Es gibt zahlreiche unterschiedliche Geldanlageinstrumente. Vom klassischen konservativen Sparbuch über Aktien bis hin zu risikobehafteten Geldanlagen wie u. a. Zertifikate und andere Derivate. Doch der Anlagetrend unserer Zeit sind ETFs.
ETFs als Anlagetrend unserer Zeit
Börsengehandelte Indexfonds sind die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger.
Die meisten Leute, die sich schon einmal etwas ausführlicher mit dem Thema Geldanlage beschäftigt haben, sind bereits auf diesen Begriff gestoßen.
Doch dem breiten Publikum sind Exchange Traded Funds – kurz ETFs – noch nicht so geläufig wie zum Beispiel Aktien.
Diese befinden sich in Deutschland nach dem Telekom-Debakel in der Dotcom-Krise aufgrund der andauernden Niedrigzinsphase jüngsten Umfragen zufolge in einer Renaissance.
Das mag auch daran liegen, dass es ETFs noch nicht so lange gibt.
Der erste Indexfonds wurde 1976 von John Bogle, dem damaligen Chef der Investmentgesellschaft Vanguard, auf den Markt gebracht.
Dann dauerte es noch ein paar Jahre, bis es den ersten börsengehandelten Indexfonds gab.
In Deutschland sind ETFs erst seit dem Jahr 2000 erhältlich und mittlerweile werden mehr als 1.200 ETFs an der Frankfurter Börse gehandelt.
Dabei ist so ziemlich jede Spezialität verfügbar:
Vom an den Euro Stoxx 50® gekoppelten Klassiker, der im Jahr 2000 den Anfang machte, deckt das Angebot 18 Jahre später
- jede Anlageklasse,
- jede Region weltweit,
- viele Themen und
- Strategien,
- alle Branchen und
über die Weiterentwicklung von Exchange Traded Notes (ETN) und Exchange Traded Commodities (ETC) – auch
- Devisen,
- Volatilität und
- Rohstoffe
ab.
Ein ganzer Markt in einem einzigen Trade:
Das macht den besonderen Charme von ETFs aus.
Dazu kommt, dass sie kostengünstige, flexible und transparente Investmentvehikel sind und sich für verschiedene Anlegertypen eignen, um ein ETF-Portfolio aufzubauen.
Von risikoavers bis ausgesprochen risikofreudig.
Was ETFs kennzeichnet
Der Begriff ETF kommt aus dem Englischen und steht für Exchange Traded Funds.
Im Deutschen haben wir es also mit einem börsengehandelten Indexfonds zu tun.
Ein ETF ist also zunächst einmal schlicht und ergreifend ein Fonds.
Ein Investmentfonds.
Und zwar eine spezielle Art von Investmentfonds.
Einer, der sich allerdings von klassischen, aktiv gemanagten Fonds deutlich unterscheidet.
Diese haben nämlich einen (teuren) Fondsmanager, der die Wertpapiere, die der Fonds kauft, gezielt und mit viel Aufwand aussucht.
Sein Ziel:
Den Markt zu schlagen.
Ein ETF braucht dagegen keinen Fondsmanager, denn er bildet lediglich einen bestimmten Börsenindex passiv nach.
Deshalb nennt man Geldanlage in ETFs auch passives Investieren.
ETFs bilden einen Index entweder nach, indem sie alle Aktien dieses Index kaufen (physische Replikation) oder indem sie den Wert des Index bei einer Bank gegen einen Swap tauschen (synthetische Nachbildung).
Beide Verfahren haben spezifische Vor- und Nachteile, die auf diesem Blog bereits an anderer Stelle ausführlich erörtert wurden.
ETFs haben nun im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds den Vorteil, dass sie sehr kostengünstig sind:
Zum einen fallen für ETFs keine Ausgabeaufschläge an, wie bei aktiven Fonds üblich, zum anderen sind die jährlichen Verwaltungskosten von ETFs deutlich geringer.
Während aktive Fonds durchschnittlich 1,5 bis 2 Prozent an Verwaltungskosten per anno verursachen, kosten Indexfonds im Durchschnitt lediglich 0,37 Prozent p. a.
Tendenz:
Fallend, da es einen intensiven Wettbewerb zwischen den Kapitalanlagegesellschaften gibt.
Für den ETF-Investor ist das eine erfreuliche Entwicklung.
Diese Kostendifferenz wirkt sich erheblich auf die Nettorendite von ETFs aus und über den Zinseszinseffekt macht das über viele Jahre je nach Anlagesumme fünf- bis sechsstellige Beträge aus.
Merke:
Die Rendite einer Geldanlage kannst du in der Regel nicht beeinflussen, wohl aber deren Kosten.
Beim Investieren in ETFs ergibt sich übrigens folgendes Paradoxon:
Von Vornherein auf den Durchschnitt zu setzen – nichts anderes ist Indexing – bewirkt, über dem Durchschnitt aller Anleger abzuschneiden.
