Mit Assetklassen die eigenen Investitionen strukturieren

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Es gibt verschiedene Assetklassen und Investmentanfängern fehlt hier oftmals der Überblick. Hier erhältst du einen Überblick über bankübliche Anlageklassen und darüber hinaus.

Die Gesamtheit aller investierbaren Werte ist kaum überschaubar und deshalb ist es sinnvoll, sie zuerst in Klassen mit ähnlichen Eigenschaften zusammenzufassen. Es hat sich gezeigt, dass der Erfolg eines Investors zu einem wesentlichen Teil von der Aufteilung seines Kapitals in die Assetklassen abhängt und weniger von der Auswahl der einzelnen Werte.

Was ist eine Assetklasse?

Assets sind Vermögenswerte und demnach versteht man unter einer Assetklasse eine Gruppe von investierbaren Werten vom selben Typ mit ähnlichen Eigenschaften. Diese Eigenschaften umfassen den zu erwartenden Ertrag, das Risiko, die Verfügbarkeit des so veranlagten Kapitals und die Mindestanlagesumme.

Welche Assetklassen gibt es?

Die gängige Einteilung in bankübliche und alternative Assetklassen unterscheidet

  • Aktien,
  • Anleihen,
  • Immobilien,
  • Rohstoffe,
  • Liquidität und
  • alternative Anlageklassen.

Für dich als Anleger steht natürlich das Verhältnis von Ertrag und Risiko einer Assetklasse im Zentrum des Interesses. Eine Zauberformel für Anlageerfolg hat noch niemand gefunden. Das ist auch nicht zu erwarten, denn eine solche würde sofort von allen Investoren verwendet und würde nicht mehr funktionieren. Manche Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaften sind aber für dich als Investor durchaus interessant. So haben Untersuchungen im Rahmen der Modernen Portfoliotheorie (Harry M. Markowitz) ergeben, dass der Gesamtertrag einer Veranlagung zu einem wesentlichen Teil von der Aufteilung auf verschiedene Assetklassen abhängt. Das bedeutet, du entscheidest dich zuerst für das prozentuale Gewicht der einzelnen Assetklassen an deinem Gesamtportfolio. Der Anlageerfolg hängt dann nur noch wenig davon ab, welche konkreten Aktien du beispielsweise auswählst. Es liegt daher nahe, dich zuerst sorgfältig um die Aufteilung in die verschiedenen Assetklassen zu kümmern.

Die verschiedenen Assetklassen im Überblick

Im folgenden werden die verschiedenen Assetklassen – auch Anlageklassen genannt – überblicksartig vorgestellt.

Aktien

  • Ertrag hoch.
  • Risiko hoch.
  • Verfügbarkeit schnell durch Verkauf an der Börse.
  • Stückelung: ab einem Stück investierbar
  • Mindestanlagesumme für manche Aktien hoch, aber über Neo-Broker, wie zum Beispiel Trade Republic, bereits ab 10 EUR Mindestanlagesumme investierbar. Dort können auch Bruchstücke von teureren Einzelaktien erworben werden.

Eine Aktie verbrieft das Eigentum eines Anteils an einem Unternehmen. Als Aktionär hast du bestimmte Rechte wie ein Stimmrecht an der jährlichen Hauptversammlung.
Von einer Aktie profitierst du, wenn der Kurs steigt. Weniger bekannt ist die Dividende, die eine jährliche Gewinnbeteiligung darstellt und von vielen Aktiengesellschaften schon Jahrzehnte zuverlässig ausbezahlt wird. Solche Aktien sind als Alternative zu festverzinslichen Anleihen interessant, weil der Ertrag von Anleihen derzeit sehr niedrig ist.

Als Anteil an einem Unternehmen stellt eine Aktie einen Sachwert dar und bietet dir deshalb Schutz vor Inflation. Die kurzfristigen Schwankungen von Aktien ist relativ groß, aber mit einer Diversifizierung über zahlreiche Aktien und einer längeren Investitionsdauer (ab 10 Jahre aufwärts) treten diese Effekte in den Hintergrund.

Anleihen

  • Ertrag niedrig.
  • Risiko niedrig.
  • Verfügbarkeit hoch.
  • Mindestanlagesumme: häufig ab 1.000 EUR, teilweise auch höhere Beträge.

Anleihen sind Schuldverschreibungen, die von Gebietskörperschaften wie Staaten oder Unternehmen ausgegeben oder emittiert werden. Mit dem Erwerb einer Anleihe wirst du für eine fixe Laufzeit Gläubiger dieser Organisationen. Für diese ist eine Emission von Anleihen eine Alternative zur Aufnahme eines Kredits.

