohne Rating für Privatanleger tabu sein.

Das Rendite-Risiko-Profil von Unternehmensanleihen repräsentiert eine Kombination aus den Aktien des jeweiligen Unternehmens und Staatsanleihen der gleichen Laufzeit und Währung wie die Unternehmensanleihe.

Renditen resultieren stets aus dem eingegangenen Risiko:

Wer Aktienrisiko tragen möchte, sollte besser direkt in die Aktien des jeweiligen Unternehmens investieren und wer ein Zinsänderungsrisiko tragen möchte, sollte besser in Staatsanleihen investieren.

Fazit: 15 Investmentprodukte, die Sie besser meiden

Wenn Sie die hier vorgestellten Investmentprodukte meiden, laufen Sie weniger Gefahr, unnötig Geld an der Börse zu verlieren.

Investieren Sie stattdessen lieber in ETFs.

Bei diesen liegt die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger.

Wenn Sie sich ein Portfolio mit ETFs aus verschiedenen Anlagenklassen aufbauen, streuen Sie Ihr Anlagerisiko optimal.

[the_ad id=“12442″]

 

3 Gedanken zu „15 Investmentprodukte, die Sie besser nicht kaufen“

  1. In puncto Zertifikate möchte ich gerne entschieden widersprechen. Ich bin zwar kein Freund von Zertifikaten, da ich die zugrundeliegenden Optionsgeschäfte wenn möglich lieber selbst tätige (und mir damit den ganzen Kuchen sichere und das Emittentenrisiko umgehe) – auch wenn Margin-Accounts mit Eurex-Zugang wohl eher schon im semi-professionellen Bereich anzusiedeln sind.
    Nur über Zertifikate haben aber alle anderen Privatanleger den Zugang zu manchen Konstrukten und können beispielsweise auch mal Volatilität shorten (bspw. über ein Bonuszertifikat). Im aktuellen Umfeld niedriger Renditen erachte ich solche Alternativen (bedacht eingesetzt) als recht hilfreich, um abseits von „equity long-only“ Rendite zu erzielen.

    Antworten
    • Hallo Dominic,

      besten Dank für diesen Kommentar.

      Die meisten Privatanleger verfügen nicht über das erforderliche Know how, um teilweise komplizierte Zertifikate zu verstehen. Deshalb sollten sie diese auch nicht kaufen. Schließlich gibt es stets das Emittentenrisiko. Ein Grund mehr, seine Finger von Zertifikaten zu lassen.

      Viele Grüße

      Jürgen

      Antworten
  2. Pingback: 16 Investmentprodukte, von denen du die Finger lassen solltest – Investment Amad€

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.