Denn aktive Fonds, die den Markt stets schlagen wollen, schaffen dies über einen längeren Zeitraum in der Mehrzahl nicht, wie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema immer wieder gezeigt haben.
Welche Arten von ETFs gibt es?
Das Angebot an ETFs ist mittlerweile sehr groß und wächst unablässig.
Weltweit werden inzwischen mehr als 7.000 verschiedene ETFs angeboten.
Zudem werden ETFs für die verschiedensten Anlageklassen angeboten:
- Aktien
- Anleihen
- Immobilien
- Rohstoffe
- Währungen
- Geldmarkt.
Dabei sucht man einen ETF am besten wie im Folgenden beschrieben aus.
Zunächst muss man sich für einen bestimmten Börsenindex entscheiden.
Börsenindizes
Bevor du dir einen bestimmten Börsenindex aussuchst, musst du dich zunächst für eine bestimmte Anlageklasse entscheiden; also Aktien, Anleihen, Rohstoffe etc.
Nehmen wir einmal an, du entscheidest dich für Aktien.
Zumindest würde das aktuell in der noch immer andauernden Niedrigzinsphase Sinn machen.
Es gibt weltweit ca. 43.000 verschiedene Aktiengesellschaften, aber alleine rund 3 Millionen verschiedene Aktienindizes (EXTRAmagazin Nr. 4/2018, S. 7).
Auch für andere Anlageklassen gibt es zahlreiche weitere Indizes.
Ihre Zahl ist mittlerweile schlicht unüberschaubar geworden.
Einige der bekanntesten Beispiele für Aktienindizes sind beispielsweise
- der DAX (Deutscher Aktienindex),
- der FTSE (Financial Times Stock Exchange aus Großbritannien) oder auch
- der Nikkei (japanischer Leitindex und bedeutendster Aktienindex Asiens).
Mit einem einzigen ETF auf diese Indizes kannst du also in die wichtigsten Wirtschaftsunternehmen des jeweiligen Landes investieren.
Aber es geht noch besser:
Es gibt schließlich Aktienindizes, die die größten Unternehmen weltweit enthalten.
Ein solcher Index ist zum Beispiel der MSCI World Index.
Er enthält über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern weltweit.
Der MSCI World Index wird sogar von der Stiftung Warentest (Zeitschrift Finanztest) für Privatanleger mit einem langen Anlagehorizont empfohlen.
Und mit einem ETF-Sparplan kann man bereits ab 25 EUR pro Monat in einen ETF auf diesen marktbreiten Index investieren.
Jetzt kommt der zweite Schritt:
Wenn du dich für einen Index entschieden hast, musst du einen konkreten ETF aussuchen, den du besparen willst.
Auswahl des konkreten ETFs
Meist werden für einen bestimmten Index mehrere ETFs von verschiedenen Investmentgesellschaften angeboten.
Wenn das so ist, gibt es mehrere Kriterien, die du heranziehen solltest, um dich für einen konkreten ETF zu entscheiden.
Die wichtigsten Kriterien sind meiner Meinung nach:
- das Fondsvolumen,
- die Höhe der jährlichen Verwaltungskosten (Total Expense Ratio (TER)),
- die Art der Gewinnverwendung und
- die Art der Indexnachbildung.
Das Fondsvolumen
Das Fondsvolumen in Millionen EUR oder USD sollte mindestens 100 Mio. betragen, da dann ein Indexfonds wirtschaftlich betrieben werden kann.
Die Gefahr ist dann eher gering, dass dieser ETF geschlossen oder mit einem anderen ETF zusammengelegt wird.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Höhe der TER.
Total Expense Ratio
Die Total Expense Ratio (TER) gibt die Höhe der jährlichen Verwaltungskosten an.
Diese fallen für die Verwaltung des ETFs an.
Beispielsweise lösen Indexanpassungen sowohl Zu- als auch Verkäufe von Aktien aus, die zu Transaktionskosten führen.
Die Höhe der TER lässt erkennen, wie wirtschaftlich ein Indexfonds betrieben wird.
Und je kleiner die TER, desto höher in der Tendenz die Nettorendite.
Denn die TER vermindern das Ergebnis des Index in Bezug auf einen ETF.
Die Rendite eines ETFs setzt sich also aus der Marktrendite abzüglich der TER zusammen.
Weiterhin spielt die Art der Gewinnverwendung eine Rolle.
Die Art der Gewinnverwendung
Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
Einmal die Ausschüttung der Gewinne und zum anderen die Einbehaltung des Gewinns, auch Thesaurierung genannt.
Wer regelmäßige Ausschüttungen, z. B. Dividendenzahlungen, erhalten möchte, wird sich für die ausschüttende Variante eines ETFs entscheiden.