Wird der Emittent einer Anleihe zahlungsunfähig, verlierst du deine Investition. Für Anleihen gibt es keine Einlagensicherung wie für Bankkonten, aber in einem solchen Fall werden die Besitzer von Anleihen vor den Aktionären entschädigt.

Bei Anleihen siehst du den Zusammenhang zwischen Ertrag und Risiko besonders deutlich. Je stabiler der Emittent und je geringer daher das Ausfallsrisiko, umso geringer ist auch der Zinssatz. Umgekehrt müssen Schuldner wie zum Beispiel unterentwickelte Staaten höhere Zinsen bieten, um ihre Anleihen im Markt platzieren zu können.

Steigen die Zinsen während der Laufzeit der Anleihe, fällt der Kurs. Das ist im derzeitigen Niedrigzinsumfeld eine wichtige Überlegung. Bei fallenden Zinsen steigen die Kurse, was aber beim derzeitigen Zinsniveau praktisch nicht mehr möglich ist.

Der feste Zinssatz wirkt auf viele Anleger attraktiv, neu aufgelegte Anleihen bieten aber einen so geringen Zinssatz, dass nicht einmal die Inflation abgedeckt wird.

Immobilien

  • Ertrag hoch
  • Risiko moderat
  • Verfügbarkeit niedrig
  • Mindestanlagesumme für Einzelobjekte hoch, bei offenen Immobilienfonds zum Teil ab 50,- oder 100,- EUR möglich

Nachdem eine Immobilie einen Sachwert darstellt und auch für eine Eigennutzung in Frage kommt, gilt das Risiko als gering. An sich ist diese Einschätzung auch berechtigt, du solltest dir eine solche Investition aber trotzdem gut überlegen. Die letzte Finanzkrise 2008 begann deshalb, weil sich die Annahme immer nur steigender Immobilienpreise als nicht richtig herausgestellt hat.

Das traditionelle Eigenheim ist nicht nur eine Investition, sondern auch eine Konsumausgabe. Mindestens gehst du mit so einem Kauf ein großes Klumpenrisiko ein, weil ein großer Teil deiner Mittel in diesem einen Objekt gebunden sein wird. Eine Alternative ist der Erwerb einer Mietwohnung in einem Ballungsraum und das Anmieten des eigenen Wohnraums. Damit bist du etwas flexibler als mit einem Eigenheim.

Mit kleineren Summen ist es möglich, in einen Immobilienfonds (dabei werden offene und geschlossene Immobilienfonds unterschieden) zu investieren. Dabei solltest du das Kleingedruckte sorgfältig lesen. Manche solche Fonds werben damit, dass du dein Kapital jederzeit aus dem Fonds abziehen kannst (offene Fonds). Das sieht attraktiv aus, kann aber problematisch sein. In einem Krisenfall werden sehr viele Investoren von dieser Möglichkeit Gebrauch machen wollen. Das wiederum bedeutet, dass die Manager des Fonds diese Auszahlungen nur leisten können, wenn sie die Immobilien zu Schleuderpreisen verkaufen. Das bedeutet große Verluste für alle Investoren.

Ein weiteres Risiko sind steigende Zinsen. Werden Immobilien auf Kredit zu variablen Zinsen finanziert, können die Betreiber durch Zinserhöhungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen. Dasselbe gilt auch bei Auslaufen des Zinsbindungszeitraums bei festgeschriebenen Zinsen für 5, 10, 15 oder gar 20 Jahre.

Rohstoffe

  • Ertrag hoch
  • Risiko hoch
  • Verfügbarkeit in der Form für Privatanleger hoch
  • Mindestanlagesumme: Privatanleger investieren am besten über Rohstoff-ETFs in Rohstoffe, da dies bereits (bei ausgewählten Brokern) ab einer Mindestanlagesumme von 1,- EUR möglich ist. Wer direkt in Rohstoffe investieren möchte, muss mit Mindestanlagesummen im fünfstelligen Bereich rechnen.

Rohstoffe umfassen eigentlich mehrere Assetklassen und lassen sich in Industriemetalle, Edelmetalle, Energierohstoffe und Agrarrohstoffe unterteilen.

Eine Investition in Gold ist in der Form von Münzen oder Barren möglich. Gold bietet einen sehr guten Inflationsschutz, wirft aber keinen Ertrag ab.

In andere Rohstoffe kannst du als Privatanleger praktisch nur über entsprechende Wertpapiere investieren. Es gibt zahllose Fonds, die eine enorme Vielfalt von Investitionen in Rohstoffe ermöglichen.

Geldmarkt und Liquidität

  • Ertrag sehr niedrig
  • Risiko niedrig
  • Verfügbarkeit sehr hoch
  • Mindestanlagesumme sehr niedrig

Am Geldmarkt findest du jederzeit verfügbare (Tagesgeld-)Konten, Festgeldkonten mit einer zeitlichen Bindung und Geldmarktfonds, die jederzeit handelbar sind und deren Manager mit sehr kurzfristigen festverzinslichen Wertpapieren handeln.

Von allen Assetklassen ist diese die liquideste. Mit Liquidität hast du eine jederzeit einsetzbare Reserve und zwar sowohl für deinen eigenen Bedarf als auch für kurzfristig verfügbare attraktive Investitionen.

Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld verlierst du mit einer Anlage in diese Assetklasse allerdings kontinuierlich Wert durch die Inflation.

Sammlerstücke

  • Ertrag hoch
  • Risiko hoch
  • Verfügbarkeit sehr niedrig
  • Mindestanlagesumme je nach Asset

Beispiele für diese Assetklasse sind Wein, Whisky, Oldtimer, Uhren, Kunstwerke oder Briefmarken, wobei der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt sind. Grundprobleme in diesem Bereich sind die Lagerkosten, die Liquidität und natürlich die zu erwartende Wertentwicklung. Eine sinnvolle Regel lautet, sich zuerst zu interessieren, sich zu informieren und erst dann zu investieren. Auch mit fundierten Kenntnisse ist eine solche Investition immer noch riskant.

Alternative Assetklassen

  • Ertrag hoch
  • Risiko hoch
  • Verfügbarkeit unterschiedlich
  • Mindestanlagesumme je nach Typ sehr unterschiedlich von niedrig bis hoch

Als Beispiele betrachten wir Derivate, Kryptowährungen und Private Equity.

Derivate sind sehr riskante Wertpapiere, mit denen du in kurzer Zeit und oft innerhalb eines Tages viel gewinnen oder einen Totalverlust erleiden kannst. Du handelst beispielsweise nicht eine Aktie, sondern das Recht, diese Aktie für einen bestimmten Zeitraum zum derzeitigen Preis kaufen zu können. Dieses Recht ist natürlich viel billiger als die Aktie selbst und bringt dir entsprechend hohe Gewinne, wenn die Aktie in diesem Zeitraum steigt. Fällt sie aber, ist das Recht wertlos.

Solche Spekulationen erfordern auf jeden Fall hohe Sachkenntnis und viel Aufwand in der Durchführung.

Kryptowährungen als Assetklasse gibt es erst seit etwa einem Jahrzehnt. Mit Sachkenntnis kann man einzelne vielversprechende Währungen, wie zum Beispiel Bitcoin oder Ethereum, aussuchen. Als Alternative kommen Fonds mit zahlreichen Kryptowährungen in Frage.

Private Equity bedeutet eine direkte Beteiligung an einem Unternehmen. Für Privatanleger ist das normalerweise nur über entsprechende Fonds möglich.

Exchange Traded Funds

  • Ertrag je nach Assetklasse niedrig bis hoch
  • Risiko je nach Assetklasse unterschiedlich
  • Verfügbarkeit hoch
  • Mindestanlagesumme bei Neo-Brokern ab 1,- EUR

ETFs sind Fonds, die einen Index wie den DAX abbilden, deshalb keinen Fondsmanager benötigen und darum nur geringe Gebühren verrechnen. ETFs gibt es für folgende Anlageklassen:

  • Aktien
  • Anleihen
  • Immobilien
  • Rohstoffe
  • Währungen
  • Geldmarkt.

Mit ETFs kannst du in die verschiedensten Assetklassen schon mit kleinen Summen investieren, weil oft auch Sparpläne für ETFs verfügbar sind. Einen ETF kannst du auch jederzeit verkaufen, weil er wie eine Einzelaktie an der Börse gehandelt wird.

Fazit: Streue deine Investitionen über verschiedene Assetklassen

Asset Allocation

Assetklassen gliedern das Investmentuniversum und bieten dir die Möglichkeit, die für dich passende Kombination von Ertrag und Risiko zu wählen. Dabei ist es wichtig, seine Investition auf verschiedene Assetklassen zu verteilen (diversifizieren), da gemäß der Modernen Portfoliotheorie bis zu 90 Prozent der Rendite eines Portfolios dadurch zustande kommt.

Es ist also wichtiger, mehrere Anlageklassen miteinander zu kombinieren, als sehr viel Aufwand bei der Auswahl der Wertpapiere innerhalb einer Assetklasse zu betrieben. Wobei letztere allerdings auch nicht zu vernachlässigen ist.

Meiner Meinung nach ist es am klügsten, mittels ETFs in die verschiedenen Anlageklassen zu investieren und so sein Risiko zu streuen.

Hier findest du eine Übersicht über die Anbieter von ETF-Sparplänen:

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