Und wer langfristig Vermögen bilden möchte, wird sich eher für die thesaurierende Variante eines ETFs entscheiden.
Auch die Art der Indexnachbildung ist nicht unwichtig.
Die Art der Indexnachbildung
Am beliebtesten ist die physische Replikation:
Das bedeutet, der ETF kauft tatsächlich die im Index enthaltenen Aktien.
Hier gibt es keine besonderen Risiken, nur die Kosten einer physischen Replikation sind höher als bei der synthetischen Indexnachbildung.
Bei der synthetischen Nachbildung bildet der ETF einen Index nämlich nicht nach, sondern enthält im Falle eines Aktien-ETFs irgendwelche Aktien.
Und der täglich aktuelle Wert des jeweiligen Index wird durch durch einen Swap (Tauschgeschäft) durch eine Partnerbank garantiert.
Dabei gibt es jedoch ein zumindest theoretisches Risiko, das sogenannte Kontrahentenrisiko, dass darin besteht, dass diese Partnerbank insolvent gehen kann (Finanzkrise: Lehman Brothers).
Zwar werden Swaps heute besichert, doch haben viele Anleger ein ungutes Gefühl bei synthetischen ETFs.
Owohl sie in der Regel niedrigere TER haben als physisch replizierende ETFs.
Deshalb werden physisch replizierende ETFs wesentlich stärker nachgefragt, obgleich sie wegen ihres höheren Aufwands (z. B. durch Indexanpassungen) eine höhere TER haben als die jeweilige synthetische Variante eines ETFs.
Nähere Informationen hierzu findest du u. a. in diesem Blogartikel:
Wie ETFs einen Index abbilden
Fazit
Börsengehandelte Indexfonds sind der Anlagetrend unserer Zeit und die Zukunft der Geldanlage für Privatanleger.
Doch viele Privatanleger kennen ETFs noch gar nicht, weil Finanz-Know-how in der Bevölkerung eher wenig verbreitet ist.
Schließlich wird es weder an Schulen noch Universitäten gelehrt.
Deshalb gilt es stetig Aufklärungsarbeit zu leisten, wie ich es u. a. durch diesen Artikel und auf meinem Blog tue.
In ETFs kannst du mittels eines ETF-Sparplans bereits ab 25 EUR pro Monat (bei der Consorsbank und comdirect) in über 1.600 verschiedene Aktiengesellschaften weltweit (bei einem ETF auf den MSCI World Index) investieren.
Wo sonst bekommst du für so wenig Geld so viel Risikostreuung?
Das geht nur bei ETFs.
Und dabei sind die entstehenden Kosten zudem sehr überschaubar.
Denn bei einem ETF-Sparplan kannst du – je nachdem in welche Indexfonds du investierst – sogar noch die Ordergebühren sparen, so dass nur die jeweiligen jährlichen Verwaltungskosten anfallen.
Auf diese Weise fließen dann tatsächlich 100 Prozent deines Sparbeitrages in den jeweiligen ETF-Sparplan.
Und den dran:
Je eher du anfängst zu sparen, desto weniger musst du pro Monat zurücklegen.
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Hallo Jürgen,
vielen Dank für Deine klasse und locker geschriebene Übersicht über börsennotierte Indexfonds.
Zunächst war ich etwas abgeschreckt, da es so unendlich viel aussieht. Die Informationsdichte hält sich aber in Grenzen und war nicht so schlimm wie von mir befürchtet. Ich meine das ganz positiv, denn überfrachtet werden mag ich auch nicht, dann bleibt ja nichts (bei mir wohlgemerkt) hängen.
Es ist wirklich ein Unding, dass Finanzwissen nicht gelehrt wird. Meiner Meinung nach, kann dies schon ab der Oberstufe anfangen. Auf der anderen Seite ist fraglich wie ein steifer Lehrplan dem gerecht werden könnte. Ich glaube, hier beißt sich System und Anspruch der Lehre. Interessanter finde ich die Möglichkeit einer AG nach der Schule von einem engagiertem Lehrer. Oder eine darauf ausgerichtete Online-Plattform, die eben solche AGs unterstützt. (Videos, Arbeitsmaterialien, Podcasts,…). Ernährungswissenschaften sehe ich da übrigens ebenfalls an mindestens gleicher Stelle.
Kennst Du das Buch von Dr. Gerd Kommer? Ich überlege mir die neu herauskommende Auflage zu holen.
Deine „Über mich“ Seite finde ich ebenfalls gut gelungen. Persönliche und klare Worte.
Danke.
Beste Grüße,
Martin
Hallo Martin,
danke für dieses nette Feedback, ich freue mich, dass dir der Artikel gefällt.
Das Buch von Gerd Kommer kann ich dir übrigens sehr empfehlen, denn er ist der Experte in Deutschland für ETFs.
Ein glückliches Hänchen beim Investieren und viele Grüße
Jürgen